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Bakkalaureatsarbeit
Pflegewissenschaften

Fachhochschule Campus Wien - FH

Mag. Beichler

Marion T. ©
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ID# 18912







Depression

Möglichkeiten des Entgegenwirkens und Herausforderungen für die Pflege

Bachelorarbeit I

Vorgelegt von:

Seyfouri-

Abgabetermin: 27.06.2011


Abstract


An der Krankheit „Depression“ leiden heutzutage über 100 Millionen Menschen in der ganzen Welt. Was ein Mensch in einer Depression alles durchmacht und wie er sich fühlt, wird in dieser Arbeit anhand einer Literaturrecherche aufgezeigt. Die Depression, deren Ursachen, Symptome sowie Therapiemöglichkeiten und das Thema „Suizid“ wird zum besseren Verständnis beschrieben.

Es wird den Fragen nachgegangen, was Pflegepersonal für depressive Menschen Gutes tun können und welche Ratschläge Personen im Umgang mit einem Depressiven meiden sollen. Die Informationen wurden aus verschiedenen Büchern und Zeitschriften entnommen.


Nowadays more than 100 million people all over the world suffer from „depression“. The aim of this dissertation is to show how a person suffering depression feels, and what he/she experiences while depressive. A case study and literature research were both carried out.

For better understanding, a description of the following points has been written: depression causes of depression, symptoms of depression, depression therapy, suicide. Furthermore it discusses how nurses can help a depressed person, and what should be avoided. The information is from different books and journals.


Inhaltsverzeichnis


1. Einleitung . 4

2. Depression, was ist das? . 6

2.1. Depression, eine Definition 6

2.2 Depression nach ICD-10 . 7

3. Behandlungsmöglichkeiten bei Depression 14

3.1 Klassische Behandlungsmöglichkeiten 15

3.2 Antidepressiva . 16

3.3 Ernährung 17

3.4 Sport 20

3.4.1 Pflegebezug . 21

3.5 Der Schlaf 23

3.5.1 Entstehung des Schlafs 23

3.5.2 Der Schlafentzug . 25

3.5.3 Schlafplan erstellen 26

3.5.4 Pflege bei Schlafstörungen . 28

3.6 Lichttherapie 31

3.7 Elektrokrampftherapie (EKT) 32

3.8 Transkranielle Magnetstimulation (TMS) 32

3.9 Meditation . 33

4. Psychotherapie . 34

4.1 Gesunde soziale Kontakte und Selbsthilfegruppen . 34

5. Professionelle Betreuung 35

5.1 Voraussetzungen 35

5.2 Richtlinien, Mitwirkung des Pflegepersonals an der Therapie . 36

5.3 Der pflegerische Umgang mit Depressiven 37

6. Suizid . 38

6.1 Begriffserklärung . 38

6.2 Pflege einer Person nach versuchter Selbsttötung 39

In der akuten Phase 39

Nach der akuten Phase . 40

6.3 Fallbeispiel 41

7. Schluss 44

8. Inhaltsverzeichnis . 45



1. Einleitung


Nur wenige haben eine klare Vorstellung vom Ausmaß und den Folgen der Depression. Dabei sind Millionen Menschen betroffen. In Frankreich, einem der Länder mit dem größten Verbrauch an Psychopharmaka, wird geschätzt, dass allein im Jahre 2006 drei Millionen Menschen an Depressionen erkrankt sind. (vgl. Depression, Früherkennung und Wege aus der Dunkelheit, 2006).

Laut Statistik Austria hatten 75.8 Prozent der Österreicher in den letzten zwölf Monaten chronische Angstzustände oder eine Depression beziehungsweise wurden bei 79.8 Prozent diese Krankheiten von einem Arzt diagnostiziert (vgl. Statistik Austria, Gesundheitsbefragung 2006/07). Die Brüsseler Kommission geht davon aus, dass 4.5 Prozent der europäischen Bevölkerung an Depressionen oder psychischen Störungen leiden.

Nach den Prognosen der Weltgesundheitsorganisation (WHO) soll bis 2020 die Depression nach den Herz-Kreislauf Erkrankungen, weltweit die zweithäufigste Krankheit überhaupt sein. Die Depression ist eine Krankheit, eine Volkskrankheit die, unabhängig von Geschlecht, Alter und sozialem Umfeld, jeden treffen kann. Trotzdem ist die Depression ein Tabuthema. Dabei ist sie eine häufig tödlich verlaufende Krankheit durch eine suizidale Einwirkung. (Volkskrankheit Depression? Bestandsaufnahme und Perspektiven, Springer Medizin Verlag, Berlin 2006).

Ich habe mich für folgende Fragestellungen entschieden:

Depression – welche Möglichkeiten der Intervention gibt es?


l  Welche Vor- und Nachteile ergeben sich aus den bekanntesten Therapieformen?

·Welche Alternativen, abseits der Schulmedizin, werden angewendet?

·Suizidales Verhalten – was tun?


Die Bachelorarbeit ist eine Literaturarbeit und es wird fachspezifische Literatur in Form von Fachbüchern, Artikeln aus wissenschaftlichen Zeitschriften analysiert und verwendet um die Fragestellungen zu beantworten. Die Quellensuche erfolgt über Datenbanken (Pubmed, Cinahl, medpilot.de, WISE – wise.dip.de, etc.), Suchmaschinen und Bibliotheken (Hauptbibliothek, Medizinische Bibliothek, etc.).

Diese Arbeit soll einen Überblick über das Krankheitsbild der Depression geben. Da ich in meinem Bekanntenkreis/meiner Familie Menschen kenne, die an Depression leiden beziehungsweise litten, habe ich beschlossen, mich mit diesem Thema genauer zu befassen.

Zur Ätiologie der Depression gibt es einerseits zahlreiche Untersuchungen, die auf bestimmte Faktoren, die die Anfälligkeit, an einer Depression zu erkranken, erhöhen, sogenannte Risikofaktoren, schließen lassen, andererseits aber auch viele Theorien, die aus unterschiedlichen psychologischen Richtungen stammen. Heutzutage wird bei der Entstehung der Depression von einem multifaktoriellen Geschehen ausgegangen (vgl. Nickel, 2009, S. 91).


Zielsetzung

Ziel dieser Bachelorarbeit ist es, einen Überblick zu den verschiedensten Behandlungsmöglichkeiten der Depression zu geben. Dahingehend wird sich diese Arbeit auf breiter Ebene mit den schulmedizinischen beziehungsweise alternativen Methoden zur Depressionsbewältigung beschäftigen.

Persönliche Erfahrungen der Autorin selbst mit suizidgefährdeten Menschen werden diese Arbeit auf anschaulicher Weise untermauern. Dies wird sowohl einen konkreten Einblick in das Leben eines depressiven Menschen darbieten, als auch die Rolle der krisenintervenierenden Person aufzeigen.


2. Depression, was ist das?

2.1. Depression, eine Definition

Depression stammt aus dem Lateinischen Wort „depressio“, was soviel heißt wie „das Niederdrücken“ (vgl. Brockhaus 2006, S. 462). Kennzeichnend für eine Depression ist demnach eine niedergedrückte Stimmung. Doch nicht bei jeder niedergedrückten Stimmung muss es sich gleich um eine Depression handeln.

Denn Depression ist ein Krankheitsbild, während gelegentliche Gefühle von depressiver Stimmung für den Menschen ganz normal sind. Menschen können so den Satz „ich fühle mich heute so depressiv“ benutzen, obwohl sie nicht an einer Depression erkrankt sind, sondern einfach ein Gefühl der Trauer oder des Unbehagens äußern. Dies macht es nicht unbedingt leichter den Begriff Depression zu erklären.

In der Tat lässt sich eine depressive Verstimmung manchmal nicht leicht von einer tatsächlichen Depression unterscheiden. Dies liegt daran, dass die Übergänge sich nicht haarscharf trennen lassen. Hilfe bietet hier der ICD- 10 („International Classification of Diseases“, 10. Revision) (Weltgesundheitsorganisation 1992), ein internationales Klassifizierungssystem für Krankheiten, der eine mögliche Trennung vollzieht und später gesondert behandelt wird.

Auch der DSM-IV („Diagnostic and Statistical Manual of Mental Disorders“), (American Psychiatric Association 1996) bietet Hilfe, ich werde ihn allerdings in dieser Arbeit nicht näher behandeln, da ich es vorziehe nur eine Klassifizierung zu benutzen und es das Arbeiten leichter macht und weniger Verwirrung stiftet. Damit ziehe ich das internationale Klassifizierungssystem dem amerikanischen vor.

Die Tatsache, dass Depression sich in sehr vielen unterschiedlichen Facetten äußern kann, erschwert wie gesagt eine einheitliche Definition. Dennoch möchte ich an dieser Stelle eine mögliche allgemeine Definition von Depressionen bereitstellen. Depression beschreibt einen krankhaften Zustand, indem sich der Erkrankte in Zuständen von Hoffnungslosigkeit, großer Traurigkeit und mangelndem Antrieb befindet.

Insbesondere die Folgewirkungen der Depression können verheerend sein. So wird vermutet, dass zwei Drittel der begangenen Selbstmorde mit Depressionen zusammenhängen ( vgl. Hegerl U., Althaus D., Holger R. 2005, S.13-17).

Depressive befinden sich oft in einem Teufelskreis aus dem sie eigentlich ausbrechen wollen, es aber häufig mit eigener Kraft nicht schaffen. Oft machen sie sich Selbstvorwürfe, was die Depression verstärken kann. Nicht umsonst werden Depressionen in anderen Kulturen mit Dämonenaustreibung behandelt. Denn ein Depressiver gleicht einem, der etwas selbstverletzendes (also dämonisches), das er in sich trägt, loswerden will.

Diese annähernde Definition soll vorerst ausreichen. Im Laufe dieser Arbeit werden weitere Symptome beschrieben.

Da Depressionen oft bagatellisiert und verschwiegen wurden und werden ist es schwierig zu sagen, wie viele Menschen von Depressionen betroffen sind. Im Folgenden wird deshalb unter anderen auf die geschätzte Häufigkeit der in Deutschland lebenden Erkrankten eingegangen (mehrere Quellen: Hegerl u. a. 2005 &. Hautzinger 1998 & Eberhard-Metzger C. 2001 & Mauthe K. 1999)

2.2 Depression nach ICD-10

Gemütsschwankungen sind Teil des menschlichen Daseins. Wohl jeder hat Situationen erfahren, in denen er sich verstimmt oder depressiv gefühlt hat. Das liegt in der Sache Mensch: Der Mensch besteht aus Gefühl und Vernunft. Deshalb ist es nicht wirklich einfach eine Depression zu diagnostizieren.

Man bedarf hierzu einer genaueren Definition von Depression. Diese ist an Hand des ICD-10-Systems möglich. Hierin werden Kriterien zusammengestellt, welche der Zuordnung und somit der Diagnose einer Krankheit erleichtern sollen. Erfüllt der Patient einige der Kriterien nach ICD-10, so kann beispielsweise die Diagnose „Depression“ gestellt werden. Depression findet sich im ICD-10-System unter den affektiven Störungen.

Sie kann verschiedene Gestalten annehmen:


Bipolare affektive Störung:

„Hierbei handelt es sich um eine Störung, die durch wiederholte (d. h. wenigstens zwei) Episoden charakterisiert ist, in denen Stimmung und Aktivitätsniveau des Betreffenden deutlich gestört sind. Bei dieser Störung treten einmal eine gehobene Stimmung, vermehrter Antrieb und Aktivität (Manie oder Hypomanie) auf, dann wieder eine Stimmungssenkung, verminderter Antrieb und Aktivität (Depression).“(vgl. Dilling H.; Mombour W., Schmidt M. H. 2000, S.135) Man spricht bei dieser Krankheit auch von einer „manisch-depressiven Psychose“.

Die auftretenden Episoden bei einer bipolaren affektiven Störung können verschiedenen Charakter haben. Der ICD-10 unterteilt diese Episoden in:

l  Hypomanische Episoden

Bei einer Hypomanie herrscht eine leicht gehobene Stimmung, die einige Tage anhält. Man könnte auch von einer leichten Manie sprechen. Der Betroffene hat einen erhöhten Antrieb und eine gesteigerte Aktivität. Auffallende ist in diesen Episoden, dass eine erhöhte Geselligkeit auftritt und eine gesteigerte Libido. Häufig wird das Bedürfnis nach Schlaf geringer. Außerdem kann es vorkommen,

l  Manische Episoden ohne psychotischen Symptome

Bei der Manie handelt es sich um eine stark gehobene Stimmung. Es herrscht eine gesteigerte Aktivität und häufig ist ein Verlust von adäquaten sozialen Umgangsweisen vorhanden. Eine Manie kann sich auch in einem übertriebenen Selbstbild und in Größenideen sowie einem gesteigerten Rededrang äußern.

Aber auch Gereiztheit und Misstrauen können in einer Manischen Phase auftreten. Dieser Zustand muss mindestens 1 Woche andauern, damit man von einer Manie sprechen kann.

l  Manische Episoden mit psychotischen Symptomen

Die Symptome der Manie sind sehr stark ausgeprägt. So kann sich Größenideen in Wahn verwandelt haben und ein Verfolgungswahnanstelle von Gereiztheit und Misstrauen treten.

Leichte oder mittelgradige depressive Episode

Schwere depressive Episode ohne psychotische Symptome

Schwere depressive Episode mit psychotischen Symptome

Zu der Erscheinung der schweren Depression treten Wahnideen,

Halluzinationen oder ein depressiver Stupor auf. Wahngedanken

können zum Beispiel „… Ideen der Versündigung, der Verarmung oder

einer bevorstehenden Katastrophe …“(vgl. Dilling H.; Mombour W., Schmidt M. H. 2000, S.135) sein.

l  Gemischte Episode

In der Episode treten manische, hypomanische und depressive Symptome im Wechsel oder gemischt auf. Bereits, wenn zwei Symptome sich abwechseln, beziehungsweise mischen, kann von einer gemischten Episode gesprochen werden.

l  Gegenwärtig remittiert

„Der Betreffende hatte wenigstens eine manische, hypomanische oder gemischte Episoden in der Anamnese und zusätzlich wenigstens eine andere hypomanische, depressive oder gemischte Episoden, leidet aber gegenwärtig nicht unter einer deutlichen Störung der Stimmung und hat auch in den letzten Monaten nicht darunter gelitten.

Der Betreffende kann jedoch eine Behandlung erhalten, die das Risiko von zukünftigen Episoden reduziert.“ (vgl. Dilling u.a. 2000, S. 139)

Sonstige bipolare affektive Störungen

Nicht näher bezeichnete bipolare affektive Störung

l  Depressive Episode

Depressive Stimmung [vom Autor hervorgehoben] in einem für den Betroffenen deutliche abnormen Ausmaß, die meiste Zeit des Tages, fast jeden Tag, weitgehend unbeeinflußt durch äußere Umstände und mindestens zwei Wochen [vom Autor hervorgehoben] anhaltend.“(vgl. Hautzinger 1998, S.10)

Bezeichnet eine depressive Erkrankung, die wiederholt auftritt. Anhaltende affektive Störungen können sich in Form einer Zyklothymia oder Dysthymia äußern:


l  Zyklothymia

Bei dieser Art der Depression herrschen abwechseln niedergeschlagene und gehobene Stimmung. Sie ähnelt der bipolaren Störung, ist allerdings weniger stark ausgeprägt und dauert mindestens zwei Jahre (vgl. Hautzinger 1998, S.10).

l  Dysthymia

Die Dysthymia ist eine Form der Depression, die nicht zyklisch abläuft, vielmehr befindet sich die betroffene Person in einem Zustand der ständigen Schwermut. Früher wurde diese Erkrankung als neurotische oder depressive Neurose bezeichnet. Sie gleicht der verminderten Form einer schweren Depression und hält mindestens zwei Jahre an.

Dieser Zustand ist gekennzeichnet durch eine pessimistische Einstellung und durch anhaltende Müdigkeit und Freudlosigkeit (vgl. Eberhard-Metzger 2001, S.18 & Hautzinger 1998, S.30-32).

Die Saisonal Abhängige Depression findet man zwar nicht im ICD-10, dennoch sollte sie hier kurz angeführt werden:

l  Saisonal Abhängige Depression (SAD), Winterdepression

Von einer Winterdepression wird gesprochen, wenn die Symptome einer Depression verstärkt in den Herbst und Wintermonaten auftreten, also saisonal bedingt sind. Sonnige, südlichere Länder wie Italien oder Griechenland verzeichnen eine geringere Selbstmordrate als nördlichere Länder mit weniger Sonnetage im Jahr.

Generell lassen sich depressive Episoden in unterschiedliche Schweregrade aufteilen. Unterteilt wird in leichte, mittelgradige und schwere Episoden sowie in Haupt-, und Zusatzsymptome.

Hauptsymptome sind:

Depressive Stimmung

Verlust von Interesse und Freude

Erhöhte Ermüdbarkeit

Zusatzsymptome sind:

Verminderte Konzentration und Aufmerksamkeit

Vermindertes Selbstwertgefühl und Selbstvertrauen

Gefühl von Schuld und Wertlosigkeit

Negative und pessimistische Zukunftsperspektiven

Suizidgedanken / Suizidale Handlungen

Schlafstörungen

Appetitminderung


Abbildung 3: „Diagnosekriterien für eine depressive Störung (unipolare

Depression) im Rahmen der ICD-10“20 (vgl. Hegerl u.a. 2005, S.27)


Es handelt sich um eine leichte depressive Episode, wenn mindestens zwei Hauptsymptome und mindestens zwei Zusatzsymptome vorliegen. Als mittelgradig wird sie dann bezeichnet, wenn mindestens zwei Hauptsymptome und drei Zusatzsymptome vorliegen. Bei schweren depressiven Episoden müssen die drei Hauptsymptome sowie mindestens vier Zusatzsymptome vorliegen (vergleichen Sie hierzu die Abbildung 3).


Im Folgenden werde ich mich mit den möglichen Symptomen der Depression beschäftigen.


2.3 Symptome der Depression

Für Depressionen gibt es kein eindeutiges Krankheitsbild, wie man es beispielsweise bei einer Virenerkrankung hat. Depressionen sind vielschichtiger und komplizierter und können sich auf unterschiedliche Weise äußern. Es handelt sich bei der Depression um ein Syndrom, das sich aus verschiedenen Symptomen zusammensetzt.

Depressionen können unterschiedlich stark ausfallen. Treten sie leicht auf spricht man von einer „minoren“ Depression, bei starken von einer „majoren“ Depression. Depressionen zählen zu den affektiven Störungen, da sie Affekte („Gemütsbewegungen“) beeinflussen. Kennzeichnend für eine Depression ist der Verfall in negative Denkstrukturen und das Auftreten einer gedrückten Stimmung.

Hinzu tritt der Verlust der Freude. Oft geschieht es, dass die betroffene Person an einer Gefühlsarmut leidet. Das bedeutet, dass ihre Gefühlswelt stark eingeengt ist. Viele Depressive berichten von einer „inneren Leere“. Charakteristisch für eine Depression ist auch das Fehlen von Selbstvertrauen und Selbstwertgefühl. Damit verbunden treten Gefühle der Minderwertigkeit, Unsicherheit und Hoffnungslosigkeit auf.

Neben diesen Symptomen tritt Angst auf. Diese Ängste sind häufig irrationaler Art – das heißt sie treten ohne tatsächlichen äußeren Einfluss auf – und können körperliche Begleiterscheinungen mit sich bringen. Auch Panikattacken können vorkommen.

Daneben ist bei einer unter einer Depression leidender Person der Antrieb gestört. Es scheint so, als fiele ihm alles schwer, der Gang zur Toilette, zu lesen oder sich die Socken anzuziehen. Konträr kann ein übertriebener Antrieb vorherrschen: die Patienten fühlen sich ruhelos, hin- und hergerissen, aufgedreht und rastlos.

Dies führt oftmals zu einer Beeinträchtigung in der Arbeitswelt: Vormals leichte, bekannte Arbeiten werden als schwierig und nicht zu erledigend betrachtet. Dies einer depressiven Person nicht unbedingt angesehen werden, da es vor allem in ihrem Inneren geschieht. So kann es leicht geschehen, dass Betroffene Personen als „faul“ abgestempelt werden (vgl. Eberhard-Metzger 2001, S. 9-14).

Ein weiterer Aspekt ist das Denken. Neben der Gefühlsleere kommt es zu einer „Gedankenleere“. Die Betroffenen haben Schwierigkeiten, sich zu konzentrieren und sich Dinge zu merken. Sachen durchzudenken fällt ihnen schwer und ermüdet sie. Das Denken wird zunehmend schwerfällig und beschäftigt sich mit selbst zerstörerischen Gedanken, die sich zu Gedankenkreisen ausweiten können (zum Beispiel „keiner liebt mich“).

Berichtet wird auch von einer Entscheidungslosigkeit. Banale Dinge wie zum Beispiel, was man am Tag anziehen könnte, kann zu langen Grübelphasen ausgeweitet werden, die nicht immer zu einer wirklichen Entscheidung führen, sondern die Person in ihrem Grübeln aufgehen lässt.

Die körperlichen Symptome einer Depression können vielschichtig sein. Ein frühes Warnzeichen für eine Depression sind Schlafstörungen. Wie genau diese aussehen wird weiter unten in einem eigenen Kapitel beschrieben. Daneben kann Verdauung, Appetit, Herz und Atmung betroffen sein.

So klagen Depressive über Magenkrämpfe, Verstopfung, Durchfall, Blähungen, auch Kreislaufbeschwerden, eine verminderte Libido, Verspannungen, Appetitlosigkeit beziehungsweise Heißhunger und vertrübte Sinneswahrnehmungen (zum Beispiel geringeres Geruchsempfinden) oder Übersensibilisierung der Sinne (Stimme einer Person hört sich übertrieben laut an).

Nicht nur körperlich und geistig macht sich eine Depression bemerkbar. Auch in sozialen Beziehungen kann sich eine Depression zeigen. Soziale Kontakte gehen zurück und neue werden nicht mehr eingegangen. Der Betroffene fühlt sich häufig unfähig, neue Kontakte einzugehen (vgl. Eberhard-Metzger 2001, S. 9-14).

3.1 Klassische Behandlungsmöglichkeiten

Anhand des Kenntnisstandes über Depressionen ergibt sich aus biologisch-medizinischer Sicht die Behandlung der Krankheit durch Antidepressiva. Aus psychologischer Sicht die Behandlung durch Psychotherapien, die den Betroffenen durch Umstellen ihres Denkens und Handelns aus der Depression helfen sollen.

Da sich bei Depressionen aber meist nicht eindeutig körperliche oder psychische Ursachen zuordnen lassen, ist derzeit eine kombinierte Therapie die gängige Form. Das bedeutet die Behandlung mit pharmazeutischen Mitteln in Kombination mit Psychotherapie. Beides kann wirksam sein. Die Wirkungsweise wurde in Versuchen mit Ratten getestet. Hierbei wurden Ratten so gezüchtet, dass sie eine erhöhte Anfälligkeit hatten, an einer Depression zu erkranken.

Diese Ratten wurden unter Stress gesetzt. Die Stressreize verursachten die Entwicklung von depressiven Symptomen, wie Appetitlosigkeit, Schlafstörungen und mangelndes Fortpflanzungsinteresse bei den Ratten. Anschließend stellte sich heraus, dass die „depressiven“ Ratten mehr Rezeptoren für den Botenstoff Noradrenalin im Hippocampus gebildet hatten, als im Vergleich zu gesunden Ratten.

Das Ergebnis: sowohl bei der einen, als auch wie bei der anderen Gruppe, zeigte sich, dass sich im Anschluss weniger Rezeptoren für Noradrenalin im Hippocampus befanden. Ihre Anzahl war bei beiden Therapieformen zurückgegangen. Medikamente und Psychotherapie bewirken nach diesen Experimenten also die gleichen biochemischen Änderungen im Gehirn (vgl. Eberhard-Metzger 2001, S.43-44).

Nach einer erfolgreichen Behandlung der Depression ist es wichtig eine Rückfallprophylaxe von mindestens sechs Monaten zu betreiben. Das bedeutet im Konkreten, dass die Behandlung der Depression trotz Wegfall der Symptome weitergeschehen sollte, sei es durch Medikamente oder Psychotherapie, um einen Rückfall zu vermeiden. Studien haben gezeigt, dass das Risiko höher ist, erneut an der Depression zu erkranken, wenn es zu einem frühzeitigen Behandlungsabbruch kommt.

Bei Depressionen, die nicht erfolgreich mit Medikamenten und Psychotherapie behandelt werden, oder können auch als Ergänzung, alternative Verfahren angewendet werden. Diese sind zum Beispiel: Schlafentzug, Lichttherapie, Sport, Elektrokrampftherapie (EKT) und Transkranielle Magnetstimulation (TMS), die später noch genauer dargestellt werden.

Sie bewirken eine Hemmung des Enzyms Monoamin-Oxidase. Die Monoamin-Oxidase bewirkt normalerweise einen Abbau der Monoamine in den neuronalen Schaltkreisen. Wird nun dieses Enzym am Abbau der Stoffe Serotonin und Noradrenalin gehindert, bleiben diese Stoffe im Nervenschaltkreis verstärkt erhalten. Daraus resultiert eine Verminderung der depressiven Erscheinung (vgl. Lenz-Küfferle 2008, S. 110-117).

Medikamente, die den Rücktransport (Zellen schütten Serotonin aus und Regulieren die Ausschüttung mit Rücktransport in die produzierende Zelle) von Serotonin verhindern, führen zu einem verstärkten Serotoninvorkommen im synaptischen Spalt, wodurch es dort länger verweilt. Diese Wirkstoffgruppen werden trizyklische Antidepressiva genannt. Die andere Form dieser Medikamente nennen sich Selektive-Serotonin-Wiederaufnahme-Hemmer (SSRI, selective serotonin reuptake inhibitor).

Sie wirken gezielter auf die Serotoninrückgabehemmung und beeinflussen andere Botenstoffe weitaus weniger als die Vorgängermedikamente. Ein bekanntes SSRI-Antidepressivum ist Prozac®, dass Fluoxetin als Wirkstoff beinhaltet. Zwar spricht ein Großteil depressiver Patienten auf SSRI-Medikamente an, dennoch wirken sie bei mehr als einem Drittel nicht (vgl. Lenz-Küfferle 2008, S.110-117).


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