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Reflexion
Deutsch

Dietrich-Bonhoefer-Gymnasium Weinheim

14 NP, 2015

Sven A. ©
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:Der ganz normale Wahnsinn

David Gieselmanns „Container Paris“ im Heidelberger Theater am 30. April 2015 (Uhraufführung)

Das Thema Globalisierung ist brandaktuell. Das hat sich vermutlich auch David Gieselmann, der Autor des Stückes, gedacht.

Mit „Container Paris“ wollte Christian Brey (Regie) ein modernes Stück über Globalisierung bzw. Antiglobalisierung inszenieren, welche dabei auf eine möglichst unterhaltsame und alberne Art und Weise behandelt werden sollte.

Das Kernthema des Stücks ist dabei, dass heutzutage alles und somit auch nichts durch die richtige Vermarktung der Grundstein eines Spekulationsgeschäftes werden kann. Diese Spekulationsblase kann jedoch so schnell wie sie entstanden ist auch wieder platzen. Blasen sind dabei ein Motiv, das sich durch das komplette Stück zieht, als Beispiel trägt das einzige Lied im Stück den Namen „Bubbles“ (Blasen).

Das Stück beginnt mit einer Szene in der sich der Hauptakteur Hans Peter Grothe (Torben Kessler) und seine Frau Linda (Verena Bukal) von Hans Peters Chef (Sasha Nathan) verabschieden, nachdem sie ihn bei sich zuhause bekocht haben. Direkt wird der Zuschauer in die Groteskheit des gesamten Stückes eingeführt als Hans Peter seinem Chef vorschlägt sich an den Kosten des Abendessens zu beteiligen.

Dabei kommen sie auf das Hauptthema des Stückes zu sprechen: Hans Peter Grothe, der Mitarbeiter bei einer Logistik Fima ist, hat von seinem Chef den Auftrag bekommen nach einem verloren gegangenen Transportcontainer zu suchen. Dabei ist der Inhalt, die Herkunft und der Grund warum dieser so wichtig ist, unbekannt.

Seine Suche Führt Hans Peter, am Tag nach dem Essen mit seinem Chef, nach Paris wo er in seinem Hotel auf das Topmodel Lynn Preston (Katarina Bach) (Auf der Google Rangliste noch VOR Porno!) kennenlernt. Diese ist total durchgeknallt, scheint drogenabhängig zu sein und leidet unter extremen Schlafstörungen.

Hans Peter hilft ihr indem er ihr ein starkes Schlafmittel besorgt. Des Weiteren erfährt er in Paris von einer „Konkurrentin (Picco von Grothe), dass er anscheinend nicht der einzige ist, der den Container sucht, der Konkurrenz jedoch voraus ist, da er einen Lieferschein des Containers besitzt.

Diesen muss er einige Male aus seinem Jackett befördern um ihn vorzuzeigen, was jedes Mal eine völlig absurde Situation erzeugt, da dieser immer winzig klein zusammengefaltet ist und er ihn daher in gefühlt minutenlanger Arbeit auseinander falten muss. Hans Peters Frau macht sich derzeit Sorgen um ihren Mann und reist deshalb ebenen falls nach Paris.

Seine Suche führt ihn weiter nach Oslo, dort trifft er wieder auf das Model Lynn Preston, ihren dauergenervten und leicht feminin wirkenden Assistenten Gustav (Thomas Huber), seine Konkurrentin aus Paris und auf seinen Chef der ihm nachgereist ist um nach dem Rechten zu sehen. All diese Leute schließen sich der Suche nach dem Container an.

Diese Suche bekommt immer mehr Aufmerksamkeit und Hans Peter und seine Frau werden reich. Am Ende wird der Container gefunden, wodurch das Spekulationsgeschäft zusammenbricht. Als Grothes Chef den Container dann öffnet entfahren diesem nur die Worte. „Ach “. Das Publikum bekommt den Inhalt nicht zu Gesicht.

Das Stück ist mit seiner Dauer von 1 Stunde 45 Minuten alles andere als langatmig. Was sich unteranderem auf die, mit einer wahnsinnigen Geschwindigkeit vorgetragenen, Monologe der Akteure zurückführen lässt, die den Zuschauer jedoch auch mächtig verwirren. Zudem kommt es während des Stückes dauerhaft zur totalen Übertreibung durch nahezu alle Akteure.

Durch diese Ãœbertreibungen und die wahnsinnige Geschwindigkeit wird eine Dauerkomik erzeugt.

Ein weiterer Kritikpunkt ist das Ende des Stückes. Es ist relativ unspektakulär, geradezu flach. Zudem werden mit keinem Wort die negativen Seiten bzw. Folgen eines geplatzten Spekulationsgeschäftes erwähnt.

Demgegenüber steht die großartige schauspielerische Leistung, die das Stück zu einem wahren Erlebnis macht. Die unzähligen, bereits erwähnten Monologe, sind zwar wahnsinnig schnell gesprochen, aber trotzdem meist gut zu verstehen. Wenn sie mal nicht gut zu verstehen sind ist das sichtlich gewollt und der genaue Inhalt ist unwichtig.

Abgesehen vom klar verständlichen Hochdeutsch, spielen einige Akteure gekonnt mit Dialekten. So ahmt z.B. Thomas Huber, in der Rolle eines Schweizer Staatssekretärs, den Schweizer Akzent völlig übertrieben nach. Solche Einlagen sorgten beim Publikum für viel Gelächter.

Besonders hervorzuheben ist die Mimik und Gestik der Akteure die teilweise ebenfalls völlig übertrieben wirkt. Das verleiht der Komödie einen Slapstick artigen Charakter. Bestimmte Szenen wirken aufgrund der Gestik völlig absurd und prägten sich dem Zuschauer ein. Zum Beispiel rollt Lynn Preston in einer Szene mit einem beinahe Knäul artig verknoteten Körper über die schräge Bühnenkonstruktion.

Die Kostüme sind, von Lynn Preston abgesehen, schlicht gehalten und lenken dadurch nicht von der schauspielerischen Leistung ab.

Fehler bzw. Versprecher tauchten während der Vorführung so gut wie gar nicht auf. Nur einmal vergaß Thomas Huber bei einem unglaublich langen Monolog seinen Text. Nach einem schnellen Ruf zur/zum Souffleur/se spielte er jedoch unbeirrt weiter.

Von den Seiten ist er umgeben und somit getarnt von braunen Kartons die teilweise ebenfalls mit Papierblättern gefüllt sind. Im Hintergrund befindet sich eine Jalousie (wie in Büros üblich) und dahinter ein variabler Hintergrund, der meist die Aussicht auf eine Stadt suggeriert.

Im Vordergrund der Bühne ist ein langer leerer Streifen Bühnenfläche der multifunktional genutzt wird (Grothes Haus, Strand, Apotheke etc.)

Diese Blätterlandschaft erinnert im Zusammenhang mit den Jalousien an ein schräges verwüstetes Büro. Diese erzeugt eine surreale Arbeitsatmosphäre, welche die Grundstimmung des Stückes unterstützt. Da es zu keiner Änderung des Bühnenbildes kommt muss es vielseitig genutzt werden.

Dies gelingt durchaus. Auch die Idee, dass sich der Container bereits die ganze Zeit auf der Bühne befindet ist eine schlaue Lösung.



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