„Ein Kind“ von Thomas Bernhard
Inhalt
1. Welches
Großvater-Kind Verhältnis wird in den ersten 38 Seiten beschrieben?. 1
2. Erläutere
die Figurenkonstellation Großvater – Kind - Mutter als Grundlage eines
problematischen Familiensystems. 1
3. Erläutere
die Herkunft des Großvaters und seine Laufbahn als Schriftsteller. 2
4. Erläutere
die Schullaufbahn des Kindes und die Einstellung des Großvaters zur Schule. 2
5. In
welchen Zusammenhängen wird Selbstmord zum Thema?. 3
1. Welches
Großvater-Kind Verhältnis wird in den ersten 38 Seiten beschrieben?
Die ersten 38 Seiten
beschäftigen sic h mit dem Radausflug des Kindes nach Salzburg, welcher ihm
leider misslingt. Es ist das erste Mal, dass das Kind auf einem Fahrrad sitzt
und er ist sehr stolz auf sich. Die Fahrradkette reißt aber mitten auf der
Strecke nach Salzburg. Das Kind muss also seinen bereits gekommenen Weg mit dem
Fahrrad zurückgehen. Gegen drei Uhr in der Früh kommt er in Traunstein an. Das
Kind ahnt jedoch wie seine Mutter reagieren würde, wenn sie ihn in dem Zustand
sehe und deshalb beschließt er als erstes zu seinen Großeltern zu gehen.
„Der Großvater war die Autorität, der sich jeder beugte, der
schlichtete, was zu schlichten war, dessen Machtwort das erste und einzige war.
Der Richter. Der Urteilssprecher.“ (S.19/20)
Es wird einem klar, dass das Kind ohne Vater
(Vormund) aufwächst. Weil das Kind nie seinen Vater kannte, übernimmt sein
Großvater wahrscheinlich diese Rolle. Sie haben auf jeden Fall eine feste
Beziehung. Das Kind verehrt seinen Großvater, sieht ihn als eine Art Idol und
sucht auch nach seiner Anerkennung. „Vor allem wünschte ich, während
ich die Pedale trat und es schon in die Schluchten unterhalb Surbergs ging,
mein wie nichts auf der Welt geliebter Großvater könnte mich auf dem Fahrrad
sehen.“ (S.9)
Das Kind nimmt alles was sein Großvater sagt voller Begeisterung auf. Er lässt
sich sehr von dessen Weltbild beeinflussen. „Die Großväter sind die
Lehrer, die eigentlichen Philosophen jedes Menschen…Die Großväter erschaffen
seit Jahrtausenden den Teufel, wo ohne sie nur der liebe Gott wäre. Durch sie
erfahren wir das ganze vollkommene Schauspiel…Mein Großvater,
mütterlicherseits, errettete mich aus der Stumpfheit und aus dem öden Gestank
der Erdtragödie.“ (S.23/24) Der Großvater ist sozusagen der erste
Lehrer des Kindes.
2. Erläutere die Figurenkonstellation
Großvater – Kind - Mutter als Grundlage eines problematischen Familiensystems.
Die Beziehung zwischen dem Kind, Großvater und der Mutter ist
eine ziemlich komplizierte. Wir alle waren fortwährend auf dem
Drahtseil und drohten ununterbrochen abzustürzen, tödlich.“ (S.44)
Thomas Bernhard erwähnt öfters, dass er sich als Kind sicher war von der Liebe
seiner Mutter, auch wenn sie auf ihn einschlug. Die Mutter wurde früh vom Vater
(Vormund) von Thomas Bernhard verlassen. Das Verlassen des Vaters wird auch
häufig vom Großvater aufgegriffen. Das Kind sieht dem Vater jedenfalls ähnlich
und dient daraus auch als eine ständige Erinnerung an eine misslungene Liebe
für die Mutter. Die Mutter kann ihre Zuneigung zum Kind nicht gut zeigen.
Zuneigung bekommt daher das Kind eher von seinem Großvater. Er übermittelt
seinem Enkel seine Sicht der Welt durchgehend und nennt ihn ein Genie.
Das Kind verbringt einen Teil seiner Kindheit alleine mit den Großeltern in
Seebaden, während die Mutter mit dem Vater in Wien lebt. „Trotzdem, es war
das Paradies. Und ich war mir, während ich in diesem Paradies lebte, dieser
Tatsache durchaus bewußt.“ (S.84) Diese Zeit ist für das
Kind eine sehr positiv gesehene. Als er erfährt, dass er mit
seiner Mutter in Traunstein leben soll, ist er tot unglücklich. „Ich
wünschte nur noch eines auf der Welt: daß mein Großvater kommt und mich rettet,
bevor es zu spät ist.“ (S.114) Es geht ihm erst wieder gut wie die
Großeltern in ihre Nähe ziehen.
3. Erläutere die Herkunft des Großvaters
und seine Laufbahn als Schriftsteller.
Der Großvater stammte aus dem kleinen Ort, Henndorf. Seine
Familie war eine Gastwirtefamilie. Schon in seinen jungen Jahren wollte der
Großvater nichts mit dem Einkauf- Verkaufsdenken, um ein Vermögen zu machen,
nichts zu tun haben.
Er hatte drei Geschwister. Seine ältere Schwester hieß Marie und war wie er von
dem Leben in dem Dorf angeekelt. Sie heiratete einen Maler und zog lang durch
den Orient. Die jüngere Schwester hieß Rosina und war die sogenannte
Traumtochter, welche nicht von Zuhause wegwollte und so in Henndorf ihr Leben
lang blieb. Der Bruder namens Rudolph wurde Förster und beging schließlich
Selbstmord.
Der Großvater zog in die Schweiz und studierte dort Technik. Er sah sich selbst
als Anarchist, aber er beschäftigte sich nicht mit der Politik, sondern mit der
Literatur. Die Großmutter, welche davor schon verheiratet gewesen war, lernte
er in Basal kennen. Dort kam auch die Mutter auf die Welt.
Thomas Bernhard beschreibt seinen Großvater als Stadtmensch, obwohl er in Wien
eher unglücklich ist. In Seebaden geht es dem Großvater viel besser. Er mag
keine kleinen Dörfer, aber das Land schon.
Als Schriftsteller ist der Großvater eigentlich erfolglos. Erst im Alter von 55
schafft er den Durchbruch. Es ist aber sein einziger Erfolg. Zwei weitere
Bücher werden jedoch auch gedruckt. Diese aber in Holland und nicht in
Deutschland. Verdient hatte er mit ihnen nichts. Der Großvater sollte auf
Kosten seiner Frau und seiner Tochter gelebt haben, wie Thomas Bernhard in „Ein
Kind“ öfters erwähnt. „Bis zu seinem fünfundfünfzigsten Lebensjahr verdiente
er praktisch nichts. Er lebte von Frau und Tochter, die bedingungslos an ihn
glaubten, und schließlich auch noch von seinem Schwiegersohn.“ (S.66/67)
4. Erläutere die Schullaufbahn des
Kindes und die Einstellung des Großvaters zur Schule.
Die Schule wird von dem Kind gehasst. Doch nicht gleich von
Beginn an. Im ersten Schuljahr ist das Kind Klassenbester. Jedoch nur, weil er
seine Lehrerin bewundert. Ab dem zweiten Jahr in der Schule geht alles bergab.
Das Kind bekommt einen neuen Lehrer. Einen Lehrer, der genau den Beschreibungen
des Großvaters entspricht. „In der zweiten Klasse hatten wir einen Lehrer, eine
solche Figur, wie sie mir mein Großvater oft beschrieben hatte, mager,
despotisch, nach oben buckelnd, nach unten tretend.“ (S.92)
Der Großvater verabscheute Lehrer. „Polizisten und Lehrer verbreiten
einen üblen Geruch über auf der Erdoberfläche… Lehrer seien nichts als
Verzieher, Verstörer, Vernichter.“ (S.52/53)
Das Kind begann panische Angst vor der Schule zu haben. Er schwänzte
durchgehend, lernte nichts mehr, bekam fast nur noch genügend und wurde
auch von seinen Klassenkameraden gemieden. Er war immer wieder vom
Sitzenbleiben bedroht. Der Großvater machte sich über nicht allzu große Sorgen
über die schlechten Schulnoten des Kindes. Er meinte, dass es nur wichtig sei,
dass er durch kam, egal wie. „Mein Großvater sagte nur immer, ich müsse
einfach durchkommen, wie, sei vollkommen gleichgültig, er halte nichts von
Noten, Aufsteigen sei wichtig, sonst nichts.“ (S.41)
In Deutschland geht es Thomas Bernhard weiterhin schlecht in der Schule. Erst
mit seinen sportlichen Erfolgen macht er sich zu einem Art Helden unter den
anderen. Seine Schulnoten bleiben jedoch mies.
5. In welchen Zusammenhängen wird
Selbstmord zum Thema?
Das Thema Selbstmord wird durchgehend aufgegriffen. Das Kind
dachte schon mit jungen Jahren daran sein eigenes Leben zu nehmen. Der
Großvater übermittelte seine Meinung zu Selbstmord dem Kind deutlich. „Das
Wort Selbstmord war eines seiner selbstverständlichsten Wörter… Keine
Unterhaltung, keine Unterweisung seinerseits, in welcher nicht unausweichlich
die Feststellung folgte, dass es der kostbarste Besitz des Menschen sei, sich
aus freien Stücken der Welt zu entziehen durch Selbstmord, sich umzubringen,
wann immer es ihm beliebe.“ (S.29/30)
„Die Toten waren schon damals meine liebsten Vertrauten, ich näherte mich
ihnen ungezwungen.“ Das Kind hat eine Art krankhafte Beziehung zum Thema
Tot. In seiner Kindheit war seine Lieblingsmesse war die Totenmesse und während
dem Krieg läutete er immer die Totenglocke um ein wenig Taschengeld zu
verdienen. „Da ich auch schon als Kind ziemlich geldgierig war, lief ich
immerfort zum Pfenninger und fragte, ob nicht jemand gestorben sei. Es konnten
mir nicht genug Leute sterben.“
Selbstmord wird zum Thema als Thomas Bernhard nach Traunstein in Bayern
ziehen muss. Dort lebt er mit seiner Mutter und seinem Vormund. In der Schule
geht es ihm sehr schlecht und er vermisst seinen Großvater gewaltig. „Zum
erstenmal hatte ich den Gedanken, mich umzubringen. Immer wieder zog ich den
Kopf durch die Dachbodenluke, aber ich zog ihn immer iweder ein, ich war ein
Feigling.“
Schlussendlich bringt sich das Kind nie um, weil er seinem Großvater nicht den
Schmerz antun will seinen Enkel zu verlieren. Ohne seinen Großvater, meint
Thomas Bernhard, hätte er höchstwahrscheinlich Selbstmord begangen.