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Interpretation

Der Bauer von Gottfried August Bürger - Gedicht­ana­lyse

1.480 Wörter / ~3 Seiten sternsternsternsternstern Autorin Teresa W. im Sep. 2015
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Literaturanalysen zur Epoche Sturm und Drang: Die Abitur & Hausaufgabenhilfe: Interpretationen zu Johann Wolfgang v. Goethe, Friedrich Schiller. Matthias Claudius (Textanalysen, Band 7)
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Dokumenttyp

Interpretation
Deutsch

Universität, Schule

Helene-Weber Berufskolleg Paderborn

Note, Lehrer, Jahr

1,7, Mertens, 2014

Autor / Copyright
Teresa W. ©
Metadaten
Format: pdf
Größe: 0.03 Mb
Ohne Kopierschutz
Bewertung
sternsternsternsternstern
ID# 49450







Gedichtsanalyse „Der Bauer“

Das Gedicht „Der Bauer“ wurde von Gottfried August Bürger im Jahr 1775 verfasst. Es wurde aus dem Buch „Gedichte“ von A. Samer und W. Spemann, welches 1883 in Berlin und Stuttgart veröffentlicht wurde, entnommen.

Das Gedicht lässt sich in die Epoche „Sturm und Drang“ einordnen, da es mehrere Merkmale dieser Epoche aufweist: Es wendet sich gegen die Autorität, welche in diesem Gedicht der Fürst ist, das Volk, hier vertreten durch den Bauern, ist ein wichtiges Thema, die Gefühle und Empfindungen des Bauern werden klar dargestellt, es ist in einer individuellen künstlerischen Form verfasst worden, etc.

Das Thema dieses Gedichtes ist die Klage des Abhängigen gegen die Ungerechtigkeit des Fürsten.

Das Gedicht hat einen Untertitel, welcher zeigt, dass der Bauer sein Gedicht für eine Autorität verfasst hat. In der ersten Strophe fragt er den Fürsten, warum dessen Wagenrad ihn überrollen darf bzw. sein Pferd ihn treten darf. In der zweiten Strophe fragt er ihn, warum ihn der Hund des Fürsten beißen darf. In der dritten Strophe fragt er den Fürsten, warum er ihn jagen darf wie ein Tier. In der vierten Strophe wendet er sich wieder an den Fürsten und möchte ihm deutlich machen, dass die Saat, welche der Fürst zertritt, ein Verdienst des Bauern ist. In der fünften Strophe klagt er ihn an und meint, dass der Fürst für das Brot nicht arbeitet, sondern er selbst mit viel Fleiß. In der letzten Strophe stellt er die Frage, ob der Fürst wirklich denkt, dass er die Obrigkeit von Gott sei, da Gott segnet, der Fürst jedoch raubt. Der Bauer endet mit der Aussage, dass der Fürst nicht von Gott sei und bezeichnet ihn als Tyrannen.

Das Gedicht hat einen Untertitel und besteht aus sechs Strophen zu je drei Versen. Es weist kein Reimschema auf. Es wirkt so etwas ungeordnet und eventuell auch unüberlegt, was auch die Emotionen und die Wut, die aus dem Bauern hervorbrechen, deutlich machen. Das Versmaß ist ein 4hebiger bzw. 3hebiger Jambus. Die Kadenzen sind immer männlich, d.h. die Endungen werden betont. Dies verdeutlicht den Appell an bzw. den Protest gegen den Fürsten. Der Bauer macht seine Aussagen mit viel Nachdruck.

Im Folgenden werden exemplarisch besondere Gestaltungsmittel auf Wort- und Satzebene herausgearbeitet und deren Funktion erläutert.

Das Gedicht wurde weitgehend im Nominalstil verfasst: „Tyrann“ (s. V. 1), „Fürst“ (s. V. 2), „Wagenrad“ (s. V. 3), „Jagdhund“ (s. V. 6), „Jagd“ (s. V. 9), „Wild“ (s. V. 10), „ Fleiß“ (s. V. 16), „Brot“ (s. V. 16), „Obrigkeit“ (s. V. 17), „Gott“ (s. V. 17), „Segen“ (s. V. 18), u.v.m. Die Nomen zeigen, dass Bereiche im Leben des Bauernangesprochen werden, in denen der Bauer geschädigt wird, wie z.B. in der Ernte (vgl. V. 11ff), die der Fürst sich nimmt, obwohl der Bauer hart dafür gearbeitet hat, und Situationen, durch die der Bauer ebenfalls geschädigt wird, beispielsweise, dass der Bauer wie ein Tier gejagt wird (vgl. V. 8ff). Zum Teil sind diese Nomen jedoch erst durch die zugehörigen Verben kritikenthaltend, beispielsweise dass das Wagenrad und das Pferd des Fürsten den Bauern zerrollen bzw. zerschlagen (vgl. V. 3f).

Die ersten fünf Strophen wurden in Hypotaxen verfasst: „Wer bist du, Fürst, dass ohne Scheu Zerrollen mich dein Wagenrad, Zerschlagen darf dein Ross?“ (s. V. 2ff). Die Hypotaxen zeigen die vielen Gedanken des Bauern und lassen die Aussagen des Bauern besonders eindringlich wirken. Die letzte Strophe wurde in Parataxen verfasst: „Ha! Du wärst Obrigkeit von Gott? Gott spendet Segen aus; du raubst! Du nicht von Gott, Tyrann!“ (s. V. 17ff). Seine starken Gefühle und Empfindungen erreichen hier ihren Höhepunkt und brechen aus ihm heraus. Es ist ebenfalls ein Fazit und fasst die Aussagen kurz und bündig zusammen, bzw. bringt sie auf den Punkt.

In dem letzten Vers ist eine Ellipse zu finden: „Du nicht von Gott, Tyrann!“. Das Wesentliche wird hier hervorgehoben: Der Fürst kann, nach Meinung des Bauern, nicht von Gott sein.

Es gibt einige Ausrufe in dem Gedicht, so beispielsweise in Vers 16: „Mein, mein ist Fleiß und Brot!“. Der Bauer stellt seine Meinung deutlich klar. Seine unterdrückte Wut, die er gegenüber der Ungerechtigkeit des Fürsten empfindet, wird ebenfalls deutlich. Unter anderem sind diese Ausrufe Antworten auf Fragen, wie z.B. in der letzten Strophe: „Du nicht von Gott, Tyrann!“ (s. V. 19) als Antwort auf die Frage, ob der Fürst die Obrigkeit von Gott sei (vgl. V. 17). Zum anderen wird deutlich, dass der Bauer so direkte Kritik übt, währenddessen er dies durch die Fragen eher indirekt tut.

In dem Gedicht gibt es viele Fragesätze: „Wer bist du?“ (s. V. 2). Diese verdeutlichen zum einen das Unverständnis des Bauern: Er kann nicht verstehen, wie der Fürst zu dem Recht kommt, so erniedrigend zu handeln. Zum anderen zeigen die Fragen eine gewisse Kritik, da der Bauern den Fürsten direkt herausfordert, dazu zu stehen.

In dem Gedicht gibt es viele Fragesätze: „Wer bist du?“ (s. V. 2). Diese verdeutlichen zum einen das Unverständnis des Bauern: Er kann nicht verstehen, wie der Fürst zu dem Recht kommt, so erniedrigend zu handeln. Zum anderen zeigen die Fragen eine gewisse Kritik, da der Bauern den Fürsten direkt herausfordert, dazu zu stehen.

Auffällig ist, dass der Bauer öfters das Personalpronomen „du“ wiederholt: „Wer bist du. Fürst“ (s. V. 2), „du raubst!“ (s. V. 18) u.v.m. Eine solche direkte Anrede einem Fürsten gegenüber war in der damaligen Zeit unüblich und zeugt von Respektlosigkeit des Bauern seinem Fürsten gegenüber. Es ist ebenfalls ein Wagnis, den Fürsten so direkt anzusprechen.

Es lässt sich zudem eine Wiederholung des Wortes „mein“ in Vers 16 finden: „Mein, mein ist Fleiß und Brot!“. Damit möchte der Bauer besonders eindringlich deutlich machen, dass es wirklich sein Verdienst ist und nicht der Verdienst des Fürsten.

In dem Gedicht lassen sich mehrere Hendiadyoins finden: „Saat und Forst“ (s. V. 8), „Egg‘ und Pflug“ (s. V. 14), „Fleiß und Brot“ (s. V. 16). Diese verstärken die jeweiligen Aussagen des Bauern, wie, dass er beispielsweise viel arbeitet, mit Egge und Pflug, dass die Arbeit und das Brot sein Verdienst sind usw.

In der letzten Strophe, im 17. Vers ist eine Evokation vorhanden: „Ha!“. Der Bauer scheint den Fürsten auszulachen und bringt mit diesem Ausruf seine ganze Verachtung ihm gegenüber zum Ausdruck. Er findet es lächerlich, dass der Fürst sich selbst als Obrigkeit von Gott ansieht und dann aber so ungerecht und egoistisch handelt.

Nun werden die stilistisch- rhetorischen Gestaltungsmittel exemplarisch herausgearbeitet und deren Funktion auf Bild- und Ausdrucksebene erläutert.

Die rhetorischen Fragen in dem Gedicht sind den Fragesätzen, welche bereits in der Wort-und Satzebene betrachtet worden sind, gleichzustellen: „Wer bist du, Fürst“ (s. V. 2). Es sind Vorwürfe an den Fürsten und nach Meinung des Bauern, hat der Fürst auch keine Antwort darauf und kann sich für dieses egoistische Handeln nicht rechtfertigen.

Diese Fragen wiederholen sich (Anapher) in den ersten drei Strophen. Der Bauer stellt die Autorität bzw. den Fürsten also mehrmals in Frage. Seiner Missachtung ihm gegenüber wird Nachdruck verliehen.

In Vers 10 ist ein Vergleich zu finden: „Entatmet, wie das Wild?“ Der Fürst jagt den Bauern. Der Bauer vergleicht sich hier mit einem Tier bzw. Jagdwild, das bedeutet, dass er sich wie ein Tier behandelt fühlt und der Fürst ihm keine menschliche Würde entgegenbringt.

In der letzten Strophe ist eine Gegenüberstellung zu finden: „Gott spendet Segen aus; du raubst!“ (s. V. 18). Gott ist also gut, der Fürst böse. Daraus schlussfolgert der Bauer, dass der Fürst nicht von Gott eingesetzt ist und möchte ihm demnach auch keinen Respekt entgegenbringen. Das Negative, in dem Fall das Handeln des Fürsten, wird durch die Gegenüberstellung mit Gutem, hier der Segen Gottes, verstärkt.

Der erste Vers ist eine Ironie: „An seinen durchlauchtigen Tyrannen“. Es ist erkennbar, dass das Gedicht einer Autorität gewidmet ist. Jedoch verspottet der Bauer diese durch das Wort „Tyrann“ und macht somit sofort zu Beginn deutlich, was er von dieser Autorität hält.

In Vers 10 und 16 macht der Dichter Gedankenstriche: „Entatmet, wie das Wild? –“ (s. V. 10); „Mein, mein ist Fleiß und Brot! –“ (s. V. 16). Dadurch unterteil der Dichter seine Gedanken. Im ersten Abschnitt (bis Zeile 10) stellt er viele Fragen an den Fürsten, im zweiten Abschnitt (bis Vers 16) macht er ihm direkt Vorwürfe und im dritten Abschnitt zieht er ein Fazit.

Im Folgenden wird die inhaltliche, formale, sprachliche und stilistische Gestaltung des Gesichtes in ihrer Aussage zusammenfassen beurteilt.

Der Dichter lehnt sich mit diesem Gedicht gegen die Autorität auf und möchte deutlich machen, dass der Machthaber seine Stellung nicht missbrauchen darf und Untergebene nicht ausgenutzt werden sollten.

Dies wird durch die Analyse der formalen, sprachlichen und stilistischen Gestaltung deutlich. Der Bauer macht dem Fürsten Vorwürfe durch die vielen Fragen, übt direkte Kritik durch Ausrufe, vergleicht sich mit einem Tier, dem keine menschliche Würde entgegengebracht wird, verspottet den Fürsten und lehnt sich auch durch die direkte Anrede gegen ihn auf, der Dichter nutzt keinen Reim, welches auch eine Auflehnung gegen die Autorität ist usw.

Insgesamt wird auch inhaltlich deutlich, dass der Bauer sich ungerecht behandelt fühlt, da er viel arbeitet usw., der Fürst ihm dafür jedoch keinen Respekt entgegenbringt, sondern ihn sogar jagt usw. Er beschimpft ihn und macht seine Verachtung deutlich.




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