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Seminararbeit / Hausarbeit

Der Begriff Sünde nach Paul Tillich

3.445 Wörter / ~12 Seiten sternsternsternsternstern Autorin Ines H. im Jul. 2014
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Seminararbeit
Theologie

Universität, Schule

Technische Universität Dortmund - TU

Note, Lehrer, Jahr

2,0, Maurer, 2013

Autor / Copyright
Ines H. ©
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Format: pdf
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Ohne Kopierschutz
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sternsternsternsternstern
ID# 41308







Der Begriff Sünde nach Paul Tillich


Inhalt

1 Einleitung 2

2 Analyse 3

3 Didaktische Reflexion 5 3.1 Lernziel 5

3.2 Lehrplanbezüge 6

3.3 Literatur 8

3.3.1 Biblische Texte 8

3.3.1 AT 8

3.3.2 NT 9

3.3.2 Andere 10 3.4 Methodik und Medien 10

4 Fazit 11

5 Quellen 12

1 Einleitung

Theologische Rede von der Sünde steht […] vor gravierenden Kommunikationsproblemen. Sie darf deshalb das verbreitete, umgangssprachliche Verständnis der Rede von der Sünde nicht abstrakt negieren. Sie muss an das moralische Verständnis […] kritisch-konstruktiv […] anschließen, um es religiös – auf die Auslegung des Gottesverhältnisses hin – zu transzendieren. (Gräb, 437 f.)

Dieses Zitat von W. Gräb gibt sehr treffend die den Religionslehrern begegnende Realität wieder, dass fast kein Bürger, geschweige denn Schüler, heute eine rein theologische Vorstellung von Sünde hat. Die gängige Assoziation beschränkt sich auf gesetzeswidriges oder unmoralisches Verhalten. In den Augen vieler Menschen und vor allem SuS ist Sünde ein Verstoß gegen das Gesetz oder die moralischen Normen.

Man spricht von Verkehrs- oder Umweltsündern. Oft wird der Begriff dermaßen bagatellisiert, dass er schon herangezogen wird, wenn jemand ein Stück Schokolade sündigt. Heutzutage „wird Sünde vorrangig als Tat (Aktualsünde) verstanden, nicht als Wirklichkeit, in der sich jeder Mensch schicksalhaft befindet.“ (Fricke, 104)

Diese Arbeit reflektiert den dogmatischen Grundbegriff Sünde in didaktischer Hinsicht. Es soll gezeigt werden, wie dieser Begriff sinnvoll in den Religionsunterricht integriert werden kann, damit SuS „Sünde in einem weiteren Bedeutungsspektrum verstehen bzw. zu einer Erweiterung ihres Horizontes kommen können, als dies in und durch die heutige Alltagssprache vorgegeben ist.“ (Fricke, 104) Die Arbeit bezieht sich auf die Schulform der Verfasserin (GyGe).

Dies geschieht indem zunächst eine Analyse des Begriffs an Hand eines Textauszuges aus Paul Tillichs SystematischerTheologie (Band II) erfolgt. Auf dieser Basis wird ein Lernziel formuliert. Außerdem werden Lehrpläne mit einbezogen, um aufzuzeigen, was die SuS laut Schulministerium über Sünde wissen sollten. Es folgen Literaturvorschläge für die Vorbereitung und Durchführung des hypothetischen Unterrichts.

Hier werden ausschließlich biblische Texte aufgeführt, wenngleich für den tatsächlichen Unterricht auch ein Blick über den biblischen Tellerrand in Form von Heranziehen anderer Quellen sinnvoll ist, um einen möglichst zeitgemäßen Bezug zum Thema Sünde herzustellen. Im Anschluss werden kurz die Medien und die Methodik vorgestellt, die für die Planung einer solchen Unterrichtsreihe geeignet und erforderlich scheinen.

Es folgt dann ein Fazit.

2 Analyse

Das Argumentationsprinzip welches Tillich seinem Text zu Grunde legt basiert auf der Unterscheidung zwischen Essenz und Existenz. Essenz ist die eigentliche Natur des Menschen (Tillich, 10), seine potentielle Vollkommenheit (Tillich, 69). Existenz hingegen ist das verwirklichte Sein des Menschen (Tillich, 10). Das essentielle Sein ist aber immer nur in seiner existentiellen Vergegenwärtigung präsent.

Als so genannte „träumende Unschuld“ hat es keine Aktualität, nur Potentialität (Tillich, 40). Diesem Konzept folgend heißt daher auch der Sündenfall bei Tillich nicht explizit Sünde sondern „Übergang vom essentiellen zum existentiellen Sein“ (Tillich, 37). Zur Veranschaulichung nutzt er die Genesiserzählung (Tillich, 37–52), an Hand derer er darlegt, wie es zum Fall kommen .....[Volltext lesen]

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Tillich baut in seinem Text „Die Existenz und die Erwartung des Christus“ die Definition des Begriffs Sünde strukturiert und überzeugend auf. Gemäß seiner Definition ist Sünde vieles. Es ist der biblische Begriff für Streben nach Erkenntnis. Es ist Entfremdung von der Essenz des Individuums hin zur Existenz. Es ist individuelle Schuld und Schuld am Ergehen der gesamten Menschheit.

Martin Rothgangel sagt in seinem Aufsatz „Der gute Religionslehrer“ zum Thema problemorientierter Religionsunterricht (PbU) dass „der Religionsbegriff von Paul Tillich als ‚Ergriffensein von dem, was uns bedingt angeht’ eine wesentliche Rolle spielt“ (Burrichter, 40). So ist es auch mit der Sünde. Sie geht uns alle an, nicht nur den Einzelnen, da alle Christen von Haus aus sündig veranlagt sind.

Umso wichtiger ist es, diesen Begriff im Verständnis der SuS von heute korrekt und fest zu verankern, gemäß eben jener Definition, die in der obigen Analyse von Tillichs Text dargelegt wird. Im Folgenden wird gezeigt, wie dies theoretisch aussehen könnte.

3 Didaktische Reflexion

3.1 Lernziel

Der Sündenfall bezeichnet nicht ein vorzeitig vergangenes Ereignis, sondern den jederzeit gegenwärtigen Bruch und Widerspruch zwischen dem, wozu Gott uns das Leben gibt und dem, wie wir es leben.“ (Fricke, 110)

Zu Beginn der Unterrichtsreihe sollte die Frage aufkommen, was die SuS eigentlich unter Sünde verstehen. Es wäre wenig effektiv, sie sofort mit theologischen Definitionen zu versorgen, da in diesem Fall das Ganze zu abstrakt wirken würde. Vielmehr sollte die Vermittlung der Thematik unter Einbezug und Aufarbeitung bzw. Weiterverarbeitung der eigenen Theorien der SuS erfolgen.

Die Rolle des Religionslehrers ist hier mehr begleitend als leitend; die SuS sollen zu dem Begriff auf Basis der Theorie von Tillich ihre eigenen Überlegungen anstellen und Definitionen anbringen. Einige Fragen, die die Lehrkraft hierbei sich selbst und den SuS zu stellen hat: Was ist Sünde für uns? Was kann ich vor mir verantworten? Wie steht es um uns bzw. Wie sündig ist die heutige Gesellschaft? Welches Menschenbild haben die SuS? Welche elementaren Erfahrungen haben diese SuS gemacht?

Anfangs denken Kinder noch sehr bildlich von bösem Verhalten. Jedoch können sie, je älter sie werden, immer abstrakter von Begriffen und Konzepten reden. In den Augen älterer (und zumeist auch bereits religiös sozialisierter) Kinder beschädigen die bösen Taten dann nicht mehr nur die Beziehung zum Mitmenschen, sondern eventuell auch die zu Gott. Den Kindern sollte dann nach und nach bewusst werden, dass alle Menschen Sünder sind.

Es gilt also den Begriff Sünde als theologischen Begriff schülergerecht verständlich zu machen. Die SuS sollen verstehen, dass die sündigen Menschen eher gestörte Gottesbeziehungen pflegen als konkret sündige Verhaltensweisen an den Tag zu legen. Dies liegt daran, dass die Menschen nach Gottesebenbildlichkeit streben. Eine treffende Formulierung zu diesem Thema liefert Werner Trutwin: „Der Mensch lebt in einer Spannung zwischen einer gottgewollten und einer gottfernen Welt.“ (Trutwin: Mensch, S. 78) Die Kernaussage, welche die Arbeitsdefinition für den Religionsunterricht ausmachen sollte, ist also: Sünde ist ein gestörtes Gottesverhältnis auf Grund des Strebens des Menschen nach vollendeter Gottesebenbildlichkeit.

Am Ende soll sowohl diese (je nach Jahrgangsstufe der SuS angemessen verständlich formulierte) Definition verinnerlicht worden sein als auch verantwortliches Handeln im Sinne des Evangeliums näher gebracht worden sein. Dies gilt für die spezifische Unterrichtsreihe aber natürlich auch für den Religionsu.....

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Im nächsten Unterkapitel werden einige Texte aufgeführt, die sich für diesbezüglichen Unterricht eignen.

In Inhaltsfeld 3 findet sich der Auftrag, die SuS über ihre Mitwirkung „an der Weltgestaltung“ aufzuklären. (ebda.)


Gegenstände dieses Inhaltsfeldes sind Motive, Aufgaben, Chancen und Grenzen von Weltgestaltung aus biblisch-christlicher Perspektive. In ihr wird der Mensch als Mitgestalter des andauernden Schöpfungshandelns Gottes verstanden, das wesentlich auf Gerechtigkeit, Menschenwürde und Freiheit sowie die Bewahrung der Schöpfung zielt. (ebda.)

Dieser Schwerpunkt kann im Unterricht durch die Thematisierung des Falls aufgegriffen werden. Hierzu eignen sich Genesis 3 und 4. (s. Kap. 3.3).

Inhaltsfeld 4 besagt, „dass Menschen nach christlichem Verständnis in Beziehung zu Gott und […] ihren Mitmenschen leben.“ (ebda.) Die Verbindung zu Tillich kann hier durch die Definition von Sünde als missglückte bzw. gestörte Beziehung des Menschen zu Gott auf Grund des Strebens nach Gottesebenbildlichkeit hergestellt werden.

In der Sekundarstufe II sollen die 6 folgenden Inhaltsfelder beachtet werden:

Inhaltsfeld 1: Der Mensch in christlicher Perspektive

Inhaltsfeld 2: Christliche Antworten auf die Gottesfrage

Inhaltsfeld 3: Das Evangelium von Jesus Christus

Inhaltsfeld 4: Die Kirche und .....

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3.3 Literatur


Selbstverständlich ist die wichtigste Textgrundlage für diese Arbeit der Textausschnitt aus Tillichs Systematischer Theologie, der für die Analyse des Begriffs Sünde die Arbeitsdefinition gibt. Dieser wurde im zweiten Kapitel genauer vorgestellt. Als weitere Grundlagen und mögliche Vorlagen für den Religionsunterricht dienen diverse biblische Bücher, die im Folgenden in Bezug auf Sünde referiert werden.

3.3.1 Biblische Texte

3.3.1.1 Altes Testament

Wie bereits in Kapitel 2 beschrieben dient Genesis 1-3 Tillich als Anschauungsmaterial für den Prozess des Übergangs von der Essenz zur Existenz und somit als Basis für die Beschreibung des Charakters der Sünde. So können diese Texte besonders gut für den Unterricht verwendet werden, da die Schöpfungsgeschichte als Thema eh Teil des Kernlehrplans ist. „Für das Christentum besonders wirkmächtig war die ‚Sündenfallgeschichte’ in Gen 3, obwohl weder [die Worte] ‚Sünde’ noch ‚Fall’ auftauchen!“ (Fricke, S. 104) Die Erzählung berichtet von in Versuchung geführten Individuen, die eine verwerfliche Tat begehen.

„Frau und Mann sind ganz und gar nicht ‚wie Gott’ geworden. Das Böse, das sie taten, hat sie entstellt aus seiner Nähe vertrieben.“ (Trutwin: Leben, S. 80) Die SuS können hier gut den Konflikt des Menschen erkennen, dass er einerseits ein Geschöpf Gottes ist und eine intakte Beziehung zu ihm pflegen sollte, andererseits diese Beziehung überspitzt indem er Gottes Großzügigkeit ausnutzt und sich auf eine Stufe mit ihm stellen will.

Wichtige Motive sind hier das ‚so sein wollen wie Gott’ und die Untersc.....

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Um noch einmal eine Verbindung zu Tillich herzustellen lässt sich über das Neue Testament und die dortige Thematisierung der Sünde sagen, dass „das essentielle Sein unter den Bedingungen der Existenz […] das Neue Sein in Christus (ist)“. (Tillich, 130) Mit dem Erscheinen des Neuen Seins in Jesus Christus findet die Vereinigung von Essenz und Existenz statt.

3.3.2 Andere


Weitere Literaturvorschläge für den Unterricht zu diesem Thema könnten z.B. Texte zu Martin Luther und seiner Rechtfertigungslehre sein, oder das Buch DieWelle, welches das Thema (Kirche in der) NS-Zeit gekonnt aufgreift und mit dem Aspekt der Kollektivschuld spielt. Hier soll aber nicht der Geschichtsunterricht ersetzt werden sondern über die Begriffe Schuld, Verantwortung und Vergebung diskutiert werden.

Noch authentischer als (Sach-) Texte sind natürlich persönliche (Erfahrungs-) Berichte. Anhand von (Auto-) Biographien oder durch Filmausschnitte kann das Thema noch einmal aus einer anderen Perspektive angegangen werden.

3.4 Methodik und Medien

Die Methodik ist natürlich von der jeweiligen Unterrichtsstunde bzw. –situation abhängig. Nach der Darlegung des ‚Problems’ könnten zunächst von den SuS ihre eigenen Positionen zum Thema Sünde erfragt werden. Anschließend könnten Schülerpositionen gesammelt werden. Als weitere Arbeitsschritte könnten Diskussionen in Kleingruppen und in der Klasse durchgeführt werden.

Generell sollte das Thema auf eine systematisch-theologische Diskursebene gebracht werden statt lediglich bei textanalytischen Verfahren zu bleiben. Bei der Arbeit mit den (biblischen) Texten kann sowohl Stillarbeit als auch Partne.....

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Nichts desto trotz kann sie gut verständlich gemacht und auf viele Texte und Themen angewandt werden. Die Aufgabe, die SuS weg von einer allzu oberflächlichen, moralischen Vorstellung von Sünde im Sinne von schlechten Taten hin zu einem theologischen Begriff, der ein gestörtes Gottesverhältnis beschreibt, zu leiten, ist gewiss nicht zu unterschätzen, jedoch von enormer Wichtigkeit um die SuS angemessen religiös zu sozialisieren.



5 Quellen

Primärliteratur

Tillich, Paul: Der Begriff Sünde. In Systematische Theologie II, Stuttgart 1977, 25-68

Sekundärliteratur

Burrichter, Rita u.a.: Professionell Religion unterrichten. Ein Arbeitsbuch. W.

Kohlhammer, Stuttgart 2012

Fricke, Michael: Von Gott reden im Religionsunterricht. Vandenhoeck & Ruprecht,

Göttingen 2007

Gräb, W: Art. Sünde VIII. Praktisch-Theologisch, in TRE 32. Berlin/New York 2001

Trutwin, Werner: Neues Forum Religion. Mensch. Arbeitsbuch Ethik. Bayerischer

Schulbuchverlag, München 2010

Trutwin, Werner: Neues Forum Religion. Leben. Arbeitsbuch Ethik. Bayerischer

Schulbuchverlag, München 2009

Internetquellen

Kernlehrplan für das Gymnasium – Sekundarstufe I in NRW:

(zuletzt aufgerufen am 13.9.13)

Kernlehrplan für die Sekundarstufe II GyGe in NRW (Entwurf Verbändebeteiligung 19.4.13):

(zuletzt a.....


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