Der
Grossinquisitor; Fragen zum Buch
Was
will Jesus für die Menschen, was ist sein Programm?
Was will der
Grossinquisitor, was ist sein Programm für die Menschen?
Die
drei Versuchungen des Teufels: Stein zu Brot werden lassen
(Geheimnis)
Sturz von der Tempelrinne (Wunder)
Macht des Kaisers
(Schwert des Kaisers) (Autorität)
Die
erste Versuchung lehnte Jesus mit den Worten: „Der Mensch lebt
nicht nur von Brot, sondern von jedem Wort, das aus Gottes Mund
kommt.“
Der zweiten Versuchung entgegnete Jesus: „Du sollst
den Herrn, deinen Gott, nicht auf die Probe stellen.“
Auch die
dritte Versuchung lehnte Jesus ab.
Was ist nun das Motiv von
Jesus?
Jesus will nur die Freiheit der Menschen. Er will nicht,
dass sie ihm folgen, weil sie aus irgendeinem Grund dazu gezwungen
werden, auch nicht in ihrem Unterbewusstsein.
Er lehnte es ab,
die Steine zu Brot zu machen, da die Menschen, welche grossen Hunger
hatten und nichts zu essen, ihm nur gefolgt wären da er Brot hatte.
Es wäre nicht ihre eigene Entscheidung gewesen, die sie aus tiefstem
Herzen gefällt hätten.
Sie wären nur ihren Urinstinkten
gefolgt, welche sie am Leben gelassen hätten, die Menschen wären
Sklaven ihrer eigenen Triebe gewesen. Jesus wollte kein
Tauschgeschäft in dem er dem Menschen etwas gab, um etwas als
Gegenleistung zurück zu bekommen(S.21)
Warum wollte Jesus nicht
beweisen, dass er Gottes Sohn war? Warum wollte er nicht von der
Tempelrinne stürzen?
Es gibt drei Dinge, welche es einem ‚Führer‘
ermöglichen die Menschen zu leiten; Das Wunder, das Geheimnis und
die Autorität. Mit diesen drei Dingen würden die Menschen dir
überall hin folgen.
Wäre Jesus nun von der Tempelrinne
gesprungen, so wäre dies ein Wunder gewesen, da er überlebt hätte.
Dies wäre für die Menschen ein Geheimnis gewesen, welches sie
niemals richtig hätten begreifen können, Jesus hätte die Autorität
somit gehabt(S.26).
Zuletzt die Macht des Kaisers. Wie konnte
Jesus sie abweisen?
Jesus wollte keine äussere Macht. Er wollte
nicht, dass die Menschen gehorchen mussten, weil es ihnen gesagt
wurde, er wollte, dass sie Gott alleine gehören.
Doch sie
sollten Gott nicht gehören, weil Gott es ihnen sagte, er wollte,
dass sie Gott gehörten, weil sie Gott alleine gehören wollten. Was
darauf basiert, dass sie sich für Gott entscheiden und sich zu Gott
alleine bekennen(S.30&31).
Ursprünglich
bedeutet das Wort ‚glauben‘ (im Sinne von ‚an Gott glauben‘)
eigentlich vertrauen, und nicht ‚glauben, dass etwas so ist‘.
Wenn
die Menschen nun an Gott glauben sollten, so sollten sie in und auf
Gott vertrauen(S.28).
Weil Jesus wollte, dass die Menschen ihm nur
aus freien Stücken folgten und gar keinen Grund hatten es aus
irgendeinem Zwang heraus zu tun, lehnte er alle diese Versuchungen
ab.
Jesus handelt in meinen Augen aber widersprüchlich, da er
unter andrem ein blindes Mädchen wieder sehend macht und Tote zum
Leben erweckt, was ich meines Zeichens als ein Wunder ansehe.
Im
Buch, ‚Der Grossinquisitor‘ von Fjodor Dostojewskij wird klar
gesagt, dass das Wunder, das Geheimnis und die Autorität Elemente
sind um den Mensch zu fesseln und ihn sich zu unterwerfen.
Da
Jesus die Menschen nicht beeinflussen will, sollte er auch nicht
einen Toten wieder zum Leben erwecken.
Man könnte es aber auch
anders interpretieren.
Man könnte die Wunder, welche Jesus
geschehen lässt so analysieren, dass diese Ereignisse einfach so
passieren. Das würde bedeuten, dass Jesus sie nicht geschehen lassen
will, womit seine Prinzipien wieder erfüllt wären.
Der
Grossinquisitor hingegen vertritt ganz andere Ansichten.
Er wirft
Jesus vor, dass es eine Qual ist frei zu sein, ausserdem beschuldigt
er ihn, dass er nicht einfach so auf die Erde kommen kann und etwas
an seinen bereits gesagten Worten ändern oder ergänzen kann wie es
ihm beliebt(S.16).
Jesus hatte der Kirche aufgetragen, den
Menschen glücklich zu machen, was die Kirche nun ihres Zeichens
mache(S.17).
Die Kirche habe die Versuchungen angenommen, um genau
diesen Auftrag zu erfüllen, sie nahm die Sünde auf sich, damit der
schwache Mensch nicht in Ungnade fallen musste.
Die Kirche nahm
das Angebot mit den Steinen zu Brot werden lassen an, sie bietet
somit einen Weg für ein gutes Leben, ohne grosse Entbehrungen.
Den
Sturz von der Tempelrinne bejaht sie auch, sie kann so den Menschen
fesseln, damit er ihr folgen wird, als sie dann das Schwert des
Kaisers annimmt, geht die Kirche den Packt mit dem Teufel ganz ein.
Der Grossinquisitor wirft Jesus im Verlaufe des Buches vor, dass
er(Jesus) die Menschen eigentlich gar nicht liebe, und nur die Kirche
das Beste für den Menschen will, weil sie nicht nur eine Religion
für die die ganz Starken, die Elite bietet.
Da die Kirche dem
Menschen im guten Masse Spiel, Arbeit und Sünde bieten kann, ist es
nicht schwierig, dem Pfad zu folgen. Man muss sich nicht mit der
Freiheit quälen, man weiss, was man darf und was nicht, was zu
erstreben ist und was unterlassen werden soll.
Der
Grossinquisitor selbst glaubt nicht wirklich an Gott, doch er
empfindet Liebe mit den Menschen, ich denke, er empfindet auch
Mitleid mit den Menschen und auch mit sich selbst.
Er will sich
nicht quälen mit der Frage, was richtig und falsch ist, die Freiheit
ist nichts für ihn. Folglich ist auch er eine schwache Seele.
Jesus
will den Menschen nicht fesseln oder ihn durch Wunder fügsam machen,
er will dass sie ihm aus eigenem Willen folgen.
Der Teufel
verfolgt keine solchen Prinzipien.
Also ist meine These, dass der
Teufel den Grossinquisitor, welcher die Kirche darstellt, gefesselt
hat.
In dem er ihr Wunder, Geheimnis und Autorität geschenkt hat,
war die Kirche ihm verfallen.
Die Beweggründe der Kirche mögen
nobel gewesen sein, doch am Schluss war sie auch nur der Sklave ihrer
eigenen Wünsche.
Was mich zu der Annahme führt, dass die Kirche
gefesselt vom Teufel ist, während der Mensch gefesselt von der
Kirche ist.
Das würde für mich den Grund ergeben, warum dass
Jesus nach all den Jahren noch einmal auf die Welt kommt.
Er will
die Menschen noch einmal befreien.
Das würde in meinen Augen auch
die Schlussszene erklären, warum Jesus nach all den Vorwürfen dem
Grossinquisitor trotzdem einen Kuss gibt; es ist ein Kuss der
Vergebung, der Güte und der Grosszügigkeit.