Das Ende von Etwas – Ernest Hemingway
Kurzgeschichteninterpretation
Die 1925 von
Ernest Hemingway veröffentlichte Kurzgeschichte „Das Ende von Etwas“
thematisiert das Scheitern einer Beziehung eines jungen Pärchens, Nick und
Marjorie, welche keine Sprache für ihre inneren Befindlichkeiten finden.
Am Anfang der
Kurzgeschichte wird vom Niedergang des Sägewerks einer Bauholzstadt namens
Hortons Bay erzählt, da es eines Tages keine Baumstämme mehr gibt (Z.3-4). Dieser
erste Abschnitt des Textes ist wie ein Erzählbericht, welcher sehr sachlich,
neutral aber dennoch genau ist. Beispielsweise ist in Zeile 14 ein
hypotaktischer Satzbau zu erkennen.
Zehn Jahre
später angelt Nick mit Marjorie auf dem See von Horton Bay (Z.25-27). Das
Scheitern der Beziehung von den Beiden ist bereits im Niedergang des Sägewerks
und der verlassenen Stadt erkennbar. Es ist eine Parallelhandlung, denn Hortons
Bay steht für die Beziehung, die einst geblüht hat, aber durch fehlende Gefühle
und Liebe, also Baumstämme, nun bloß eine verlassene zerfallene Ruine ist.
Marjorie sieht diese Ruine als „ihre alte Ruine“ (vgl. Z.30), als „ein Schloss“
(Z.37), also als etwas Altes, aber dennoch etwas Schönes und Intaktes. Aus
ihrer Sicht ist noch Hoffnung für die Beziehung. Sie zeigt durch ihre vielen
Fragen Interesse. Für Nick hat die Beziehung keine große Bedeutung mehr. Er
antwortet Marjorie nur in wenigen Worten (Z.33, 36) und auf ihre Aussage, dass
die Ruine wie ein Schloss aussähe, antwortet er gar nicht (Z.38).
Das Scheitern
der Beziehung ist weiterhin in der Handlung erkennbar, als die Fische beim
Angeln nicht anbeißen (Z.40). Sie deuten auf das Ende ihrer Liebe hin. Marjorie
fischt gerne, gerne mit nick (vgl. Z.42-43). Hier wird aus der Sicht eines
auktorialen Erzählers beschrieben, welcher aber im Verlaufe der Handlung
weitgehend neutral bleibt und szenisch erzählt, wenn kein Dialog vorhanden ist.
Nick
antwortet weiterhin nur in kurzen Sätzen und auch Marjories Fragen wirken eher
emotionslos, da keine Adjektive zur Beschreibung benutzt werden. Nachdem
Marjorie und Nick ans Land gegangen sind (Z.89-93), traut Marjorie sich, Nick
zu fragen, was denn los sei (vgl. Z.94). Nick sagt ihr, dass er es auch nicht
wisse (vgl. Z.95) und geht fort, um Feuerholz zu holen. Nick weiß also selber nicht
genau, was er zu Marjorie sagen kann und geht dem offensichtlichen Problem aus
dem Weg. Die angespannte Stimmung ändert sich nicht, als Nick später nicht
essen möchte (vgl. Z.109) und Marjorie sagt, dass es das Unglück sei, dass sie
sowieso immer alles wisse. Das wachsende Selbstbewusstsein und die zunehmende
Unabhängigkeit Marjories, die ihm anders als früher nicht mehr nachsteht,
sondern ihm in manchen Dingen nun überlegen ist, ist für Nick nur schwer zu
ertragen, da dies seine männliche Autorität untergräbt. Marjorie möchte sich
nicht die gute Laune von Nick nehmen lassen und sagt ihm, dass er still sein
soll (vgl. Z.126). Beim Aufgang des Mondes berühren die Beiden sich nicht
(Z.127-128) und auch ist keine Körpersprache vorhanden. Dies spiegelt die
innere Distanz und Einsamkeit der Figuren wieder. Auch gibt es kaum kausale
Konjunktionen im Dialog von Marjorie und Nick, es wird also nichts zu erklären
versucht.
Später fragt
Marjorie Nick, was los ist (vgl. Z.130) und drängt ihn dazu eine richtige Antwort
zu geben. Nick erklärt ihr schließlich, dass „es ihm keinen Spaß mehr macht“
(Z.136). Dies betont er durch eine Wiederholung (Z.138-139). Nick fährt fort
und versucht weiter zu erklären, dass er nicht weiß, was mit ihm los ist, was
er sagen soll (Z.140-143). Er redet mehr als er es bis zu dieser Stelle in der
Kurzgeschichte getan hat und etwas scheint in ihm loszubrechen, vielleicht eine
gewisse Art von Verzweiflung, dass er die Beziehung nicht mehr retten kann und
es auch nicht will. Marjorie fragt ihn daraufhin, ob denn Liebe keinen Spaß
macht und Nick verneint (Z.144-145). Diese Stelle ist der Höhepunkt der
Kurzgeschichte, da nun Nick eindeutig klar macht, dass er für Marjorie nichts
mehr empfindet, es zugibt und nicht wie davor ihren Fragen ausweicht.
Marjorie
reagiert auf Nicks Antwort damit, dass die das Boot nehmen möchte (vgl. Z.147).
Sie möchte sich also sofort von ihm entfernen und Abstand zwischen sich und
Nick bringen. Nick will das Boot sogar für sie abstoßen (vgl. Z.148), also
Marjorie von sich wegstoßen.
Am Ende ist
also klar, dass die Beziehung wahrscheinlich gescheitert ist, obwohl das Ende
relativ offen bleibt. Der Titel „Das Ende von Etwas“ beschreibt das Thema der
Kurzgeschichte gut. In der Kurzgeschichte endet „etwas“, worüber die Protagonisten
sich nicht einmal sicher sind, wie dieses etwas definiert ist. Für Nick und
auch Marjorie ist nicht klar, wie ihre Gefühle zu beschreiben und zu bezeichnen
sind und so ist es nicht „Das Ende von ihrer Beziehung“ sondern von „Etwas“.