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Inhaltsangabe

Das Angstbuch von Borwin Bandelow: Einblicke in die Angst­for­schung

1.002 Wörter / ~3½ Seiten sternsternsternstern_0.2stern_0.3 Autor Jonas D. im Jul. 2012
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Dokumenttyp

Inhaltsangabe
Deutsch

Universität, Schule

Karl-Franzens-Universität Graz - KFU

Note, Lehrer, Jahr

2009

Autor / Copyright
Jonas D. ©
Metadaten
Preis 2.40
Format: pdf
Größe: 0.07 Mb
Ohne Kopierschutz
Bewertung
sternsternsternstern_0.2stern_0.3
ID# 21773







Inhaltsangabe

Das Angstbuch


Angst ist ein Phänomen, das jeder kennt. Und Angst ist eines der grundlegenden Gefühle, eines, das bedrohliche und pathologische Dimensionen annehmen kann. Die Gründe dafür kennt kaum jemand. Zugleich ist Angst aber auch eine starke Antriebskraft.

Angst ist nicht nur negativ, sondern auch Treibstoff für den Erfolg. Viele Prominente, Politiker und Künstler sind ängstliche Menschen – Angst macht ehrgeizig. Allerdings führt nur ein mittleres Angstniveau zu Höchstleistungen.

Wer sich 24 Stunden täglich Sorgen macht oder vor lauter Angst nicht mehr aus dem Haus geht, ist krank. Der Angstforscher Borwin Bandelow erklärt die Ergebnisse seiner Arbeit im «Angstbuch».

Wir brauchen Angst, aus vielen Gründen. Allerdings nur, wenn es sich um solche vor tatsächlich existierenden Gefahren handelt. Angst, die unnötig oder absurd ist, ist eine Krankheit. Unbegründete Phobien, Zwangsstörungen und Panikattacken lähmen und machen depressiv. Das Schlimmste aber ist die Angstspirale: Die Angst vor der Angst gebiert Angst.

Angst ist ein Mysterium. Und sie hat viele Gesichter: Sie schärft unsere Sinne, mahnt uns zur Vorsicht. Trotzdem besiegt Angst mehr Menschen als irgendetwas anderes auf der Welt.

Wenn alltägliche Ängste zum Alltag werden, macht Angst krank. Eine Krankheit, deren Bild von Irrtümern bestimmt wird. Angst muss keinen konkreten Grund haben, sie ist kein rein seelisches Phänomen, nicht nur Schwächlinge haben Angst, und Angst ist nicht immer etwas Negatives.

Mit diesen Irrtümern will Bandelow, einer der international renommiertesten Angstforscher, aufräumen. Seit 20 Jahren behandelt er Angstpatienten. Auch sich selbst. Seine Angst, öffentlich zu sprechen, hat er schon lange überwunden.

"Wir müssen lernen mit der Angst anders umzugehen", sagt Bandelow. "Wir müssen lernen, dass Angst eine Krankheit ist wie die Zuckerkrankheit oder wie ein Schnupfen. Wir müssen nicht in der Tiefe schürfen, wir müssen nicht in die Kindheit zurückgehen, um die Angst zu behandeln.

Wir müssen lernen, dass psychiatrische Erkrankungen insgesamt, nicht nur die Angsterkrankungen, Krankheiten sind, die man behandeln kann."

Wer sich 24 Stunden täglich Sorgen macht, leidet unter einer Generalisierten Angststörung. Und unter ständigem Stress, da der Körper permanent von Ausnahmesituationen ausgeht und auf diese schließlich mit Übelkeit, Atemnot und anderen Symptomen reagiert. Die Nähe zur Depression ist bei sorgenkranken Menschen groß.


Aber die Menschen entwickeln am häufigsten Angst vor Menschen, vor der Welt da draußen. Sozialphobie gehört zu den häufigsten Erkrankungen. Gefangen im Netz ihrer Angst, bleibt diesen Menschen oft nur Einsamkeit und Isolation.

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Spezifische Phobien wie die Angst vor Spinnen sind mehrere Millionen Jahre alt und tief im Menschen verwurzelt. Die Reaktionen Flucht oder Kampf stehen zur Wahl. Geht es nun um die Angst vor offenen Plätzen, oder die Angst vor der Angst, vor der Panikattacke, vor der fehlenden Fluchtmöglichkeit, sei es nun aus Furcht vor engen Räumen oder vor Höhe, leiden viele Todesqualen.

Aber nur rund die Hälfte aller Angsterkrankten lässt sich behandeln. "Man kann eine Verhaltenstherapie machen und man kann auch bestimmte Medikamente verwenden", sagt Bandelow. "Man kann auch aktiv dagegen angehen.

Und wenn die Angst noch nicht das Leben beeinträchtigt, ist eben die Regel Nummer eins: 'Du sollt nicht kneifen'“ Das heißt, dass man sich den angstauslösenden Situationen stellt."

Menschen die an einer sozialen Phobie leiden hingegen sind mehr als einfach nur schüchtern. Die Dichterin Sappho, Caesar und Napoleon, Darwin, Goethe, Brecht, Kafka, Freud, Jimi Hendrix und Barbara Streisand – die Liste prominenter Paniker ist lang.

Leute, die völlig unneurotisch sind, sind oft komplett langweilig und so mancher der oft im Mittelpunkt steht leidet eigentlich an einer sozialen Phobie. Zum Beispiel auch Heinz Ehrhardt – der bei seinen Auftritten stets eine Brille mit Fensterglas trug, durch die er nur verschwommen sehen konnte.

Andere haben Todesangst vor den hierzulande ausnahmslos harmlosen Spinnen und gut belüfteten Fahrstühlen – Phobien vor wirklich gefährlichen Dingen wie Steckdosen oder Zigaretten sind hingegen nicht bekannt. Das ist unter anderem damit zu erklären, dass viele unserer Ängste in den Erbanlagen gespeichert sind.

Da diese in der Frühzeit für das Überleben notwendig waren, wurden sie von Generation zu Generation weiter vererbt.

17 Millionen Menschen leiden allein in Deutschland, Österreich und der Schweiz an Angsterkrankungen. Ist Angst die neue Zivilisationskrankheit der Massen? Symptom der beschleunigten, industrialisierten Gesellschaft? Bandelow ist skeptisch.

Angsterkrankungen aller Art habe es immer schon gegeben, meint er. Und mit der Enttabuisierung der Psychiatrie und der zunehmenden Sicherheitskultur rückt das Symptom immer mehr ins Zentrum unserer Wahrnehmung.



Unbestritten ist allerdings der Einfluss biochemischer Vorgänge im Gehirn auf die Entstehung von Ängsten. Über 500 Arten sind in der Fachliteratur belegt: von Ablutophobie, der Angst vorm Waschen, bis zur Zoophobie, der Angst vor Tieren. "Wenn man alle Phobien benennen würde, dann würde die Liste auch bei 10.000 noch nicht aufhören", meint Bandelow. "Es gibt kaum einen Gegenstand oder eine Situation auf dieser Welt, vor der man nicht ein Phobie entwickeln kann."

Die Vererbungstheorie ist allerdings nur ein kleiner Teil der Forschung, die noch nicht eindeutig belegen konnte, wie Angst und deren Störungen entstehen. «Briefmarkentheorien», deren Kernaussagen sich auf der Größe einer Briefmarke zusammenfassen lassen, mit solchen Theorien räumt Bandelow gründlich auf.

Bandelow erklärt aber nicht nur die Ursachen und Zusammenhänge der Angst, sondern auch, welche Methoden und Strategien helfen: Psychotherapie, Medikamente, Selbsthilfe. Zum Beispiel Übungen in «Psychokarate»: Sozialphobiker sollten sich nicht permanent entschuldigen, sondern sich mal als Volkspolizist und Querulant aufspielen, einfach hemmungslos drauflosschimpfen und Dränglern, Falschparkern oder schleimigen Verkäufern gegenüber aggressiv sein.

Das Ziel: Angst in Energie verwandeln. Und übrigens: auch die Zeit heilt viele Ängste.

Franz Till 2007/2008


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