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Zusammenfassung
Deutsch

Pädagogische Hochschule Ludwigsburg

2015

Ulrike K. ©
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ID# 49689







Zusammenfassung

Ächz- würg- grins sprechen jugendliche eine andere Sprache?

-        Jugendsprache war bereits vor der Sprachwissenschaftlichen Diskussion in den 80ern ein Thema

-        Jugendsprache galt als Verursacher für den Sprachverfall

-        Als Brennpunkte der aktuellen Sprachkritik lassen sich vor allem nennen:

·        Fäkalsprache:

-        Vorwurf der unanständigen Ausdrücke von Jugendsprache wurde schon in frühesten Phasen der Sprachgeschichte erhoben

-        Aktuelle Verwendung von Ausdrücken, die der Standardsprache und dem guten Stil wiedersprechen , zieht heute öffentliche Missbilligung auf sich

-        Es kann jedoch aus sprachwissenschaftlicher Sicht nicht bestätigt werden, dass solche Ausdrücke in der intergenerationalen Kommunikation von Jugendlichen in besonderem Ausmaß auftreten

-        Innerhalb der Gruppenkommunikation werden solche Ausdrucksweisen überwiegend nicht in beleidigender oder provozierender Absicht verwendet

-        Die jugendtypischen Bedeutungen sind gegenüber der Standardsprache  meist semantisch verschoben, oft erweitert

Bsp. Mit dem Wort geil drücken heutige Jugendliche eine positive Wertschätzung aus

Wichser wird im Sinne von Blödmann verwendet, Penner gilt mittlerweile als kameradschaftliche Anrede

-        Jugendlichen ist trotzdem bewusst, dass solche Ausdrucksweisen in anderen Sprachgebrauchssituationen von nicht-jugendlichen Adressaten als Beleidigung oder Provokation verstanden werden können

·        Comicsprache:

-        Weiteres Vorurteil, dass sich jugendliche nur noch in ihrer Lallwörter- Kommunikation ausdrücken können

-        Keine Grammatik mehr beherrschen

-        Und kein Sprachgefühl mehr ausbilden würden

-        Aktuelle Variante der Sprachkritik, dass sich Jugendliche nur noch in SMS- Sprache ausdrücken können

-        Und dass dies die schriftliche Leistung in der Schule beeinträchtigen würde

-        Auch diese Befürchtungen können durch sprachwissenschaftliche Erforschung entkräftet werden

-        Zwar gebrauche Jugendliche in ihrer Kommunikation Interjektionen und Lautmalereien (der ist total uäh!)

-        Dies ist aber auch für die gesprochenen Sprache von Erwachsenen nachzuweisen und nicht nur spezifisch für Jugendliche

-        Auch ist nicht empirisch nachgewiesen worden, dass medientypische Ausdruckweisen des chattens oder simsens im mündlichen Sprachgebrauch Jugendlicher oder gar in schriftlichen normgebundenen Kontexten vermehrt auftreten

-        Neben dem Aspekt der Sprachökonomie bei smsen/chatten handelt es sich um eine kontextspezifische Spiel mit Merkmalen von Mündlichkeit und Schriftlichkeit

·        Denglisch

-        Öffentliche Kritik an Entlehnungen aus Fremdsprachen ist ebenfalls als ein Argument bekannt

-        Heute stehen Ãœbernahmen aus dem angloamerikanischen Gebrauch im Zentrum der Kritik

-        Vermeintlicher Sprachverfall des Deutschen in Form einer deutsch-englischen Sprachmischung

-        Auch dieses Argument wird aus der linguistischen Jugendsprachforschung widerlegt

-        Häufig werden in sprachspielerischer Absicht und stets dem deutschen Wortbildungssystem  verwendet

-        Oft auch Verwendung in Quasi- Fachwörtern (Outdoor- Freak)

-        Oder in jugendkulturellen Gegenstandfeldern wie Musik, Sport und Technik

·        Kanaksprache

-        Kritik wird aktuell zugespitzt mit dem Terminus der Kanaksprache

-        Befürchtung, dass sich nun auch deutsche Jugendliche nur noch in einer Mischung von Deutsch und Türkisch (Oder Deutsch- Russisch) verständigen

-        Tatsächlich lassen sich bei Untersuchungen des Sprachgebrauchs von deutschen Jugendlichen Wendungen wie hadi Tschüss als Verabschiedungsformel oder lan als Anredeform entdecken

-        Solche Sprachkontaktphänomen lassen sich mit den multikulturellen Zusammensetzungen von Schulklassen erklären

-        Sind nicht nur als Defizite zu klassifizieren, sondern können auch unter dem Aspekt der grammatischen Produktivität beschrieben werden

-        Mischungen mit Migrantensprachen werden auch von deutschen Jugendlichen gebraucht

-        Aber zumeist in Abwesenheit von Schülern mit entsprechendem Migrationshintergrund

·        Verständigungsbarrieren

-        Immer noch und neu genannter Kritikpunkt bezieht sich auf die Jugendsprache als Quelle von Verständigungsschwierigkeiten zwischen den Generationen

-        Jugendliche gaben an, Jugendsprache im Gespräch untereinander, vorzugsweise in der Freizeit zu nutzen

-        Deutlich weniger im Bereich der Familien und Schule

-        Erfahrungen von Lehrern und Eltern zeigen, dass Jugendlich durchaus über einen Sprachstil vermögen und diesen der jeweiligen Sprachsituation anpassen

-        Sie können rasch zwischen den Stilen wechseln

·        Kritik der öffentlichen Sprachkritik

-        Fast alle Kritikpunkte können mit den Ergebnissen der linguistischen Jugendsprachforschung relativiert oder widerlegt werden

-        Vor allem weil sprachliche Erscheinungen falsch gedeutet werden

-        Und jugendtypische Kommunikationssituationen- und funktionen nicht beachtet werden

-        Dennoch sind solche öffentlichen Sprachthematisierungen für die Sprachwissenschaft aufschlussreich

-        Diese Äußerungen bedeuten Bewertungskriterien und Bewertungsmaßstäbe von gesellschaft- historischen Einstellungen

-        Dies führt dann zu Befürchtungen eines Sprachverfalls der deutschen Sprache oder einer Beeinträchtigung der Verständigung zwischen den Generationen

-        In der  öffentlichen Sprachkritik steht nicht der authentische Sprachgebrauch der Jugendlichen, sondern die medial konstruierte populäre Fiktion von Jugendsprache

Jugendsprache als Mittel der Kritik am öffentlichen Sprachgebrauch:

-        Jugendliche selbst sehen ihre Sprache auch als eine kritische Abgrenzung gegenüber dem öffentlichen Sprachgebrauch

-        Jugendsprache ist demnach auch ein Mittel der Kritik am öffentlichen Sprachgebrauch in zweierlei Hinsicht

1.    Abgrenzung und Kontrast

-        Jugendsprache ist lockerer als die Erwachsenensprache (antworteten Jugendliche bei einer Befragung nach Merkmalen)

2.    Ironie und Spiel mit Stil

-        Auf die Frage, warum Jugendliche Jugendsprache benutzen antworteten sie

-        Es sei unkomplizierter als Erwachsenensprache

-        Und um Gefühle wie Ärger, Freude usw. auszudrücken

-        Neben der kritischen Abgrenzung spielen auch die spielerischen Veränderungen und die Sprachkreativität eine wichtige Rolle

-        z.B. Wörter neu erfinden, um nicht uncool wie Mama u Papa zu sein

Jugendsprache als Quelle von Innovationen:

-        Sprachstile Jugendlicher fordern eine linguistisch fundierte Analyse gerade auch der sprachlichen Phänomene, die von den normalen Gebrauchsnormen abweichen

-        Und  vielleicht als Quelle von Innovationen künftige Sprachentwicklungsprozesse auslösen

-        Sondern sie ist im ständigen Austausch mit der Standartsprache einerseits und verschiedenen Varietäten der gesprochenen Sprache andererseits

-        Für einen Sprachbetrachter stellen sich demnach die Fragen:

-        Welcher Art sind die Veränderungen im Sprachgebrauch Jugendlicher?

-        Aus welchen Ressourcen schöpfen sie für ihre Variationen und Kreationen?

-        Für welche Adressanten(kreise)  und mit welchen Intentionen werden die typischen Sprachbildungen verwendet?

-        Welche Auswirkungen haben die Veränderungen für die Sprachgemeinschaft?

Innovationen im Bereich des Wortschatzes

-        Forschung ist sich einig darüber, dass die Sprachstile Jugendlicher auch einen Anteil am Wandel in der gesprochenen Standartsprache haben

-        Zeigt sich am auffälligsten an den lexikalisch- semantischen Veränderungen

-        Die meisten dieser Neuwörter erweisen sich nicht als freie Sprachschöpfung sondern als spontane Ãœbernahmen aus anderen Varietäten der gesprochenen Sprache, vor allem aus der deutschen Standartsprache

-        Dabei werden zum Teil radikale semantische Veränderungen vorgenommen, Umdeutungen, die auf den ersten Blick willkürlich erscheinen

-        Zusammenhang mit der ursprünglichen Bedeutung ist oft kaum noch sichtbar

-        Beobachtbar vor allem bei empathischen Adjektiven (irre, ätzend, cool, geil, krass, easy…)

-        Dazu kommen oft Verstärker wie echt, voll, absolut,

-        Ähnliches gilt für Trendverben wie blicken, peilen, schnallen, raffen…

-        Für Mädchen, Jungen, Eltern, Erzieher oder allg. Autoritätspersonen , für Schule, Elternhaus, Konsum und der Freizeit

-        Eigenwillige Metaphorisierungen herrschen vor: Kuh, Schnalle, Perle sind ohne den Verwendungskontext nicht zu verstehen

Innovationen im Bereich der Wortbildung:

-        Lexikalisch produktiver als Neuwörter und eigenwillige Ãœbernahmen sind die Wortbildungsmittel, mit denen Jugendliche ihren eigenen Wortschatz bereichern

-        Im substantivistischen Bereich begegnen die zahllosen Bildungen aus Wortstamm bzw. Wurzel und Endungen auf i ( Alki, Suffi, Drogi, Grufti, Hirni, Spasti, tussi, Softi usw.)

-        Nach dem selben Prinzip werden Kurzformen auf o gebildet ( Brutalo, Macho, Psycho, Prolo, Schizzo)

-        Daneben auch Substantivbildungen aus Verbstämmen mit dem Wortbildungssuffix –er (Anmacher, Aufreger, Versteher, Hingucker, Ãœberflieger usw.)

-        Im Bereich der Verben gibt es eine fast unbeschränkte Produktivität bei Neubildungen mithilfe indigener Präfixe  rum-, ab-, an-, rein-, rüber-, aus-, ver-, usw. (abhängen, volltexten, anturnen, durchhängen, rüberbringen usw.)

-        Beliebt wegen ihrer Drastik sind Verbneubildungen aus substantivistischen Stämmen (brettern, schleimen, beamen, düsen, krallen, tigern, powern usw.)

-        Ein anderes nahezu unbegrenztes Feld für neue Kreationen bietet sich bei der Bildung und dem Gebrauch von Inflektiven  (Wurzelwörtern)

Kreationen und Experimente im Bereich der Phraseologie:

-        Spielmittel jugendsprachlicher Stiel sind nicht nur beschränkt auf Einzelwörter und Wortbildungen

-        Sie umfassen alte und neue Phraseologismen, Redensarten und Sprüche/Sprichwörter, die an kulturelle Ressourcen anknüpfen

-        Allerdings werden sie immer einer Transformation unterzogen ( Sollte uns das nicht zu denken geben, ich glaube nein, guten Abend)

-        Zunächst als running gags- gruppenintern

-        Einsetzbar als Gesprächsauftakt, Kommentar, Bewertung…

Typische Stilmittel im Bereich der Dialogstile

-        Gesprächsstile innerhalb der Gruppe unterscheiden sich von den Formen der Höflichkeit, Distanz und Indirektheit in der gehobenen Standardsprache

-        Die thematische Entwicklung der Dialoge scheint oft sprunghaft und unmotiviert

èZentriert sich jedoch immer wieder um gemeinsame Erfahrungen und Probleme

-        Das Gespräch bevorzugt die respektlose und tabulose Ansprache heikler Themen

èVersteht sich aber als direkter, ehrlicher Gegensatz zur „verlogenen“, „verschleimten“ Sprache der Erwachsenen

-        Oftmals spontane Kommentare und Unterbrechungen sorgen für eine Belebung des Gesprächs

-        Unterhaltsam = kurze und knappe Redebeiträge, variantenreiche Intonation bzw. phonetische Inszenierung, thematische Sprünge…

-        Charakterliche Tendenzen sind: Stichwort- und Angebotskommunikation, Ãœberbieten (topping), kommunikativer Wettbewerb, Einsatz von Anspielungen und Quasi- Zitate

-        Frage ob jugendliche Sprechstile ursächlich beteiligt an den vielen Veränderungen, die in der öffentlichen Sprachkritik als Zeichen von Sprachwandel oder Sprachverfall sind

-        Meistens Rede von grammatischen Phänomenen, wie Wegfall des Genitivs, Rektion von Verben, dem Verschwinden des Konjunktiv I, Unsicherheiten im Gebrauch von Präpositionen, und dem Trend zur schwer  verständlichen Verkürzung oder Verknappung, den Vereinfachungen im Satzbau,

-        Beklagt wird weiter die Verarmung  der schriftsprachlichen Ausdrucksmöglichkeiten, weil mündliche/umgangssprachliche Ausdrucksformen immer mehr in die schriftliche Kommunikation eindringen

-        Aus sprachwissenschaftlicher Sicht gibt es für diese Vermutungen, dass jugendlicher Sprachgebrauch v.a. zu den Verursachern gehört, keine gesicherten Befunde


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