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Seminararbeit
Pädagogik

Universität Regensburg

2, Frau Zieglmeier, 2008

Jasmine F. ©
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ID# 67110







Einsatz von handheld1 elektronischen Wörterbüchern im Unterricht

Neben den beiden bekannten Säulen der Wörterbucharbeit im Rahmen des Fremdsprachenerwerbs – der traditionellen Papierversion und der PC-gestützten Wörterbücher auf CD-ROM oder im WWW – scheint sich eine dritte Säule immer besser zu etablieren – das handheld elektronische Wörterbuch.2 Im Folgenden beziehe ich mich fast ausschließlich auf Geräte der Firma Casio, wobei auch die Firmen Franklin und Sharp Sprachcomputer anbieten.

Im Rahmen des Oberkurses Fachdidaktik Französisch von Frau Zieglmeier hatten wir Gelegenheit unser Unterrichtskonzept zur Anwendung handheld elektronischer Wörterbücher im Fremdsprachenunterricht in einer elften Klasse Gymnasium zu erproben. Ein Klassensatz elektronischer Wörterbücher wurde uns von Casio zur Verfügung gestellt. Es handelte sich hierbei um das Modell EW-G300, welches besonders für Schule und Studium zu empfehlen ist: Es enthält sowohl das Wörterbuch Pons Schule und Studium Englisch als auch Französisch und für beide Sprachen ein einsprachiges Wörterbuch – das Oxford Advanced Learner’s Dictionary und den Micro Robert von Pons.

Das wäre an sich ein sehr guter Ausgangspunkt zum Einsatz im Unterricht, doch sind uns bei der Verwendung dieser Geräte nicht nur Vorteile begegnet, sondern es zeigten sich mit der Zeit auch einige Nachteile.


Handlichkeit und Gewichtsersparnis

Der auffälligste Unterschied zur Papierversion ist Größe und Gewicht des elektronischen Wörterbuchs. Aufgrund des leichten Gewichts – das EW-G300 wiegt nur 180 Gramm – fällt der Transport nicht schwer. Schüler können den Sprachcomputer bequem in ihrer Schultasche verstauen, ohne schwer tragen zu müssen und haben vier verschiedene Wörterbücher zur Verfügung. Neben der Gewichtsersparnis bleibt dank der Handlichkeit des Wörterbuchs noch genügend Platz für andere Lernmaterialien.

Zugriffsstruktur

Die Zugriffsstruktur des handheld elektronischen Wörterbuchs ist auf den ersten Blick leicht zu durchschauen. Ein Versuch am Sprachenzentrum der Uni Erlangen – Nürnberg bestätigt ihm eine intuitive Handhabung: Die Probanden gaben dem Sprachcomputer eine Durchschnittsnote von 2,1, wobei sie auf einer Skala von 1 (= sehr intuitiv) bis 6 (= absolut nicht intuitiv) wählen konnten (vgl. Koch / Oesterreicher / Weiß 2004: 31).

Die Übersichtlichkeit der Suchmaske und der Trefferliste sowie eine schnellere Suche statt langem Blättern führen zu einer höheren Motivation und Lernbereitschaft. Besonders im Umgang mit elektronischen Medien ist dies zu beobachten. Bei der Eingabe des Suchbegriffs zeigt sich bereits der Vorteil der Suchmaske: „In Abhängigkeit von den eingegebenen Buchstaben werden all diejenigen Einträge angezeigt, die als nächstmögliche aufgerufen werden können.“3 Der Zugriff auf den Wörterbucheintrag wird dadurch beschleunigt und die vollständige Eingabe des Suchwortes unterbleibt meistens.

Neben der Zeitersparnis bietet diese Suchfunktion einen weiteren Vorteil: Durch die Auswahl der Wörter wird das Umfeld des Suchwortes betrachtet und Wortfamilien können so leicht erkannt und memorisiert werden.

Der geteilte Bildschirm gibt dem Lernenden bereits einen ersten Eindruck über das Bedeutungsspektrum des Suchwortes. Die Eintragsstruktur bietet mehr Übersichtlichkeit und eine leichtere Auswahl der zum Kontext passenden Bedeutung. Der Eintrag ist in Unterebenen für Beispielsätze und idiomatische Wendungen aufteilt. Zudem wird kein Fließtext verwendet, sondern zur besseren Übersichtlichkeit Fett- sowie Kursivdruck mit linksbündiger Absatzrichtung (vgl. Oesterreicher / Rascher / Weiß 2007: 10).

Auf den ersten Blick scheint die Zugriffsstruktur des Sprachcomputers intuitiv zu handhaben sein, jedoch nur, was die Grundfunktion des Nachschlagens unbekannter Wörter betrifft. Die Studenten des Sprachenzentrums der Uni Erlangen-Nürnberg hatten Schwierigkeiten bei der Anwendung der vielen Zusatzfunktionen, die das handheld elektronische Wörterbuch bietet (vgl. Koch / Oesterreicher / Weiß 2004: 31).

Auch die Schüler unserer elften Klasse hatten Probleme einige Funktion autodidaktisch zu erfassen, weswegen wir eine kurze Einführung in die Zusatzfunktionen des Geräts gaben. Zu den Funktionen, die im Selbstlernprozess Hindernisse darstellen können, gehören die Funktion zur Anzeige des Verlaufs und die Sprungfunktion, welche den Wechsel in andere Wörterbücher ermöglicht.

Zudem kann auch die Gefahr, das erstbeste Ergebnis als Lösung zu verwenden, eingedämmt werden: Bei Zuhilfenahme des elektronischen Wörterbuchs treten zehn Prozent mehr Übersetzungsfehler auf, die oft genau hier ihren Ursprung haben (vgl. Koch / Oesterreicher / Weiß 2004: 32).


Problemfelder: Rechtschreibung und Aussprache

Die Suche nach Wörtern, deren Orthographie man nicht genau kennt, ist mit einem „normalen“ Wörterbuch kaum möglich. Eine Alternative bieten elektronische Wörterbücher: Eine Rechtschreibprüfung, in der ein Wort eingegeben werden kann, wie der Anwender die Schreibung vermutet, zeigt nach kurzer Suche, wie das Wort wirklich geschrieben wird. Dies funktioniert natürlich nur bis zu einem gewissen Grad.

Letzteres liefert Ergebnisse in einer Wortfamilie: Gibt man patiss* ein, erhält man als Treffer pâtisserie, pâtissier/ière, pâtissier-glacier und kann sie als Wortfeld lernen. Auch bei partiellen Verständnisschwierigkeiten vor allem im Bereich des Hörverstehens ist eine Suche mit dem Sprachcomputer nicht aussichtslos, mit der Papierversion hingegen schon.

Beim Wörterbucheinsatz kann die Lautschrift vor allem Nicht-Philologen vor ein Problem stellen. Besonders Schüler haben mit der phonetischen Umschrift zu kämpfen. Davon sind auch die elektronischen Wörterbücher nicht ausgenommen. So muss bei der Suche nach einem unbekannten Wort die phonetische Umschrift vom Schüler gelesen werden können, damit das gesuchte Wort auch unter den Treffern identifiziert werden kann (vgl. Oesterreicher / Rascher / Weiß 2007: 9).


Beispielsatz- und Idiomsuche

Für rezeptive Aufgaben nur von untergeordneter Bedeutung, für die Textproduktion jedoch relevant ist die Beispielsatz- und Idiomsuche, die ein leichtes Finden idiomatischer Wendungen ermöglicht. Neben Casio bieten mittlerweile auch Sharp und Franklin diese Funktion an. Dem Lernenden wird ermöglicht seine aktive, kollokative Kompetenz auszubauen, wobei Beispielsätze und idiomatischen Wendungen als kleiner Korpus dienen können (vgl. Koch / Oesterreicher / Weiß 2004: 31).

Casio trennt bei seinen neuen Geräten idiomatische Ausdrücke von Beispielsätzen, wodurch die unterschiedlichen Funktionsweisen dieser Wörterbuchangaben verdeutlicht werden:

Die Eingabe von Beispielsätzen hilft sowohl bei Übersetzungen als auch bei der Produktion von eigenen Texten in der Fremdsprache. Die Beispielsatzsuche zeigt dem Lernenden wie ein Wort im Kontext verwendet wird. Ein passendes Äquivalent zum muttersprachlichen Ausdruck kann gefunden werden. Der Schüler kann ein Stichwort in die Beispielsatzsuche des einsprachigen Wörterbuchs eingeben, um beispielsweise den richtigen präpositionalen oder syntaktischen Anschluss eines Verbs zu finden.


Multi-Wörterbuchsuche und Mehrsprachigkeitskompetenz

Die Möglichkeit schnell in andere Wörterbücher zu springen hat man mit einem Nachschlagewerk in Papierform nicht. Durch eine Querverbindung unter den einzelnen Wörterbüchern ermöglicht das handheld elektronische Wörterbuch dem Anwender mithilfe der Sprungfunktion zwischen den einzelnen Nachschlagewerken hin- und her zu schalten.

Mit der Multi-Wörterbuchsuche können alle enthaltenen Wörterbücher nach Suchbegriffen in Beispielsätzen oder idiomatischen Wendungen durchsucht und die Ergebnisse dann in Form von Registrierkarten gegliedert angezeigt werden. Dadurch wird eine Mehrfacheingabe pro Wörterbuch vermieden und der Lernende kann komfortabel zwischen den jeweiligen Wörterbüchern wechseln.

„Da bei dieser Art der Suche immer alle enthaltenen Wörterbücher durchsucht werden, sind die dabei erzielten Ergebnisse immer mehrsprachig orientiert und können zu einem Ausbau der Mehrsprachigkeitskompetenz genutzt werden.“ (Oesterreicher / Rascher / Weiß 2007: 11)

Doch auch wenn ein Wörterbuch mehrere Sprachen beinhaltet, ist es per se noch kein Medium zur Erweiterung der Fremdsprachenkompetenz. Mehrsprachigkeit darf nicht als Fähigkeit verstanden werden durch den Erwerb einer Sprache eine Zweite leicht lernen und diese von ersterer abzuleiten zu können. Vielmehr sollte sie im Fremdsprachenunterricht in der Schule dafür stehen, Gemeinsames und Trennendes zweier oder mehrerer Sprachen zu erkennen (vgl. Oesterreicher / Rascher / Weiß 2007: 13).


Einsatz des Wörterbuchs als Lernmittel (Fremdsprachenlernmedium)

Der Sprachencomputer ist sogar in der Lage ein Karteikartensystem zu ersetzen. Durch die Kombination von Verlauf- und Favorit-Funktion kann eine umfangreiche Vokabelkartei aufbauen werden. Die Verlaufsfunktion speichert alle zuletzt aufgerufenen Wörterbucheinträge in chronologischer Reihenfolge, die der Anwender in seine Favoritenliste aufnehmen kann. In ihr wird der Worteintrag seiner Kategorie zugeordnet – Stichwort, Beispiel oder Idiom – und getrennt nach Sprachen gespeichert.

Im Gegensatz zum Vokabelheft wird in die Vokabelkarteiliste des elektronischen Wörterbuchs immer der gesamte Artikel aufgenommen, „so dass der Lernende beim Durcharbeiten und Aufrufen eines Eintrags quasi ‚zwangsweise‘ das jeweilige Wort kontextualisiert und u. U. sogar in verschiedene Bedeutungsbereiche unterteilt präsentiert bekommt.“ (Oesterreicher / Rascher / Weiß 2007: 12) Aber nicht nur die hohe Kontextualisierung zeichnet sich als Vorteil ab, sondern auch die schnelle Verfügbarkeit und Erstellbarkeit des Karteisystems (vgl. Oesterreicher / Rascher / Weiß 2007: 12).

Jedoch bringt dieses autodidaktische Lernsystem auch Nachteile mit sich: Schnell kann sich der Lernende selbst überfordern, wenn er bestrebt ist alle Bedeutungsbereiche eines Wortes zu memorisieren, was zu einer Lerndemotivation führen könnte. Zudem tritt leicht das Problem auf relevante von irrelevanten Lerninhalten zu unterscheiden. In diesem Fall könnte der Lehrer seiner Klasse Auswahlkriterien an die Hand geben und sie mit Übungen trainieren.


Ausblick

Der Einsatz von handheld elektronischen Wörterbüchern kann bei Beachtung einiger Grundregeln, positive Effekte auf die Wortschatzarbeit haben. Dennoch spricht meist ein hoher Preis bei Neuanschaffung gegen seinen Einsatz im Unterricht, die Preisspanne beträgt zwischen 130 und 300 Euro für ein Gerät. Ein weiterer Nachteil ist, dass kaum ein Hersteller dem Anwender die Zusammenstellung der Wörterbücher für seinen Sprachcomputer selbst bestimmen lässt.


Literatur

Koch, Ulrich / Oesterreicher, Mario / Weiß, Eckehart (2004): „Handheld elektronische Wörterbücher als neue Spracherwerbshilfen???“. In: Fremdsprachen und Hochschule 2004, Bd. 72.

Oesterreicher, Mario / Rascher, Carmen / Weiß Christian (12007): Ex word corner. Putting into Practice. Didaktische Handreichung zur Wörterbucharbeit Gymnasium Jahrgangsstufe 5-7. Norderstedt: Casio Europe GmbH (Hrsg.).

Oesterreicher, Mario / Tischer, Peter (22006): Look it up. Der praktische Wegweiser zum effektiven Wörterbucheinsatz von CASIO im Unterricht.Norderstedt: Casio Europe GmbH (Hrsg.).


1Um Verwechslungen mit Wörterbüchern für den Personal Computer zu vermeiden, verwendet man die Bezeichnung handheld, wenn man von kleinen, handlichen elektronischen Sprachcomputern spricht.

3Oesterreicher, Mario / Rascher, Carmen / Weiß Christian (12007): Ex word corner. Putting into Practice. Didaktische Handreichung zur Wörterbucharbeit Gymnasium Jahrgangsstufe 5-7. Norderstedt: Casio Europe GmbH (Hrsg.), S. 8.

4Hier muss das EW-G5500V von Casio erwähnt werden, welches aber leider vorwiegend für den geschäftlichen Einsatz ausgelegt ist, und das BDS 1900 von Franklin, welches sogar eine Funktion zur Aufnahme und Wiedergabe selbst gesprochener Wörter besitzt.

5Oesterreicher, Mario / Tischer, Peter (22006): Look it up. Der praktische Wegweiser zum effektiven Wörterbucheinsatz von CASIO im Unterricht. Norderstedt: Casio Europe GmbH (Hrsg.), S. 55.

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