Gedichtsanalyse „Der
Bauer“
Das Gedicht „Der Bauer“ wurde
von Gottfried August Bürger im Jahr 1775 verfasst. Es wurde aus dem
Buch „Gedichte“ von A. Samer und W. Spemann, welches 1883 in
Berlin und Stuttgart veröffentlicht wurde, entnommen.
Das Gedicht lässt sich in die
Epoche „Sturm und Drang“ einordnen, da es mehrere Merkmale dieser
Epoche aufweist: Es wendet sich gegen die Autorität, welche in
diesem Gedicht der Fürst ist, das Volk, hier vertreten durch den
Bauern, ist ein wichtiges Thema, die Gefühle und Empfindungen des
Bauern werden klar dargestellt, es ist in einer individuellen
künstlerischen Form verfasst worden, etc.
Das Thema dieses Gedichtes ist die
Klage des Abhängigen gegen die Ungerechtigkeit des Fürsten.
Das Gedicht hat einen Untertitel,
welcher zeigt, dass der Bauer sein Gedicht für eine Autorität
verfasst hat. In der ersten Strophe fragt er den Fürsten, warum
dessen Wagenrad ihn überrollen darf bzw. sein Pferd ihn treten darf.
In der zweiten Strophe fragt er ihn, warum ihn der Hund des Fürsten
beißen darf. In der dritten Strophe fragt er den Fürsten, warum er
ihn jagen darf wie ein Tier. In der vierten Strophe wendet er sich
wieder an den Fürsten und möchte ihm deutlich machen, dass die
Saat, welche der Fürst zertritt, ein Verdienst des Bauern ist. In
der fünften Strophe klagt er ihn an und meint, dass der Fürst für
das Brot nicht arbeitet, sondern er selbst mit viel Fleiß. In der
letzten Strophe stellt er die Frage, ob der Fürst wirklich denkt,
dass er die Obrigkeit von Gott sei, da Gott segnet, der Fürst jedoch
raubt. Der Bauer endet mit der Aussage, dass der Fürst nicht von
Gott sei und bezeichnet ihn als Tyrannen.
Das Gedicht hat einen Untertitel und
besteht aus sechs Strophen zu je drei Versen. Es weist kein
Reimschema auf. Es wirkt so etwas ungeordnet und eventuell auch
unüberlegt, was auch die Emotionen und die Wut, die aus dem Bauern
hervorbrechen, deutlich machen. Das Versmaß ist ein 4hebiger bzw.
3hebiger Jambus. Die Kadenzen sind immer männlich, d.h. die Endungen
werden betont. Dies verdeutlicht den Appell an bzw. den Protest gegen
den Fürsten. Der Bauer macht seine Aussagen mit viel Nachdruck.
Im Folgenden werden exemplarisch
besondere Gestaltungsmittel auf Wort- und Satzebene herausgearbeitet
und deren Funktion erläutert.
Das Gedicht wurde weitgehend im
Nominalstil verfasst: „Tyrann“ (s. V. 1), „Fürst“ (s. V. 2),
„Wagenrad“ (s. V. 3), „Jagdhund“ (s. V. 6), „Jagd“ (s. V.
9), „Wild“ (s. V. 10), „ Fleiß“ (s. V. 16), „Brot“ (s.
V. 16), „Obrigkeit“ (s. V. 17), „Gott“ (s. V. 17), „Segen“
(s. V. 18), u.v.m. Die Nomen zeigen, dass Bereiche im Leben des
Bauernangesprochen werden, in denen der Bauer geschädigt wird, wie
z.B. in der Ernte (vgl. V. 11ff), die der Fürst sich nimmt, obwohl
der Bauer hart dafür gearbeitet hat, und Situationen, durch die der
Bauer ebenfalls geschädigt wird, beispielsweise, dass der Bauer wie
ein Tier gejagt wird (vgl. V. 8ff). Zum Teil sind diese Nomen jedoch
erst durch die zugehörigen Verben kritikenthaltend, beispielsweise
dass das Wagenrad und das Pferd des Fürsten den Bauern zerrollen
bzw. zerschlagen (vgl. V. 3f).
Die ersten fünf Strophen wurden in
Hypotaxen verfasst: „Wer bist du, Fürst, dass ohne Scheu Zerrollen
mich dein Wagenrad, Zerschlagen darf dein Ross?“ (s. V. 2ff). Die
Hypotaxen zeigen die vielen Gedanken des Bauern und lassen die
Aussagen des Bauern besonders eindringlich wirken. Die letzte Strophe
wurde in Parataxen verfasst: „Ha! Du wärst Obrigkeit von Gott?
Gott spendet Segen aus; du raubst! Du nicht von Gott, Tyrann!“ (s.
V. 17ff). Seine starken Gefühle und Empfindungen erreichen hier
ihren Höhepunkt und brechen aus ihm heraus. Es ist ebenfalls ein
Fazit und fasst die Aussagen kurz und bündig zusammen, bzw. bringt
sie auf den Punkt.
In dem letzten Vers ist eine Ellipse
zu finden: „Du nicht von Gott, Tyrann!“. Das Wesentliche wird
hier hervorgehoben: Der Fürst kann, nach Meinung des Bauern, nicht
von Gott sein.
Es gibt einige Ausrufe in dem
Gedicht, so beispielsweise in Vers 16: „Mein, mein ist Fleiß und
Brot!“. Der Bauer stellt seine Meinung deutlich klar. Seine
unterdrückte Wut, die er gegenüber der Ungerechtigkeit des Fürsten
empfindet, wird ebenfalls deutlich. Unter anderem sind diese Ausrufe
Antworten auf Fragen, wie z.B. in der letzten Strophe: „Du nicht
von Gott, Tyrann!“ (s. V. 19) als Antwort auf die Frage, ob der
Fürst die Obrigkeit von Gott sei (vgl. V. 17). Zum anderen wird
deutlich, dass der Bauer so direkte Kritik übt, währenddessen er
dies durch die Fragen eher indirekt tut.
In dem Gedicht gibt es viele
Fragesätze: „Wer bist du?“ (s. V. 2). Diese verdeutlichen zum
einen das Unverständnis des Bauern: Er kann nicht verstehen, wie der
Fürst zu dem Recht kommt, so erniedrigend zu handeln. Zum anderen
zeigen die Fragen eine gewisse Kritik, da der Bauern den Fürsten
direkt herausfordert, dazu zu stehen.
In dem Gedicht gibt es viele
Fragesätze: „Wer bist du?“ (s. V. 2). Diese verdeutlichen zum
einen das Unverständnis des Bauern: Er kann nicht verstehen, wie der
Fürst zu dem Recht kommt, so erniedrigend zu handeln. Zum anderen
zeigen die Fragen eine gewisse Kritik, da der Bauern den Fürsten
direkt herausfordert, dazu zu stehen.
Auffällig ist, dass der Bauer
öfters das Personalpronomen „du“ wiederholt: „Wer bist du.
Fürst“ (s. V. 2), „du raubst!“ (s. V. 18) u.v.m. Eine solche
direkte Anrede einem Fürsten gegenüber war in der damaligen Zeit
unüblich und zeugt von Respektlosigkeit des Bauern seinem Fürsten
gegenüber. Es ist ebenfalls ein Wagnis, den Fürsten so direkt
anzusprechen.
Es lässt sich zudem eine
Wiederholung des Wortes „mein“ in Vers 16 finden: „Mein, mein
ist Fleiß und Brot!“. Damit möchte der Bauer besonders
eindringlich deutlich machen, dass es wirklich sein Verdienst ist und
nicht der Verdienst des Fürsten.
In dem Gedicht lassen sich mehrere
Hendiadyoins finden: „Saat und Forst“ (s. V. 8), „Egg‘ und
Pflug“ (s. V. 14), „Fleiß und Brot“ (s. V. 16). Diese
verstärken die jeweiligen Aussagen des Bauern, wie, dass er
beispielsweise viel arbeitet, mit Egge und Pflug, dass die Arbeit und
das Brot sein Verdienst sind usw.
In der letzten Strophe, im 17. Vers
ist eine Evokation vorhanden: „Ha!“. Der Bauer scheint den
Fürsten auszulachen und bringt mit diesem Ausruf seine ganze
Verachtung ihm gegenüber zum Ausdruck. Er findet es lächerlich,
dass der Fürst sich selbst als Obrigkeit von Gott ansieht und dann
aber so ungerecht und egoistisch handelt.
Nun werden die stilistisch-
rhetorischen Gestaltungsmittel exemplarisch herausgearbeitet und
deren Funktion auf Bild- und Ausdrucksebene erläutert.
Die rhetorischen Fragen in dem
Gedicht sind den Fragesätzen, welche bereits in der Wort-und
Satzebene betrachtet worden sind, gleichzustellen: „Wer bist du,
Fürst“ (s. V. 2). Es sind Vorwürfe an den Fürsten und nach
Meinung des Bauern, hat der Fürst auch keine Antwort darauf und kann
sich für dieses egoistische Handeln nicht rechtfertigen.
Diese Fragen wiederholen sich
(Anapher) in den ersten drei Strophen. Der Bauer stellt die Autorität
bzw. den Fürsten also mehrmals in Frage. Seiner Missachtung ihm
gegenüber wird Nachdruck verliehen.
In Vers 10 ist ein Vergleich zu
finden: „Entatmet, wie das Wild?“ Der Fürst jagt den Bauern. Der
Bauer vergleicht sich hier mit einem Tier bzw. Jagdwild, das
bedeutet, dass er sich wie ein Tier behandelt fühlt und der Fürst
ihm keine menschliche Würde entgegenbringt.
In der letzten Strophe ist eine
Gegenüberstellung zu finden: „Gott spendet Segen aus; du raubst!“
(s. V. 18). Gott ist also gut, der Fürst böse. Daraus
schlussfolgert der Bauer, dass der Fürst nicht von Gott eingesetzt
ist und möchte ihm demnach auch keinen Respekt entgegenbringen. Das
Negative, in dem Fall das Handeln des Fürsten, wird durch die
Gegenüberstellung mit Gutem, hier der Segen Gottes, verstärkt.
Der erste Vers ist eine Ironie: „An
seinen durchlauchtigen Tyrannen“. Es ist erkennbar, dass das
Gedicht einer Autorität gewidmet ist. Jedoch verspottet der Bauer
diese durch das Wort „Tyrann“ und macht somit sofort zu Beginn
deutlich, was er von dieser Autorität hält.
In Vers 10 und 16 macht der Dichter
Gedankenstriche: „Entatmet, wie das Wild? –“ (s. V. 10); „Mein,
mein ist Fleiß und Brot! –“ (s. V. 16). Dadurch unterteil der
Dichter seine Gedanken. Im ersten Abschnitt (bis Zeile 10) stellt er
viele Fragen an den Fürsten, im zweiten Abschnitt (bis Vers 16)
macht er ihm direkt Vorwürfe und im dritten Abschnitt zieht er ein
Fazit.
Im Folgenden wird die inhaltliche,
formale, sprachliche und stilistische Gestaltung des Gesichtes in
ihrer Aussage zusammenfassen beurteilt.
Der Dichter lehnt sich mit diesem
Gedicht gegen die Autorität auf und möchte deutlich machen, dass
der Machthaber seine Stellung nicht missbrauchen darf und Untergebene
nicht ausgenutzt werden sollten.
Dies wird durch die Analyse der
formalen, sprachlichen und stilistischen Gestaltung deutlich. Der
Bauer macht dem Fürsten Vorwürfe durch die vielen Fragen, übt
direkte Kritik durch Ausrufe, vergleicht sich mit einem Tier, dem
keine menschliche Würde entgegengebracht wird, verspottet den
Fürsten und lehnt sich auch durch die direkte Anrede gegen ihn auf,
der Dichter nutzt keinen Reim, welches auch eine Auflehnung gegen die
Autorität ist usw.
Insgesamt wird auch inhaltlich
deutlich, dass der Bauer sich ungerecht behandelt fühlt, da er viel
arbeitet usw., der Fürst ihm dafür jedoch keinen Respekt
entgegenbringt, sondern ihn sogar jagt usw. Er beschimpft ihn und
macht seine Verachtung deutlich.