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Zusammenfassung
Philosophie

Universität, Schule

Johannes Gutenberg-Universität Mainz - JGU

Note, Lehrer, Jahr

2007

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Iris N. ©
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ID# 8398







Chisholm: Das unmittelbar Evidente


  1. Einleitung


Die nachfolgende Abhandlung bezieht sich auf Kapitel 2 des von Roderick M. Chisholm im Jahr 1977 in 2. Auflage erschienenen Buches „The Theory of Knowledge“ (deutsch: Erkenntnistheorie).“


„Die Erkenntnistheorie von Chisholm stellt den Versuch dar, das Rechtfertigungsmodell menschlichen Wissens zu analysieren und zu verteidigen.“ Hierbei sind sein Ausgangspunkt gewöhnliche Überzeugungen, die im alltäglichen Leben vorherrschen. Auf diesen Ausgangspunkten baut er seine Theorie auf. Die Ausgangspunkte müssen dabei nicht zwangsläufig bestehen bleiben, sondern können entsprechend den Fortschritten der Analyse revidiert werden.

Chisholm benutzt derartig weit verbreiteten Überzeugungen zur Überprüfung seiner Theorie, da eine Theorie, die bei derartig einfachen Fragestellungen versagt für die Erklärung schwieriger Sachverhalte nicht geeignet erscheint.


Die Grundprobleme der Erkenntnistheorie sind nach Chisholm:


- „Was ist der Unterschied zwischen Wissen und wahrem Meinen? Dies wirft weiterhin die Frage auf, wann jemand Evidenz hat und wann nicht und was bedeutet es Evidenz zu haben“


-          Die Evidenz für bestimmte Dinge wird häufig dadurch gerechtfertigt, dass andere Dinge evident erscheinen. Dies wirft die Frage auf, ob für Evidenz einer Tatsache immer das Vorhandensein der Evidenz einer anderen Tatsache notwendig ist. Führt man diese Rechtfertigungsmethode konsequent fort, kommt man irgendwann zu einem Schlusspunkt der 2 Ausprägungen haben kann: (1) es gibt Dinge die evident erscheinen ohne dass dafür die Evidenz anderer Dinge vorhanden sind, (2) es gibt Dinge, die selbst nicht evident sind, die jedoch anderen Dingen ähnlich sind, die als evident betrachtet werden und die für die Rechtfertigung der Evidenz anderer Dinge herhalten.

Aus (1) ergibt sich, dass einige Dinge als „unmittelbar evident“ angesehen werden können.


-          „Es wird nicht davon ausgegangen, dass unser Wissen“ unmittelbar evident ist, dass man jedoch bei der Rechtfertigung dieses Wissens auf unmittelbar evidente Tatsachen stößt, die die Grundlage dieses Wissens darstellen. Hierbei sollte auch der Zusammenhang zwischen diesem unmittelbar Evidentem und dem Wissen dargestellt werden.

Da hier weder die „deduktive“ wie auch die „induktive“ Methoden gültige Schlussfolgerungen liefern, formulieren Erkenntnistheoretike grundlegende „Regeln der Evidenz“


- Die Fragen „Was wissen wir – was ist die Reichweite unseres Wissens“ hängen eng zusammen mit den Fragen „wie entscheiden wir in einem besonderen Fall, wie wir wissen – was sind die Kriterien des Wissens, wenn es diese überhaupt gibt“. Wird für das 2. Fragenpaar keine Antwort gefunden, ist es wahrscheinlich, dass es auch für das erste keine Antwort gibt und umgekehrt.

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-          Der Problembreich der „Kriterien“ wird deutlich bei der Betrachtung der sogenannten „Vernunftwahrscheinlichkeiten“ wie zum Beispiel logische, mathematische Wahrheiten. Bei der Formulierung von Kriterien für derartige Wahrheiten versagen bei näherer Betrachtung alle Herangehensweisen der Erkenntnistheoretiker.


-          Ein weiterer Problembereich der Erkenntnistheorie ist das „Problem der Wahrheit“. Auf den ersten Blick erscheint dieses Problem als das einfachste, was sich bei näherer Betrachtung jedoch ändert.


Chisholm versucht mit dem Buch „Erkenntnistheorie“ Wege aufzuweisen, wie obige Problembereiche und Fragestellungen behandelt und verteidigt werden können. In dem nachfolgenden Teil der Arbeit soll auf den Teilbereich der „unmittelbaren Evidenz“ (Kapitel 2 des vorgenannten Buches) eingegangen werden.


  1. Die unmittelbare Evidenz


Bei der Untersuchung der „unmittelbaren Evidenz“ geht Chisholm von 3 allgemeinen Voraussetzung („sokratischen Fragen“) aus:


-          Es gibt etwas, was wir wissen und als Arbeitshypothese nehmen wir an, dass das, was wir zu wissen glauben durch unsere Reflexion begründet


-          Wir setzen voraus, dass wir jederzeit die Begründung (oder Evidenz) kennen, die uns dazu veranlasst eine Meinung (zu glauben dass wir wissen) zu haben


-          Weiterhin wird vorausgesetzt, dass es zusätzlich zu der vorhergehenden Voraussetzung allgemeingültige Evidenzprinzipien gibt, die die Bedingungen formulieren, die uns behaupten lassen, dass wir Veranlassung oder Begründung haben etwas zu glauben.


Die Aufgabe der Theori der Evidenz ist es nun diese allgemeingültigen Evidenzprinzipien herauszuarbeiten und die entsprechenden Regeln der Evidenz zu definieren Um diese Regeln zu definieren nutzt Chisholm die gleiche Vorgehensweise wie in der Logik (Regeln des Schließens) oder der Moralphilosophie (Regeln des Handelns).

Damit nehmen wir an, dass die gesuchte Wahrheit implizit bei dem, der sie sucht, bereits vorhanden ist und nur noch formuliert werden muß.


Bei der Frage nach der Rechtfertigung, warum geglaubt wird, dass Dinge wahr bzw. evident sind, wird man laut Chisholm immer neue Fragen aufwerfen, die wieder nach der Evidenz und der jeweiligen Begründung fragen, d. h. jedes Mal wenn eine Evidenz für eine Begründung gefunden ist stellt sich erneut die Frage nach der Evidenz dieser Evidenz.

Damit könnte man davon ausgehen, dass dieser Prozess unendlich weitergeht, so dass die Rechtfertigung des Glaubens, dass etwas wahr bzw. evident ist, fehlschlägt oder in einem Zirkelbezug endet. Nach Chisholm gibt es in diesem Prozess jedoch einen Schlusspunkt. Ein angemessener Schlusspunkt ist dann gefunden, wenn eine Frage wie folgt beantwortet werden kann:



Nach Chisholm ist etwas „unmittelbar evident“ wenn ein Antworttypus obiger Art angemessen ist.


Im weiteren stellt sich Chisholm die Frage, unter welchen Bedingungen ein derartiger Antworttypus angemessen ist. Vordergründig betrachtet könnte man davon ausgehen, dass alle Meinungen, die auf „Erfahrung“, „Wahrnehmung“ oder „Beobachtung“ als unmitterbar evident anzusehen sind. Dies wird jedoch von Chisholm verneint, da derartige Fragen wieder die Frage nach der Evidenz von „Erfahrung“, „Wahrnehmung“ oder „Beobachtung“ aufwerfen und somit noch kein Schlusspunkt gefunden ist.


Um zu einer Definition des „unmittelbar Evidenten“ zu kommen versucht Chisholm im weiteren „Zustände, die sich selbst präsentieren“ zu formulieren. Hierbei greift er auf die Definition der „ersten Tatsachenwahrscheinlichkeiten“ von Leibniz zurück. Leibniz definiert diese „ersten Tatsachenwahrscheinlichkeiten“ als die „unmittelbare Wahrnehmung unserer Existenz und unserer Gedanken“.



Wenn es nun etwas gibt, das jemanden unmittelbar evident ist, so Chisholm, dann ist es ihm selbspräsentierend, d. h. „der Sachverhalt wird durch sich selbst erfasst. Aussagen, wie „Ich denke, mich zu erinnern …“ (im Gegensatz zu „sich erinnern“) oder „Ich scheine wahrzunehmen, dass…“ (im Gegensatz zu „wahrnehmen“) betreffen ähnlich selbstpräsentierende Zustände.


Chisholm leitet für die Selbstpräsentation eines Sachverhaltes folgende Definition ab:


„b ist für S zur Zeit t selbstpräsentierend = Df b findet zur Zeit t statt; und wenn b zur Zeit t stattfindet, dann gilt notwendigerweise, dass b für S zur Zeit t evident ist“.


In einer alternativen Definition ersetzt Chisholm den Teil „findet zur Zeit t statt“ durch „ist zur Zeit t wahr“. Der Unterschied dieser alternativen Definitionen wird erst im späteren Teil seiner Erkenntnistheorie bedeutsam. Bei der Diskussion der Defintion des unmittelbar Evidenten geht er jedoch davon aus, das beide Alternativen gleich sind.


Defintion der „unmittelbaren Evidenz“


Nach Chisholm ist der Begriff des „unmittelbar Evidenten“ beträchtlich umfassender als der des Selbst präsentierenden. Es gibt Sachverhalte, die jemandem ununmittelbar evident sind, die aber aufgrund der oben beschriebenen Definition nicht selbstpräsentierend sind


Chisholm definiert nun das „unmittelbar Evidente“ wie folgt:


„ b ist für S unmittelbar evident = Df b ist logisch kontingent; und es gibt ein e, sodass (1) e für S selbstpräsentierend ist, und (2) notwendigerweise, wer immer e akzeptiert, b akzeptiert“.


Daraus folgt, dass alle selbstpräsentierenden Propositionen auch unmittelbar evident sind.


Scheinen und Erscheinen



„Scheinen“ kann laut Chisholm mit unterschiedlicher Bedeutung gebraucht werden. Einerseits kann der Gebrauch von Scheinen (z. B. es scheint mir, dass ….) die Darstellung der eigenen Meinung bedeuten und kann deshalb in diesem Zusammenhang als „ich glaube, dass “ ersetzt werden. Damit stellt diese Aussage etwas dar, was unmittelbar evident ist.

Anderseits kann der Gebrauch von „Scheinen“ dazu dient, eine Aussage zu machen, wobei sich der Aussagende nicht auf diese Meinung festlegt. Damit bleibt dem anderen das Risiko, ob er diese glaubt oder nicht. Eine derartige Aussage beschreibt nichts unmittelbar Evidentes, da eigentlich nichts ausgesagt wird.



„Es scheint “ wird häufig (Chisholm zitiert hier Sextus) zur Beschreibung von „Erfahrungssachverhalten“ benutzt, insbesondere um unterschiedliche Wahrnehmungen abhängig von unterschiedlichen Beobachtungsbedingungendarzustellen. Die von Sextus benutzten „Erscheinen“-Wörter betreffen Erfahrungssachverhalte die jedem bekannt sind und beschreiben „das nämlich bei einer Zustandsveränderung des Subjekts oder des Wahrnehmenden oder des vermittelnden Mediums oder anderer Beobachtungsbedingungen sich auch die Art und Weise des Erscheinens der Gegenstände, die Subjekt wahrnimmt, verändert.

Sextus´ Aussagen über das Erscheinen sind einfache Beschreibungen der Erfahrung“.


B. visuelle Merkmale wie rot, blau, grün, etc. oder Merkmale des Hörens wie laut, leise, etc.). Merkmale, die „allen Sinnen Gemeinsam“ sind sind z. B. Bewegung, Ruhe, etc. Kann man nun diesen Wissensanspruch über diese Merkmale F damit rechtfertigen, „dass man in bezug auf etwas sage, dass es F erscheint (z. B. in bezug auf Wein, dass er jetzt rot aussieht oder mir jetzt sauer schmeckt) wobei das Verbum in dem eben dargelegten deskriptiven phänomenologischen Sinn genommen wird“ (vgl. Seite 46/47), dann ist das obige Erscheinen selbstpräsentierend und damit auch unmittelbar evident.


  1. 10 Einige Missverständnisse


Laut Chisholm gibt es aber auch einige „deskriptive Erscheinen-Aussagen“, die nicht unmittebar Evidentes ausdrücken. Das trifft auf Aussagen zu, die ein Erscheinen eines Gegenstandes mit dem Vergleich des Erscheinens dieses Gegenstandes in der Vergangenheit oder mit dem üblicherweise Erscheinen eines Gegenstandes vergleichen.


Am Schluss dieses Kapitels fasst Chisholm die Analyse des unmittelbar Evidenten zusammen indem er mit Anlehnung an die Auffassung von Leibniz sagt, dass sich die meisten Aussagen, die unmittelbar evident sind, sich auf unsere Gedanken beziehen. Sie drücken aus, „was wir denken, glauben, hoffen, fürchten, wünschen, verlangen, lieben, hassen“ oder sie drücken aus „was wir zu wissen, zu erfahren wahrzunehmen glauben“.

Einige betreffen Handlungen und einig beziehen sich auf Empfindungen.


  1. 7 Seite 41


Die Erörterung der Frage nach dem Sinn von Fragen der Evidenz führt Chisholm zu einer alternativen Charakterisierung der unmittlebaren Evidenz:: „Wir können sagen, dass eine Proposition jemandem unmittelbar evident ist, vorausgesetzt (I) dass es sinnlos ist von ihm zu sagen, dass er weiß, dass die Proposition wahr ist und (II) dass die Proposition für ihn Evidenz von etwas anderem ist.“



2.8  Ein skeptischer Einwand


Bevor Chisholm weitere selbstpräsentierende Zustände untersucht geht er auf einen Einwand ein, der von Kritikern gegen alle bisher aufgezählten Fälle gebracht werden kann. Skeptiker könnten danach fragen, wie man denn weiß, dass etwas selbstpräsentierend ist. Eine Möglichkeit derartige Fragen zu beantworten besteht darin, weitere Merkmale zu suchen, von denen man genau weiß, dass sie das Selbstpräsentierende eines Tatbestandes belegen.

Doch dann könnte danach gefragt werden, woher man weiß, dass ein Tatbestand überhaupt diese Merkmale aufweist. Die einzigen, derzeit möglichen Antworten der Art „Ich weiß, dass….), wobei es laut Chisholm jedoch bessere Antworten gibt, die er im späteren Verlauf seiner Erkenntnistheorie untersucht.





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