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Referat

Buch­vor­stel­lung Der Besuch der alten Dame: Friedrich Dürren­matt

1.933 Wörter / ~7 Seiten sternsternsternstern_0.25stern_0.3 Autorin Rebecca P. im Jan. 2013
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Referat
Deutsch

Universität, Schule

Freiherr-vom-Stein Gymnasium, Münster

Autor / Copyright
Rebecca P. ©
Metadaten
Format: pdf
Größe: 0.10 Mb
Ohne Kopierschutz
Bewertung
sternsternsternstern_0.25stern_0.3
ID# 27136







Buchvorstellung - „Der Besuch der alten Dame“ von Friedrich Dürrenmatt



  • Tragische Komödie in 3 Akten von Friedrich Dürrenmat


    Zum Autor:

    -geboren 5. Januar 1921 in Konolfingen (Kanton Bern) als Sohn eines Pfarrers

    -begann 1941, nach der von ihm verhassten Schulzeit, Philosophie, Naturwissenschaften und Germanistik an den Universitäten Bern und Zürich zu studieren

    -1946 beendete er das Studium und beschloss, Schriftsteller zu werden

    -11. Oktober 1946: Heirat mit der Schauspielerin Lotti Geißler und Umzug nach Basel
    -ein Jahr später: Geburt des ersten Sohns Peter
    -1950: Entstehung des ersten Werkes „Der Richter und sein Henker“
    -Uraufführungen seiner ersten Werke fanden keinen Anklang und so gestalteten sich die ersten Jahre als freier Schriftsteller wirtschaftlich schwierig für Dürrenmatt und seine immer größer werdende Familie

    -durch mehrere Hörspiel-Aufträge deutscher Rundfunkanstalten 1950 und seine beiden Kriminalromane „Der Richter und sein Henker“ und „Der Verdacht“ besserte sich die finanzielle Lage allmählich

    -nach ersten Erfolgen auf bundesdeutschen Bühnen mit dem Werk „Die Ehe des Herrn Mississippi“ gelang ihm 1956 mit „Der Besuch der alten Dame“ der Durchbruch und der Weg in die finanzielle Unabhängigkeit

    -Dürrenmatt wurde mehrfach ausgezeichnet unter anderem 1960 mit dem „Großen Schillerpreis“ und 1969 mit der „Ehrendoktorwürde der Temple University“ in Philadelphia

    -starb am 14. Dezember 1990 in Neuenburg

    -galt als gesellschaftskritischer Autor, der sich nicht scheute, auch in Essays, Vorträgen und Festreden Stellung zur internationalen Politik zu nehmen



    Inhalt des Buches:

    1.Akt:
    -die Stadt Güllen wird in den Regieanweisungen beschrieben als ruiniert und zerfallen
    → von zwei Männern erfährt der Zuschauer kurz darauf, dass Güllen einst eine Kulturstadt mit florierender Wirtschaft war und man nun auf die Rettung der Stadt durch den Besuch der spendablen Milliardärin Claire Zachanassian hofft; diese, damals Klara Wäscher, ist einst in Güllen aufgewachsen und war die Geliebte von Alfred Ill, einem Güllener Krämer; nachdem sie Güllen verließ, wurde sie durch mehrere Ehen mit reichen Männern wie zum Beispiel einem Ölquellenbesitzer zur Milliardärin

    -Claire trifft ein mit ihrem Butler Boby, ihrem 7. Ehemann, den sie Moby nennt, und dem restlichen Gefolge, bestehend aus zwei Blinden, names Koby und Loby, und zwei kräftigen Männern namens Toby und Roby

    -Begrüßung durch Bürgermeister, Lehrer mit Chor, Polizist, Pfarrer und Arzt findet statt und Claire erklärt, dass sie zunächst die Petersche Scheune und den Konradsweiler Wald, welches die alten Liebesorte von ihr und Alfred waren, besuchen möchte

    → Zuschauer erfahren, dass Roby und Toby zwei zum Tode verurteilte Gangster aus Manhattan sind, welche Claire engagiert hat, damit sie sie auf einer Sänfte durch die Gegend tragen, dass es sich bei den beiden Blinden um Eunuchen handelt und dass Claire einen Sarg mit nach Güllen bringen ließ
    -im Konradsweiler Wald lassen Alfred und Claire ihre Erinnerungen an die gemeinsame damalige Zeit Revue passieren
    -bei dem anschließenden Mittagessen im Wirtshaus verkündet Claire nach der beschönigenden Rede des Bürgermeisters zu Klaras Jugend, dass sie bereit ist, Güllen eine Milliarde zu schenken, wobei fünfhundert Millionen der Stadt und die anderen fünfhundert Millionen den einzelnen Familien zu Gute kommen sollen

    -knüpft ihre Spende allerdings an eine Bedingung: sie will Gerechtigkeit

    -lässt Butler Boby vortreten, der von den Bürgern als Oberrichter Hofer erkannt wird

    → in Zuge des folgenden Gesprächs erfährt der Zuschauer, dass Alfred im Jahre 1910 von Klara angeklagt wurde, der Vater ihres Kindes zu sein. Alfred bestritt dies und bestach zwei Zeugen namens Jakob Hühnlein und Ludwig Sparr, zu Gunsten von ihm auszusagen, dass sie mit Klara geschlafen hätten; diese beiden Zeugen wurden Jahre später als Koby und Loby zu Claires Gefolge, nachdem sie sie ausfindig machen, kastrieren und blenden ließ

    -nach dem Fehlurteil 1910 zu Gunsten Alfreds musste Klara als Dirne aus Güllen fliehen und verlor ihr Kind

    -nun will sie Gerechtigkeit, indem sie ihre Spende an die Bedingung knüpft, dass Alfred Ill von einem der Güllener getötet wird

    -der Bürgermeister lehnt diese Forderung im Namen der Menschlichkeit strikt ab, worauf Claire nur erwidert, dass sie warten wird

    2. Akt:

    -während Claire, die beschlossen hat, sich von ihrem 7. Gatten scheiden zu lassen, um ihren Jugendtraum zu verwirklichen und in Güllen zu heiraten, sich auf die baldige Hochzeit mit ihrem neuen 8. Gatten, einem deutschen Schauspieler, den sie Hoby nennt, vorbereitet, muss Ill in seinem Laden feststellen, dass immer mehr Leute bessere Waren wie gute Zigarren und Vollmilch statt Magermilch fordern, dabei aber immerzu alles aufschreiben lassen
    -allerdings versichern ihm die Güllener, dass sie zu ihm halten, da er schließlich die beliebteste Persönlichkeit und der zukünftige Bürgermeister von Güllen sei

    -als Ill bemerkt, dass alle trotz der schlechten finanziellen Lage neue gelbe Schuhe tragen, packt ihn die Angst und er beschließt zunächst beim Polizisten um Schutz zu bitten

    -Alfred muss feststellen, dass sogar der Polizist neue Schuhe trägt und sich einen Goldzahn geleistet hat, des weiteren verspottet dieser Alfred für dessen Angst

    -auch der Bürgermeister beginnt wie die anderen, über seine Verhältnisse zu leben, indem er besseren Tabak raucht und sich eine Schreibmaschine gönnt; auf Nachfrage Ills erwidert er nur, dass Güllen eine Stadt mit humanistischer Tradition sei, da Goethe hier übernachtete und Brahms ein Quartett komponierte und dass diese Werte eben verpflichten, und eröffnet Ill des weiteren, dass Ill für ihn als Bürgermeister aufgrund seines jugendlichen Fehlverhaltens nicht mehr in Frage kommt

    -als Alfred beim Besuch der Kirche die neue zweite Glocke bemerkt und der Pfarrer ihn dazu drängt zu fliehen, um die Güllener nicht noch weiter in Versuchung zu führen, beschließt er, Claire aufzusuchen und um Vergebung zu bitten; diese bleibt jedoch hart, obwohl Ill sie mit einem Gewehr bedroht, und so beschließt Alfred aus Güllen zu fliehen
    -auf dem Bahnhof versammeln sich dann alle Güllener um Alfred, beteuern aber, nicht die Absicht zu haben, ihn zu töten und ihn jederzeit gehen zu lassen

    -als der Zug eintrifft ist Alfred so davon überzeugt, dass ihn jemand am Einsteigen hindern würde, dass er vor Verzweiflung zusammenbricht und einsieht, dass er verloren ist


    3. Akt:
    -der Arzt und der Lehrer suchen Claire auf, um ihr die aussichtslose Lage der Stadt nahezulegen und sie dazu zu bewegen, ein für die Wirtschaft Güllens wichtiges Objekt aufzukaufen, Claire weigert sich allerdings

    → Zuschauer erfahren im weiteren Gesprächsverlauf, dass Claire bereits im Voraus alle Fabriken, Straßen und bedeutende Grundstücke aufkaufen und stilllegen ließ

    -in den folgenden Tagen leben die Güllener weiterhin über ihre Verhältnisse hinaus und die Kaufleute gewähren weiterhin Kredite, als ob alle mit einem baldigen Vermögenszuwachs rechnen könnten; die Güllener beginnen allmählich, ihre Unterstützung Alfreds zu verringern und sein damaliges Verhalten zu verurteilen

    -inzwischen hat sogar Alfreds Familie begonnen Geld, das sie nicht haben, auszugeben, um sich ein Auto zu kaufen, Tennisstunden und Französischunterricht zu nehmen und den Laden auszubessern
    -der Lehrer, der sich selbst als „Humanist“ bezeichnet, ist der einzige, den das schlechte Gewissen plagt, und der es wagt, die Wahrheit auszusprechen, allerdings glaubt ihm niemand, da er zumeist stark alkoholisiert ist

    -als Lehrer der Presse erklären will, was in Güllen wirklich vor sich geht wird er von Ill abgehalten

    -im anschließenden Gespräch erklärt Ill, dass er nicht mehr um sein Leben kämpfen will, weil er eingesehen hat, dass er die Schuld an der gesamten Situation trage

    -kurz darauf taucht der Bürgermeister auf und fordert Ill zum Selbstmord auf, indem er ihm ein geladenes Gewehr vorbeibringt
    -als Ill ablehnt berichtet der Bürgermeister von der abendlichen Stadtversammlung, bei der Alfred in Anwesenheit der Presse und des Fernsehens durch eine Volksabstimmung insgeheim zum Tode verurteilt werden soll
    -Ill trifft sich nach einem letzten Ausflug mit seiner Familie ein letztes Mal im Konradsweiler Wald mit Claire und redet mit ihr über ihre Liebe damals und was nach seinem Tod mit seinem Leichnam geschieht
    -bei der abendlichen Stadtversammlung wird Alfred vor der Presse als Vermittler zwischen der Stadt und Frau Zachanassian dargestellt, dann durch die Abstimmung insgeheim zum Tode verurteilt und anschließend nach dem Löschen des Lichts in einer Gasse, die die Bürger für ihn im Dunkeln bilden, getötet
    -als das Licht wieder angeht und die Presse erscheint ist Alfred tot; laut des Arztes starb er an einem Herzschlag, den die Presse sogleich als Tod aus Freude deklariert
    -Claire Zachanassian überreicht dem Bürgermeister kurz darauf den Scheck und lässt Alfred in den Sarg gebettet nach Capri mitnehmen, wo schon ein Mausoleum für seinen Leichnam bereit stehe
    -der Chor singt



    Interpretation:



    Thema:
    Käuflichkeit unter dem Motto “Geld ist Macht” → Kritik an der westlichen Wohlstandsgesellschaft;
    wie durch Aussicht auf Wohstand das Urteilsvermögen beziehungsweise der Gerechtigkeitssinn der verarmten Bürger Güllens außer Kraft gesetzt wird


    Umsetzung:
    -Aufbau nach der klassischen Abfolge des arestotelischen Dramas
    1.Akt: Exposition → Ort, Personen und Handlung werden vorgestellt; zum Schluß erregendes Moment (das Angebot Klaras), welches auf einen Konflikt hindeutet

    2. Akt: Zuspitzung des Konflikts
    3. Akt: Wendepunkt; Entscheidung über die Lösung des Konflikts ist gefallen (Tod Alfreds); Verzögerung der Handlung durch Ausflug Alfreds mit seiner Familie und Gespräch mit Klara im Konradsweiler Wald



    Die tragische Komödie:
    -Verwendung von Motiven der Tragödie als auch der Komödie → Verknüpfung zur tragischen Komödie




    -typisch für die Komödie:


    -makabre Handlung

    -bizarre Figur der Claire Zachanassian und ihre eigenartigen Gefolgen beziehungsweise Mitbringsel:
    ~ihre speziellen Ex-Gatten VII-IX (Moby, Hoby und Zoby)
    ~der Butler (Boby), der einst als Oberrichter arbeitete
    ~die beiden unheimlichen Gangster aus Manhattan (Toby und Roby)
    ~die zwei lispelnden und blinden Eunuchen (Koby und Loby), die einst Zeugen in der Verhandlung gegen Alfred waren und nun immer von Claire mitgeführt werden
    ~der schwarze Panther, in Anlehnung an Klaras einstigen Kosenamen für Alfred („schwarzer Panther“) → gleichzeitig Vorausdeutung auf Alfreds nahen Tod (Farbe des Todes; wird erschossen)
    ~der Sarg


    -Bürger werden zuerst als ehrliche, würdige Menschen dargestellt und im Verlauf des Stückes durch ihre Geldgier ins Lächerliche gezogen → Dargestellt als geistlose Masse


    -Verwendung sprechender Namen:
    ~„Güllen“ → Sumpf der Unmenschlichkeit und Morast der Unmoral und die geplante Umnennung in „Gülden“ → Gold
    ~Zachanassian als Zusammensetzung aus den Namen drei bekannter Milliardäre aus der Zeit Dürrenmatts (Zaharoff, Onassis und Gulbenkian)
    ~„Ill“ und „Klara Wäscher“ → der „Kranke“ wird von Claire „rein gewaschen“


    -Verwendung homphoner Namen:

    ~Koby und Loby, die Eunuchen
    ~Boby, der Butler
    ~Moby und Toby, die Gangster aus Manhatten
    ~Moby, Hoby und Zoby für die Ex-Gatten 7-9 (Verweis auf Textstelle: Aussage Zachanassians)

    → nahezu identische Diminutive (monotone Reime) zeigen die Austauschbarkeit und Lächerlichkeit dieser Figuren


    -typisch für die Tragödie:

    -Bezüge zur antiken Tragödie:


    ~formal: zwei Chöre, einer zu Beginn, einer zum Ende des Stücks

    ~Claire Zachanassian als Heldin → „reichste Frau der Welt“; kann die Bürger der Stadt aufgrund ihrer finanziellen Druckmittel instrumentalisieren
    ~gleichzeitig auch unerbittliche Rachegöttin: besitzt so viel Macht, dass sie über menschliche Schicksale bestimmen kann → wird zur Herrin über Leben und Tod; Vergleich mit der Göttin Medea:
    Medea (griech. Μήδεια Medeia) ist eine Frauengestalt der griechischen Mythologie. Die älteste erhaltene Quelle ist das Medea-Drama des Euripides. In einigen neueren Theorien wird behauptet, in den älteren Versionen des Mythos sei Medea zumeist als selbstbewusste und zauberkundige Frau dargestellt worden, erst Euripides habe den Mythos umgestaltet. Eindeutige Belege dafür gibt es jedoch nicht. Bei Euripides jedenfalls handelt Medea aus Eifersucht und rächt sich durch die Ermordung ihrer gemeinsamen Kinder an ihrem untreuen Ehemann. Der Medeastoff wird seit Euripides immer wieder in der Kunst, Musik und Literatur rezipiert.


    ~göttlicher Eindruck verstärkt durch Überleben eines Autounfalls und eines Flugzeugunglücks


    ~Alfred Ill erfährt die Katharsis, indem er sich seiner Schuld gegenüber Klara eingesteht und die Verantwortung dafür übernimmt, ihre bürgerliche Existenz ruiniert zu haben → durch diese Konfrontation und seine Einsicht gewinnt er immer mehr an Größe und entwickelt sogar als einziger ein moralisches Bewusstsein → tragischer Held


    ~Handlung allgemein angelehnt an Topoi der griechischen Tragödie „Verhängnis und Gericht, Schuld und Sühne, Rache und Opfer“


    Weiteres:

    -Verwendung vieler Symbole; Farben: rote Locken → hexenhaft, leidenschaftlich, feurig; schwarzer Panther → Tod

    -“Spiel“ mit den Bürgern Güllens als Experiment, wie weit die Menschen, die einen Ausweg aus der Armutsfalle suchen, für Geld gehen (Experiment wie bei „Der gute Mensch von Sezuan“)

    -Dürrenmatt setzte sich mit dem Epischen Theater Brechts auseinander, befürwortet auch die Distanz des Darstellers und Zuschauers zur Handlung; widerspricht allerdings dem von Brecht betonten Lehrgehalt des Dramas
    → Verwendung epischer Elemente: Vier Güllener spielen Bäume, Rehe und Vögel im Wald und die Umbauten erfolgen auf offener Bühne

  • Quellen & Links

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