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Endarbeit
Deutsch

Universität, Schule

Universität zu Köln

Note, Lehrer, Jahr

2015, 2,3

Autor / Copyright
Maria M. ©
Metadaten
Preis 5.30
Format: pdf
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Ohne Kopierschutz
Bewertung
sternsternsternsternstern
ID# 66348







Das Konzept von Einfacher Sprache. Erarbeitung anhand der Analyse eines Textausschnittes aus Wolfgang Herrndorfs’ Roman „tschick“

Inhaltsverzeichnis

1. Einleitung: Gegenstand und Zielsetzung 2

1.1 Das Konzept von Einfacher Sprache 2

1.2 Gliederung der Arbeit 2

2. Hauptteil 3

2.1 Richtlinien für Einfaches Schreiben 3

2.2 Kohäsionsmittel 4

2.3 Analyse 6

2.3.1 Version in einfacher Sprache 6

2.3.2 Originalversion 8

3. Fazit 9

4. Literaturverzeichnis 10


1. Einleitung: Gegenstand und Zielsetzung

1.1 Das Konzept von Einfacher Sprache


Wie erreicht man Klarheit? Diese Frage hat sich Klar und Deutlich, die Agentur für Einfache Sprache aufgrund der Tatsache, dass ca. 60% der schriftlichen Kommunikation ihre geplante Zielgruppe in Deutschland nicht erreicht gestellt. Viele Menschen in Deutschland haben Probleme damit, die Sprache von Behörden, Mietverträgen, Banken und Versicherungen, die Packungsbeilagen von Medikamenten oder Steuervordrucke zu verstehen.

Wie die Leo-Studie 2011 hervorbrachte, leben in Deutschland rund 7,5 Millionen funktionale Analphabeten. Die Betroffenen sind dabei nicht in der Lage aus einem einfachen Text einzelne oder mehrere Informationen sinngetreu zu erfassen und diese anschließend wiederzugeben (Grotlüschen, Riekmann 2011).

Der Verlag Spaß am Lesen richtet sein Angebot von Texten in einfacher Sprache an zwei verschiedene Zielgruppen. Gruppe 1 setzt sich aus Lesern mit einer Behinderung zusammen. Darunter fallen Legastheniker, Menschen mit Aphasie, geistig behinderte Menschen, gehörlose oder schwerhörige Menschen, Autisten und alte Menschen mit (leichter) Demenz. Die zweite Gruppe ist die der ungeübten Leser und Leser welche die deutsche Sprache nicht so gut beherrschen.

Dazu gehören Menschen ausländischer Herkunft, (funktionale) Analphabeten und Schüler. Ziel des Verlags ist es, die den beiden Zielgruppen zugehörigen Menschen die Möglichkeit zu geben sich selbstständig zu informieren und fortzubilden (Spaß am Lesen Verlag, 2015b).

Dabei beschränkt der Verlag sein Angebot nicht nur auf Texte des öffentlichen Lebens, wie z.B Gesetzestexte, Wahlprogramme oder Texte von Behörden. Es ist dem Verlag ebenfalls ein großes Anliegen, dass Bücher in einfacher Sprache verfügbar sind. Denn auch Menschen mit einem geringen Leseniveau sollen die Möglichkeit haben, sich in andere Welten versetzen zu lassen und während der Lektüre eines Romans ins Träumen zu geraten.

So veröffentlicht der Verlag Bücher in einfacher Sprache die dennoch spannend zu lesen und packend sind. Der Prozess des Umschreibens ist ein aufwendiger und nimmt viel Zeit in Anspruch. Die Originaltexte werden gekürzt, umgestellt und letztendlich in leicht verständlichen Worten wieder erzählt. Vor der Veröffentlichung werden die Texte (Spaß am Lesen Verlag, 2015d).


1.2 Gliederung der Arbeit


Nachdem in Kapitel 1.1 bereits das Konzept der einfachen Sprache erläutert und der aktuelle Stand dieser in der Gesellschaft skizziert wurde, werden in einem nächsten Schritt die von Klar und Deutlich der Agentur für einfache Sprache erstellten Richtlinien zum Verfassen von Texten in einfacher Sprache zusammengefasst. Im Anschluss daran werden die Begriffe der Kohäsion und Kohärenz vorgestellt und definiert, um abschließend die zur eigentlichen Analyse notwendigen Kohäsionsmittel einzuführen.

In der Analyse eines Textausschnittes aus Wolfgang Herrndorfs’ Roman „tschick“ werden die zuvor erläuterten Richtlinien und Mittel dann auf ihre Verwendung hin geprüft. Der hierbei verwendete Textausschnitt entstammt einer Leseprobe des Romans in einfacher Sprache verfasst vom Spaß am Lesen Verlag.

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Abschließend folgt ein kurzes Fazit über die Analyse der Fassung in einfacher Sprache und die Frage nach einem Vergleich zu Wolfgang Herrndorfs Originalfassung wird beantwortet.


2. Hauptteil

2.1 Richtlinien für Einfaches Schreiben


Klar und Deutlich, die Agentur für einfache Sprache hat einen Regelkatalog mit nützlichen Hinweisen über das Verfassen von Texten in einfacher Sprache veröffentlicht. Dieser widmet sich den Kategorien Allgemeines, Struktur, Satzebene, Wortebene und Gestaltung. Die Richtlinien wenden sich an alle Interessierten, die Texte verständlicher gestalten möchten. Jeder bereits genannten Kategorie werden dabei wichtige Aspekte zugeordnet, die den Verfasser eines Textes in einfacher Sprache beim Schreiben unterstützen sollen.

So beinhaltet die erste Kategorie „Allgemeines“ zum Beispiel Hinweise über die Verwendung von Zahlen und das Vermeiden von Redewendungen, Wortspielen und Sprichwörtern. Außerdem wird aufgeführt, dass es wichtig ist dem Leser keine abstrakten Informationen, sondern stets konkrete Beispiele zu liefern. Im Bezug auf die Struktur eines Textes ist zunächst der logische Aufbau wichtig.

Der Leser sollte nicht mit Informationen überhäuft werden, sondern diese schrittweise erhalten. Außerdem muss darauf geachtet werden, Verweise auf zu weit im Text entfernt stehende Informationen zu vermeiden, um den Leser nicht zu überfordern. Durch das Wählen von aussagekräftigen Überschriften soll bereits zu Beginn des Leseprozesses Aufschluss über den Inhalt eines Textes gegeben werden.

Werden Absätze verwendet, so soll nach Möglichkeit jeder Absatz eine Zwischenüberschrift erhalten.

Die Kategorie der Satzebene beinhaltet Hinweise über die Satzlänge, welche zehn Wörter nicht überschreiten sollte. Des Weiteren sollen komplexe Satzgefüge vermieden und lange Sätze stattdessen in mehrere kurze Sätze aufgeteilt werden. Als die am einfachsten zu verstehende Zeitform für Verben gilt das Präsens, außerdem sollten diese möglichst im Aktiv gebildet werden.

Ebenfalls charakteristisch für einfache Sprache ist es, dass Fremdwörter (z.B. Defekt) durch einfache Synonyme (z.B. Schaden oder Fehler) ersetzt werden. Taucht ein schwieriger Begriff aus, sollte dieser stets erklärt werden, bevor er erneut benutzt wird.

Schlussendlich kann auch die richtige Gestaltung eines Textes zu einem leichteren Verständnis beitragen. So erleichtern ein übersichtlicher Schriftspiegel, wenige Farben im Text und eine übersichtliche Anordnung des Textes in Spalten das Lesen ungemein. Die Schriftgröße sollte mindestens 10 Punkte betragen und eine einheitliche Schriftart gewählt werden. Werden Bilder in den Text eingefügt, sollten diese stets mit einer passenden Bildunterschrift versehen werden (Klar und Deutlich – Agentur für einfache Sprache, 2015b).

2.2 Kohäsionsmittel


Bevor ein in einfacher Sprache verfasster Ausschnitt des Romans “tschick” analysiert wird, werden im folgenden Abschnitt die Begriffe der Kohärenz und Kohäsion erläutert, sowie verschiedene Kohäsionsmittel eingeführt. Mit Hilfe dieser und dem Regelkatalog der Agentur Klar und Deutlich kann dann im Anschluss eine Analyse vorgenommen werden.

Kohäsionsmittel in Texten sind auf allen sprachlichen Ebenen zu finden: auf der phonologischen, der morphologischen, der lexikalischen und auf der syntaktischen Ebene. Auf der phonologischen Ebene wird Kohäsion vor allem durch den Rhythmus und den Reim, also eine lautliche Übereinstimmung von bestimmten Silbenelementen, eines Textes hergestellt. Da diese beiden Mittel jedoch hauptsächlich in der Lyrik eine große Rolle spielen, wird hierauf nicht weiter eingegangen.

Die morphologische Ebene, welche für das Verfassen von Romanen in einfacher Sprache eine wesentliche Rolle spielt, umfasst die Verwendung von Tempus und Verbmodus. Werden Zeit und Modus im Verlauf eines Textes beibehalten, ist dies ein Zeichen für textuelle Kontinuität, ein Wechsel dieser hingegen kann einzelne Textabschnitte voneinander abgrenzen und somit eine Unterbrechung erzeugen.

Ein Beispiel hierfür sind die Begriffe Gold und Schatz.

Herrscht völlige Bedeutungsgleichheit zwischen zwei Ausdrücken (aufhören – beenden) spricht man von Synonymie. Laut Averintseva-Klisch (2013) sind „zwei Ausdrücke A und B synonym, wenn gilt, dass, wenn der Ausdruck A zutrifft, trofft auch B zu und umgekehrt“.

Auf der syntaktischen Ebene führt syntaktische Parallelität zu Kohäsion. Dabei werden mehrere Sätze eines Textes in identischer Struktur und identischem linearen Aufbau formuliert. Die Verwendung von Konnektoren erzeugt ebenfalls Kohäsion. Hierbei werden mit Hilfe von Adverbien und Konnektoren verschiedene Textelemente miteinander verknüpft. (Averintseva-Klisch, 2013).

Im Folgenden wird ein Ausschnitt des Romans „tschick“ in einfacher Sprache auf die zuvor beschriebenen Richtlinien des einfachen Schreibens und die verschiedenen Kohäsionsmittel hin analysiert. Das Kapitel mit der Überschrift „Tatjana“ entstammt einer Leseprobe des Romans „tschick“ veröffentlich vom Spaß am Lesen Verlag. (Spaß am Lesen Verlag, 2015c). Um die Analyse für den Leser verständlicher zu gestalten, wurde der Originaltext eingefügt und zeilenweise durchnummeriert.

Das Layout des Textes wurde unverändert übernommen. Das Kapitel ist in insgesamt 6 Absätze unterteilt: 1. Zeile 1-8, 2. Zeile 9-12, 3. Zeile 13-18, 4. Zeile 19-23, 5. Zeile 24-26 und 6. Zeile 27-33. Die Analyse wird nun schrittweise durchgeführt.



(1) In meiner Klasse war ein Mädchen, das hieß

(2) Tatjana. Tatjana war das schönste Mädchen auf

(3) der Welt. Alles an ihr war super. Ihr Aussehen. Ihre

(4) Stimme. Ihr Lachen. Ihre Haare. Einfach alles. Ihr

(5) könnt euch denken: Ich war wahnsinnig verknallt

(6) in sie. Sie aber nicht in mich. Auch klar. Weil ich ein

(7) totaler Langweiler bin. Eine richtige Schlaftablette.

(8) Und ein Feigling bin ich auch.


Die Überschrift „Tatjana“ gibt dem Leser direkt Aufschluss über den Inhalt des nachfolgenden Textes. Es wird über ein Mädchen namens Tatjana erzählt. In den ersten zwei Zeilen wird der Name erneut aufgegriffen, um den Leser die Chance zu geben, diesen zu verinnerlichen. Zusätzlich wird Tatjana mehrmals als Mädchen bezeichnet, welches sowohl eine zusätzliche Information über Tatjana preisgibt, als auch als Substitution für den Personennamen selbst genutzt wird.

Ab Zeile 6 findet ein Wechsel ins Präsens statt. Hierdurch wird markiert, dass es sich bei der anfänglichen Beschreibung des Mädchens Tatjana um einen Rückblick handelt und das nun folgende Geschehen darauf aufbaut. Über den Erzähler der Geschichte erfährt der Leser nun, dass er sich selbst als Schlaftablette und Langweiler beschreibt, eine erneute Substitution. Die Sätze bleiben weiterhin einfach im Satzbau und von kurzer Länge.

Des Weiteren werden sie durch die Konnektoren „und“ „weil“ und „auch“ miteinander verbunden.


(9) Tatjana hatte bald Geburtstag. In den

(10) Sommerferien. Sie wurde 14 und wollte groß feiern,

(11) mit Übernachtung und allem. Und alle sollten


Im Folgenden wir der Name Tatjana erneut genannt um eine neue Information zu ihrer Person hinzuzufügen: ihren anstehenden Geburtstag.


(13) Die ganze Klasse sprach davon, schon Wochen

(14) vorher. Ist ja klar, dass ich wahnsinnig aufgeregt

(15) war. Ich dachte nur noch über ein Geschenk für

(16) Tatjana nach. Sie fand Beyoncé toll, und da kam

(17) mir die Idee: Ich wollte ein Bild von Beyoncé für sie

(18) zeichnen!


Beginnend ab Zeile 13 ist auffällig, dass die Sätze wesentlich länger werden und auch durch Kommata zu komplexeren Satzgefügen miteinander verbunden werden. Dies steht im Kontrast zu den bevor beschriebenen kurzen Sätzen. Als weiterer Teilnehmer am Geschehen wird zusätzlich „die Klasse“ eingeführt.


(20) ich. Ich zeichnete mein Bild nach einem Foto von

(21) Beyoncé. Ich zeichnete wochenlang und gab mir

(22) wirklich Mühe. Und das sollte man auch sehen. Tatjana sollte sehen,

(23) wie verknallt ich in sie war.


Ab Zeile 13 steht der anstehende Geburtstag im Vordergrund. Der Erzähler macht sich Gedanken über ein passendes Geschenk für seinen Schwarm. Seine Idee wird nun wiederholt geäußert, es soll ein selbstgezeichnetes Bild von Beyonce werden. Erneut wird auf das Mittel der Rekurrenz zurückgegriffen. So wird der Name Beyonce vier Mal in kurzen Abständen wiederholt (grün markiert) und dem Leser so die wichtige Bedeutung des Geschenks vor Augen geführt.


(24) Nach vier Wochen war ich fertig. Meine Beyoncé

(25) sah super aus, fast wie auf dem Foto. Und ich hatte

(26) ihr Tatjanas Augen verpasst.


(27) Jetzt fehlte mir nur noch eine Einladung.

(28) Hoffentlich bekam ich eine! Tatjana verteilte sie am

(29) letzten Schultag. Ich wartete bis zur letzten Stunde,

(30) bis nach den Zeugnissen. Aber ich bekam keine.

(31) Tschick auch nicht. Und der Nazi aus unserer Klasse

(32) auch nicht. Klar: Langweiler und Asis waren nicht

(33) eingeladen.

Auch im letzten Abschnitt des Kapitels fällt wieder auf, dass die Sätze sehr kurz gehalten sind. Erneut werden Konnektoren wie „aber“ und „und“ als Satzanfänge genutzt, um lange Satzgefüge zu vermeiden. Ebenfalls erkennbar ist eine textuelle Kontinuität, welche du die gleich bleibende Tempusform kreiert wird.




Vergleicht man den vorliegenden Ausschnitt in einfacher Sprache mit dem Original so lässt sich sagen, dass diese beiden Versionen grundlegend verschieden aufgebaut sind. Während die vereinfachte Fassung ein einzelnes Kapitel mit dem Titel „Tatjana“ beinhaltet, wird das Erscheinen einer neuen Mitschülerin im Original im Verlauf eines Kapitels nur kurz geschildert.

Ein weiterer Unterschied ist, dass die vereinfachte Fassung Informationen wie den Nachnamen des Mädchens, ihre Größe, die Namen ihrer Eltern und ihre Herkunft Serbien völlig außer Acht lässt. In der Originalfassung wird Tatjana erstmals in Kapitel 5 erwähnt, ihre Geburtstagsfeier kommt jedoch erst deutlich später in Kapitel 12 zur Sprache (Herrndorf, 2012).


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