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Das Phänomen Mobbing innerhalb der Institution Schule: Schüler versus Schüler
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Seminararbeit
Psychologie

Pädagogische Hochschule Ludwigsburg - PH

WS 2008/2009, Höhmann

Andrea F. ©
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ID# 12617







Das Phänomen Mobbing innerhalb der Institution Schule Schüler versus Schüler

Inhaltsverzeichnis

( )

Prolog2

1Begriffserklärung. 4

1.1Unkenntnisse über Mobbing. 5

1.2Mobbing. 6

2Das Phänomen Mobbing innerhalb der Institution Schule. 7

2.1Mobbingphänomene. 8

2.2Allgemeine Entstehung von Mobbingsituationen. 9

2.2.1Mobbingbegünstigende Schulstrukturen. 10

2.3Kreislauf eines Mobbingprozesses. 12

2.3.1Mobbingopfer13

2.3.2Mobbingtäter15

2.4Die Rolle der Lehrkräfte. 16

2.5Die Rolle der Eltern. 17

2.5.1Die Eltern als Rückhalt17

2.5.2Erziehung zum Täter19

2.6Die Auswirkungen von Schülermobbing. 20

3Intervenierende Maßnahmen. 22

3.1Fragebogen. 22

3.2Die Farsta – Methode. 23

3.3Die Mediation. 25

3.4No Blame Approach. 26

3.5Praktische Soforthilfen. 28

3.5.1Im Umgang mit dem Opfer28

3.5.2Im Umgang mit dem Täter30

3.5.3Spiele und Experimente. 30

4Präventive Maßnahmen. 31

4.1 In sieben Schritten zum Ziel33

4.1Peaceful School34

4.2Die Rolle des Vertrauenslehrers. 35

4.2.1Spiele und Experimente. 39

5Gesamtübersicht der Arbeitsstrukturen für die Intervention und Prävention gegen Mobbing. 40

6Schlusswort41

7Anhang. 43

7.1Smob – Fragebogen laut KASPER, HORST44

7.2Smob – Fragebogen laut REGINA HILLER48

8Literaturverzeichnis. 50

9Eidesstattliche Erklärung. 51

Prolog

Der Impuls der gegeben wurde um diese Hausarbeit zu verfassen, ist auf das Pädagogikseminar Konflikte in der Schule und Lernen an Fallbeispielen zurückzuführen. Innerhalb dieses praxisorientierten Seminars sind verschiedene Konfliktsituationen dargelegt worden, welche im Schulalltag sehr häufig vorkommen. Eine dieser vielen Konflikte, welche ein Lehrer zu lösen hat, ist das Phänomen des Mobbing.

Es ist ein nicht zu unterschätzendes Problem, das beispielsweise laut KROWATSCHEK[1] 10% der Schulkinder nach eigenen Angaben betrifft. Auch der Kinderreport Deutschland aus 2004 bestätigt eine solche Tendenz. Übertragen auf eine Schulklasse bedeutet dies, dass zwischen eins bis drei Schüler unter Mobbing leiden. „Nach Expertenschätzungen kommen in Deutschland 500 000 mal pro Woche schikanöse Mobbingattacken auf Schüler [ .] vor.

In Österreich sollen jährlich ca. zwölf Prozent der Kinder mindestens einmal Opfer von Mobbingattacken sein“[2]. Für die zukünftigen Lehreranwärter daher ein sehr wichtiges, nachdenkliches Problem, welches nicht unterschätzt, ignoriert oder gar verharmlost werden sollte. Auf der anderen Seite sollte es aber auch nicht dazu führen in Panik zu geraten und jeglichen Konflikt als einen Mobbingfall zu betrachten.

Die Grundlage, einen erfolgreichen Unterricht anbieten zu können, bedarf einer guten Vor- wie auch Nachbereitung, in der sowohl Geplantes wie auch unvorhersehbares einen Raum zur Verfügung gestellt wird. Die Intension dieser Hausarbeit ist es, einen Einblick in das Phänomen Mobbing zu geben, und einen Blick zu schulen der solche Konflikte erkennt und im Optimalfall die Lehrkraft vorbeugenden agieren lässt, oder im ungünstigeren Fall didaktisch sinnvoll zu intervenieren erlaubt.

Um diese Ziele zu verwirklichen wird in mehreren Schritten eine Annährung an die Thematik und die konkrete Zielsetzung stattfinden. Das erste Kapitel wird sich mit der Begriffsklärung des Phänomens Mobbing auseinandersetzen und auf allgemeine
Unkenntnisse eingehen, die sich im Laufe der Zeit zu diesem Phänomen entwickelt haben.

Das darauf folgende Kapitel soll ein allgemeines Verständnis für das Phänomen Mobbing aufbauen. Darauf aufbauend wird über eine Ursachenanalyse von Mobbing, eine Verbindung zum Kreislauf des Gemobbten und des Mobbers hergestellt und auf die Rolle der Lehrkraft und der Eltern, im Bezug auf die Entstehung von Mobbing eingegangen werden. Anschließend werden die Auswirkungen von Mobbing auf den Einzelnen dargelegt.

In der Absicht, durch dieses Kapitel eine gewisse Sensibilität für Mobbing Geschehnisse aufzubauen, knüpfen das dritte und vierte Kapitel an und sollen die Gegenmaßnahmen für begonnene Mobbingprozesse darlegen und vorbeugende Schritte anbieten Mobbing ganz zu vermeiden.

Im Anschluss daran erfolgt eine tabellarische Gesamtübersicht der vorbeugenden und eingreifenden Maßnahmen gegen Mobbing, die den ganzheitlichen Ansatz versus Mobbing zusammenfassend darstellen soll.

Zum Abschluss wird ein Resümee gezogen welches als Fazit die zentralen Punkte zur Thematik Mobbing und dessen sowohl intervenierenden wie auch präventiven Maßnahmen veranschaulichen wird.


Anmerkung:

Die vorliegende Arbeit beschränkt sich zugunsten einer besseren Lesbarkeit auf die männliche Personalform, wobei grundsätzlich beide Geschlechter angesprochen sind.


1 Begriffserklärung


Das Phänomen Mobbing, früher für die Arbeitswelt verwendet, heute aber auch im Schulwesen etabliert, hat sich in der deutschsprachigen Literatur unter dem Begriff Mobbing durchgesetzt. Es leitet sich von dem englischen Wort „mob“ ab. Im Englischen ist das zugehörige Verb „to mob“, welches sich durch – auf etwas stürzen oder über etwas herfallen übersetzen lässt.

Es steht für eine anmachende bzw. anpöbelnde Handlung. Weitere Begriffe die für das Phänomen Mobbing konkurrieren sind:

Ø  „bullying < bully – brutaler Mensch, Brutalo, Tyrann

Ø  bossing < boss – Chef, Attacken, vom Vorgesetzten ausgehend

Ø  staffing < staff – Mitglied einer Betriebsmannschaft, Attacken von den Un- tergebenen ausgehend.“[3]


Diese Begriffe werden im deutschen als Unterbegriffe von Mobbing verstanden, da sie bestimmte Aspekte gewichten. Eine genauere Beschreibung wird innerhalb dieser Arbeit nicht stattfinden können, da sie die Kapazität der Arbeit überschreiten würde und nicht im Sinne der Intension dieser Arbeit sind. Für eine Vertiefung und weitere Auseinandersetzung mit der Begrifflichkeit Mobbing ist das Kapitel 2 von Gollnick, Rüdiger in Schulische Mobbing– Fälle zu empfehlen (vgl. GOLLNICK, RÜDIGER, 20052, S.36 f.).

Daher beschränkt sich diese Arbeit auf die Definition laut dem Gewaltforscher DAN OLWEUS (1996)[4] und baut sein Grundverständnis für Mobbing darauf auf.

Die Definition lautet: „Ein Schüler oder eine Schülerin ist Gewalt ausgesetzt oder wird gemobbt, wenn er oder sie über einen längeren Zeitraum den negativen Handlungen eines oder mehrer anderer Schüler oder Schülerinnen ausgesetzt ist.“[5]

Unter typischen negativen Handlungen ist folgendes zu verstehen:

Ø  „hänseln, lächerlich machen, herabwürdigen, verspotten, beschimpfen, schikanieren, bedrohen, [beleidigende Gesten], [verbale, gestische Angriffe],

Ø  aus der Gruppe ausschließen, ignorieren der Bedürfnisse, zum Sündenbock machen, [Ausgrenzen und isolieren des Opfers]

Ø  schlagen, schubsen, kneifen, mit Gegenständen bewerfen, Sachen verstecken, wegnehmen oder beschädigen [direkt physische Attacken].“[6]

Zusammenfassend ist Mobbing eine Form der sowohl körperlichen als auch seelischen Gewalt, bei welcher der Gewaltakt in der Regel unter der Schwelle zur Straftat bleibt (vgl. KROWATSCHEK, DIETER et. al., 20087,S. 6 und LANDSCHEIDT, KARL, 2007, S.196).


1.1 Unkenntnisse über Mobbing

Im Rahmen der Begriffserklärung ist es ebenfalls wichtig, den Dilettantismus gegenüber dem Begriff Mobbing in unserer Post Modernen Gesellschaft aufzugreifen.

Ø  Das regeln die Kinder am besten unter sich.

Ø  Das ist doch nur Kinderkram.

Ø  Das ist ein Problem an Schulen in Großstädten.

Ø  Das ist die natürliche Hackordnung.

Ø  Wer anders ist, wird eben zum Opfer.

Ø  Das ist ein Modethema, die Probleme werden aufgebauscht.“[7]

Dies aufgreifend lässt sich eine Ergänzung zu der Definition Mobbing machen. Es wird nicht über das Phänomen Mobbing gesprochen, soweit es sich um gelegentliche Hänseleien und Konflikte handelt. Auch wenn lang andauernde negative Handlungen zwischen Gleichberechtigten vorliegen, sind sie nicht als Mobbing zu verstehen. Diese Konflikte haben eine andere Qualität und einen anderen Verlauf.

Gleich starken Parteien wird zugetraut, aus eigener Kraft die Auseinandersetzung zu beenden. Jedoch ist bei einem Kind das gemobbt wird, davon auszugehen, dass es ihm nicht gelingt, aus diesem Mobbingprozess auszusteigen , da er sonst gar nicht in die Rolle des gemobbten gekommen wäre. Es wäre im Stande sich selber zu helfen, doch stattdessen liegt Ungleichgewicht vor, das besagt dass das Opfer seinem Peiniger unterlegen ist (vgl. KROWATSCHEK, DIETER, 20087, S. 7).


1.2 Mobbing

Eine erfassende Übersicht, welche eine Mobbing – Situation zusammenfasst, verschafft KASPER, HORST, über seine fünf Merkmale Definition:

  1. „Ein Konflikt hat sich verfestigt.
  2. Von zwei Konfliktparteien ist eine, zumeist eine einzelne Person, in die Unterlegenheit geraten.
  3. Dieser Person wird häufig und
  4. über längere Zeit angegriffen oder drangsaliert.
  5. Diese Person hat kaum die Möglichkeit, sich aus eigner Kraft aus ihrer Situation zu befreien.“[8]

Das Besondere an dieser Definition ist ihre Anwendbarkeit. Sie gilt ebenfalls für Erwachsene, wobei lediglich ein Punkt zu ergänzen ist, der nur in Ausnahmezuständen auch bei Schülern vorkommt. Der Punkt sechs, der besagt, dass man den Drangsalierten – den Gemobbten loswerden möchte, koste es was es wolle (vgl. KASPER, 20087 HORST, S. 3).


2 Das Phänomen Mobbing innerhalb der Institution Schule


Das Phänomen Mobbing ist, wie in Kapitel 1.1 kurz umschrieben, differenziert zu betrachten. Nicht jeder Konflikt gleicht einem Mobbingfall. Mobbing basiert auf einer Konfliktsituation, welche nicht gelöst werden kann, sondern stattdessen eskaliert und häufig verdeckt abläuft. Sie ist intentional[9], destruktiv auf das Zielobjekt ausgerichtet – den Gemobbten (vgl. GOLLNICK, RÜDIGER, 2005, S. 40).

Es kann keine zwei gleichen Fälle von Mobbing geben, doch ist es für die Institution Schule möglich, immer wieder auftretende, vergleichbare Phänomene wahrzunehmen und als Ausgangspunkte für die Entwicklung von Erfolgs versprechenden pädagogischen Handlungsstrategien zu nehmen.


2.1 Mobbingphänomene

Die typischen Mobbingphänomene aus denen Handlungsstrategien entwickelt werden können, sind laut KASPER, HORST folgende:

Ø  Das Phänomen der Marginalisierung

Ø  Das Phänomen des Labellings

Ø  Das Phänomen der Terrorisierenden Gang.


Marginalisierend, übersetzt abdrängenden, beschreibt das Phänomen, bei dem mehrere Mitglieder einer Gruppe ausgeschlossen werden und dadurch die Gesellschaftliche Position des Außenseiters erlangen.

„Sie gehörennicht dazu, also können sie folgenlos und schutzlos schikaniert werden.“[12] Setzen sie sich der oft alltäglichen Schikane zur Wehr, so widerfährt es oft auf gewalttätiger Form und diese Schüler erhalten neben der „Klassenkeile“[13] auch den Ruf des „Gewalttäters“[14] gegenüber der Schulautorität. Die Konsequenzen, in eine solch „kämpferische Rolle“[15] zu gelangen, sind zum Beispiel ein Schulausschluss, der diejenigen, welche für diese Rollenzuteilung verantwortlich sind, außen vor lässt.

Dies bedeutet der Gemobbte wird statt unterstützt zusätzlich unterdrückt. Eine andere Art der Marginalisierung-Konsequenz ist das Verfallen des Opfers in eine tiefe Depression, die im Extremfall im Selbstmord enden kann.

Beide Erscheinungsformen der Außenseiter haben gemeinsam, dass sie aus eigener Willenskraft nicht aus dem Teufelskreis herauskommen. Hierfür bedarf es verständnisvolle Lehrer und eventueller zusätzlicher Beratung durch Fachleute. Sie dürfen nicht für ihre Isolation in der Gruppe selbst verantwortlich gemacht werden (vgl. KASPER, HORST, 20087 a, S. 19).


Die Terrorisierende Gang, als letzteres der drei vorkommenden Phänomene laut HORST, KASPER, wird vom Geist der Devianz beherrscht. Dieser befürwortet jegliche Verweigerung gegenüber dem Schulregime. Es gleicht einem Mal mehr oder weniger offenen Rebellentum. Die Konsequenz dadurch für die nicht Mitstreiter ist, dass jedes Engagement für schulische Anforderungen oder gutes Wort über die Lehrkraft, als eine subversive Tätigkeit angesehen wird und auch über ausgrenzende Beschimpfungen wie Streber klar gemacht wird.

Es herrscht eine verkehrte Schulwelt (vgl. KASPER, HORST, 20087 a, S. 19).


2.2 Allgemeine Entstehung von Mobbingsituationen

Im Sinne von „Die Einsicht ist der erste Schritt zur Besserung“[16] wird in diesem Kapitel fortgefahren werden. Um den Phänomenen von Mobbing vorzubeugen, ist ein Wissen über dessen Entstehung die Vorraussetzung.

Eine eindeutige Ursachenzuweisung ist für das Entstehen von Mobbing bisher nicht herausgefunden worden. Nur eines ist klar: „Ein Kind ist nicht selbst schuld, wenn es gemobbt wird.“[17] Es sind bestimmte Rahmenbedingungen, welche den Einzelnen zum Mobbingopfer werden lassen.

Im aktuellen Bildungswesen tritt eine für das Mobbingszenario prädestinierte Besonderheit auf. Es versammeln sich täglich an einem Ort „hunderte von Kindern mit Erwachsenen und das zu einem festgelegten Zweck, also nicht aus freien Stücken wie im Sportstadion“[18]. In einer solchen Konstellation sind Konflikte vorprogrammiert (vgl. HORST; KASPERS, 2004 c, S. 25).


Exemplarische Merkmale hierfür sind das schematische Organisationsprinzip, das Streben nach Einheitlichkeit und Ordnung und das charakteristische Aufsicht- und Kontrollwesen.

Durch die schematische Organisationsstruktur ergibt sich schnell ein Nährboden für Konflikte. Denn der „nicht hinterfragte Altbestand an entwicklungshemmenden, hausinternen Regeln“[19] kann durch einen Nichtanpassungswillen beim Einzelnen, eine systematische Ausgrenzung bis hin zur Eliminierung durch die Befürworter des Systems zur Folge haben. Zwei geläufige Beispiele wären die Rigorismen, „fest eingeplante ´Freistunden´ für Lehrer [zu haben], damit diese leichter für Vertretungen greifbar sind“[20] oder das „´Bewegungsverbot´ für Schüler in den Pausen“[21](vgl. HORST, KASPERS, 1998 d, S. 47).

Zudem kommt die Kombination aus dem Streben nach Einheitlichkeit und Ordnung, in dem beispielsweise für mehrere heterogene Lerngruppen, eine homogene Klassenarbeitsaufgabe gestellt wird. Die Konsequenz daraus wird sein, dass im Falle von Parallelklassenarbeiten zwei Lehrkräfte nie völlig synchronisiert vorgehen werden, was eine Ungerechtigkeit für den einzelnen Schüler zur Folge hat.

Sehr gut darauf aufbauen lässt sich, das Streben nach Ordnung, bei dem gerade im Beispielfall von ungerechtem Handeln, Denunziationen von Seite des Kollegiums und der Schüler, sowohl untereinander als auch gegeneinander, zur legitimen Ordnung werde kann (vgl. HORST; KASPERS, 1998 d, S. 48).

Eng in Verbindung mit diesem Streben nach Einheitlichkeit und Ordnung ist das charakteristische Aufsicht- und Kontrollwesen.Dies ist zwar seit 1972 durch die Einführung der gesetzlichen Schülerversicherung etwas aufgelockert worden, wird aber von vielen Lehrern weiterhin sehr streng auf mögliche Dienstpflichtverletzungen ausgeübt. Schüler werden dadurch in ihrer Entfaltung sehr eingegrenzt (vgl. HORST; KASPERS et al., 2004 c, S. 36).

Diese drei signifikanten, zusammen hängende Merkmale, mobbingbegünstigender Schulstrukturen sind wichtige Ansatzpunkte, beim präventiven Vorgehen versus Mobbing. Ein konkreter Lösungsvorschlag dazu wird im Kapitel 6.0 gegeben werden.


2.3 Kreislauf eines Mobbingprozesses

Bevor der Fokus sich auf die Maßnahmen gegen Mobbingprozesse legen wird, ist eine konkrete Darstellung einer solchen Prozedur notwendig. Zu diesem Zweck wird der Prozess als solcher in vereinfachter Form dargestellt werden und eine kurze Merkmalsbeschreibung der Opfer und Täter stattfinden.

(vgl. KROWATSCHEK, DIETER et. al., 20087,S. 8.)

Das Problem in diesem Kreislauf ist, die Adaption seines Umfeldes, in dem Fall seiner Mitschüler und Lehrer, an seine Situationslage. Die Mitschüler verändern ihre Wahrnehmung gegenüber der Gewalt, und empfinden diese als ein alltägliches Handeln, was immer so gemacht wurde. Auch für die Lehrkräfte kann es so scheinen, als wäre das Verhalten der Schüler im Rahmen des normalen Umgangs.

Die Konsequenz daraus ist ein sich immer stärker entwickelndes Gefühl der Gewöhnung und des Selbstverschuldungszuschreiben von Seite des Opfers. Dies wiederum verstärkt und sichert das Schuldgefühl der Täter (vgl. KROWATSCHEK, DIETER et. al., 20087,S. 8).


2.3.1 Mobbingopfer

Die für solche Mobbingfälle oft betroffenen Opfer haben folgendes gemeinsam. Sie sind körperlich schwächer, sie sind ängstlich, ruhig und passiv. Ihr Selbstbild ist negativ, wodurch sie ein geringes Selbstwertgefühl und geringes Selbstvertrauen haben.

Solche Merkmale sind sowohl die Ursache, als auch Folge des Mobbings (vgl. KROWATSCHEK, DIETER et. al., 20087,S. 8).


Passive Opfer

Provozierende Opfer

¨Körperlich schwächer als der Durch-
schnitt.

¨Sind ängstlich und aggressiv.

¨Persönlichkeitsbild: eher ängstlich, un-
sicher, tendenziell sensibler und vor-
sichtiger.

¨Habe Konzentrationsprobleme und wir-
ken hyperaktiv.

¨Oft stille Mitschüler.

¨Reizbarkeitsschwelle ist sehr gering.

¨Reagieren auf Angriffe nicht mit Ge-
genwehr, sondern mit Weinen und
Rückzug.

¨Sie wollen im Vordergrund stehen.

¨Kommen oft aus überbehütenden Fa-
milienstrukturen.

¨Sie werden in der Klasse von einem
Großteil abgelehnt.

¨Sie haben oft ein schwaches Selbst-
wertgefühl
und schuldigen sich selber
an.


(vgl. JANNAN, MUSTAFA, 2008, S. 36f.)

Zusätzlich zu diesem Opferraster hat eine amerikanische Studie von ELIOT, M., im Jahr 1996 ergeben, dass Kinder zu Mobbingopfer geworden sind, welche „sehr intelligent, sensibel und kreativ waren, aber auf der anderen Seite als nicht sehr humorvoll galten. Sie konnten ´fünf nicht gerade sein lassen´ und waren unfähig, auch einmal eine ´leck mich am A . – Mentalität´ zu entwickeln.

Sie hatten eine gute Beziehung zu ihren Eltern, galten jedoch als ernst.“[23]

2.3.2 Mobbingtäter

Im Vergleich zu den Mobbingopfern ist die Zusammensetzung der Täter ein wenig komplexer. Es wird zwischen dem Haupttäter, dem Mittäter und dem Dulder unterschieden.

Der Haupttäter ist derjenige der beginnt. Er ist in der Regel körperlich überlegen und hat eine Führungsposition in seiner Peer – Group. In 80% der Fälle sind die Täter laut JANNAN, MUSTAFA nach , männlich.

Die Mittäter sind diejenigen, welche an der Macht des Haupttäters teilhaben wollen, und aufgrund dessen sein Verhalten nachahmen und selber das Mobbing gegen das Opfer beginnen. Es ist ihre Art dem Anführer ihre Solidarität zu zeigen. Dadurch, dass der Täter nicht bestraft wird, ist das für die Nachahmer eine positive Verstärkung für ihr Mobbingverhalten. Je mehr Personen als Täter beteiligt sind, umso weniger verantwortlich fühlt sich der Einzelne.

Und als letztes Glied der Gruppe sind die Dulder aufzuzählen. Diese beobachten das Geschehen und erfreuen sich entweder daran oder sind erschreckt darüber. Diese Freude ist gespalten zu verstehen, da es sich einerseits um das Mitamüsieren handelt und andererseits um die Freude nicht selber das Opfer zu sein (vgl. KROWATSCHEK, DIETER et. al., 20087,S. 8).

Die typische Täterpersönlichkeit lässt sich in folgender Grafik zusammenfassen;



Aus diesen Täterkennzeichen und der Perspektive des Mittäters und Dulders ist ein Gruppengefüge zu erkennen, dass es dem Opfer „unmöglich [macht] aus eigener Kraft aus der Opferrolle zu entkommen Das Opfer stellt Versuche an, um Freunde zu gewinnen. Dies führt jedoch meist dazu ignoriert zu werden bzw. zu weiteren Mobbinganlässen (z.B. Beschuldigungen ein „Schleimer“ zu sein).

Das hat zur Folge, dass – bis auf das Opfer – alle Interesse daran haben, das Mobbing in bestehender Form fortzusetzen (vgl. KROWATSCHEK, DIETER et. al., 20087,S. 11)


2.4 Die Rolle der Lehrkräfte

Ungünstige Modelle von Lehrerverhalten sind hierbei folgende drei;

  1. Wenn die Lehrkräfte ein Desinteresse zeigen.
  2. Wenn die Lehrkräfte ausschließlich autoritär durchgreifen.
  3. Wenn sich die Lehrkräfte am Mobbing beteiligen

Im Fall 1 sind die Lehrer gemeint, die die Meinung vertreten, die Schüler sollten dies alleine regeln, es sei „Kinderkram“, oder die schlichtweg das Mobbing abstreiten. Durch dieses Verhalten stellen sie für den Betroffenen keinen Ansprechpartner dar und sind kein Hilfe. Schüler registrieren sehr wohl, wenn Lehrer Gewalttaten ignorieren und keine Sanktionen verüben.

Sie erhalten dadurch die Legitimation ihres Verhaltens und der Teufelskreislauf besteht weiterhin fort (vgl. KROWATSCHEK, DIETER et. al., 20087,S. 14).

Der Fall 2 beschreibt ein extremes autoritäres Handeln, bei dem einmalig ein Kraftwort ausgesprochen wird und daraus erhofft wird alles sei geklärt. Was aber in Wirklichkeit als Konsequenz mit sich trägt, dass der Druck weitergeleitet wird auf das Opfer. Das Mobbing wird so intensiv, dass das Opfer sich nicht mehr trauen darf zu „petzten“. Das bedeutet, dass Strafmaßnahmen dem Gemobbten noch stärker in seine Außenrolle bringen, und unter Umständen mehr Angst bei dem Opfer bewirken als bei den Tätern.

Das schlimmste was einem Schüler passieren kann ist jedoch Fall 3. Hierbei handelt es sich darum, dass aus unterschiedlichen Gründen eine Lehrkraft sich am Mobbing beteiligt. Sei es, dass er die Sympathie der Klasse gewinnen möchte, oder ohne genauer darüber nachzudenken über einen Witz auf Kosten eines bestimmten Schülers lacht. In diesem Fall wird das Mobbing für den Täter nicht nur legitimiert, sondern als gewünscht angesehen, was für das Opfer fatale Folgen haben kann (vgl. KROWATSCHEK, DIETER et. al., 20087,S. 14).


2.5 Die Rolle der Eltern

Aufgrund der signifikanten Bedeutung, dass Mobbingopfer unterstützt werden sollen, ist es wichtig „mehrgleisig zu fahren“. Damit gemeint ist, dass alle Ansatzpunkte zur Intervention und Prävention genutzt werden sollen.


2.5.1 Die Eltern als Rückhalt

Das Kind benötigt seine Eltern zum Aufbau seines verletzten Selbstbewusstseins. Die Bindung bzw. das Verhältnis zu den Eltern ist oft, im Falle der Mobbingopfer, gut. Daher lassen sich durch eine Unterstützung im Konflikt oftmals viele Mobbingkreisläufe brechen.


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