Günther
Seuren – Das Experiment
Das
Experiment ist eine Kurzgeschichte aus dem
Jahr 1966 und wurde von Günther Seuren verfasst.
In der
Geschichte geht es um einem Mann, dessen Name nicht genannt wird, und
seinem Begleiter, dessen Name ebenfalls nicht genannt wird. Das
besondere an dem Mann war allerdings, dass er sich nicht wie alle
anderen vorwärts fortbewegte, sondern stets rückwärts. Der
Begleiter fragte ihn öfter, was das für einen Sinn habe, rückwärts
zu gehen. Für den Mann war das Rückwärtsgehen aber eine
Bereicherung, er meinte er würde dadurch das Übersehene und
Überhörte wahrnehmen. Die Zwei begannen zu diskutieren und während
der rückwärts gehende Mann immer schneller wurde, fiel der
Begleiter etwas zurück. Plötzlich begannen Leute zu schreien und
ein Kreis entsetzter Menschen bildete sich um den am Boden liegenden
Mann. Die Passanten meinten, es wäre nicht die Schuld des
Autolenkers, der ihn überfahren hatte, sondern der Mann selbst wäre
für seinen Tod verantwortlich gewesen, da er rückwärts ging und
daher für die Anderen als betrunken oder verrückt schien.
Das Werk ist klassisch in drei Teile eingeteilt:
Einleitung, Hauptteil und Schluss. In der Einleitung werden die
Hauptperson, der Ort und die Situation beschrieben. Obwohl man direkt
in einen Monolog des Mannes einsteigt, was auf den plötzlichen
Einstieg einer Kurzgeschichte hinweist. Ab der ersten Konversation
bzw. ab dem kurzen Monolog des Mannes, beginnt der Hauptteil. Der
Hauptteil besteht großteils aus dem Dialog zwischen den zwei
Figuren. Außerdem kommt im Hauptteil auch noch der Höhepunkt, der
Tod des Mannes, vor. Der Schluss ist dann nur mehr das letzte
Gespräch zwischen dem Begleiter und einem Polizisten und die letzten
Worte des Mannes. Trotzdem bleibt das Ende, kurzgeschichtenüblich,
offen, da die Geschichte mit einer Frage endet. Ein weiteres Merkmal
der Kurzgeschichte sind die namenlosen Figuren. Der Mann wird
indirekt im Laufe der Geschichte beschrieben. Er ist übermittelgroß
und etwas bleicher als normal. In der Geschichte wird von einem
Experiment gesprochen, gemeint damit ist wahrscheinlich das
Rückwärtsgehen des Mannes. Der Mann selbst bezeichnet es ebenfalls
als Experiment, das ihn immer mehr beeinflusst. Er wird
nachdenklicher, beginnt die Welt aus einer anderen Sicht zu sehen, er
wird zum Querdenker, er wird anders. Der Begleiter wird nur wenig
beschrieben. Aus den Dialogen lässt sich schließen, dass er dem
Rückwärtsgehen sehr kritisch gegenüber steht. Oft fragt er den
Mann nach den Sinn seines Handelns und beginnt ihn damit auf dem Arm
zu nehmen.
Um die
Geschichte zu lesen braucht man nicht mehr als maximal zehn Minuten,
wobei die Handlung der Geschichte leicht mehr als zehn Minuten
gedauert hätte. Dadurch kann man sagen, dass die erzählte Zeit ein
bisschen länger als die Erzählzeit ist. Erzählt wird die Handlung
aus der Sicht eines auktorialen Erzählers. Es bleibt im ganzen Text
der gleiche Erzähler, also die Erzählperspektive ändert sich
nicht. Geschrieben ist die Geschichte in einer leicht verständlichen
Sprache, einfache Wortwahl und keine komplizierten Ausdrücke. Als
Schlüsselwörter gelten ganz klar die Wörter Experiment und
Rückwärts. Wobei das Wort Experiment nicht sehr oft vorkommt, ist
es trotzdem durch bilden des Titels ein wichtiges Schlüsselwort. Das
Rückwärts bestimmt eigentlich die ganze Handlung der Geschichte. Es
dreht sich alles um die Veränderung und den Grund für das
Rückwärtsgehen des Mannes. In der Sprache kommen
überraschenderweise, wenig bis fast gar keine Metaphern oder
ähnliches vor. Der Ort des Geschehens ist ein sehr windiger Weg, der
nicht näher beschrieben wird.
Der
Text bewegt einen dazu länger über die Gründe und die Bedeutung
des Rückwärtsgehen des Mannes nachzudenken. Er wollte
wahrscheinlich einfach nur die Dinge aus einem anderen Blickwinkel
sehen. Für die Menschen, um ihn herum, war das anders sein des
Mannes aber eher ein gestörtes Verhalten, als eine andere Sicht der
Dinge. Die Leute meinten sofort er sei nicht normal, er könne nur
betrunken sein, er wäre anders. Damit würde die Aussage des Textes,
dass querdenkende Menschen und Personen die etwas nicht
Durchschnittliches, nicht Normales machen, gleich als Anders oder
gestört bezeichnet werden, gut zur heutigen und auch damaligen
Realität passen.
Der
Text ist meiner Meinung nach ein gutes Beispiel um zu zeigen das
Toleranz und Respekt wichtig sind und Themen sind, die Ernst genommen
werden müssen.