Bildbeschreibung
„Das Nachtcafe“ von Vincent van Gogh
Das Gemälde „Das Nachtcafe“ von Vincent van
Gogh wurde 1888 mit Öl auf einer 50×60cm großen Leinwand angefertigt. Das Bild,
das eine Nachtszene in einem Café darstellt, wirkt trotz der Verwendung von grellen
Farben, durch eine Person in der Mitte des Raumes, befremdlich und strahlt eine
gewisse Einsamkeit aus.
Die Wände sind in einem kräftigen Rot
gehalten, die Decke ist Grün und der Boden ist mit einem gelblichen Holzparkett
ausgelegt. Der dargestellte Raum ist entlang der linken und rechten Wand mit
Tischen und Stühlen möbliert. An der rechten Wand erkennt man in der Mitte ein
Fenster, welches den Blick auf eine schwach beleuchtete Straße preisgibt. Somit
stimmt auch der Titel des Bildes „Das Nachtcafé“ mit der Tageszeit überein. An
dieser Wand sind drei Tische platziert und ein weiterer steht in der Ecke
zwischen dieser Wand und der, dem Betrachter zugewandten Wand. Auf dem Tisch
unter dem Fenster, befindet sich eine Weinflasche und ein mit Wein gefülltes
Glas.
An der Wand am Ende des Raums befindet sich
links neben dem Tisch, der an die rechte Wand angrenzt, eine hellgrüne Kommode,
auf der dunkle Flaschen, um einen weißen Blumenstrauß in einer grün-gelben Vase
, stehen. Direkt links daneben schließt sich ein Durchgang an, der einen Blick
in einen weiteren, hell-erleuchteten Raum zulässt. Dieser wird durch einen
braunen Vorhang von oben leicht verdeckt. Lässt der Betrachter seinen Blick
nach oben schweifen, findet dieser eine Uhr die genau über der Grenze zwischen
der Kommode und dem Durchgang angebracht ist. Die Uhr, die bereits eine Uhrzeit
nach Mitternacht anzeigt, hängt vor einer dunklen Fläche, wobei man nicht genau
ausmachen kann, ob dies ein Fenster ist.
Links des Durchgangs schließt sich wieder eine
Reihe von Stühle und Tischen an, die an der linken Wand weiterverlaufen und auf
denen man zum Teil noch das Besteck schon gegangener Gäste sieht. Bis in den
Vordergrund des Bildes reichten einzelne Stühle der linken Seite .Jedoch wird
die linke Wand, durch die Perspektive, wesentlich kürzer weiterverfolgt als die
rechte. Ein dominierender Gegenstand des Raumes ist, der in der Mitte stehende
Billiardtisch, auf dem man einem hellen Stock zum spielen und drei Kugeln, die
am Ende des Stocks liegen. Zwei weiße liegen jeweils rechts und links und eine
rote am Ende als Verlängerung des Stocks. Der Billiardtisch ist zur Perspektive
des Betrachters schräg und ragt in den rechten Bildbereich hinein.
Nun komme ich zu dem Personen in diesem
Gemälde: An einem Tisch am rechten Rand sitzen zwei Gestalten, auf der linken Seite
sitzt ein in sich versunkenes Pärchen, sowie ein Tisch weiter eine einzelne
Person, die mit ihrem gekrümmten Rücken auf dem Tisch lungert. Insgesamt sind
alle Personen an den Tischen mit sich selbst beschäftigt, was durch die u.a.
durch die gebückte Haltung erkennbar ist. Die einzige Person, die durch ihre
Haltung nicht darauf schließen lässt, dass es schon spät ist, ist ein, in einem
weißen Kittel gekleideten Mann, der hinter dem Bowlingtisch den Betrachter des
Bildes sehr aufmerksam mit aufrechter Haltung, anschaut. Seine Hände sind in
den Taschen seines Kittels vergraben und er hat graue Haare. Dieser steht
somit im Kontrast zu den anderen dargestellten Personen. Der dargestellte Raum
wird von drei Lampen mit großen, gemalten Lichthöfen, gleichmäßig erleuchtet.
Im gesamten Bilde lassen sich einzelne Gegenstände
feststellen, die auf Grund ihrer Form auf den Durchgang in der hinteren Wand
zeigen. Zum einen weisen die Holzscheite des Bodens in Richtung des
dahinterliegenden Raums, aber auch der schräg zum Betrachter stehende
Billiardtisch und dessen unnatürlich großen Schatten bilden Linien durch die
Tischkante bzw. durch den Übergang zwischen dem Schlagschatten und dem
erleuchteten Boden. Desweiteren kann man eine imaginäre Linie erahnen, die sich
entlang der, an der linken Wand platzierten Tische in Richtung Durchgang
verläuft. Auch die Bordüre, die die Wände in eine obere rote Hälfte und in
eine ockerfarbene untere Hälfte teilt führt waagrecht zum Durchgang.
„Das Nachtcafé“ ist ein sehr typisches Werk
des niederländischen Künstlers, der durch seine ungewohnte Malweise zum
Begründer der modernen Malerei wurde. Die Perspektive wird in diesem Bild nur
durch die Umrandungen der Möbel geschaffen. Ein Schlagschatten ist von den
meisten Gegenständen nicht zu sehen. Eine Ausnahme ist hier nur der Billiardtisch,
dessen Schatten aber nicht wahrheitsgetreu wiedergegeben wurde. Auch die Wände
lassen nicht auf eine wahrheitsgetreue Perspektive schließen, da sie flächig
mit der gleichen Farbe ausgemalt sind und somit keine dunklen Ecken erkennen
lassen.
Eine weitere Besonderheit seiner Malweise ist
auch gut an der Verarbeitung der Lichthöfe der Lampen zu erkennen. Hier ist es
dem Betrachter möglich, im Gegensatz zu der einfarbigen Fläche der Wände, den
Entstehungsprozess des Gemäldes anhand der einzelnen dicken Pinselstriche
nachzuvollziehen. Auf dem Original ist die pastose Malweise Van Goghs sehr gut
erkennbar. Van Gogh stellt in diesem Bild Komplementärfarben gegenüber. So ist
die Wand in einem kräftigen rot gehalten, während die Decke, der Bezug des
Billiardtischs und die Kommode in einem dunklem bzw. hellen grün gehalten. Durch
diese Farben wirkt das Bild unruhig, obwohl die Handlung der Szene mit dem
wenigen Betrieb nicht sehr lebendig ist.
Zusammenfassend ist zu sagen, dass es dem
Betrachter auch aus diesem Bild Van Goghs möglich ist, den Charakter des
Malers zu erahnen. Dies lässt die folgende Interpretation mit einem biographischen
Schwerpunkt zu. Von Van Gogh ist bekannt, dass er 1889 in eine Heilanstalt
eingeliefert wurde. Genau ein Jahr nachdem er dieses Bild gemalt hat. Mit
diesem Hintergrund könnte der Mann, der den Betrachter des Bildes direkt
anschaut, mit seinem weißen Kittel, ein Arzt dieser prägenden Zeit sein. Somit
könnte der Durchgang in den hell erleuchteten Raum, die Hoffnung auf einen
Ausweg sein. Die Monate in der Heilanstalt müssen den Künstler, der seine
Gefühle in der Malerei ausdrückte, sehr eingeengt haben. Diese Angst wird
durch die Komlementärkontraste verdeutlicht. Diese Vermutung basiert auch auf
der Komposition des Bildes, in der viele Linien, wie bereits beschrieben, zum
Durchgang weisen. Ein weiteres Element, in das man die Situation Van Goghs
erahnen kann, ist die fehlende Räumlichkeit durch den gleichmäßigen
Farbauftrag.
Der Künstler hat keine Perspektive, d.h. kein
erfülltes Leben in der nahen Zukunft, mehr. Aber er kann sich dennoch Hoffnung
machen, die jedoch erst eintreffen wird, wenn er seine Zeit in der Heilanstalt
abgesessen hat. Aber trotzdem wird diese Zeit sich nicht zu sehr auf sein
Leben auswirken, denn er geht auf direktem Wege in eine hellere Zukunft.
Dieser Aspekt lässt sich daraus folgern, dass der Mann von Betrachter des
Bildes etwas nach rechts versetzt ist und, dass auf dem Weg zu dem anderen Raum
kaum Gegenstände den Weg versperren. Vielleicht symbolisiert der Stuhl, der
sich direkt links unten an dem Bildrand anschießt, auch eine Möglichkeit für
eine Pause, nach der sich Van Gogh sehnt. Der Mann in dem Arztkittel holt van
Gogh aus dem Leben, während die anderen Leute sich lieber mit sich selber
beschäftigen als sich um das Schicksal eines nicht erfolgreichen Malers, der
mit neuen und ungewohnten Maltechniken die Menschen schockiert, zu kümmern. Van
Gogh war in dieser Zeit sehr unruhig und wollte das Leben nicht verpassen, was
man daraus lesen kann, dass es schon spät ist. Möglicherweise spiegelt sich
hier auch die Angst, das Leben durch die Heilanstalt zu ruinieren und erst
recht verrückt zu werden. Aber in den Menschen in diesem Café zeigt sich auch
seine Einsamkeit, unter der er stets litt.
Van Gogh hatte es in seinem gesamten Leben
sehr schwer, Anerkennung zu finden, da er spontan und auch sehr schnell seine
Gefühle auf Leinwand gebracht hat. Er wird damit zu ersten Künstler, der seine
Situation ausdrückt, was vor ihm keiner gewagt hat. Dieses Neue und Ungewohnte
veranlasste seine Zeitgenossen ihn als einen Verrückten abzustempeln. Doch
insgeheim war dies der Umbruch in der Kunst und er wurde zu einem Begründer der
Moderne.