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Endarbeit
Philosophie

Karl-Franzens-Universität Graz - KFU

1, Prof. Camhi, 2011

Ines E. ©
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ID# 45285







Einführung in die Philosophie

mit einer Einführung in das wissenschaftliche Arbeiten


Abschlussarbeit


1. Einleitung

Gottlob Frege (1848-1925)

„Wie das Wort 'schön' der Ästhetik und 'gut' der Ethik, so

weist 'wahr' der Logik die Richtung. Zwar haben alle

Wissenschaften Wahrheit zum Ziel; aber die Logik beschäftigt sich noch in ganz anderer Weise mit ihr. Sie verhält sich zur Wahrheit etwa so, wie die Physik zur

Schwere oder zur Wärme. Wahrheiten zu

entdecken ist die Aufgabe aller Wissenschaften;

der Logik kommt es zu, die Gesetze des Wahrseins

zu erkennen.“

Gottlob Frege: Der Gedanke. Eine logische Untersuchung (1819)


Friedrich Ludwig Gottlob Frege war ein deutscher Philosoph, Mathematiker und Logiker der eine entscheidende Rolle bei der Entstehung der modernen Logik und analytischen Philosophie spielte. Seine Werke im Bereich der Logik waren revolutionär und werden sehr oft als fundamentaler Bruch zwischen den älteren, aristotelischen Ansätzen traditioneller Logik und denen der modernen Logik angesehen.

Frege wird von vielen als der "Vater der analytischen Philosophie" bezeichnet, unter anderem weil er das erste vollständige formale System der Logik entwickelte. Er wird als Erfinder desmodernenquantorenlogischen Systems bezeichnet, denn er schuf daserste volleAxiomensystemfür die Logik, welches sich mit der vollständigen Behandlungder Aussagen- undPrädikatenlogik erster Stufe (und in weiterer Folge auch der Logik höherer Stufe)beschäftigte.

Seine formale Sprache und die dadurch gefundenen formalen Beweise werden heute als Grundlage der modernen Informatik und Computertechnik genutzt. Auch inder Philosophie der Mathematik war Frege einer deraktivsten Vertreter, im Besonderen weil er die vorherrschenden Ideen des Psychologismus und Formalismus stark kritisierte. Außerdem waren seine sprachphilosophischen Ausführungen, vor allem seine "Theorie der Bedeutung", welche ich in Punkt 3.2 dieser Arbeit genauer beleuchten werde, gilt in der Sprachphilosophieundder Semantik als bahnbrechend, vor allem wegen Freges Unterscheidung zwischen demSinn und der Bedeutungsprachlicher Ausdrücke (was später durch Ferdinand de Sausure zum semiotischen Dreieck führte).

Abschließend werde ich im Fazit die behandelten Themen kurz zusammenfassen sowie meine persönlichen Erkenntnisse zur Person Gottlob Frege sowie zu seinen Werken zum Ausdruck bringen.

Biographie: Das Leben Freges und seine akademische Laufbahn


Friedrich Ludwig Gottlob Frege wurde am 8. November 1848 in Wismar, Mecklenburg-Schwerin (Nord-Deutschland) geboren, wobei über seine Jugend relativ wenig bekannt ist. Sein Vater, Karl Alexander Frege und seine Mutter Auguste Frege (geborene Bialloblotzsky), arbeiteten als Lehrer an einer Wismarer Privatschule, an welcher Freges Vater bis zu seinem Tod 1866 Schulleiter war (siehe Beaney, M.: Frege's Philosophy in Context: S 23). Im Jahr 1852 wurde Arnold Frege, Freges jüngerer und einziger Bruder geboren, der später ein bekannter Schriftsteller wurde, mit welchem Frege jedoch kein besonders gutes Verhältnis hatte.

Ab 1864 besuchte er das Wismarer Gymnasium, an dem ihm die Grundlagen der Mathematik beigebracht wurden. Nach seiner Matura im Frühjahr 1869 begann Frege sein Studium an der Universität Jena. Dort studierte er Chemie, Philosophie und Mathematik und beeindruckte unterer anderem Ernst Abbe, ein einflussreichen Physiker und sein Lehrer, welcher später in Freges Leben noch eine bedeutende Rolle spielen sollte.

Abbe wurde Freges Mentor und half ihm später auch finanziell bei seiner Forschung, die teilweise durch die Carl-Zeiss Stiftung finanziert wurde (ebd.: 25). Nach vier Semestern verließ Frege die Universität Jena auf Anraten Abbes und wechselte an die Universität Göttingen, wo er weitere 5 Semester studierte. Seine Professoren an dieser Universität waren unter anderem Alfred Clebsch, Ernst Schering und Hermann Lotze - wobei von Lotze behauptet wird er habe grundlegenden Einfluss auf die philosophischen Ansichten Freges gehabt.

Ende 1873 reichte Frege seine Dissertation mit dem Titel "Über eine geometrische Darstellung der imaginären Gebilde in der Ebene" unter der Leitung von Ernst Schering ein und promovierte 1874. Im Jahr darauf erhielt Frege, aufgrund der Empfehlung Ernst Abbes, einen Lehrauftrag an der Universität Jena, wo er den Rest seiner akademischen Laufbahn verbrachte.


Während seiner ersten fünf Jahre arbeitete Frege ehrenamtlich an der Universität und wurde während dieser Zeit auch finanziell von seiner Mutter unterstützt. Seine Habilitationsarbeit "Rechnungsmethoden, die sich auf eine Erweiterung des Größenbegriffes gründen" behandelte die Theorie komplexer mathematischer Funktionen welche bereits Ansätze der revolutionären Ideen enthielt, die ihn später im Bereich in der Logik und der Philosophie der Mathematik so bedeutend machten. 1879 publizierte Frege seine "Begriffsschrift - Eine der arithmetischen nachgebildete Formelsprache des Reinen Denkens", was ein 'Schlüsselwerk' in der Entwicklung der modernen Logik werden sollte.

Trotzdem begann Frege ab 1880 Vorlesungen über seine "Begriffsschrift" abzuhalten, was er bis zu seiner Pensionierung fortführte. Neben seinem Lehrstuhl an der Universität, unterrichtete Frege auch in einigen Privatschulen in Jena Mathematik. Freges akademisches Ziel war es mit der logischen Sprache, die er in seiner "Begriffsschrift" entwickelt hatte, alle grundlegenden Wahrheiten der Arithmetik aus rein logischen Axiomen abgeleiten zu können.

Auf den Rat von Carl Stumpf (der wie Frege ein Schüler Hermann Lotzes war) hin und wegen der scharfen Kritik an der "Begriffsschrift", entschied Frege, ein weiters Werk zu schreiben um seine logischen Ansichten zu verdeutlichen, diesmal jedoch in informeller, gewöhnlicher Sprache. Das Ergebnis war sein zweites großes Werk "Die Grundlagen der Arithmetik" welches im Jahr 1884 veröffentlicht wurde (siehe Beaney: 26).


In den späten 1880er und frühen 1890er Jahren entwickelte Frege neue und interessante Thesen über die Natur der Sprache und deren Funktionen und Konzepte, darunter innovative Theorien über die intrinsische Bedeutung von Wörtern basierend auf der Unterscheidung zwischen Sinn und Bedeutung. Zu dieser Zeit veröffentlichte er zahlreiche richtungweisende Artikel wie z.B. "Funktion und Begriff" (1891), "Über Begriff und Gegenstand" (1892) oder "Über Sinn und Bedeutung" (1892).

Durch das Schreiben dieser Artikel veränderte sich jedoch seine Einstellung bezüglich seines logischen Sprachsystems, weshalb er die Veröffentlichung seines fast abgeschlossen Werkes "Grundgesetze der Mathematik" verschob. Im Jahr 1893 veröffentlichlichte er dann sein Hauptwerk "Grundgesetze der Arithmetik. Band I", welches den Höhepunkt seines wissenschaftlichen Schaffens darstellt.

Während der Vorbereitungen den zweiten Band der 'Grundgesetze' zu veröffentlichen (1902) erhielt Frege einen Brief von Bertrand Russell, der ihn über einen möglichen Widerspruch in seinem logischen System des ersten Bandes der Grundgesetze informierte. Dieser Widerspruch - auch bekannt unter der Bezeichnung "Russelsche Paradoxie" erschütterte Freges Konzept maßgeblich und führte zu einer Verzögerung der Veröffentlichung seines zweiten Bandes (siehe Beaney 2005: 28).

Ab 1906 schien Frege seinen intellektuellen Tatendrang zu verlieren, wahrscheinlich aufgrund einer Kombination seines schlechten Gesundheitszustand, der Trauer über den frühen Verlust seiner Frau im Jahr 1904 und der Enttäuschung keine geeignete Lösung für Russells Paradoxon zu finden. Zwischen 1906 und seiner Pensionierung im Jahr 1918 veröffentlichte Frege nur sehr wenige Arbeiten, jedoch stieg seine Reputation in Fachkreisen.

Wittgenstein studierte die Arbeit Freges und Russells und schrieb 1911 einen Brief an beide, in welchem er versuchte eine Lösung für Russells Paradoxie anzubieten. Frege lud ihn daraufhin nach Jena ein um seine Ansichten zu diskutieren. Wittgenstein nahm die Einladung an und besuchte ihn Ende 1911 an der Universität Jena. Aufgrund sehr anregender philosophischer Debatten in Jena, zeigte sich Frege beeindruckt von Wittgenstein und riet ihm als Schüler von Russell nach Cambridge zu gehen.

Dieser Rat war - wie man später erkannte - von grundlegender Bedeutung für die Geschichte der Philosophie. Ein anderer prominenter Student Freges war Rudolf Carnap, dessen Interesse an Logik und Semantik und auch spätere akademische Erfolge zweifellos auch auf Freges Einfluss zurückzuführen sind. (ebd. S.30)


Er versuchte eine neue Theorie über die Natur der Arithmetik zu entwickeln basierend auf Kants Anschauungen von Raum zu Zeit. Jedoch war er nicht mehr in der Lage viel zu schreiben oder zu veröffentlichen bevor er am 26. Juli 1925 im Alter von 76 Jahren starb (s. Kreiser 2001: 591).


Zum Zeitpunkt seines Todes waren Freges Werke noch nicht sehr weit bekannt. Leider durfte er die tief greifenden Auswirkungen, die er auf die Entstehung der analytischen Philosophie haben sollte nicht mehr miterleben. Nach Michael Dummett war das Leben Freges voller Desillusionierung und Frustration, da er stets das Gefühl hatte, dass seine Arbeiten zu keinen zureichenden (oder besser: nicht zu den erhofften) Antworten führten (siehe Dummet, M.: Frege: Philosophy of Language 1981: xxxi).


"Lieber Alfred! Verachte die von mir geschriebenen Handschriften nicht. Wenn auch nicht alles Gold ist, so ist doch Gold darin. Ich glaube, dass manches darin noch einmal weit höher geschätzt wird, als jetzt. Siehe zu, dass nichts davon verloren geht." (zitiert nach Meiner, Felix 1969: G. Frege: Nachgelassene Schriften)


Alfred gab Freges unveröffentlichte Arbeiten später Heinrich Scholz, Professor der Universität Münster, zur Aufbewahrung. Leider wurden die meisten der Arbeiten Freges jedoch in einem Bombenangriff der Alliierten im März 1945 zerstört. Obwohl Scholz Kopien einiger der wichtigeren Stücke gemacht hatte, ging ein großer Teil der unveröffentlichten Werke Freges verloren.

Diese unangenehme (obwohl für die Zeit verständliche) Eigenschaft Freges hinterlässt bei einigen Studenten seiner Werke und seiner geistigen Nachkommenschaft einen leicht bitteren Nachgeschmack. (siehe Dummet: 1981: xii)


Konsultierte und Weiterführende Literatur

Primärliteratur:

Frege, G. (1892): Über Sinn und Bedeutung. In: Zeitschrift für Philosophie und philosophische Kritik, NF 100. S. 25–50. Auch in: Gottlob Frege: Funktion, Begriff, Bedeutung. Fünf logische Studien. Göttingen: Vandenhoeck & Ruprecht, 1962. S. 38–63.

Frege, G. (1892): Über Sinn und Bedeutung. In: Zeitschrift für Philosophie und philosophische Kritik, NF 100. S. 25–50. Auch in: Gottlob Frege: Funktion, Begriff, Bedeutung. Fünf logische Studien. Göttingen: Vandenhoeck & Ruprecht, 1962. S. 38–63.



Alexander, D. (1979): Begriffsschrift. Jenaer Frege-Konferenz. Jena: Friedrich-Schiller-Universität.


Brüning, B. (1996): Über Sinn und Bedeutung von Eigennamen: eine semantisch- erkenntnistheoretische Untersuchung. Wien: Turia + Kant.

Begriffsschrift, eine der arithmetischen nachgebildete Formelsprache des reinen Denkens. Halle: L. Nebert, 1879.Auch In Conceptual Notation and Related Articles. Edited and translated by Terrell W. Bynum. London: Oxford University Press, 1972.

“Der Gedanke.” Beträge zur Philosophie des deutschen Idealismus 1 (1918-9): 58-77.

“Die Verneinung.” Beträge zur Philosophie des deutschen Idealismus 1 (1918-9): 143-57.

Funktion und Begriff. Jena: Hermann Pohle, 1891.

Grundgesetze der Arithmetik. 2 Bände. Jena: Hermann Pohle, 1893-1903

Gottlob Freges Briefwechsel mit D. Hilbert, E. Husserl, B. Russell, sowie ausgewählte Einzelbriefe Freges Meiner Verlag, 1980 S111

Nachgelassene Schriften. Hamburg: Felix Meiner, 1969.

Russell, Bertrand. “The Logical and Arithmetical Doctrines of Frege.” In The Principles of Mathematics, Appendix A. 1903. 2d. ed. Reprint, New York: W. W. Norton & Company, 1996.

Rechnungsmethoden, die auf eine Erweiterung des Grössenbegriffes gründen. Habilitationsschrift: University of Jena, 1874.

“Über Begriff und Gegenstand.” Vierteljahrsschrift für wissenschaftliche Philosophie 16 (1892): 192-205.

Über eine geometrische Darstellung der imaginären Gebilde in der Ebene. Ph. D. Dissertation: University of Göttingen, 1873.

“Über Sinn und Bedeutung.” Zeitschrift für Philosophie und philosophische Kritik 100 (1892): 25-50.

Wissenschaftlicher Briefwechsel. Hamburg: Felix Meiner, 1976.


Weiterführende Literatur

Angelelli, Ignacio (1967). Studies on Gottlob Frege and Traditional Philosophy. Dordrecht: D. Reidel

Angelelli, Ignacio, Gottlob Frege (1977) Begriffsschrift und andere Aufsätze: Wissenschaftliche Buchgesellschaft

Beaney, M.(2005): Frege's Philosophy in Context: S 23.

Bynum, Terrell W. (1972) “On the Life and Work of Gottlob Frege.” Introduction to Conceptual Notation and Related Articles, by Gottlob Frege. London: Oxford University Press


Kreiser Lothar (2001) Gottlob Frege: Leben, Werk, Zeit. Hamburg: Meiner


Salmon, Nathan. (1986) Frege’s Puzzle. Cambridge: MIT Press


Onlinequellen


Möller, Peter. Einführung in die Philosophie. Kapitel 5 Logik und Denken [Online]

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