Das Wunder von Bern
ein Film von Sönke Wortmann
Erzählung aus der Sicht von Bruno:
1. Tagebucheintrag
Mein Vater kommt nun endlich zurück! Mein leiblicher Vater.
Ich habe ihn so sehr vermisst. Ich kann immer noch nicht glauben, dass mein
Vater den wir schon für tot gehalten haben nun endlich zurück kommt, nach 11
Jahren. Endlich können wir wieder eine richtige Familie sein mit Vater und
Mutter die sich lieben und ihren Kindern. Doch einen Zweifel habe ich. Wie er
wohl mit Mattes umgeht? Immerhin kennt er ihn noch nicht. Doch ich denke er
wird ihn sofort ins Herz schließen. Nun werde ich ihn das erste mal wieder
sehen, in wenigen Augenblicken werde ich meinen Vater in die Arme nehmen
können!
2. Tagebucheintrag
Ich hatte mir meinen Vater in meinen schlimmsten Träumen
nicht so vorgestellt. So kalt, so herzlos, so distanziert von uns. Natürlich
prägt ihn diese Zeit hinter Gittern und die grausame Behandlung als Gefangener,
jedoch sollte er sich gerade jetzt von uns helfen und sich auffangen lassen.
Jedoch verschließt er sich komplett gegenüber uns. Vielleicht braucht er noch
etwas Zeit um sich wieder einzufinden in die Familie und zu merken dass wir ihn
lieben oder überhaupt wieder zu verstehen was Liebe bedeutet.
3. Tagebucheintrag
Nun habe ich meinem Vater lange Zeit geboten um sich
zurechtzufinden, doch er geht zu weit! Alles was meine Mutter unter schwersten
Bedingungen aufgebaut hat macht er zunichte! Schließlich musste sie die Bar
aufbauen und leiten, uns zu halbwegs anständigen Kindern erziehen und auch noch
den Haushalt meistern! Jedoch wird all ihre Mühe und Arbeit nun in Frage
gestellt. Mein Vater empfindet uns Kinder auch noch als unanständig und vorlaut
und will uns nun mit Gewalt zu seinen Ebenbildern erziehen. Jedoch hat er diese
Rechnung ohne mich gemacht! Meine politische Einstellung zu der Kommunistischen
Partei Deutschlands duldet er sowieso nicht unter seinem Dach, geschweige denn
meine Rock n’Roll- Band! Er kritisiert und nörgelt die ganze Zeit nur an uns herum.
Er ist so anders als meine Mutter, so grundverschieden. Ich kann es gar nicht mit
ansehen wie er meine Familie schlägt, jeder einzelne Schlag schmerzt mir im
Herzen! Ich kann es nicht ertragen, dass er die Familie kaputt macht. Immerhin
übernimmt er nun meine bisher angestammte Rolle. Jedoch führt er dieses Amt,
sowie alle anderen Dinge und Einstellungen, komplett anderes durch als ich es
an seiner Stelle machen würde. Ich kann es einfach nicht mehr länger ertragen.
4. Tagebucheintrag
Mein Entschluss steht fest. Es gibt kein Zurück mehr. Nun
ist es fix! Mein Ticket ist schon bezahlt. Ich werde jetzt nach Ost-Berlin
aufbrechen. Dort wird sich alles zum Guten wenden! Zuvor werde ich jedoch noch
meinen Brief an Mama und Papa Mattes geben. Ich habe ihnen geschrieben, dass es
mir leid tut, dass ich einfach abhaue. Aber ich halte es einfach nicht mehr
aus. In Ost-Berlin kann ich frei entscheiden was ich machen will und meiner
Partei zur Seite stehen. Selbstverständlich können sie mich jederzeit besuchen
wenn ihnen danach ist.
Natürlich werde ich Mattes Ingrid und Mama sehr vermissen,
jedoch will ich meinen Traum leben und von diesem Monster das mein Vater ist
wegkommen!