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Philosophie

Universität Regensburg - UR

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Nicolas G. ©
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ID# 84031







Defintionsvorschlag des Begriffs Pessimismus anhand dem Beispiel der Europawahl

ESSAY

Im Alltag umgeben uns viele Situationen, in denen wir bewusst oder auch unbewusst zu einem zukünftigen Ereignis Stellung beziehen. Dabei nehmen wir meist eine Haltung gegenüber diesem Ereignis ein, welche von der Gesellschaft oftmals als optimistisch oder pessimistisch angesehen wird.

In dem folgenden Essay wird der Frage nach einem pessimistischem Definitionsvorschlag nachgegangen, sowie daraus entstehende Probleme aufgezeigt, die bei dem Versuch eine allgemeingültige Definition zu finden entstehen. Anhand des Beispiels der Europawahl wird so beginnend Schritt für Schritt eine Formulierung aufgebaut, die am Ende den Begriff treffend darstellt, jedoch auch einige Probleme aufzeigt, die bei dem Versuch einen umfassenden Vorschlag zu deklarieren auftreten.

Vorweggreifend ist das Ergebnis zwar eine überaus alltagstaugliche Definition einer pessimistischen Ansicht, jedoch wie sich am Ende zeigt, wohl nicht auf alle Situationen anzuwenden.


Zunächst muss gesagt werden, dass sich der nachfolgende Text auf Ereignisse bezieht, die in der Zukunft liegen und sich nicht mit dem bewertenden Pessimismus beschäftigt. Denn bei einer pessimistischen Einschätzung, die beispielshalber einen zukünftigen Gegenstand betrifft, liegt dieser Gegenstand noch nicht vor.

Würde dieser Gegenstand schon vorliegen wäre dies eine pessimistische Bewertung. Angefangen mit dem Beispiel der Europawahl und dessen Ergebnis. Dies kann ab dem Zeitpunkt der Bekanntgabe der Auszählung nur noch als positiv oder negativ bewertet werden, nicht aber als optimistisch oder pessimistisch, da das Ergebnis schon vorliegt.

Solange man das Ergebnis aber noch nicht zur Kenntnis genommen hat, kann man es beispielweise noch als pessimistisch sehen. Es ist also abhängig vom Betrachter ob man etwas als wertend einschätzt oder eine Einschätzung gegenüber dem Ereignis abgibt. Schätzt man ein zukünftiges Ereignis als negativ ein, so erwartet man also einen negativen Ausgang.

Im Sinne der Europawahl würde dies bedeuten, man erwartet ein, nach seiner Ansicht nach, schlechtes Gesamtergebnis der Wahl. Dies bedeutet aber auch, dass die Einschätzung der Wahl auf der persönlichen Ansicht nach beruht. Angenommen ich erwarte vor der Wahl eine niedrige Wahlbeteiligung, obwohl eine höhere Beteiligung ein für mich positiveres Ereignis darstellen würde.

So ist es dennoch möglich, dass ein anderer Betrachter sich positiv gegenüber der möglichen geringen Wahlbeteiligung äußert und gegenüber dem zukünftigen Ereignis, welches für mich negativ ausfällt, positiv gesinnt ist. So ist der Ausgang des Ereignisses immer nach seinem eigenen Empfinden negativ oder positiv.

Um jedoch einen Ausgang eines Ereignisses oder eventuell selbst das Ereignis als negativ zu bewerten benötigt man eine Grundhaltung von der man sich entfernt. Würde man ein negatives Ergebnis erwarten und die eigene Haltung dazu wäre ebenfalls im selbe Maße negativ so würde man diese Einschätzung nicht als pessimistisch deklarieren, sondern eventuell als realistisch.

Anhand der Europawahl hieße das, dass einem durch diverse Medien mitgeteilt wird, die Wahlbeteiligung wäre niedriger als in der letzten Periode und man erwartet schlechte Zahlen. In diesem Moment könnte man die Situation nur noch schlechter einschätzen, um weiterhin eine pessimistische Haltung zu bewahren.

In diesem Moment erwarte ich einen noch schlechteren Ausgang und man würde diese Einstellung als pessimistisch einstufen. Kritiker könnten nun sagen, man kann ein Ereignis, von dem ein negativer Ausgang erwartet wird, dennoch als pessimistisch ansehen, da es Personen gibt, die einen positiven Ausgang für wahrscheinlich halten, sodass die eigene Haltung wiederrum als pessimistisch gelten kann.

Da aber wie schon erläutert die Beurteilung der Situation subjektiv ist, verschiebt sich in diesem Moment nur der Standpunkt. So bemisst man das Ganze nicht mehr pessimistisch bezogen zu der Haltung der Medien, sondern nun bezogen zu demjenigen der eine optimistische Einstellung vertritt.

Folgernd kommt man zu dem Schluss, dass wenn man eine pessimistische Haltung vertritt, diese auch unberührt anderer Blickwinkel behält. Gerade wenn ein Standpunkt einen positiven Ausgang erwartet, fällt es umso leichter eine pessimistische Einstellung dazu zu haben.

In formaler Logik würde dies bedeuten, dass S erwartet, dass P eher eintritt als nicht-P, wobei sich P relativ zu S bezieht. Eine doxastische Bedingung. Um nochmal auf das Beispiel der Europawahlergebnisse zurückzukehren, würde dies heißen, dass man ein negatives Wahlergebnis eher erwartet als ein positives Wahlergebnis, aber abhängig davon was für den Betrachter ein schlechtes Wahlergebnis bedeutet.

Dies kann beispielweise ein schlechteres Ergebnis sein, als von den Medien prophezeit oder als man selbst für gut empfinden würde. Würde mir selbst ein Wahlerfolg der Partei die Partei zusagen, aber ich erwarte, dass die Partei die Grünen eine Mehrzahl erringt, so stehe ich der Wahl pessimistisch gegenüber.

Dennoch steht man bei dem Versuch eine allgemeingültige Definition zu finden vor einigen Problemen. So wird hier das Ganze auf zukünftige Ereignisse eingegrenzt. Sobald wir aber von einem Ereignis oder einem Gegenstand sprechen, der sich nicht mehr verändert kommt unser Vorschlag ins Wanken.

Im Falle des Pessimismus kann man nun keinen negativen Ausgang erwarten, sodass oben genannte Formulierung nicht mehr greifen würde, da wir die Situation schon kennen. Wie schon genannt würde dies bedeuten wir wissen schon die Ergebnisse der Wahl, sodass wir eben diese nur noch als gut oder schlecht bezeichnen können, da die Handlung schon abgeschlossen ist.

Man weiß, dass das Glas halbleer ist und man findet es schlecht das es dies ist, jedoch stoßen wir hier auf das Problem, dass man nicht weiß warum man es schlecht findet. Würde man behaupten das Glas sei halbleer, empfindet dies als negativ und führt als Begründung auf, dass man es deswegen als schlecht sieht, da man Pessimist ist, so befindet man sich hier in einem Zirkelschluss, da man deswegen Pessimist ist, weil man das Glas als halbleer sieht.

Folgernd sehe ich es als halbleer, was ich als negativ empfinde und der Grund dafür wäre, dass ich bei der Europawahl ein für mich schlechtes Ergebnis erwartet habe und dieses auch eingetreten ist. Würde der Fall nicht eintreten, dass mein Pessimismus bestätigt wird, so würde ich auch nicht davon ausgehen, dass das Glas halbleer ist.

Wahrscheinlicher ist sogar, dass ich das Glas als halbvoll also optimistisch bezeichne, da ich nicht darin bestätigt wäre, dass meine pessimistische Haltung zutrifft. So ist es aber durchaus möglich, dass meine pessimistischen Einschätzungen oftmals falsch liegen und ich deswegen wiederum das Glas nicht als halbleer bezeichnen würde.

Des Weiteren würde sich nun die Frage stellen, ob ich überhaupt eine feste Ansicht besitzen muss oder ob ich nicht in manchen Situationen Pessimist und in anderen Situationen Optimist sein kann. Was dem Glasbeispiel gegenüber bedeuten würde, dass sich meine Einschätzung eventuell überhaupt nicht auf meine vergangenen Abwägungen stützt, eventuell nur auf bestimme Beurteilungen die vielleicht dem Glasbeispiel ähneln oder dass sogar die Anzahl der pessimistischen oder optimistischen Bewertungen eine Rolle spielt, nämlich diese die dann auch eingetroffen sind.

In dem einem Fall erwarten wir einen nach unserem Ermäßen schlechten Ausgang, da es von einem Standpunkt negativ abweicht, in dem anderen Fall wird ein Gegenstand als negativ beschrieben, da es sich beispielshalber an vergangen Einschätzungen orientiert.

Abschließend ist eine Formulierung gefunden, die den Pessimismus auf ein zukünftiges Ereignis bezogen, so treffend wie möglich beschreibt. Dabei wird ein relativer Bezug auf einen Standpunkt genommen, von dem man sich negativ entfernt um eben dieses Ereignis oder seinen Ausgang als schlecht zu bewerten.

Gezeigt an dem Beispiel der Europawahl, ergibt sich so ein Vorschlag für eine Definition einer pessimistischen Einschätzung oder eben eine pessimistische Haltung gegenüber diesem Ereignis. Nachfolgend wurde aber auch gezeigt, dass eine allgemeingültige Begriffserklärung nur sehr schwer möglich ist, da sich bei der Hinzunahme von bewertenden Situationen einige Probleme zeigen, die eine neue oder umfassendere Definition benötigt.






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