Das Frauenbild in der deutschen Literatur, zur Zeit
der Weimarer Klassik und des Sturm und Drangs
Am Beispiel von „Kabale und Liebe“ von Friedrich Schiller
und „Iphigenie auf Tauris“ von Johann Wolfgang von Goethe
Vorwort
Lange Zeit
galt es als unvorstellbar, eine Geschichte über Frauen zu schreiben. Und noch
weniger, eine Geschichte der Emanzipation. Schon in der Antike waren Frauen
nur Beobachter des Geschehens, wie sich Männer auf der Bühne gegenüberstehen
und ihr Schicksal bekämpfen. Sie sind Helferinnen, die von ihren Männern unterworfen
wurden, aber selten waren sie aktiv beteiligt. Ihnen wurde Schwäche und
Unwissenheit zugeschrieben. Diese Vorstellungen stammen von Männern. Ihre Phantasie bestimmte das
Frauenbild.
Jedoch veränderte sich zweifellos das Bild der Frau im Laufe der Zeit. Sie rückte
immer weiter in den Vordergrund. Moral und Erziehung zugunsten anderer,
verstärkten sich in ihren Vorschriften. Sie wurde zu einer Person, auf deren
Meinung Wert gelegt wurde. Doch wie genau entwickelte es sich? Wichtiger sogar, wie wurde
dieser Wandel in den Epochen dargelegt?
Inhaltsverzeichnis
Vorwort 1
1. Einleitung: 3
2. Epocheneinordnung. 4
2.1. Sturm und Drang. 4
2.2. Klassik. 4
3. Frauenbild: 5
3.1. Definition: „Eindruck oder Meinung, die eine
Person über Frauen hat“ 5
3.2. Friedrich Schillers Frauenbild. 5
3.3. Johann Wolfgang von Goethes Frauenbild: 6
4. Bezug auf die Dramen. 6
4.1. Inhaltsüberblick („Kabale und Liebe“) 6
4.1.1. Interpretation von Luises Verhalten. 7
4.2. Inhaltsüberblick („Iphigenie auf Tauris“) 9
4.2.1. Interpretation des Frauenbilds Iphigenie: 10
5. Vergleich: 13
6. Zusammenfassung: 14
7. Bewertung: 15
8. Anhang: 16
9. Quellenverzeichnis 17
9.1. Literaturverzeichnis. 17
1.
Einleitung:
In meiner
Facharbeit habe ich mich, mit dem Vergleich der Titelfiguren zweier Dramen aus
unterschiedlichen Literaturepochen von verschiedenen Autoren, beschäftigt. Dabei
beziehe ich mich auf die Bühnenstücke „Kabale und Liebe“ von Friedrich
Schiller und „Iphigenie auf Tauris“ von Johann Wolfgang von Goethe.
Die beiden Protagonistinnen repräsentieren zwei verschiedene
Epochen. Zum einen, die Zeit der Jugendbewegung Sturm und Drang und zum
anderen, die Weimarer Klassik. Beide brachten die Stellung der Frau zur
damaligen Zeit auf einer gewissen Art zum Ausdruck. Am Ende meiner Facharbeit
möchte ich die Fragen beantworten:
1. Werden die Akteure den Frauenbildern
in der jeweiligen Zeit gerecht?
2. Wo liegen die Unterschiede, sowie
Gemeinsamkeiten zwischen ihnen?
Ich habe mich für den
Vergleich zweier Dramen entschlossen, da ich gerne Bühnenstücke lese. Desweiteren,
weil ich mich schon letztes Halbjahr mit dem Trauerspiel „Kabale und Liebe“
beschäftigt habe. Ich sehe die Facharbeit als eine Chance an, mein zuvor
erlangtes Wissen zu verfestigen und weiter zu vertiefen, um perfekt für meine zukünftige
Abiturprüfung vorbereitet zu sein. Ein weiterer Grund ist, dass ich die Entwicklung
der Frau, von einer schwachen zu einer starken Persönlichkeit interessant
finde.
Zu Beginn erfolgt
eine kurze Epocheneinordnung der beiden Dramen. Nachdem ich das „Frauenbild“
definiert habe, beziehe ich mich auf Schillers und Goethes Sichtweisen des
Frauenbildes am Beispiel ihrer Liebesbeziehungen und Gedichte.
Im dritten Abschnitt gebe ich das explizite Verhalten über
Iphigenie und Luise im Einzelnen, bevor ich mich mit dem Vergleich der
dargestellten Frauenfiguren bei der Dramen beschäftige. In diesem Vergleich
gehe ich auf das Verhalten der Protagonistinnen ein und deute dieses im Bezug
auf das Bild der Frau und ihre Stellung in der Gesellschaft zur damaligen Zeit.
Im Schlussteil fasse ich die Ergebnisse aus dem Vergleich der
Frauenfiguren kurz zusammen. Abschließend beschäftige ich mich mit der
Fragestellung, ob diese Darstellung der Protagonistinnen als ein Grundstein zur
Emanzipation der Frau angesehen werden kann und warum es angebracht ist diese
Dramen in der Schule zu bearbeiten.
2. Epocheneinordnung
2.1.
Sturm und Drang
Die Literaturepoche „Sturm und Drang“ erstreckt sich auf die
Jahre 1767 bis 1785 im deutschsprachigen Raum. Im Mittelpunkt der Bewegung
steht vorwiegend die junge Generation (die Epoche wird auch als Jugendbewegung
definiert), die sich gegen den Rationalismus der Aufklärung auflehnen. Sie wollen
die aufklärerische Rationalität durch die Gefühlsregungen ersetzen. Verstand
und Gefühl bilden nun eine Einheit, wobei die Freiheit und die Triebe im
Zentrum stehen. Das Leitbild des
Sturm und Drangs ist das Originalgenie, das Ideal eines unabhängigen,
sich selbst verwirklichenden Individuums. Dabei verwirft das Genie alte
Traditionen und lebt nach eigenen Gesetzen und Regeln, die von den starken
Gefühlen selektiert werden. (Geniezeit, Genieperiode). Die Epoche ist durch viele
Protestbewegungen geprägt. Zum einen richtet sich der Protest gegen den
Absolutismus und deren höfische Welt des Adels. Es werden auch nicht mehr die bürgerlichen
Moralvorstellungen anerkannt, da sie als eng und freudlos galten. Als letztes
lehnen die Sturm und Dränger die Traditionen in der Literatur ab.
2.2.
Klassik
Die Epoche der „Klassik“, auch „Antikes Altertum“ genannt, erfolgt
in den Jahren 1786 bis 1832. Die Idee wurde Johann Wolfgang von Goethe und Friedrich
von Schiller entwickelt und verbreitet. Dabei dienen als Leitfiguren, die
Französische Revolution mit ihren freiheitlichen Idealen und Moralvorstellungen,
sowie die „tugendhafte“ Antike. Hierbei steht die Erziehung eines humanitären,
vollendeten und harmonischen Wesens im Vordergrund. Demnach soll der Mensch
alle Kräfte und Fertigkeiten ausbilden, die er besitzen kann. Durch
Erziehungsmethoden in Form von Kunst und Literatur sollte die Gesellschaft zu sittliches
Handeln befähigt werden. Dieses Merkmal entspricht auch der Epoche der
Aufklärung, die das Gute eines Menschen bewahren will. Hingegen jedoch die
Klassik, das vollkommene harmonische Humanitätsideal, als Ziel setzt. Eine tugendhafte
Haltung mit Rücksicht auf andere Menschen, ohne dabei an sich selbst und an
sein Wohlergehen zu denken, inklusive der Wert der Freiheit, repräsentiert das
klassische Humanitätsideal. Dabei soll, wie bei der Literaturepoche „Sturm und
Drang“ das Ratio und das Emotio eine harmonische Einheit bilden um eine
widerspruchsfreie Persönlichkeit zu erhalten.
3.
Frauenbild:
3.1.
Definition: „Eindruck oder Meinung, die eine
Person
über Frauen hat“
Anlässlich dieser Definition wird deutlich, dass keine
konkrete Begriffsbestimmung über das Frauenbild aufgestellt werden kann. Das
Bild von der Frau ist abhängig von der jeweiligen Kultur, mit ihren vorhandenen
Normen und Werten, in einer bestimmten Zeitepoche. Eine Subjektivität einer
Gesellschaft prägt also letztlich das zugehörige Frauenbild.
3.2.
Friedrich Schillers Frauenbild
Der deutsche Dichter repräsentiert deutlich in seinem
Gedicht „Die Würde der Frauen“ (1800) seine positive Meinung zum Frauenbild. Er
lobt die Frau in ihrer ganzen Persönlichkeit. Die Frau wird als tugendhafte
Person dargestellt, welche versucht ihre Moralvorstellungen auf andere zu übergeben.
Zudem respektieren sie ihre Normen und Werte und bleibt sich stetig treu. Angesichts
Friedrich Schillers Liebesbeziehungen, können weitere Charakteristika der Frau zugeteilt
werden. Infolgedessen kann die Frau als Verführerin bezeichnet werden, die
untreu, egoistisch und besitzgierig ist. Anderseits, wird sie auch als sehr
hilfsbereit, höflich und gebildet beschrieben.
3.3.
Johann Wolfgang von Goethes Frauenbild:
Der Junge Goethe wurde von vielen Frauen, mit
unterschiedlichsten Eigenschaften umworben. Untreue, Hinterlistigkeit, sowie
auch Stärke lernte er bei dem weiblichen Geschlecht kennen. Jedoch stehen
Romantik und Gefühle im Vordergrund, weshalb sie oft aus ihren Trieben handeln.
Außerdem wird sie als sehr feinfühlig und ausgeglichen dargstellt. Desweiteren
deutet seine viele Liebesbeziehun daraufhin, dass er die Frau als Person
anerkennt, diese ihm positiv verändert hat.
4. Bezug auf die
Dramen
4.1.
Inhaltsüberblick („Kabale und Liebe“)
Das bürgerliche Trauerspiel „Kabale und Liebe“ wurde von
Friedrich Schiller im Jahre 1784 verfasst. Es handelt von Luise, der Tochter
des bürgerlichen Musikers Miller, die ein Verhältnis mit Ferdinand, dem Sohn
des Präsidenten von Walter führt. Doch die nicht standesgemäße Liebesbeziehung
zwischen den beiden wird nicht geduldet. Präsident von Walter plant, ohne
Einwilligung seines Sohnes, ihn mit der Mätresse des Herzogs, Lady Milford zu
vermählen. Mit dieser Vermählung, möchte er seine Macht am Hofe erweitern. Auch
Miller besitzt aufgrund seiner bürgerlichen Moralvorstellungen und seinem
Stolz, nicht die Bereitschaft, die Liebesbeziehung seiner Tochter zu
akzeptieren. Luise befindet sich aus diesem Grunde in
einer innerlichen Zerrissenheit zwischen ihrer christlichen Moralvorstellungen
(Göttlicher Liebe) und ihrer Liebe zu Ferdinand (Irdische Liebe).
Die einzige Lösung, die sie erkennt, ist ihr Tod, um
weiterhin im Jenseits mit Ferdinand zusammen zu sein. Hingegen Ferdinand, der Luise
im Diesseits haben will und sich gegen seinen Vater wiedersetzt. Im Nachhinein beabsichtigt
Präsident zusammen mit seinem Sekretär Wurm, eine Intrige zu inszenieren, die
die Beziehung beenden soll. Infolgedessen, wird Luise genötigt, einen
betrügerischen Liebesbrief an den Hofmarschall von Kalb zu verfassen, um ihre
Eltern vor dem Tod zu bewahren. Ein Gelöbnis soll die Intrige umrahmen. Erst
nachdem Ferdinand sich von seinen Rachegelüsten leiten lässt und sie vergiftet,
kann Luise die Wahrheit über die Kabale offenbaren. Schließlich vergiftet Ferdinand
sich selbst, nachdem er bergreift, dass er eine Unschuldige getötet hat.
4.1.1.
Interpretation von Luises Verhalten
Die Protagonistin Luise Miller ist stark von ihren
bürgerlichen Moralvorstellungen, aufgrund ihres Vaters geprägt. Zum einem
strebt sie nicht, wie der Adel, nach einem prächtigen Titel und Materiellem an.
Zum anderen akzeptiert sie respektvoll die Ordnung der Stände. Daraufhin
erkennt sie ihre aufrichtige Liebe zu Ferdinand, als „Frevel“
an, worauf sie sich zugleich vor ihrem Vater als „Sünderin“
bezeichnet. Demnach wird ihre stark christliche Seite zum Vorschein gebracht,
da sie die Beziehung als „Kirchenraub“
ansieht, dieser ihr Seelenfrieden erschüttert.
Dabei wird stark
ihre Verbindung zu Miller verdeutlicht. Denn sie erkennt es als Pflicht an,
aufrichtig und gehorsam gegenüber ihrem Vater zu sein. Sie ist sich bewusst,
dass sie gegen ihre bürgerlichen Moralvorstellungen, die Ständegesellschaft und
somit die Untersagung eines Verhältnis mit einem Adeligen verstößt. Folglich
bezeichnet sie es als „Schicksal“,
welches man nicht beweinen solle. Auch wenn die Beziehung zu Grunde gerichtet
ist, zeigt sie sich gegenüber ihrer Mutter als hoffnungsvolle Person, die ihren
Geliebten wieder sehen möchte. Zumal sie Ferdinand als Gottesgeschenk
anerkennt, welches für sie bestimmt wurde.
Jedoch glaubt sie nur an ein Verhältnis mit ihm im „dritten Ort“,
nämlich im Jenseits, weil nur dort die „Schranken des Unterschieds einbrechen“
würden.
Hierbei wird die
Menschlichkeit von Luise deutlich, denn für sie sind „Menschen nur Menschen“9 und dürfen nicht in Ständen
aufgeteilt werden. Schon hier kündigt sie unauffällig ihren ersten Selbstmordgedanken
an, was ihre Schwäche und Hilflosigkeit unterstreicht. Außerdem ist sie pessimistisch
dem Verhältnis mit Ferdinand eingestellt, zusätzlich begründet durch ihre Furcht
vor dem Adel.
Weshalb sie auch nicht die Flucht mit Ferdinand einwilligt. Hierbei wird das
Verhalten des bürgerlichen Volks gegenüber dem Adel in der Zeit
wiedergespiegelt. Luise überdenkt demnach ihr Handeln und distanziert sich
immer weiter von Ferdinand. Die Distanz wird immer gravierender, als sie von der
bevorstehenden, trügerischen Vermählung zwischen ihm und Lady Milford erfährt.
Aus ihrer Trauer heraus, eilt sie zu ihrem Vater. Dabei entsagt sie sich der
Liebe zu Ferdinand und bittet Miller um Verzeihung ihrer kindlichen Sturheit,
da sie an einer nichtstandesgemäßen Beziehung geglaubt habe.
Erneut wird die starke Vaterbindung deutlich, die zuvor durch die Bindung von
Ferdinand geschwächt wurde.
Im nächsten Moment,
verteidigt sie trotzdem mehrmals entschlossen und willensstark die Liebe zu ihm.
Dabei zeigt sie sich mutig und selbstbewusst gegenüber Präsident, als dieser
versucht, die Beziehung zu beenden.
Doch als er sie als „Hure“ bezeichnet und sie damit gezielt verletzt, erkennt
Luise, dass sie der Auslöser ist zwischen dem Konflikt von Ferdinand und seinem
Vater. Augenblicklich stellt sie ihre Emotionen und Gefühle in den Hintergrund
und handelt nach ihren moralischen Werten und lässt Ferdinand „frei“.
Dadurch, dass sie ihn mit „Herr von
Walter“14 anspricht,
wird einerseits ihr Respekt gegenüber dem Adel verdeutlicht, sowie ihre jetzige
Distanz zu ihm.
Ohne weiteres hält
sie an ihren moralischen Wertvorstellungen fest und versucht Ferdinand an seine
Adelspflichten zu erinnern.
Folgedessen stellt sie ihr persönliches Glück in den Hintergrund und beendet
die Beziehung mit schwerem Entschluss. Damit möchte sie „einem Vater den
entflohenen Sohn wieder schenken“
und die alte Ständeordnung herstellen. Auch als sie eine Entscheidung zwischen
dem Tod ihrer Eltern oder ihrer „Schande“
treffen muss, entscheidet sie sich ohne Zweifel für ihre Entwürdigung. Sie
stellt damit erneut ihr persönliches Wohlergehen in den Hintergrund.
Den Eid, den sie
auf den trügerischen Liebesbrief ablegen muss, wird sie aufgrund ihrer bürgerlichen
Tugenden nicht brechen. Auch in einem Wortgefecht zwischen Lady Milford, zeigt
Luise ihre moralische Überlegenheit. Zuerst verhält sie sich distanziert und
zurückhaltend.
Jedoch zeigt sie sich im Laufe des Gesprächs immer furchtloser und
selbstbewusster gegenüber der Adeligen. Desweiteren vertritt sie ihr Bürgertum
mit Stolz und Ehre. Diese Verhaltensweise von Luise lassen Lady Milford einen emotionalen
Wandel durchlaufen. Luise handelt jedoch nicht aus finanziellem Antrieb,
sondern aus Einsicht. Sie tritt freiwillig und selbstlos von Ferdinand ab.
Im Nachhinein erkennt Lady Milford ihr egoistisches Verhalten und ist
überwältigt von der bürgerlichen Luise. Sie gibt ihren Stand auf und beginnt
ein neues Leben. Während Luises innerer Zerrissenheit, erkennt sie den Tod als einzige
Lösung für den „harten Kampf“
zwischen ihrer Pflicht und ihrer Liebe an.
Auch wenn Luise
begreift, dass Selbstmord die abscheulichste Sünde für eine religiöse Frau ist,
lässt sie sich nicht aufhalten. Sie sucht bescheiden den leichtesten Weg als
„große Schuldnerin aus der Welt“
zu gehen und sich von ihren innerlichen Qualen zu erlösen. Doch sie verwirft
ihre Selbstmordgedanken aus Mitleid und Gehorsamkeit zu ihrem Vater. Sie kann
ihre Pflicht als Tochter aufgrund ihrer Tugenden nicht brechen, auch wenn sie
sich nach dem Jenseits sehnt. Als Ferdinand bei den Millers eintrifft, sucht
die ängstliche Luise Schutz bei ihrem Vater.
Unter einem Vorwand
schickt Ferdinand Miller hinaus. Sie ist sich Ferdinands Rachegelüsten bewusst
und ahnt, dass er sie ermorden will. Erst als Luise kurz vor dem Vergiftungstod
steht, ist der Eid gebrochen und sie kann ihm die Intrige offenbaren. Bis zu
ihrem Tod hält sie sich an ihre bürgerliche Tugend und bittet Gott Ferdinands
Sünde zu vergeben.
4.2.
Inhaltsüberblick („Iphigenie auf Tauris“)
Das klassische
Drama „Iphigenie auf Tauris“ wurde von Johann Wolfgang von Goethe im Jahre 1787
verfasst und handelt von der Priesterin Iphigenie, welche das Humanitätsideal
dieser Zeit verkörpert. Iphigenie fühlt sich der Göttin Diana verpflichtet ihr
auf der Insel Tauris zu dienen, nachdem diese sie vor dem Tod bewahrt. Doch
auch nach Jahren fühlt sich die Priesterin nicht heimisch und sehnt sich nach
ihrer Heimat Griechenland. Sie wird vom dort herrschenden König Thoas umworben,
welchen sie jedoch permanent abweist. Aus Zorn führt Thoas die
Menschenopferung, die er zuvor für Iphigenie aufgelöst hat, erneut ein.
Daraufhin sollen
zwei Gefangene geopfert werden, welche sich später als ihr Bruder Orest und ihren
Cousin Pylades, herausstellen. Um den „Tantalidenfluch“ (siehe Anhang) von
Orest zu lösen, sollen die beiden die Statue von Göttin Diane rauben. Iphigenie
fasst den Entschluss den beiden Gefangenen zu helfen. Daraus entsteht in ihr
ein innerer Konflikt, da sie die Gefangenen durch eine Flucht von der Insel
zwar retten könne, aber die Einwohner im Stich lassen würde. Zudem müsste sie
den König hintergehen und belügen, was nicht ihrer tugendhaften Haltung
entspricht. Am Schluss entscheidet sich Iphigenie für ihren einzig richtigen
Weg und schildert dem König, ohne Rücksicht auf mögliche Folgen, ihren
Fluchtplan. Daraufhin bekennt sich Orest, dass er nicht die Statue, sondern seine
eigene Schwester Iphigenie heimbringen soll. Thoas ist überwältigt von
Iphigenies Offenheit und gewährt ihr und den Gefangenen, trotz innerlicher Trauer,
die Heimreise.
4.2.1.
Interpretation des Frauenbilds
Iphigenie:
Bereits im ersten
Auftritt erweist sich Iphigenie als eine schwache und hilflose Person. Obwohl
sie dankbar ist, dass die Göttin Diana sie auf die Insel gerettet hat, sehnt
sie sich nach all den Jahren unaufhörlich nach ihrer Heimat Griechenland und
ihrer Familie[23]. Sie akzeptiert den
Willen der Göttin, dass sie ihr als Priesterin dienen soll. Jedoch bekennt sie,
dass sie es mit „Stillen Widerwillen“[24] verrichtet.
Trotz ihres
Konflikts zwischen Pflicht und Neigung lehnt sie sich nicht gegen Diana auf. Desweiteren
fügt sie sich ihrem Schicksal als Frau an und unterwirft sich gegenüber Thoas,
welcher „ein edler Mann“[25] sei. Dabei
zeigt sie ihm gegenüber Schwäche und Machtlosigkeit, da er sie ebenso
unfreiwillig auf der Insel festhält. Aufgrund des „heilgen Sklavenbands“[26],
kann sie nicht ihrem Wunsch nachkommen eine autonome Persönlichkeit zu sein.
Trotz allem empfindet sie Dankbarkeit für Thoas und verehrt ihn wie einen
zweiten Vater. Innerlich beklagt sie den „Frauen Zustand“[27],
welcher von Unterdrückung, Schwäche und Nutzlosigkeit geprägt ist. Sie erkennt nicht
ihr segenreiches Verhalten, welches sie seit ihrer Ankunft auf der Insel zeigt. Eingeschlossen Thoas, der
bislang jeden Fremden, der die Insel betritt, der Göttin Diana opfert.
Allgemein ermutigt
sie den König dazu ein tapferer und milderer Herrscher zu sein.
Dabei hat sich das Leben aller Taurier verbessert. Sie ist sehr eigensinnig und
undankbar, indem sie sich nach einem nicht fremdgesteuerten Leben sehnt. Allerdings
setzt sie ihr ganzes Vertrauen auf Göttin Diana, die sie von „dem Leben hier,
dem zweiten Tod“[29] erlösen
solle.
Hierbei wird
deutlich, dass sie auf Hilfe angewiesen ist, obwohl sie nach einer autonomen
Persönlichkeit strebt. Zum anderen spiegelt sie eine humane und gutherzige
Person wider, indem sie nicht nur für sich selbst um Hilfe bittet, sondern auch
für ihren innigsten Wunsch, das Tandalitengeschlecht zu entsühnen[30].
Darüber hinaus, soll sie sich mit Thoas vermählen. Doch sie bezeichnet den
Antrag als „schrecklichste[31]“ Drohung „von allen“31, da eine
Eheschließung sie vollkommen an die Insel binden würde und sie immerzu an Thoas
untergeordnete sein würde. Demnach versucht sie den Heiratsantrag von ihm abzuwehren,
indem sie ihre Abstammung als große Gefahr für eine gemeinsame Zukunft
darstellt. An ihrer Vorgehensweise erkennt man wie berechnet Iphigenie ist.
Jedoch beichtet sie
Thoas aus Pflichtgefühl ihre wahre Familiengeschichte und erhofft sich dadurch eine
Lossprechung ihrer Gefangenschaft, falls ihre Familie noch lebe. Selbst durch
ihre Enthüllung ist Thoas nicht abzubringen von dem Entschluss sie zu heiraten.
Ihr bleibt jetzt nur noch die Zuflucht in ihr Priesteramt, welches von Thoas
nicht akzeptiert wird. Daraufhin bittet sie inständig um Erlaubnis die Insel zu
verlassen. Dieses Verhalten bezeichnet er als typisch weibliches triebhaftes
Verhalten. Zu
Recht, denn Iphigenie lässt sich von ihren Gefühlen leiten und vernachlässigt
somit ihre Pflicht als Frau und die Verantwortung für alle Taurier. Zutiefst
erzürnt, fordert er sie auf, ihren Dienst an Diana auszuführen und die Opferung
der beiden Fremden vorzuziehen. Demnach befindet sie sich in einem Zwiespalt
zwischen dem Wohl von Fremden, oder ihrer Freiheit. Sie wendet sich an Göttin
Diana und hofft erneut, sie vor den Menschenopfern zu bewahren.
Hierbei erkennt man
Iphigenies friedliche Persönlichkeit, da sie es nicht human findet, Fremde zu
opfern. Ohne zu zögern, wiedersetzt sie sich mutig Thoas und befreit Pylades. Dabei
stellt sie das Wohl der anderen über ihr eigenes, was sie als typische
Vertreterin eines humanistischen Frauenbildes macht. Iphigenie zeigt sich
gegenüber den „Fremden“ sehr naiv und gutgläubig, bevor sie erfährt, dass die
beiden ihre Brüder sind. Nachdem Orest, der von dem Tantalidenfluch betroffen
ist, sich zu bekennen gibt, zeigt sich Iphigenies reine Seele von höchster
Weiblichkeit. Denn sie betet zu Göttin Diana um den Fluch von Orest zu nehmen.
Im weiteren Verlauf
bekommt sie die Chance, mit ihren Brüdern nach Griechenland zu fahren, wenn
sie ihnen hilft das „Götterbild“ von Diana zu entwenden. Doch dafür müsse sie
den König belügen und hintergehen, um eine Flucht zu ermöglichen. Damit
entsteht in ihr ein innerer Konflikt zwischen ihrer Pflicht und
Selbstverwirklichung. Sie ist sich bewusst, dass dieser „Betrug“ „doppelt“
verhasst wird, denn sie hintergeht nicht nur Thoas sondern sie würde auch Menschen
verlassen, die sie lieben und verehren. Iphigenie kann die Flucht nicht mit
ihrem moralischen Gewissen teilen und offenbart Thoas die Wahrheit.
Auch wenn sie sich
zu Beginn ängstlich zeigt, aus Furcht vor negativen Folgen,
repräsentiert sie ein starkes und selbstbewusstes Handeln. Sie prangert das Ritual
der Menschenopferung an, dadurch zeigt sie ihren neu gewonnenen Mut. Demnach
stellt sie sich mit dem männlichen Geschlecht auf eine Ebene. Allerdings geht
sie nicht mit Gewalt vor, sondern sie benutzt einzig und allein die Sprache als
Waffe. Dadurch verunsichert sie den König, der von ihrem autonomen Verhalten
tief beeindruckt ist und erlaubt ihr nach Griechenland zu fahren.
5. Vergleich:
Schiller und Goethe
repräsentieren mit ihren Bühnenstücken zwei verschiedene Frauenbilder.
Allerdings können auch einige Gemeinsamkeiten zwischen Luise und Iphigenie
erkannt werden.
Die beiden
Protagonistinnen vertreten zwei verschiedene Stellungen in ihrer Gesellschaft. Luise
verkörpert ein bürgerliches Mädchen, die geprägt von ihren christlichen
Moralvorstellungen ist. Hingegen verkörpert Iphigenie schon zu Beginn einen
höheren Standpunkt, da sie die Priesterin von der Insel Tauris ist. Jedoch
befinden sie sich beide in einer inneren Zerrissenheit zwischen Vernunft und
Gefühl.
Luise muss sich
zwischen ihrer unsterblichen Liebe zu Ferdinand oder zu ihren bürgerlichen
Moralvorstellungen entscheiden. Dabei wird ihr Verhalten sehr stark von ihrem
Vater beeinflusst, der gegen die Beziehung ist. Denn Luise, fühlt sich
verpflichtet ihm alles recht zu machen. Obwohl sie fortlaufen an ihren
Selbstmordgedanken festhält, kann Miller ihn beenden. Demnach lässt sich
gewissermaßen eine Unterordnung von Luise erkennen.
Auch Iphigenie
spiegelt dieses Verhalten wieder. Allerdings ist sie sich bewusst, dass sie
schwach und unterwürfig gegenüber dem männlichen Geschlecht ist. Sie ergibt
sich demnach ihrer Frauenrolle und sehnt sich nach einem autonomen Leben,
welches nur ein Mann führen kann. Hierbei stellt der Mann eine Vorbildfunktion
dar. Dennoch zeigt sie widerstand und möchte Thoas hintergehen. Aber sie kann
ihr tugendhaftes Verhalten nicht verwerfen und offenbart ihm die geplante
Flucht. Dabei stellt sie ihre Gefühle in den Hintergrund und handelt mit
Vernunft. Auch Luise, zeigt dieses Verhalten, als sie sich entschließt den
Brief an Hofmarschall von Kalb zu schreiben, um ihre Eltern zu befreien.
Desweitern zeigen
die beiden eine erzieherische Funktion. Luise verändert nicht nur die
Einstellung von Lady Milford, sondern sie überträgt ihr tugendhaftes Verhalten
auf Ferdinand. Das lässt sich dadurch begründen, dass Ferdinand stets
selbstbezogen handelt und zum Schluss seinem Vater verzeiht. Auch Thoas, wird
aufgrund Iphigenies Sichtweise zu einem „menschlicheren“ Mann, da er Iphigenie
ihre Heimkehr bewilligt.
Trotz allem besteht
ein starker Kontrast zwischen den beiden Protagonistinnen. Iphigenie ist nur zu
ihrer autonomen Person gelangt, anlässlich ihrer aktiven Beteiligung im
Geschehnis. Sie bleibt bis zum Schluss optimistisch und kämpft für ihre
selbstlose Person, die das typische humanitäre perfekte Frauenbild in dieser
Zeit widerspiegelt. Ihr Mut zur Wahrheit, ist ein Ergebnis ihrer erlangten
Stärke. Im Vergleich zu Luise, konnte sie ihre Gefühlt mit ihrer Vernunft in
Harmonie bringen und somit den Konflikt lösen. Luise widersetzt sich ihrem
Schicksal nicht und zeigt ein passives Verhalten. Dabei bleibt sie in ihrer
vorhandenen Struktur bestehen was letztendlich zu ihrem Tod führt.
Desweiteren zeigt
sie ein eher egoistisches Verhalten, indem sie an Selbstmord denkt. Ein
weiteres Frauenbild, was ihr eher passiv zugeschrieben wird, ist dass sie
untreu und besitzgierig ist. Denn, Ferdinand traut ihr eine Liebesaffäre mit
dem Hofmarschall zu und Lady Milford, erhofft Luise sie mit ihren Reichtümern
zu erpressen.
6. Zusammenfassung:
Im Endeffekt geben
die beiden das Frauenbild in der jeweiligen Zeit wieder. Luise hält in „Kabale
und Liebe“ ihre Moralischen Wertvorstellungen, bis zu ihrem Tod, fest und
bleibt sich somit treu. Doch aufgrund ihrer pessimistischen Seite, widerspricht
sie ein wenig dem positiven Frauenbild in ihrer jeweiligen Epoche. Auch
Iphigenie, verkörpert in „Iphigenie auf Tauris“ mit ihrer tugendhaften Haltung
und ihrer Rücksicht auf andere Menschen, ohne dabei an sich selbst und ihr
Wohlergehen zu denken, das klassische Frauenbild.
7. Bewertung:
Goethe und Schiller
haben im Endeffekt ein ähnliches Ziel verfolgt haben. Ihre Protagonistinnen
sind für die damalige Epoche sehr futuristisch gestaltet und haben einen für
diese Verhältnisse kontroversen Gedankengang. Sie verwenden jedoch verschiedene
Mittel, wie beide Frauenfiguren ihr Ziel erreichen. Dies hängt auch davon ab,
wie stark ihre Persönlichkeit und ihr Selbstbewusstsein ausgebildet sind.
Desweiteren beabsichtigen die Autoren, ein anderes Licht auf die Frau zu dieser
Zeit zu werfen. Sie waren mitunter die ersten, welche Kritik an dieser Form der
Gesellschaft ausgeübt haben.
Im Drama „Iphigenie
auf Tauris“ verfolgt Goethe die Ziele der Humanität und macht Iphigenie zu
einem Ideal dieser Menschlichkeit. Er will vermutlich verdeutlichen, dass auch
Frauen Stärke zeigen und sich in der Gesellschaft weiterentwickeln können.
Schiller will in
seinem Drama „Kabale und Liebe“ vermutlich vorerst, einen Grundstein zum
Nachdenken liefern. Möglicherweise hat Goethe sich von diesem Werk inspirieren
lassen und versucht eine Lösung für das Problem, welche Luise nicht lösen
konnte, zu finden. Denn Iphigenie meistert ein Problem, welches dem der Luise
stark ähnelt. Dies tut sie in einem menschlicheren Weg, von welchem Goethe
mitunter inspiriert, begeistert und ein Befürworter
war.
Das Erstellen
dieser Facharbeit hat mir insgesamt sehr gut gefallen. Jedoch zeigten sich
einige Probleme, anlässlich des Frauenbildes von Goethe und Schiller, da man
zunächst die Beziehungen zu ihren Frauen analysieren musste. Dennoch wurde mir
eine interessante neue Art zur Bearbeitung eines außerunterrichtlichen Themas
angeboten.
8. Anhang:
Tantalidenfluch:
„Der
Tantalidenfluch erfasst der Sage nach jeden direkten männlichen Nachkommen des
verfluchten Tantalos. Dieser wurde von den Göttern verflucht, denn er tötete
seinen Sohn Pelops und setzte sein Fleisch den Göttern als Mahlzeit vor. Durch
den Fluch wird die Vernunft der Männer blockiert und sie handeln nur nach ihren
Trieben. Das hat zur Folge, dass die Familiengeschichte immer wieder von
schrecklichen, blutigen Gewalttaten heimgesucht wird, die scheinbar nicht
aufzuhalten sind. Eine weitere Tat war die Geschichte der Söhne des Pelops,
Atreus und Thyest. Beide waren auf Pelops ersten Sohn, aus einer anderen Ehe,
eifersüchtig. Sie schmiedeten den Plan ihn zu ermorden. Als ihr Vater dann
starb, übernahmen die Brüder die Regierung der Stadt. Das ging aber nicht lange
gut. Atreus trieb seinen Bruder aus der Stadt. Thyest hat seinem Bruder Jahre
zuvor einen Sohn entwendet und ihn als seinen eigenen aufgezogen. Er lässt in
ihm Wut und Rache gegenüber seinem vermeintlichen Onkel aufkommen und lässt ihn
zu ihm gehen, um ihn zu ermorden. König Atreus kommt hinter diesen Plan und
lässt den Täter umbringen, im Glauben den Sohn seines Bruders zu töten. Zu spät
erfährt er, dass es sein eigener Sohn war. Aus Rache lädt Atreus seinen Bruder
und dessen wirkliche Söhne in die Stadt ein. Er entführt die Söhne, lässt sie
schlachten und setzt sie dem Vater zur Mahlzeit vor. Als dieser sich nach
seinen Söhnen erkundigt, wirft ihm sein Bruder die Köpfe und Füße der Beiden
vor“
(
9. Quellenverzeichnis
1.
2.
3.
4.
5. üfung-ratgeber.de/2012/05/klassik-epoche-merkmale-und-literatur/
6.
Zu Seite 3:
Gedicht „Die Würde der Frau“ : netz.info/literatur/schiller/werke/gedichte/WuerdeFrauen.htm
9.1.
Literaturverzeichnis
Schillers
Frauenbild: Johann Lehmann „Unser armer Schiller, eine respektlose Annäherung“,
veröffentlicht in Rowohlt Taschenbuch Verlag, Reinbek bei Hamburg, Mai 2005.
Goethes Frauenbild:
Dieter Borchmeyer „Schnellkurs Goethe“ 2005 DuMont Literatur und Kunst Verlag,
Köln.
Friedrich Schiller „Kabale und Liebe- ein
bürgerliches Trauerspiel“, Herausgegeben 2014, von der Brinkmann. Meyhöfer GmbH&
Co. KG, Hannover im Auftrag der BMU GmbH.
Johann Wolfgang von Goethe „Iphigenie auf Tauris“, Herausgegeben1993,
2001 von Philipp Reclam jun. GmbH& Co. Kg, Stuttgart, Anmerkung von Joachim
Angst und Fritz Hackert.