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Seminararbeit
Erziehungswissenschaf­t

Universität Bremen

2011

Katharina L. ©
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ID# 18092







Fachbereich 12

Seminar: Geschlechterbilder in den Medien als Gegenstand interkultureller Bildung

Leitung: Rose Schrader

SoSe 2011

Erziehungscamps im deutschen Fernsehen

Eine kritische Auseinandersetzung

eingereicht von Und J. Anna Kania

17.08.11

Inhaltsverzeichnis

1. Einleitung

2. Ursprung und Begriffsbestimmung

3. Kurzer Überblick: Erziehungscamps in Deutschland

4. Erziehungscamps im deutschen Fernsehen

4.1 Teenager außer Kontrolle – Letzter Ausweg Wilder Westen, RTL

4.2 Die strengsten Eltern der Welt, Kabeleins

4.3 Erziehungsmethoden und ihre Wirkung auf die Jugendlichen

4.4 Wirkungsweisen auf die Rezipienten

5. Fazit[u1] 

6. Quellenverzeichnis

1. Einleitung

Beim allabendlichen Zappen im deutschen Fernsehen fällt eines auf: Es scheint, als wären die Fernsehmacher die rettende Hilfe, auf die deutsche Familien nur gewartet haben. Die Super-Nanny bringt scheiternden Eltern effektivere Erziehungsmethoden bei, der Schuldnerberater hilft jeder noch so hochverschuldeten Familie aus der größten Krise, Ehemänner und Kinder lernen ihre Hausfrau daheim neu zu schätzen, nachdem sie sie für eine Zeit lang gegen eine andere tauschten, und schüchterne Bauern und Schwiegersöhne finden mithilfe von bezaubernden Moderatorinnen zu ihrer großen Liebe.

Das Fernsehen als Weltverbesserer und Lebensretter. Keine Probleme, die Fernsehmacher nicht in eine profitable Fernsehshow mit Happy End verwandeln könnten.

Seit einiger Zeit ist eine Erscheinung zu beobachten, die nun auch die schwierigsten aller Fälle ins Visier zieht: rebellierende, unerzogene Jugendlichen am Rande der Kriminalität. Sogenannte Erziehungscamps haben im deutschen Fernsehen längst Einzug gehalten. Sendungen wie Teenager außer Kontrolle – Letzter Ausweg Wilder Westen oder Die strengsten Eltern der Welt nehmen sich der schwer erziehbaren Jugendlichen an und helfen ihnen auf den rechten Weg zu kommen.

Doch wie sinnvoll sind derartige Erziehungscamps der privaten Fernsehsender wirklich? In der vorliegenden Arbeit sollen die Erziehungsmethoden der Camps beleuchtet und hinterfragt werden. Dazu wird zunächst der Ursprung von Erziehungscamps geklärt und verschiedenen Varianten aufgezeigt, um anschließend einen kurzen Überblick über Camps für straffällige Jugendliche in Deutschland zu geben.

Im Fokus der Arbeit stehen die zwei oben bereits genannten Fernsehsendungen. Es sollen die Wirksamkeit ihrer Erziehungsmethoden auf die Jugendlichen sowie mögliche Wirkungsweisen auf die Rezipienten diskutiert werden. Abschließend wird ein Fazit über das Für und Wider gezogen.

2. Ursprung und Begriffsbestimmung

Die Idee der Erziehungscamps für Jugendliche hat ihren Ursprung in den militärisch motivierten Boot Camps aus den USA[1]. Amerikanische Boot Camps wiederum sind im eigentlichen Sinne militärische Grundausbildungslager der US Army, US Navy und den Marines; das heißt es werden dort Soldaten für den Dienst ausgebildet.

In den 1980er Jahren wurde diese Form von Ausbildungslager erstmals in das US-Strafvollzugssystem eingegliedert[2]. Straffällig gewordene Jugendliche können statt einer zwei- bis dreijährigen Haftstrafe alternativ bis zu 120 Tage in einem Boot Camp verbringen. Zugelassen werden lediglich Täter leichter bis mittlerschwerer Delikte.

Die Altersgrenze liegt inzwischen bei 15 Jahren[3][MSOffice2] . In den Boot Camps erwarten die Straftäter ein festgelegter Tagesablauf mit körperlich harten Trainingsprogrammen und Drill. Die jungen Gesetzesbrecher stehen unter enormem physischen und psychischen Druck. Mit größter Härte soll ihnen Respekt, Gehorsam und Disziplin gelehrt werden.

Nicht selten standen die brutalen Erziehungsmethoden unter dem Pranger der Öffentlichkeit. Es gibt Berichte über einige Jugendliche, die in den Boot Camps gestorben sind. Meist begangen sie Selbstmord, weil sie dem Psychoterror nicht gewachsen waren; doch auch Tod durch mangelnde Hilfeleistung wurde schon beobachtet[4][MSOffice3] .

Neben den Boot Camps für junge Straftäter existiert bereits eine beträchtliche Anzahl an Boot Camps für schwer erziehbare Jugendliche. Diese Jugendlichen werden allein auf Veranlassung der Eltern, oft unter Gewalt, eingewiesen. Diese Erziehungscamps werden nach demselben Muster betrieben, wie die militärischen Grundausbildungslager.

Therapeuten oder individuelle Betreuung gibt es nicht. Stattdessen werden die Heranwachsenden von ehemaligen Soldaten gedrillt. Im Gegensatz zu den staatlichen Camps des Strafvollzugssystems ist der Aufenthalt in diesen Erziehungscamps zeitlich unbegrenzt und endet spätestens mit Erreichung der Volljährigkeit. Mittlerweile gibt es die verschiedensten Arten von Boot Camps.

Einige werden, wie schon erwähnt, vom Staat betrieben, andere privat. Manche sind religiös orientiert. Die Nachfrage nach den Dienstleistungen privater Boot Camps ist so groß, dass manche dieser Einrichtungen, die sich selbst als "Spezialschule" oder "Institut für Verhaltensänderung" bezeichnen, bis zu 40.000 US-Dollar pro Jahr berechnen.

"Schwer erziehbare" Jugendliche bilden gewiss die Hauptgruppe der Betroffenen, dochdie Camps sind nicht sehr zimperlich, wenn es darum geht, zu entscheiden, wen sie aufnehmen; das können auch schwangere Mädchen oder Teenager sein, die als "depressiv", "schlecht in der Schule", "hyperaktiv", "unaufmerksam", "Schulschwänzer", "emotional unausgeglichen" oder "unmotiviert" bezeichnet werden.

Dort erwarten sie feste Tagesabläufe, Arbeit und verschiedene Therapie-Konzepte wie etwa aus dieer Erlebnispädagogik. Die Teilnehmer müssen sich bestimmte Privilegien, wie beispielsweise warmes Wasser, durch gutes Verhalten verdienen. Im Umkehrschluss werden sie bestraft, sobald sie sich unangemessen verhalten. Die Therapie soll die Jugendlichen dazu bringen sich intensiv mit ihren Problemen zu befassen und ihr Fehlverhalten zu erkennen.[MSOffice4] [u5] 

3. Kurzer Überblick: Erziehungscamps in Deutschland

Der Umgang mit schwer erziehbaren Kindern und Jugendlichen ist auch hierzulande ein kontrovers diskutiertes Thema. Die Meinungen gehen weit auseinander, wenn es darum geht, wie verhaltensauffällige Jugendliche umerzogen werden sollen. Erziehungscamps mit militärischem Charakter für straffällig gewordene Jugendliche, wie sie in den USA existieren, gibt es in Deutschland zwar noch nicht, aber Projekte, die jugendliche Straftäter in pädagogische Einrichtungen unterbringen statt sie eine gewöhnliche Haftstrafe absitzen zu lassen, gibt es in einigen Bundesländern.

So wurde beispielsweise 2003 in Baden-Württemberg das Projekt „Chance“ ins Leben gerufen[5]. Die jungen Straftäter wechseln in eine Art offenen Strafvollzug. Sie „durchlaufen ein persönlichkeitsforderndes Programm mit streng strukturiertem Tageslauf, schulischer und beruflicher Bildung, sozialem Training, Sport und Freizeitpädagogik. Alle Vergünstigungen müssen sie sich erarbeiten“[6]. [7]

Ein bekanntes Erziehungscamp für Jugendliche befindet sich in Hessen. Die Jugendhilfe-Einrichtung nennt sich „Trainingscamp Lothar Kannenberg“ und hat den Slogan „Durchboxen im Leben“. Eröffnet wurde die Einrichtung von dem gelernten Fleischer und ehemaligen Boxer Kannenberg, der selbst eine Drogenabhängigkeit hinter sich gebracht hat[8].

Laut eigenen Angaben liegt die Rückfallquote bei den kriminellen Jugendlichen bei nur 20 %[11]. Die Einrichtung wurde 2009 mit dem deutschen Präventionspreis der Stiftung Kriminalprävention ausgezeichnet[12]. Volker Bouffier, Hessischer Minister des Inneren und Sport, nannte das Trainingscampein „für Deutschland beispielhaftes und erfolgreiches Konzept, das jungen Männern zwischen 14 und 17 Jahren Anleitung und Hilfestellung zur Rückkehr in die Gesellschaft gibt.

Durch den Schwerpunkt Sport und die pädagogische Betreuung erhalten die Jugendlichen eine Orientierung, die sie bei einer selbstständigen Lebensgestaltung unterstützen soll.“[13]

Bisher wurden solche Projekte in eher kleinen Rahmen mit geringen Kapazitäten verwirklicht.


4. Erziehungscamps im deutschen Fernsehen

Fernsehsendungen, in denen es inhaltlich um pädagogische Arbeit geht, stehen in der heutigen Fernsehlandschaft hoch im Kurs. Neben der wohl bekanntesten Pädagogin im TV, der „Super Nanny“ Katia Saalfrank, gibt es nun allein beim Sender RTL den Streetworker Thomas Sonnenburg, den Schuldenberater Peter Zwegat und Annegret Noble von „Teenager außer Kontrolle“, die zusammen mit ihrem Team in der amerikanischen Wüste schwererziehbaren deutschen Jugendlichen den Weg „zurück ins Leben“ zeigt. Doch was ist das für ein Bild von pädagogischer Arbeit, das Millionen von Zuschauern durch diese Sendungen vermittelt wird? Inwiefern unterscheidet sich die pädagogische Arbeit im Fernsehen von einer professionellen pädagogischen Arbeit?

Obwohl es auch durchaus nicht schlecht ist, den Fernsehzuschauern durch diese Sendungen zu vermitteln, dass es verschiedene Arten von Hilfe gibt und sie so zu ermutigen, sich in Krisensituationen an professionelle Pädagogen und Sozialarbeiter zu wenden, könnte ein verzerrtes Bild von sozialer Arbeit zu Missverständnissen führen. So dürfte eine Mutter, die im Fernsehen beobachtet hat, wie die Super Nanny eine Woche lang bei einer Familie zu Gast war und aus schlimmen Rabauken kleine Engelchen „gemacht“ hat, schockiert sein, wenn man ihr mitteilt, dass eine Familienhilfe meist über ein ganzes Jahr mit einer Familie zusammenarbeitet. Oder es könnten Eltern, die gesehen haben, dass Kinder in der amerikanischen Wüste acht Wochen lang an einem Programm teilnehmen und dann „geheilt“ zurück nach Hause kommen, zu der Ansicht gelangen, dass die Eltern nichts mit dem Veränderungsprozess zu tun haben und überrascht sein, wenn im Rahmen der Hilfen zur Erziehung von ihnen Mitarbeit erwartet wird.[14]

Wir stellen nun im Folgenden 2 Reality Soaps vor die sich mit diesem Thema auseindersetzen. Zum einen mit der bereits schon kurz erwähnten Serie „Teenager außer Kontrolle“ und die zweite Serie die sich in jeder Folge mit anderen Jugendlichen beschäftigt „Die strengsten Eltern der Welt“.

Zielgruppe einen Marktanteil von durchschnittlich 19,2.[15] Die Serie wurde am 21. Februar 2007 erstausgestrahlt und lief bis 2010 über 4 Staffeln lang.[16]

In dieser Unterhaltungssendung geht es um acht verhaltensauffällige und teilweise straffällige Jugendliche, die im US-Bundesstaat Oregon auf Wunsch ihrer Eltern an einer Therapie der Organisation „Catherine Freer Wilderness Therapy Expeditions“ teilnehmen und dadurch lernen sollen, „ihr Leben wieder in den Griff zu bekommen“.

Laut RTL handelt es sich um eine „erlebnispädagogische Verhaltenstherapie in der freien Natur“, bei der die Teilnehmer alte Verhaltensmuster ablegen, ein neues Selbstwertgefühl sowie eine positive Lebensperspektive gewinnen und somit eine „Chance auf eine neue Zukunft haben“. Der Zuschauer kann den Verlauf der Therapie Woche für Woche chronologisch verfolgen. Neben Interviews mit den Jugendlichen und den Therapeuten werden außerdem Beiträge über das bisherige Leben der Teilnehmer eingeblendet, in denen man die Jugendlichen zu Hause oder mit Freunden sieht.

Während des Aufenthalts der Jugendlichen in dem Camp werden sie von dem Mitarbeiterteam, bestehend aus zwei Therapeutinnen, (Cheftherapeutin Annegret Noble und Kami Schott) und vier „Wilderness-Experten“ (Marlies Luepges, Dan Coyle, Lina Hofmann und Kris Schock) betreut.

Die an dem Projekt teilnehmenden Jugendlichen sind zwischen 15 und 17 Jahre alt und befinden sich aufgrund sehr unterschiedlicher Problematiken im „Catherine Freer Wilderness Therapy Program“. Es scheint, als wolle man mit der Auswahl der Jugendlichen die komplette Bandbreite an Verhaltensauffälligkeiten im Jugendalter abdecken. Jeder von ihnen wird einer bestimmten Kategorie zugeordnet und auch demnach betitelt.

Es gibt z.B. die Schlägerbraut, die Schulabbrecherin, den Dealer, den Drogenkonsumenten etc. Diese Form der Betitelung findet man bei dem Sender RTL immer wieder. Nicht nur bei “Teenager außer Kontrolle”, sondern auch bei anderen Formaten, wie z.B. “Deutschland sucht den Superstar”, werden die Teilnehmer auf ein bestimmtes Merkmal reduziert.

Nur wer das erfolgreich meistert, steigt in Level zwei auf und zieht, zu besseren Bedingungen, direkt auf die Ranch.[18] Im Gegensatz dazu gibt es auch Bestrafungen. Wenn sich ein Teilnehmer des Camps nicht an die Regeln hält, muss dieser z.B. in einen abseits gelegenen Steinkreis und darf diesen für unbestimmte Zeit nicht verlassen. Erst nach einem Gespräch mit den Therapeuten und der Einsicht etwas falsch gemacht zu haben, erlauben sie ein Verlassen dieses Bereiches.


4.2 Die strengsten Eltern der Welt, Kabel eins

Die Dokusoap „Die strengsten Eltern der Welt“ ist eine Serie des Senders Kabel eins und kann aktuell dienstags um 20:15 Uhr verfolgt werden. Eigenproduzierte Shows und Dokusoaps hatten es bei Kabel eins in den zurückliegenden Jahren meist nicht leicht. Doch die Serie erreichte im Schnitt im vergangenen Jahr einen Marktanteil von 7 Prozent in der Zielgruppe.

In der Spitze wurden sogar 9,4 Prozent erreicht. Die Soap wurde am 1.3.2009 zum ersten Mal ausgestrahlt und derzeit läuft bereits die dritte Staffel.[19] Bei „die strengsten Eltern der Eltern der Welt“ geht es um Problemkinder bzw. Jugendliche, die ihren Eltern nur Kummer und Ärger bereiten. Es sind Jugendliche, die pöbeln, saufen, rauchen, nicht zur Schule gehen und ihre Eltern täglich terrorisieren.

Erst am Flughafen, wenn sie ihre Tickets bekommen, wird ihnen bewusst, dass es sich hierbei nicht um ein Vergnügen handelt. In jeder Folge, bei jeder Gastfamilie, herrschen grundsätzlich dieselben Regeln: Der Konsum von Alkohol und Zigaretten sind strengsten Verboten und wenn einer der beiden Jugendlichen sich nicht an die allgemeinen und individuellen Regeln der Gastfamilie hält, werden beide bestraft, nach dem Prinzip: mit gehangen, mitgefangen.

Die Kids sind zwar immer in anderen Ländern, bei anderen Familien, doch prinzipiell verläuft ihr Aufenthalt immer nach demselben Schema. Anfangs sind sie rebellisch, haben keine Lust eine fremde Kultur kennenzulernen, müssen untereinander erst feststellen, wer der „Coolere“ ist und halten sich ungefähr für die Hälfte der Sendezeit nicht an die vorgegebenen Regeln.

Vor allem das Rauchen spielt eine wichtige Rolle. In jeder Folge wird diese Regel überschritten und somit Konsequenzen aus dem Vergehen gezogen. In der zweiten Hälfte der Sendezeit kommt es dann zum Punkt der Einsicht und der Wendung. Meist durchleben die Jugendlichen mit der Hilfe ihrer „strengsten Eltern“ einen Schlüsselmoment, in dem sie begreifen, wie gut es ihnen eigentlich in Deutschland geht und wie falsch sie sich doch ihren Eltern gegenüber verhalten haben.

4.3 Erziehungsmethoden und ihre Wirkung auf die Jugendlichen

Die beiden TV-Formate verfolgen eine schlichte Erziehungsmethode: die Bestrafung bei Grenzverletzungen. Doch ist dies wirklich eine wirkungsvolle Arbeitsweise? Andreas Flitner, Professor der Pädagogik in Jena, schreibt dazu: „Strafen müssen eine aufbauende Komponente haben, mit der sich die Verletzung der Grenze und die Verletzung der Beziehung überwinden lässt.

Sie müssen auf das Wiedergutmachen, Wieder-in-Ordnung-bringen der Situation verweisen . Die Strafen als Sühne, als Rache, als Schadenzufügen, als Abschreckung – sie alle haben in der Erziehung keinen Ort.“[20] Es stellt sich nun die Frage, ob Bestrafungen wie das Verbleiben in einem Steinkreis sinnvoll sind im Sinne von „Wiedergutmachen“; oder ob sie nur eine Schadenszufügung darstellen, indem den Jugendlichen das Recht verweigert wird, sich frei zu bewegen.

Die Bestrafung mittels Steinkreis soll den Jugendlichen zur Reflektion ihres falschen Handelns verhelfen. Sie werden dabei jedoch erst einmal völlig allein gelassen. Der Rebell mag zwar wissen, was er falsch gemacht hat, doch wird er vermutlich nicht verstehen, warum bestimmte Grenzen, wie beispielsweise das Rauchverbot, gesetzt wurden. Hierfür sprechen die Therapeuten mit dem Jugendlichen im Steinkreis.

Gesprochen werden darf nur mit den Erziehungspersonen. Diese Woche soll zur Selbstreflexion in schriftlicher Form verwendet werden. Leitfragen für diesen Erkenntnisprozess sind beispielsweise „Was habe ich falsch gemacht?“ und „Wie soll mein Leben weitergehen?“ Durch die so erzwungene Einsamkeit sind die Jugendlichen sehr stark mit sich selbst und ihren Gefühlen konfrontiert.

Der Aufstieg in Phase Zwei ist für die Jugendlichen dann möglich, wenn sie mindestens eine Woche im Steinkreis verbracht haben und durch ihr Verhalten signalisieren, dass sie die Regeln akzeptieren.[21] Wenn die Jugendlichen dann im weiteren Verlauf ihrer Therapie ein falsches Verhalten aufzeigen, müssen sie wie bereits erwähnt, auf unbestimmte Zeit wieder zurück in diesen Steinkreis.

Doch jetzt werden die Fragen die sie in der ersten Woche schriftlich festhalten mussten, mit den Therapeuten besprochen. Wenn der Jugendliche sein Fehlverhalten eingesehen hat, darf er/sie den Kreis wieder verlassen.[u6] 

Ein weiteres Merkmal, das durchaus kritisch betrachtet werden sollte, ist die Tatsache, dass die verhaltensauffälligen Jugendlichen aus ihrem Alltag herausgerissen werden und fernab der Familie umerzogen werden sollen. Die Eltern werden im Falle von „Die strengsten Eltern der Welt“ nicht in den Prozess der Resozialisierung eingegliedert.

Neben den Jugendlichen wurden nun auch die Eltern therapiert und das Verhältnis zwischen ihnen und ihren Kindern gestärkt.[u7] 

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Gibt es Rückfallquoten? Zahlen, Daten, Fakten? Wurde das untersucht?

4.4 Wirkungsweisen auf die Rezipienten

Sendungen wie „Teenager außer Kontrolle“ und „Die strengsten Eltern der Welt“ stellen Unterhaltungsformate dar. Ihr Anliegen ist es, hohe Einschaltquoten zu erreichen. Der Reality-Charakter der Sendungen lockt Millionen Zuschauer vor die Fernsehgeräte. Es stellt sich also die Frage, was genau so anziehend daran ist, Jugendliche bei ihrer „Resozialisation“ zu beobachten.

Die beiden hier behandelten Formate gehören zu den Hilfeshows. Therapeuten nehmen sich der auf die schiefe Bahn geratenen Jugendlichen an und machen sie zu besseren Menschen. Die Zuschauer fesseln die gezeigten persönlichen Schicksale und Emotionen. Prof. Dr. Daniel Süss, Kommunikations- und Medienpsychologe, erklärt: „Emotionalisierende Sendungen lenken ab vom oft eintönigen Alltag und erlauben, sich auf andere Schicksale einzulassen, ohne Verbindlichkeiten einzugehen.

Zusätzlich wird der Zuschauer damit gelockt, dass gewissen Kategorien gebildet werden, in die er sich einordnen und in irgendeiner Weise mit den beteiligten Jugendlichen identifizieren kann. Auf der anderen Seite findet jedoch auch eine Abgrenzung statt. Der Zuschauer sieht, dass es andere Menschen weitaus schwieriger im Leben haben und fühlt sich selbst dadurch besser. Der Rezipient erhebt sich über das Subjekt im TV[u8] .

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5. Fazit

Nachdem wir uns nun mit Erziehungscamps allgemein und genauer mit 2 Sendungen aus dem deutschen Fernsehen beschäftigt hatten, kamen wir auf ein eindeutiges Ergebnis. Bereits die Grundlage allen pädagogischen Handelns sowie das Menschenbild, sind bei diesen Serien negativ. Den positiven Eigenschaften und den Potenzialen der Teenager wird keinerlei Beachtung geschenkt.

Der Fokus der Sendungen liegt grundsätzlich auf negativen Aspekten denn abwertende Kommentare des Sprechers oder Rückblicke zum vorherigen Leben der Jugendlichen, lenken die Aufmerksamkeit des Beobachters auf das, was in der Vergangenheit nicht funktioniert hat. Die angewandten Methoden sind sowohl bei „Teenager außer Kontrolle“ als auch bei „Die strengsten Eltern der Welt“, mehr als fragwürdig.


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