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Interpretation

Charak­te­ri­sie­rung der Figur Clara aus `Der Sandmann` von E. T. A. Hoffmann

615 Wörter / ~2 Seiten sternsternsternsternstern Autorin Hertha L. im Dez. 2018
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Dokumenttyp

Interpretation
Deutsch

Der Sandmann Analyse Und Charakterisierung

Universität, Schule

Georg-Büchner-Gymnasium Rheinfelden

Note, Lehrer, Jahr

hervorragend, 2018

Autor / Copyright
Hertha L. ©
Metadaten
Format: pdf
Größe: 0.03 Mb
Ohne Kopierschutz
Bewertung
sternsternsternsternstern
ID# 78379








Charakterisierung Clara



In dem Roman „Der Sandmann“ spielt Clara, Nathanaels Adoptivschwester und Verlobte, eine wichtige Rolle, denn sie spiegelt das typische Bürgertum wider.

Clara ist äußerlich nicht besonders schön (S.22, Z.36). Dennoch wird sie für ihre strahlend blauen Augen (S.23, Z.6ff.), ihr langes, welliges Haar (S.23, Z.3) und ihre schöne Körperform (S.23, Z.2) gelobt. Der Vater Claras und ihres Bruders Lothar ist verstorben, weshalb Nathanaels Mutter, eine entfernte Verwandte, die beiden Waisen aufnahm. Clara nimmt die Rolle einer bürgerlichen Frau ein, die stets heiter und positiv denkend dem Alltag folgt (S.15, Z.36f.).

Der Name „Clara“ stammt aus dem Lateinischen („clarus“) und bedeutet übersetzt klar, strahlend oder auch berühmt. Dieser sprechende Name deutet darauf hin, dass Clara durch ihren „scharf[en] […] Verstand“ (S.23, Z.23f.) eine klare Sicht auf die Geschehnisse hat. Sie ist fähig, die Geschehnisse objektiv und rational zu bewerten und versucht, Nathanael die Dinge auf diese Weise zu erklären. Dabei ist ihr Mystisches und Fantastisches zuwider (S.24, Z. 35) und sie schenkt diesem wenig Glauben (S.23, Z.28). Ihr Ziel ist dabei, ihm zu helfen und ihn aus seinem krankhaften Wahn zu befreien.

Mit der psychischen Störung Nathanaels hat sie sehr zu kämpfen, da ihr „[H]erzinnigstgeliebter“ (S.18, Z.22) nun zu den Menschen gehört, mit denen sie eigentlich nichts anzufangen weiß (S. 23, Z.28): den Romantikern. Von diesen Künstlern und auch von anderen Fremden wird sie als „kalt, gefühllos [und] prosaisch“ (S.23, Z. 31) beschrieben. So wird sie auch von Nathanael als „lebloses, verdammtes Automat“ (S.28, Z.4) bezeichnet. Dies steht im Widerspruch dazu, wie der klare, liebende Nathanael und auch andere Leute, die ihr nahestehen, sie beschreiben: als „verständige[s], kindliche[s] Mädchen“ (S.24, Z.2f.) mit einem „tiefe[n], weibliche[n], zarte[n] Gemüt“ (S.23, Z.23) und einer „lebenskräftige[n] Fantasie“ (S.23,Z.21). Claras Umgang mit Nathanaels Schizophrenie ist einerseits verständnisvoll (S.15, Z.28ff.), hilfsbereit (S. 18, Z.14ff.) und einfühlsam (S.16, Z.6ff.), andererseits wiederum entnervt (S.25, Z.4ff.; Z.24ff.) und teils abweisend (S.25, Z.14f.; S.28, Z.1f.). Sie macht sich um Nathanaels Erlebnisse tiefsinnige, philosophische Gedanken (S.18, Z.26f.) und setzt sich mit seinen traumatischen Erlebnissen intensiv auseinander (S.16, Z.21ff.). Daran erkennt man, dass sie andere Gedanken nicht grundsätzlich ablehnt, sondern diese zunächst mit ihrem rationalen Verstand beurteilt. Sie sagt Nathanael gegenüber, sie glaube ebenfalls, dass es eine dunkle Macht gibt, diese jedoch in der Psyche ist und nur durch den Glauben stark werden kann (S. 17). Trotz dieser romantischen Gedankengänge gelingt es ihr nicht gänzlich, sich in Nathanael hineinzuversetzen. Beispielsweise ist ihre Aufforderung, Nathanael solle sich Coppelius und Coppola einfach aus dem Sinn schlagen (S.18, Z.5ff.), nicht so einfach, wie sie es in dem Brief formuliert. Genauso ist ihr Rat „Sei heiter“ (S.18, Z.14) nicht so leicht umzusetzen und daher nutzlos. Nathanael braucht intensive, psychologische Betreuung, um sich aus diesem Wahn zu befreien. Clara fehlen dazu die nötigen tiefenpsychologischen Kenntnisse. Ihr Glück kann Clara mit Nathanael nicht finden, denn sie wünscht sich ein „ruhige[s] häusliche[s] Glück“ (S.46, Z.3f.). Erst Jahre nach seinem Tod kann ein anderer Mann, mit dem sie schließlich zwei Söhne hat, ihr diesen Wunsch erfüllen.

Clara bewegt sich zwischen der Welt der Philister und der Welt der Künstler. Sie versucht, Nathanael mit Verständnis zu begegnen und sich in die Gedanken eines Künstlers hineinzuversetzen, dennoch schafft sie es nicht, diese tiefgreifenden, psychischen Prozesse zu durchschauen und die künstlerische Aura Nathanaels zu verstehen oder zu akzeptieren. Die mystischen, fantastischen Erzählungen Nathanaels sind ihr zu diffus und langweilen sie (S.25, Z.34ff.). Dabei ist Langeweile für sie sehr schwer zu ertragen (S. 25, Z.37f.).

Einer Theorie von Charles Hayes zufolge ist Clara das Ebenbild Olimpias, die ebenso eine „schweigsame[] Natur“ (S.23, Z.26) hat und vielmehr durch Blicke spricht. Dieser Vergleich einer bürgerlichen Frau mit einem Automaten verdeutlicht, wie gefühlstaub und mechanisiert der Erzähler das Bürgertum zu seiner Zeit findet.


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