Dan Olweus
Gewalt in der Schule
Was Lehrer und Eltern wissen sollten – und tun können
Einleitung
Gewalt unter Schulkindern: Sehr altes Phänomen
In frühen 1970er Jahren: systematische Untersuchungen, fast alle auf Skandinavien beschränkt
1980-1990er Jahre: Interesse der Öffentlichkeit und Forschung kommt auch in anderen Ländern auf (Japan, England, Kanada, USA, Holland, Australien)
Ende 1982: Bericht Zeitung
3 10-14 jährige Norweger begehen Selbstmord als Folge schwerer Gewalttätigkeit von Gleichaltrigen
Verunsicherungen und Spannungen in Massenmedien + Öffentlichkeit
Kettenreaktion: Landesweite Kampagne gegen Gewaltproblem in norwegischen Schulen (Klasse 1-9: vom Erziehungsministerium im Herbst 1983 gestartet)
Inhalt
Teil 1
Was wir über Gewalt wissen
In Skandinavien wird das Wort „mobbing“ verwendet
Stamm „mob“ (engl.) = große, anonyme Gruppe, die an Drangsalierungen beteiligt ist
2 Fälle:
Def. Gewalttätigkeit nach Olweus (1986, 1991):
„Ein Schüler oder eine Schülerin ist Gewalt ausgesetzt oder wird gemobbt wenn er oder sie wiederholt und über eine längere Zeit den negativen Handlungen eines oder mehrerer Schüler oder Schülerinnen ausgesetzt ist.“
„negative Handlungen“ = Jemand fügt einem anderen absichtlich Verletzungen oder Unannehmlichkeiten zu
Negative Handlungen durch Worte (verbal): Drohen, Spotten, Beschimpfen
Negative Handlungen durch Körperkontakt: Schlagen, Treten, Stoßen, Kneifen, festhalten
Negative Handlungen ohne Worte oder Körperkontakt: Fratzen schneiden, schmutzige Gesten, von Gruppe ausschließen
Wichtig: Mobben bzw. Gewalttätigkeit nur bei wiederholten Handlungen über längeren Zeitraum
Ziel der Gewalttätigkeit:
Begriff Gewalt:
Unmittelbare Gewalt: verhältnismäßig offene Angriffe gegen das Opfer
Mittelbare Gewalt: Ausgrenzung und absichtlicher Ausschluß (weniger sichtbare Form der Gewalt)
Einige Informationen über jüngere Studien
Fragebogen von Olweus für großangelegte Erhebungen in Norwegen und Schweden:
Z.B.:
Beinhaltet Definition von Gewalt: SuS verstehen genau auf was sie antworten sollen
Bezieht sich auf einen bestimmten Zeitraum (Bezugszeitraum)
Einige Antwortmöglichkeiten sind sehr spezifisch (einmal/mehrmals die Woche)
Andere Antwortmöglichkeiten können auf subjektive Weise ausgelegt werden (oft/sehr oft)
Landesweite Kampagne in Norwegen: alle Grund- und weiterführenden Schulen wurden aufgefordert an der Fragebogenaktion teilzunehmen
Schätzung: 85% nahmen teil
Repräsentative Stichprobe: 830 Schulen, aussagefähige Daten von 715 Schulen; 130.000 Schüler aus ganz Norwegen= ein Viertel der gesamten Schülerschaft in der relevanten Altersgruppe (8-16; keine Erstklässler(schreiben, lesen noch nicht gut))
Datensammlung: gutes Bild über Häufigkeit von Gewalttäter/Gewaltopfer-Problems in den verschiedenen Schularten, in den verschiedenen Klassen und im Vergleich Jungen und Mädchen
Zusätzliche Erhebung Olweus im selben Universitätsjahr mit selben Fragebogen:
17.000 Schüler von Klasse 3-9 in drei schwedischen Städten (Malmö, Göteborg, Västerås)
Wurde so angelegt, dass die Ergebnisse mit 3 etwa gleichgroßen norwegischen Städten verglichen werden konnten
Weitere Erhebung Olweus: Ber.....[Volltext lesen]
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Bitte Dokument downloaden. Unterstufe weiterführende Schule: mehr als 4X so viele Jungen wie Mädchen berichteten, dass sie gemobbt haben
Art der Gewalt
Physische Gewalt ist unter Jungen häufiger
Mädchen benutzen oft raffinierte und verdecktere Schikanen (üble Nachrede etc.)
Aber: auch unter Jungen ist das Schikanieren mit nicht-physischen Mitteln die häufigste Form der Gewalt
Trotzdem: auch Gewalt unter Mädchen= ernstzunehmendes Problem
Was tun Lehrer? Was wissen die Eltern?
Lehrer:
Lehrer habe „hin&wieder“ oder „fast nie“ versucht das zu stoppen
Eltern:
Gewalt in der Schule und auf dem Schulweg
Studie zeigt, in der Schule werden doppelt so viele Kinder wie auf dem Schulweg gemobbt
Aber: SuS die auf dem Schulweg gemobbt wurden, wurden überwiegend auch in der Schule gemobbt
Vergleich Norwegen Schweden
Unterschiede:
18% vs. 13% (Klasse 3-6)
Im Großen und Ganzen: Gewalttäter/Gewaltopferprobleme etwas größer und schwerwiegender als in Norwegen
Außerdem: norwegische Lehrer griffen etwas häufiger ein um Mobbing zu stoppen aber schwedische Lehrer sprachen etwas häufiger mit den gewalttätigen SuS
Auch schwedische Eltern sprachen etwas häufiger mit Gewaltopfern oder gewalttätigen Kindern
Antworten Fragebogen: lassen erkennen dass sich schwedische Lehrer/Eltern der Problematik etwas bewusster sind
Ist Gewalt hauptsächlich ein Großstadtproblem?
Studie Norwegen zeigt: Nein
Die Studien in den großen Städten zeigten gleiche oder sogar niedrigere Zahlen als die vom übrigen Land
Die Größe der Schule und der Klasse
Annahme: Gewaltprobleme nehmen etwa proportional zur Klassengröße zu
Probleme seien an großen Schulen und in großen Klassen größer
Aber: Daten von Olweus aus 10 Schulen im Bereich Groß-Stockholm in frühen 1970er Jahren unterstützen diese Annahme in gar keiner Weise!
Auch Überprüfung durch norwegische Studie mit dem Ergebnis:
Aufsicht in der Pause und beim Mittagessen
je mehr Lehrer (auf 100 SuS) für die Pausenaufsicht eingeteilt waren, desto weniger Gewaltvorkommnisse gab es
Hinreichend große Zahl an Erwachsenen, die bereit sind im Anfangsstadium des Mobb.....
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Bitte Dokument downloaden. Opfer ist ängstlicher und unsicherer
Oft vorsichtig, empfindsam und still
Reagiert auf Angriffe anderer oft mit weinen und Rückzug
Leiden unter mangelndem Selbstwertgefühl
Haben negative Einstellung zu sich selbst und ihrer Situation
Betrachten sich oft als Versager und finden sich dumm , wenig anziehend und schämen sich
Sind einsam und verlassen in der Schule
Haben meistens keinen einzigen guten Freund in der Klasse
Sind weder aggressiv noch aufdringlich in ihrem Verhalten Gewalttätigkeit nicht als Folge von herausfordernden Verhalten gegenüber den Mitschülern
Häufig negative Einstellung gegenüber Gewalt und gewaltvollen Mitteln
Wenn Junge: meistens körperlich schwächer als Jungen im Allgemeinen
Laut Olweus = passiver, ergebener Opfertyp (große Gruppe von Opfern)
Verhalten und Einstellung des passiven Opfertyps:
Elterngespräche (gemobbte Jungs)
es gibt gute Gründe anzunehmen, dass diese Merkmale dazu beigetragen haben, dass sie zu Gewaltopfern geworden sind
durch mobben wurden Merkmale (Furcht, Unsicherheit und allgemein negative Selbsteinschätzung) noch gesteigert
Provozierende Opfer (weitaus kleiner Gruppe von Opfern)
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Bitte Dokument downloaden. Gewalttätigkeit kann auch als Komponente eines allgemein sozialfeindlichen oder gesetzesbrechenden („verhaltensgestörten“) Verhaltensmusters angesehen werden
Studie Olweus: 60% der in Klasse 6-9 als Gewalttäter charakterisiert bis 24 straffällig + verurteilt
35-40%: drei oder mehrfach bis 24 verurteilt
Kontrollgruppe (weder Täter noch Opfer) 10%
Opfer: durchschnittlich oder unterdurchschnittlich straffällig geworden
Von Psychologen und Psychiatern allgemein geteilte Meinung:
Ergebnis: allgemeine Meinung konnte durch nichts untermauert werden!
Im Gegenteil: Gewalttäter waren ungewöhnlich wenig ängstlich und unsicher, oder lagen in dieser Hinsicht beim Durchschnitt
Sie litten nicht an einem schwachen Selbstwertgefühl
Natürlich kann es trotzdem einzelne Gewalttäter geben, bei denen diese Annahme zutrifft
-
2. Art von Gewalttätern: passive Gewalttäter/ Mitläufer oder Gefolgsleute
Beliebtheit Gewalttäter:
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Bitte Dokument downloaden. Konkretes Fallbeispiel
Unter Jungen in einer Klasse: immer Auseinandersetzungen und Spannungen versch. Art
Auch viele leichtere Formen von aggressiven Interaktionen (auch aus Spaß etc.)
Wenn potenzieller Gewalttäter in der Gruppe: Interaktionen grober, heftiger, gewaltsamer
Bedürfnisse des Gewalttäters ( sich zu behaupten, andere zu beherrschen + zu unterwerfen) werden hervortreten
Löst auch kleiner Konflikte mit Gewalt, geht auf Schwächere aber auch auf andere Jungs in der Klasse
Wenn es in der Klasse ein potentielles Opfer gibt, wird Gewalttäter es finden
(Schwächer, meidet Konflikte, weint, lehnt raue Spiele ab, ist unsicher, fühlt sich einsam und ausgegrenzt)
Oft wird aber nicht eingegriffen und Opfer erzählt zuhause nichts
Jeder weiß, dass Opfer schwach ist und kein starker Junge unterstützt Opfer
Gedanken der anderen: „Wenn starke Jungs ihn mobben, kann es nicht falsch sein ihn auch selbst etwas zu drangsalieren, er ist schließlich ein elendes + wertloses Geschöpf, dass es fast verdient geschlagen zu werden.“
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Bitte Dokument downloaden. Temperament des Kindes
(Auswirkung dieses Faktors ist aber kleiner)
Allgemeine Aussagen, in einzelnen Fällen können andere Faktoren Schlüsselrolle gespielt haben!
Dennoch: diese Ergebnisse in Kombi mit anderen Forschungsergebnissen über Kindheitsbedingungen
Liebe und Anteilnahme der Personen die ein Kind erziehen, deutliche Grenzen, was erlaubt ist und was nicht, und Anwendung nicht körperlicher Methoden der Kindererziehung schaffen harmonische und unabhängige Kinder
Zusätzlich wichtig: wenn Kinder Teenager werden, sollten Eltern versuchen Kenntnisse darüber zu haben, was Kind außerhalb der Schule macht + beaufsichtigen soweit möglich
Welche Faktoren stehen nicht im Zusammenhang mit dem Aggressionsniveau der Jungen?
Sozioökonomische Bedingungen
Höhe Einkommen, Dauer elterliche Erziehung, Wohlstand
Es gibt aggressive und nichtaggressive Schüler im gleichen Verhältnis in allen Gesellschaftsklassen, dasselbe gilt für Opfer
Der Anteil der guten und weniger guten Eltern war ebenfalls auf allen sozioökonomischen Ebenen derselbe
Kann allerdings in anderen Ländern, in denen sozioökonomische Ungleichheiten größer sind zu anderen Ergebnissen kommen!
Welche Erziehungsmethoden fü.....
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