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Hausübung
Gesundheitswesen

FH- Münster Münster

2010, Dr. Büsch

Maria S. ©

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ID# 4818







Hausarbeit Klinische Fachkunde

 

von

Schmuc

 

Matrikelnummer: ****

 

WS 2009/2010

 

Prüfer: Dr. med. Hans G. Büsch

 

 

 

FH-Münster

Fachbereich Physikalische Technik

Bachelor Technische Orthopädie

 

 


Inhaltsverzeichnis

1.    Defizite und Entwicklungspotential in der Technischen Orthopädie..................... 1

1.1.    Defizite in der Technischen Orthopädie................................................................ 1

1.2.    Entwicklungspotential in der Technischen Orthopädie........................................ 3

2.    Eigene Entwicklung im Fach Orthopädietechnik nach dem Studium................... 4

Literaturverzeichnis........................................................................................................... 5

 


1.                     Defizite und Entwicklungspotential in der Technischen Orthopädie

1.1.                Defizite in der Technischen Orthopädie

Defizite in der Orthopädietechnik bestehen für mich besonders in struktureller Hinsicht. Beginnend mit dem Ausbildungssystem zum Orthopädietechniker (OT) lassen sich meines Erachtens folgende Kritikpunkte aufstellen:

Zum einen haben sich die Anforderungen an Orthopädietechniker in den letzten Jahren wesentlich verändert und werden sich auch zukünftig weiterentwickeln. Vor allem wegen des fortlaufenden technologischen Wandels und ständiger Neuentwicklungen muss bereits das Ausbildungssystem, welches seit 1990[1] keine Veränderungen erfahren hat, neu ausgerichtet und an die Anforderungen angepasst werden.

Zum anderen wurde der Unterrichtsinhalt, welcher in den Berufsschulen vermittelt wird, seit Jahrzehnten nicht an die zukünftigen Anforderungen angepasst. Dies ist eventuell auch auf die unzureichend spezifische Ausbildung mancher Lehrkräfte bzw. auf fachfremde Lehrkräfte zurückzuführen. Der Unterricht an den Berufsschulen sollte sich nicht nur auf die Grundkenntnisse und die handwerklichen Ausbildungsinhalte beschränken, sondern auch zukünftig wesentlichere Inhalte, wie den Umgang mit Messsystemen und Computern, (Bio‑)Mechanik und Konstruktionstechniken sowie Englisch, für die Kommunikatio mit ausländischen Patienten und Firmen, beinhalten. Auch die soziale Komponente, die für den richtigen Umgang mit den Patienten unumgänglich ist, sollte im Unterricht mitverankert werden.

Aufgrund der immer höheren technischen Anforderungen an Orthopädietechniker und um sicherzustellen, dass gut ausgebildete, verantwortungsbewusste Fachleute aus dieser Ausbildung hervorgehen, sollten auch die Zulassungsvoraussetzungen überdacht werden. Zur Zeit bestehen keinerlei Zulassungsvoraussetzungen und sogar Umschüler aus fachfremden Berufen, deren Ausbildungszeit sich dadurch auch noch verkürzt, können diesen Beruf ohne weiteres erlernen. Um der dadurch auftretenden Problematik entgegenzuwirken, denke ich, ist es notwendig, zumindest den Realschulabschluss und ein erfolgreich absolviertes Praktikum in der Orthopädietechnik als Zulassungsvoraussetzung anzustreben. Somit wäre gewährleistet, dass die Auszubildenden den Anforderungen gewachsen sind und sich aus Interesse und nicht aufgrund der unbeschränkten Zulassung für den Beruf des Orthopädietechnikers bzw. Orthopädieschuhtechnikers entscheiden.

Als weiteren Kritikpunkt in der Orthopädietechnik sehe ich den Umgang mit einzelnen Patienten. Aufgrund von Personalmangel in den Werkstätten bei einer zu großen Auftragslage und Fristeneinhaltungen oder einfach aus Desinteresse, kommt die individuelle Betreuung und Versorgung des einzelnen Menschen oft zu kurz. Häufig erfolgt eine unzureichende Aufklärung über die Versorgung und es wird vielmehr am, als mit dem Patienten gearbeitet.

Auch das Gesundheitssystem ist ein großes Problem für die Versorgung der Patienten. Oft sind „Kassenpatienten“ benachteiligt, da ihre Krankenkassen die angestrebte Versorgung gar nicht oder nur teilweise übernehmen und die Patienten selbst finanziell nicht in der Lage sind die Versorgung privat zu bezahlen. Allerdings werden auch in den  Sanitätshäusern oftmals Kassenpatienten „schlechter“ bzw. unzureichender versorgt, da das Hauptinteresse auf den Privatzahlern und somit „Geldbringern“ liegt. Viele Versorgungen der Kassenpatienten erfolgen über Fertig- bzw. Halbfertigprodukte, obwohl eine individuelle Versorgung notwendig wäre. Besonders deutlich wird dies in der Schuheinlagen- Versorgung – hier entsteht ein Bild der „Fließband- Abfertigung“. Die fehlende Bereitschaft mancher Orthopädietechniker und Meister, neue Techniken anzuwenden und neue Produkte und Werkstoffe auszutesten ist oft ein weiterer Grund für eine nicht ausreichende oder für den Patienten unzufriedenstellende Versorgung.

Vor allem die „alteingesessenen“ Techniker bzw. Meister, welche mit ihren bisherigen Arbeits- und Fertigungsweisen immer „gut gefahren“ sind, sehen oft keinen Grund für ein Umdenken und nehmen Neuentwicklungen oder in Fortbildungen vermittelte neue Denkansätze nicht an. Sie sind in ihrem Denken häufig eingefahren und oft nicht bereit für Neues. Dies hindert sie natürlich an einer persönlichen und somit auch einer betrieblichen Weiterentwicklung.

Auch die interdisziplinäre Zusammenarbeit zwischen Ärzten, Therapeuten, Orthopädie(‑schuh)‑Technikern, Krankenkassen und Herstellern sollte eine größere Aufmerksamkeit und Bedeutsamkeit erhalten. Aufgrund von mangelnder oder fehlender Kommunikation kommen unzufriedenstellende Versorgungen oder zum Teil auch Fehlversorgungen zustande. Diese könnten durch eine intensivere Absprache der einzelnen Verantwortlichen oftmals vermieden werden. Des Weiteren kommt vor allem die Aufklärung und Absprache mit den Patienten oft zu kurz.

Die Einführung des Studiengangs zum Dipl.-Ing. bzw. Bachelor der Technischen Orthopädie wirft eine weitere „Problematik“ auf. Bei vielen Technikern herrscht eine Art Konkurrenzdenken, welches darin besteht, dass die ausgebildeten Diplom- Ingenieure bzw. Bachelor auf dem Arbeitsmarkt die Stellen der Gesellen oder Meister der Orthopädietechnik und -schuhtechnik beanspruchen. Dies kommt meines Erachtens vor allem dadurch zustande, dass in diesem Bereich eine unzureichende Aufklärung seitens der Innungen und Fachhochschulen besteht. Es sollte besser darüber informiert werden, wie ein zukünftig synergetisches Arbeiten zwischen Praxis und Theorie erfolgen kann.

1.2.                Entwicklungspotential in der Technischen Orthopädie

Entwicklungspotential sehe ich in sehr vielen Bereichen, da hier weitgefächerte Aufgaben- und Forschungsgebiete bestehen. Neben der immer fortlaufenden Entwicklung im Bereich der Prothetik, Orthetik und Rehatechnik vor allem hinsichtlich neuer bzw. verbesserter Werkstoffe und Konstruktionstechniken, sollte der Fokus der Entwicklung auch auf andere, weniger erforschte Gebiete fallen. Diesbezüglich möchte ich hier vor allem die Gebiete der Neuroprothetik, Bionik und Therapieansätze nennen, da hier noch großes Forschungs- und Entwicklungspotenzial besteht.

Im Bereich der Neuroprothetik ist speziell die Entwicklung von Arm- und Handprothesen von großer Bedeutung, da die Steuerung der oberen Extremitäten wesentlich komplexer ist, als die der unteren Extremitäten. Hierbei wird versucht, durch biologische Steuerung über das ZNS und PNS die Prothese zu bewegen und Greiffunktionen auszuführen – d.h. die technische Prothese durch körpereigene Signale zu steuern[2]. Interessant ist hier vor allem eine Entwicklung hinsichtlich der Wiederherstellung der Sinneseindrücke, wie Tastsinn, Temperatur- und Druckempfinden. Das Fehlen dieser Empfindungen bzw. der sensorischen Rückmeldung ist für Patienten oft ein Grund dafür, die Arm- bzw. Handprothese abzulegen und ausschließlich mit dem vorhandenen Stumpf zu arbeiten. Die Prothese ist hier oftmals eher ein Hindernis als ein Hilfsmittel.

Im Bereich der Bionik besteht vor allem hinsichtlich der Prothetik und Rehabilitation Entwicklungspotential. Da sich die Bionik mit dem Vorbild der Natur beschäftigt, ist es hier interessant Prothesenkonstruktionen dahingehend zu entwickeln, die natürliche Funktionalität der verlorenen Extremität möglichst gut nach zu empfinden.

Auch in der Rehabilitation von bspw. querschnittsgelähmten Menschen oder Patienten nach einem Schlaganfall, ist die Weiterentwicklung des Exoskeletts von großer Bedeutung. Hierdurch soll es diesen Patienten ermöglicht werden, ihr Leben größtenteils eigenständig zu bewältigen und nicht ausschließlich an ihr zu Hause oder eine Pflegeeinrichtung gebunden zu sein. Außerdem könnte das Exoskelett eine Unterstützung des Pflegepersonals hinsichtlich der Versorgung bettlägeriger Patienten darstellen, indem es aufgrund seiner „hydraulischen Muskulatur“ möglich ist, diese Patienten ohne Kraftaufwand umzulagern oder bspw. aus dem Bett in einen Rollstuhl umzusetzen[3].

Hinsichtlich der Therapiemöglichkeiten besteht vor allem Entwicklungspotential dahingehend, dass Therapien so weiterentwickelt werden, um Operationen möglicherweise vermeiden zu können. Bspw. ist die Fragestellung interessant, ob Skoliosetherapien unterstützend zum oder sogar anstelle des Korsetts auch mit Botulinumtoxin möglich wären (Bezug zum Seminar: Behandlungsmöglichkeiten von Spastiken mit Botulinumtoxin, U.Hafkemeyer, Coesfeld). Oft entsteht eine Skoliose durch das Ungleichgewicht der Rückenmuskulatur. Mit Hilfe des Botulinumtoxins wäre es evtl. möglich, die Muskulatur mit einem zu starken Tonus für eine gewisse Zeit zu entspannen und somit den einseitigen Zug auf die Wirbelsäule zu minimieren. Eine Verkürzung der Tragezeit des Korsetts könnte somit evtl. erreicht werden. Hier wäre allerdings eine Zusammenarbeit von Medizinern und Technischen Orthopäden gefragt.

2.                     Eigene Entwicklung im Fach Orthopädietechnik nach dem Studium

Die Einschätzung meiner persönlichen Entwicklung im Bereich der Orthopädietechnik nach dem Studium ist für mich z. Zt. nur eingeschränkt möglich da mein Interesse in vielen Bereichen dieses Fachs liegt.

Unter anderem sehe ich mich in den, unter dem Punkt des Entwicklungspotentials bereits genannten Bereichen, wie z. B. der Entwicklung der Neuroprothetik, Bionik und Rehatechnik. Ich finde es interessant Prothesen dahingehend weiterzuentwickeln, dass sie direkt durch körpereigene Signale angesteuert werden können und Orthesen zu konstruieren, die angenähert an die Bionik, möglichst natürliche Bewegungsabläufe ermöglichen, ohne ihre stützende und führende Funktion einzuschränken. Das Ziel dabei ist auch, Hilfsmittel bei aller Funktionalität so minimalistisch, also wenig auftragend, wie möglich und so einfach wie für den Patienten nötig zu entwickeln.

Da es mir wichtig ist, den Patientenkontakt in meinem späteren Beruf nicht zu verlieren sehe ich meine Tätigkeiten nach dem Studium bspw. auch in Rehabilitationseinrichtungen bzw. Kliniken oder im Bereich der Biomechanik. Hier möchte ich gern mit den Patienten zusammenarbeiten und bspw. überprüfen, inwiefern eine Versorgung für sie geeignet ist und in welchen Bereichen noch Verbesserungspotential im Umgang mit dem Hilfsmittel oder im Bewegungsablauf besteht.

Des Weiteren halte ich es auch für möglich, dass meine zukünftige Tätigkeit im Bereich der Gutachtenerstellung besteht. Hierbei liegt mein Interesse vor allem in der Prüfung der Hilfsmittelqualität , –sicherheit und –handhabbarkeit für einen Patienten vor einer Versorgung oder auch nach einem Unfall mit einem Hilfsmittel.

Literaturverzeichnis

1 Jüttner, F.; 2009; Gesundheitspolitischer Tag des BIV in Bielefeld; 14. März 2010

 

2 Wünschmann, B.; 2008; Cyberhände, Neuroprothetik und die bionische Revolution – die neue Welt der Orthopädie; cyberhaende_neuroprothetik/index_ger.html; 14. März 2010

 

3 Unbekannter Autor; 2008; Exoskelett hilft beim Gehen; wissenschaft/mensch/0,1518,582728,00.html; 14. März 2010



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