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Unterrichtsplanung
Kunst/Design

Alexander-von-Humboldt-Gymnasium Schweinfurt

1, StD. J. Vollmond, 2011

Andreas S. ©
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Studienseminar 2011 / 2013 am Alexander-von-Humboldt-Gymnasium

Erste Prüfungslehrprobe


Thema:

Das Individuum in Abstraktion.

Piktogrammgestaltung nach Personen


Fach: Kunst

Ort: Zeichensaal Trini, Alexander-von-Humboldt-Gymnasium Schweinfurt

Zeit: Mittwoch, 01. Juni 2011

Klasse: 8f

Inhaltsverzeichnis


1. Rahmenbedingungen

1.1 Allgemeine pädagogische Situation der Klasse

1.2 Arbeitsbedingungen


2. Didaktik

2.1 Lehrplanbezug


3. Sachanalyse


4. Methodendiskussion


5. Unterrichtsplanung

5.1 geplanter Unterrichtsverlauf

5.2 Verlaufsmatrix


6. Anhang

6.1 Literaturverzeichnis

6.2 Arbeitsaufträge

6.3 Erklärung

1. Rahmenbedingungen

1.1 Allgemeine pädagogische Situation der Klasse

Ich nehme die Unterrichtsatmosphäre in der Klasse 8f als ausgeglichen wahr. Gemessen an anderen Klassen dieser Jahrgangsstufe, in denen ich in der Vergangenheit unterrichtet habe, ist dies bemerkenswert. Den Grund vermute im Geschlechterverhältnis. Während ich die Jungen in diesem Alter in der Vergangenheit als besondere Herausforderung empfunden habe, beobachte ich in der 8f acht brave, oft reservierte Jungen, die sich offenbar in ihrer untergeordneten Rolle gegenüber dem Primat der 15 Mädchen eingerichtet haben.

In der Summe handelt es sich also um 23 Schüler. Die 8f ist damit eine vergleichsweise kleine Klasse, wodurch ich in meinem Unterricht verschiedene Vorteile genieße: die kleinere Lerngruppe ist überschaubarer und damit weniger für Disziplinprobleme anfällig; außerdem habe ich in den Phasen der selbstständigen Arbeit effektiv mehr Zeit für individuelle Betreuung.

Diese ist in der 8f wiederum öfter nötig als in anderen Klassen, da insbesondere die Jungen mit sehr wohl vorhandenen darstellerischen Problemen nahezu nie um Hilfe gebeten haben. Die Notwendigkeit der Beratung war von mir somit nur beim Abschreiten der Arbeitsplätze festzustellen. Mir fällt zudem auf, dass beinahe alle Jungen eine übermäßig ausgeprägte Affinität zu Zeichenhilfsmitteln aus der Geometrie hegen.

Ein ungefähres Drittel der Mädchen befindet sich auf einem hohen Leistungsniveau, sodass diese weitgehend auf Beratung verzichten (können). Die meisten der übrigen Mädchen sind befähigt, befriedigende und gute künstlerische Arbeitsergebnisse zu erreichen, insofern ein genügendes Maß an Motivation herbeigeführt werden kann.

Diese Lehrprobe findet zur normalen Unterrichtszeit, Mittwochs von 8.45 Uhr bis 9.30 Uhr statt.


1.2 Arbeitsbedingungen

Der Zeichensaal von Herrn Trini ist der weitläufigste von allen. Um als Lehrer gut verstanden zu werden, muss ich besonders hier für eine ruhige Unterrichtsatmosphäre sorgen. Neben einer mobilen Tafel hinter dem Lehrerpult ist eine große Projektionsfläche installiert. Die verglaste Wand sorgt für gute Lichtverhältnisse und lässt sich durch Vorhänge weitestgehend verdunkeln.

Herr Trini pflegt in seinem Zeichensaal eine Bankordnung mit vier zentralen Blöcken zu je drei Bänken und einer vor- sowie einer nachgelagerten Reihe zu ebenfalls je drei Bänken. Selbstredend bevorzugen alle Schüler einen Platz an den Blöcken, wo das soziale Miteinander am unkompliziertesten zu pflegen ist. Während diese Ordnung in unruhigeren Klassen zu Brennpunkten von Unterrichtsstörungen führen kann, finde ich in der 8f diesbezüglich keinen Grund zur Beanstandung.

Auffällig ist, dass sich die Klasse (einvernehmlich ?) für eine strikte Geschlechtertrennung entschieden hat. Vom Pult aus betrachtet sitzen die Jungen an den beiden linken Blöcken an den Schränken und verfügen durch eine gleichmäßige Verteilung über besonders viel Arbeitsfläche. Doppelt so viele Mädchen sitzen an den beiden Blöcken rechts an der verglasten Wand zum Innenhof, wobei sich allein neun Mädchen um den ersten Block gruppieren.

Nach Absprache und sorgfältiger Überlegung bin ich zu dem Schluss gekommen, die Schülerinnen gewähren zu lassen, wann immer bei praktischer Arbeit das Format DIN A4 nicht überschritten wird, zumal aus dem beengtesten Bereich bislang die überzeugendsten Arbeitsergebnisse stammen. Darüber hinaus lehne ich es entschieden ab, in Phasen der Gruppenarbeit willkürlich die Verhältnisse auszugleichen.

In den jüngeren Klassenstufen ist im Sinne des Zusammenwachsens und der Kompetenzbildung eine dynamische Durchmischung der Klassenverhältnisse -- wenn nötig durch Zwang -- angezeigt. In der Klassenstufe Acht aber ist entwicklungspsychologisch ein sensibler Zenit erreicht. Aus meiner Sicht führt die Ignoranz pubertärer Befindlichkeiten zu einem arbeitsmotivatorischen Schaden, der sich nicht durch einen wohl fraglichen Nutzen für die Sozialkompetenz rechtfertigen lässt.

Schließlich ist zu erwähnen, dass ein Klassensatz an Notebooks wegen Diebstahls während der Osterferien nun nicht mehr zur Verfügung steht.

2.1 Lehrplanbezug

Meine Lehrprobe ist angesiedelt in „Ku 8.2 / Kommunikation und Medien: Verbreitung von Information.“ In der Rubrik „Gestalten“ ist die bildnerische Aufbereitung von Informationen vorgesehen. Meine Umsetzung dieses Themas weicht vom Vorschlag, auf Text-Bildkombinationen einzugehen, ab. Dieser Aspekt von Kommunikation bildet aus meiner Perspektive eine substanzielle Schnittmenge mit Ku 9.2 (Kommunikation und Medien: Werbung und Fotografie) und ließe sich vorzüglich in diesem Kontext mitdenken.

Dagegen ist die Thematik des Piktogramms im bayerischen Lehrplan des Fachbereichs Kunst leider nicht ausdrücklich berücksichtigt, obwohl die Kompetenz, sich auch unbekannte Exemplare erschließen zu können, aus meiner Sicht eine bedeutende ist.

Überdies stellt die Thematik des Piktogramms einen vorzüglichen Anlass dar, die Schüler einmal konkret den Vorgang der grafischer Abstraktion durchleben zu lassen und dabei die „Entwicklung von Kreativität und anschaulichem Denken“ zu unterstützen, wie es der Lehrplan für diese Klassenstufe vorsieht.


Die Schüler haben sich vor dem durch die Lehrprobe einzuläutendem neuen Unterrichtsgegenstand im Rahmen von Ku 8.1 mit dem Image als nun prägendes Element der jugendlichen Lebenswelt auseinandergesetzt. Zwei zentrale Erkenntnisse aus jener Sequenz: jeder Mensch transportiert auch und gerade über visuelle Faktoren wie Körperhaltung und Kleidung ein implizites Abbild der eigenen Person für die Mehrheit seiner Perzipienten aus dem gleichen Kulturkreis und dieses Abbild ist notgedrungen ein schablonenhaftes.

Mit diesem Vermittlungsinhalt habe ich auch das Fundament für eine Unterrichtseinheit in grafischer Abstraktion gelegt, wie sie in dieser Lehrprobe stattfinden soll.


GZ 1: Die Schüler entwickeln ein tieferes Verständnis für Sinn und Aussehen von Piktogrammen.

FZ 1.1: Die Schüler erkennen den Daseinszweck von Piktogrammen.

FZ 1.2: Die Schüler lernen allgemeine Gestaltungsregeln für Piktogramme kennen.

GZ 2: Die Schüler sollen in die Lage versetzt werden, selbstständig formell konsequente wie semantisch schlüssige Piktogramme nach konkreten Personen zu entwickeln.

FZ 2.1: Die Schüler transferieren die Gestaltungsregeln auf den Bereich des menschlichen Individuums.

FZ 2.2: Die Schüler gestalten Piktogramme zu verschiedenen Personen.

3. Sachanalyse

Ich erhoffe mir, dass sich anhand dieses Themas die geschlechtsspezifische Differenz im praktischen Leistungsniveau auf den Kopf stellen lässt. Nachdem meine Versuche, die Jungen von der Geometrie abzuschneiden, bisher nur bedingt Erfolge zeitigten, bin ich nun geneigt, dieser besonderen Affinität im Rahmen einer Unterrichtssequenz Tribut zu zollen. Ich erhoffe mir, den Jungen einen adäquaten Zugang zu meinem Fachbereich zu eröffnen.

Das Piktogramm soll zunächst aus einer gestaltungstechnischen Perspektive in Augenschein genommen werden. Dazu bietet sich die Konfrontation mit bekannten sowie unbekannten Bildzeichen aus dem Bereich des öffentlichen Raumes und des produzierenden Gewerbes an.

Die Thematik des Piktogramm bietet sich aber auch in einem künstlerischen Kontext vor dem Hintergrund der Arbeiten Warja Lavaters (1913--2007) an. In ihren Leporellos aus der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts hat die bereits verstorbene Schweizerin bekannte Prosaerzählungen auf frappierende Weise grafisch reduziert abgebildet und damit neue Perspektiven eröffnet, die sich aus einer konventionellen Bearbeitung so nicht ergeben konnten.

Es ist zu begrüßen, dass im Lehrplan explizit dazu aufgefordert wird „möglichst digitale Techniken“ zu verwenden. Schließlich wird auf diesem Weg ein wirklichkeitsnaher Bezug zum Nachrichtenwesen gewährleistet. In diesem Sinne hatte ich geplant, die Schüler im weiteren Verlauf dieser Sequenz in Partnerarbeit über eine Grafikverarbeitung die entworfenen Piktogramme in einem digitalen Stempelverfahren vervielfältigen zu lassen und so effizient zu einem umfänglichen Ergebnis der praktischen Arbeitseinheit zu gelangen.

Da dem Fachbereich nicht länger der Klassensatz an Notebooks zur Verfügung steht, werde ich auf die als Alternative angegebenen klassischen Druckverfahren in Form eines Hochdrucks ausweichen und den Umfang der Arbeit einschränken müssen.


Das USB-Icon symbolisiert, dass ein elektronisches Gerät dafür geeignet ist, im Universal-Serial-Bus-Standard mit einem Computer verbunden zu werden; für gewöhnlich zum Zweck des Datenaustausches. Die Mehrheit der Schüler verfügt über ein Mobiltelefon jüngeren Baujahres oder/ und über einen MP3-Player oder/ und über eine digitale Fotokamera. Ebenso ist davon auszugehen, dass die meisten Schüler zuhause Zugang zu einem Computer haben, der ein Alter von 20 Jahren nicht überschreitet.

Dieses kleine Zeichen ist damit Teil ihres Alltags. Nur stellt sich die Frage, wie bewusst sie es wahrnehmen.

Ich werde das Icon nicht als fertiges Bild präsentieren. Stattdessen werde ich es schrittweise an die Tafel zeichnen, wobei die Schüler angehalten sind, mich zu unterbrechen, um es selbst zu vollenden. Mithin wird der Moment des Erkennens hinausgezögert und gewinnt an Präsenz.

Das regulären Piktogramm hebt üblicherweise auf ein standardisiertes Objekt ab oder repräsentiert eine geläufige Situation. So wird es nicht ohne weiteres möglich sein, von diesem auf die piktografische Abbildung eines menschlichen Individuums überzugehen. Vielmehr gilt es, den Schülern gleichsam eine Brücke zu bauen, wofür sich die Arbeiten von Warja Lavater an sich eignen.

Nur die Auswahl war zunächst Problematisch. Einen unmittelbaren Zugang hätte die Schüler zu ihren Märchen-Bearbeitungen gehabt. Nur sind ihre Piktogramme in diesen späteren Werken dermaßen abstrahiert, dass sie sich mir als nahezu beliebig darstellen. Stattdessen habe ich mich für ihr berühmteres Erstwerk, den Wilhelm Tell entschieden und nehme den Nachteil in Kauf, dass ich Zeit in einen kurzen Abriss der Legende investieren muss.

Um die Motivation der Schüler in meinem Unterricht möglichst hoch zu halten, bin ich darum bemüht, ihnen die Möglichkeit zur Mitgestaltung einzuräumen, wo immer dies möglich und sinnvoll ist. Aus diesem Grund gehe ich im Rahmen des Musterbeispiels für die Piktogramm-Gestaltung das Wagnis ein, die Schüler über die zu abstrahierende Person entscheiden zu lassen. Für die sich anschließende selbstständige Arbeit wurden die Personen wiederum von mir ausgewählt.

So stelle ich sicher, dass eine gewisse Bandbreite abgedeckt wird und dennoch verschiedene Arbeiten direkt vergleichbar sein werden.

5. Unterrichtsplanung

5.1 Geplanter Unterrichtsverlauf

Ich konfrontiere die Schüler mit der Nachbildung des chinesischen Straßenschildes, wobei zunächst nur die Umschreibung in Schriftzeichen sichtbar ist. Die Schüler sind erst in der Lage, die Information zu erfassen, wenn ich das Piktogramm aufdecke. Damit können sie schon eine konkrete Zielgruppe jener Bildzeichen benennen: Fremdsprachler. Durch Schlussfolgerung sollen sie zusätzlich den Nutzen für Analphabeten und Autofahrer im Straßenverkehr benennen.

Sie könnten sich in folgende Aspekte gliedern:

Ein Piktogramm besteht aus so wenigen Formen und Farben, wie für dessen Verständnis nötig sind.

Ein Piktogramm erzeugt keinen räumlichen Eindruck, sondern ist ein flaches Zeichen.

Ein Piktogramm verzichtet auf Text.

Die Regeln werden von mir anschließend in Schlagworten an der Tafel zusammengetragen.

Im nächsten Schritt sollen die Schüler diese Regeln auf die individuelle menschliche Figur transferieren. Zu diesem Zweck konfrontiere ich die Schüler nach einem kurzen Handlungsabriss der Vorlage mit der Piktogramm-Legende aus Lavaters Leporello „Wilhelm Tell.“ Auf einem Arbeitsblatt sollen in Stillarbeit die handschriftlichen Bezeichnungen Lavaters zugeordnet werden.

ihre Formen (vor allem zur Wiedergabe äußerlicher Merkmale),

ihre Farben (vor allem zur Wiedergabe von Image-Aspekten)

und ihre Attribute (zur Darstellung bedeutender „Requisiten“).

Vor dem Hintergrund von Lavaters Piktogrammen wollen wir nun selbst eines entwerfen. Ich lasse mir von den Schülern eine prominente Persönlichkeit nennen und sammle mit ihnen nachfolgend Charakteristika aller Art in Form eines Mindmaps auf einer Folie. Diese Charakteristika werden vermutlich aus dem Image der jeweiligen Person geschöpft, sodass ich an diesem Punkt eine kurze Wiederholung zu jenem Thema durchführen kann.

Zusammen mit den Schülern überlege ich dann, wie sich die gefundenen Charakteristika in ein persönliches Piktogramm überführen lassen. Schüler zeichnen Vorschläge auf die Folie. Wir stellen fest, dass es verschiedene akzeptable Lösungen gibt.


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