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Aufsatz
Deutsch

Abendrealschule Crailsheim

keine 2017

Jörg S. ©
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ID# 81048







4 Nachdem Wilhelm Voigt sich bei der Polizei selbst angezeigt hat und erneut inhaftiert wurde, schreibt er an den Kaiser einen Brief, in dem er um Begnadigung bittet. Er stellt seine Entwicklung von früher Kindheit an dar und geht auch auf die Motive ein, die zur Besetzung des Köpenicker Rathauses und der Verhaftung des dortigen Bürgermeisters führte.

Die Dialoge mit dem Bürgermeister von Köpenick und dem Polizeidirektor und dem Gefängnisdirektor haben gezeigt, WV ist des Hochdeutschen mächtig.

Formulieren sie diesen Brief in aller Ausführlichkeit.


Gnadengesuch Wilhelm Voigts


Wilhelm II Wilhelm Voigt

Schloss Berlin Justizvollzugsanstalt Plötzensee

Spreeinsel Lehrterstraße


Gnadengesuch an Ihre

Majestät Kaiser Wilhelm II


Ihre Exzellenz haben gelacht über das, was ich in Köpenick gemacht habe. Das gibt mir den Mut, Eure Majestät vermittels dieses Gnadengesuchs um Aufhebung der mir auferlegten Gefängnisstrafe zu bitten.

Ihr, hochwohlgeborener Kaiser Deutschlands, möget verzeihen, dass ich untertänigst darum bitte, zu lesen, wie es zur Besetzung des Rathauses und der Verhaftung des Bürgermeisters daselbst kam. Ich konnte gar nicht anders, als selbigen nach Berlin kutschieren zu lassen.

Viele Jahrzehnte musste ich in verschiedenen Gefängnissen einsitzen. Ich geriet in einen Teufelskreis, aus dem es kein Entrinnen mehr gab. Wenn Eure Majestät an die Liebe glaubt, so werden Sie verstehen, wie es dazu kommen konnte. Meine erste Liebe endete sehr schnell, da ich, damals noch ohne Berufsausbildung und also auch ohne Geld, dem Mädchen, das ich liebte beim Tanz nichts spendieren konnte.

Ein anderer kam, der konnte ihr etwas spendieren. Sie verließ mich. In meiner Verzweiflung darüber, beging ich Posturkundenfälschung. Es ging um 300 Mark. Die brachten mir eine Haftstrafe von 15 Jahren ein. Danach kam ich, nun vorbestraft, nicht mehr zu einer Aufenthaltsgenehmigung in dem von mir geliebten Vaterlande.

Ich wollte nicht illegal über die Grenze nach Bukarest, wo ich schon einmal gearbeitet hatte. Ich liebe mein Vaterland und ich will ganz unbedingt einst hier begraben werden. Die beschriebene Entwicklung führte dann dazu, dass ich aus purer Verzweiflung eine Tat beging, die meine Person ins Rampenlicht der Öffentlichkeit zerrte.

Zu meiner Verteidigung kann ich vorbringen: Obwohl ich nie habe Soldat sein dürfen, als Vorbestrafter wird niemand in die Kaiserliche Armee rekrutiert, kenne ich das Exerzierreglement in und auswendig. Meine Befehle waren so erteilt, dass der Köpenicker Magistrat den von mir kommandierten Soldaten keinen Gehorsam verweigerte.

Ihro Majestät selbst haben die Disziplin gelobt, mit der meine Aktion durchgeführt wurde. Ich wollte auch keinesfalls die Kasse leeren, die ich auf dem Rathaus überprüfen ließ. Mein Ziel, war die Vernichtung der Akten, in denen meine Straftaten dokumentiert waren und ein Pass, damit ich endlich Arbeit finden konnte.

Wie sie sicherlich wissen, habe ich das viele Geld nicht dazu benutzt, um flüchtig zu werden. Es wäre mir wie Fahnenflucht vorgekommen, damit ins Ausland zu verschwinden. Wie ernsthaft meine mehrfach fehlgeschlagenen Versuche, Arbeit zu finden, waren, entnehmen sie bitte auch der Tatsache, dass ich im Gefängnis zum Schuster an Maschinen ausgebildet werden konnte.

Ihr Regiment hat so vielen Gutes erwiesen, dass auch ich darauf vertrauen will, Eurer Gnade teilhaftig zu werden.

Mein Schicksal ruht in Ihren Händen.

Ihr ergebenster Untertan

Wilhelm Voigt

Plötzensee, den 3. September 1910



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