BIEDERMANN UND DIE BRANDSTIFTER
MAX FRISCH
Ebeth Böck
Inhalt
MAX
FRISCH
Max Frisch wurde am 15. Mai 1911 als jüngster Sohn des
Architekten Franz Bruno Frisch (1871-1932) und seiner Frau Karolina
Bettina (1875-1966) geboren.
Nach dem Abschluss des Realgymnasiums studierte er auf
Wunsch des Vaters Germanistik, der seine Leidenschaft - das Schreiben
- nicht als einen „ordentlichen“ Beruf anerkannte. Max Frisch
absolvierte nach einem abgebrochenen Germanistik-Studium und
ersten literarischen Arbeiten ein Studium der Architektur
und arbeitete einige Jahre lang als Architekt.
Erst nach dem Erfolg seines Romans
„Stiller“
entschied er, sich endgültig für ein Dasein als Schriftsteller und
verließ seine Familie, um sich ganz dem Schreiben widmen zu können.
Während seiner Reisen durch die ganze Welt schrieb er Dramen und
Romane wie auch die Tragikomödie „Biedermann und die Brandstifter-
Ein Lehrstück ohne Lehre“. Es wurde 1958 in Zürich uraufgeführt.
1961 vollendete er sein Werk „Andorra“. „Andorra“ ist das
letzte Werk Frischs, das zwischen den Zeilen einen belehrenden Ton
hat. Für den Autor selbst endeten damit seine Versuche zum
engagierten Theater.
Sowohl innerhalb als auch außerhalb
der Schweiz wurde Max Frisch oft mit dem zehn Jahre jüngeren
Friedrich Dürrenmatt verglichen.
Im Jahr 1962 begegnete der damals 51-Jährige Frisch
der 23-Jährigen Studentin Marianne Oellers, mit der er zunächst
zusammenlebte und die er schließlich 1968 heiratete. Die Ehe dauerte
bis 1979.
Max Frisch wurde 1976 der
Friedenspreis des Deutschen Buchhandels verliehen. Weiters eröffnete
er im Oktober 1979 die Max-Frisch-Stiftung. Zwei Jahre später wurde
das Max-Frisch-Archiv an der Eidgenössisch Technischen Hochschule
Zürich gegründet. Als letzte Werke vollendete Frisch in den
achtziger Jahren zwei Arbeiten für die Bühne: Blaubart (1982) und
Schweiz ohne Armee? (1989).
Im Jahre 1990 erfuhr er, dass er von der Fichenaffäre
(Bespitzelung von Schweizer Mitbürgern durch Schweizer Behörden -
vergleichbar mit der Stasi) in der Schweiz betroffen war und wie
zahlreiche andere Schweizer Bürger von den Behörden bespitzelt
wurde.
Max Frisch starb aufgrund von
Darmkrebs am 4. April 1991 mitten in den Vorbereitungen für seinen
80. Geburtstag.
Seine bekanntesten Werke
1954 Stiller (Roman)
1957 Homo Faber (Roman)
1964 Mein Name sei Gantenbein (Roman)
1953 Don Juan oder die Liebe zur
Geometrie (Theaterstück)
1958 Biedermann und die Brandstifter
(Theaterstück)
1961 Andorra (Theaterstück)
1979 Tryptichon (Theaterstück)
ENTSTEHUNG
Das Stück ist aus einer "Burleske" genannten
Prosaskizze aus dem "Tagebuch 1946-1949" des Autors unter
dem Eindruck des kommunistischen Putsches in der Tschechoslowakei
entstanden. Ausschlaggebend war ein historisches Ereignis, das zu der
Zeit stattfand: Umsturz in der Tschechoslowakei.
Ihn schockierte die Blauäugigkeit
der Bürgerlichen in der tschechoslowakischen "Volksfront"-Regierung,
die von den Kommunisten als „nützliche Idioten“ missbraucht
wurden. Im Auftrag des Bayerischen
Rundfunks konzipierte der Schriftsteller 1952 eine Hörspielfassung,
die 1953 erstmals gesendet wurde. Als er vom Züricher Schauspielhaus
1957 zu einem neuen Stück aufgefordert wird, arbeitet Frisch das
Hörspiel für das Theater um.
1958: Uraufführung des "Lehrstücks ohne Lehre"
mit dem Titel "Biedermann und die Brandstifter" am Zürcher
Schauspielhaus.
INHALT
Gottlieb Biedermann, ein reicher Haarwasserfabrikant,
liest die Zeitschrift und beschwert sich über die immer häufiger
auftretenden Brandstiftungen, verursacht durch Hausierer, die sich am
Dachboden eines Hauses einnisten und dieses schließlich
niederbrennen.
Da kündet das Dienstmädchen Anna Besuch an, der sich
als Josef Schmitz vorstellt, ein ehemaliger Ringer und Obdachloser.
Er gewinnt Biedermann sehr geschickt, da er zunächst seine Meinung
„Brandstifter müsse man aufhängen“
(S.16) teilt, dann an seine Menschlichkeit appelliert. Biedermann,
der eben noch hartherzig seinen Angestellten Knechtling entlassen
hat, gefällt sich in der Rolle des Menschenfreunds und lässt
Schmitz auf dem Dachboden nächtigen.
Babette, Biedermanns Frau, findet am nächsten Tag
heraus, dass ihr Gatte jemanden am Dachboden hat nächtigen lassen
und ist empört. Sie will Schmitz herauswerfen, doch Herr Biedermann
meint Schmitz sei kein Brandstifter und wo das hinführt wenn man
jeden für einen Brandstifter halte. Babette meint ihr Mann wäre zu
gutmütig, lässt sich aber schließlich von Herrn Schmitz erweichen,
als er ihr von seiner harten Kindheit erzählt. Schließlich läutet
es an der Tür und Herr Schmitz erkennt seinen alten Freund, den
Kellner Willi Eisenring (Sein Restaurant -Metropol- ist
niedergebrannt).
Nachdem Schmitz und Eisenring die ganze Nacht Lärm am
Dachboden gemacht haben, unternimmt Biedermann einen erneuten Versuch
Herrn Schmitz aus dem Haus zu werfen. Die Tatsache, dass sich nun
zwei Männer auf seinem Dachboden befinden macht ihn ebenso
sprachlos, wie die Fässer, die die Männer auf den Dachboden
geschafft hatten. Als Biedermann nach dem Inhalt der Fässer fragte,
scheuten sich die Männer nicht „Benzin“ zu sagen.
Biedermann will nicht glauben, dass sein ganzer
Dachboden voller Benzinfässer ist, doch Schmitz zeigt ihm ein
Etikett, wo steht, dass die Fässer wirklich Benzin enthielten.
Inzwischen kommt ein Polizist, um mitzuteilen, dass Herr Knechtling,
ein ehemaliger Mitarbeiter von Herrn Biedermann tot sei, und bittet
Herrn Biedermann, auf die Wache mitzukommen. Der Polizist bemerkt
auch die Fässer, und Fragt auch, was sie enthielten. Schmitz und
Eisenring erwidern, dass da Haarwasser drin sei.
Biedermann teilt Schmitz und Eisenring mit, dass wenn er
nach Hause kommt, die Benzinfässer nicht mehr vorfinden möchte, und
geht weg. Vor dem Chor rechtfertigt Biedermann in der nächsten
Szene, dass er die Fässer voll Brennstoff duldet, da man nicht immer
das Schlimmste denken soll und dass er seine Ruhe haben möchte. Er
gab aber auch zu, dass er die ganze Nacht kein Auge zugemacht hat, da
ihm natürlich bewusst ist, dass „Benzin Benzin ist“.
In Biedermann wächst mit der Ahnung auch die Angst. Er
möchte sich seine beiden Gäste nicht zu Feinden machen und lädt
sie zu einem Abendessen ein. Diese reden vor ihm immer offener von
Zündkapseln und brennbarer Holzwolle. Sie messen mit seiner Hilfe
sogar die Zündschnur aus. Die beste Tarnung, bekundet Eisenring,
noch vor Scherz und Sentimentalität, sei die Wahrheit, weil sie
niemand glaube.
Biedermann und Eisenring unterhalten sich über
Menschlichkeit und Gleichheit zwischen den einzelnen
Gesellschaftsklassen. Dabei denkt Biedermann, dass Eisenring nur
scherze, als er mehrmals wiederholt, dass er eine Zündeinrichtung
bastle, weil er grundsätzlich das Gute in jedem Menschen sieht.
„Hoffentlich haben sie ihn nicht geschnappt“ (S.
54) – Eisenring über
Schmitz
„Ich meine:-offengesprochen- Sie sollten hier nicht
rauchen.“ (S. 55) – Eisenring zu
Biedermann
Nachdem Biedermann den Dachboden verlassen hat, kommt
ein dritter Mann „Doktor“ zwischen den Fässern hervor, zu dem
Eisenring sagt: „Wir müssen zu einem
Nachtessen, der Sepp und ich, du machst die Wache hier. Daß keiner
reinkommt und raucht. Verstanden? Bevor‘s Zeit ist.“ (S.
58)
Die Gans wird zubereitet, das Abendessen soll so
schmucklos wie möglich sein, um die Freundschaft zwischen Biedermann
und seinen Gästen zu befördern. Biedermann weist Knechtlings Witwe
ab, die ihn bei den Vorbereitungen stört, denn für Tote habe er
keine Zeit. Den Kranz, den Babette für Knechtling bestellt hatte,
wurde auf ihre Adresse geschickt, mit der Aufschrift: „Unserem
unvergesslichen Gottlieb Biedermann.“ Das ist auch eine Deutung auf
den Untergang Biedermanns. Als Biedermann den besten Wein aus dem
Keller holt, gesteht er dem Publikum, er habe längst einen Verdacht
gehabt, doch was hätte er tun sollen? „Seit
wann (genau) wissen Sie, meine Herren, daß es Brandstifter sind?“…..
(S.66)
Beim Abendessen trinkt Biedermann mit Schmitz und
Eisenring auf ihre Freundschaft und ist ausgelassener Stimmung.
Schmitz gibt eine Kostprobe seiner Schauspielkunst und tritt mit
einem übergeworfenen Tischtuch als Geist auf. Seine Rufe
„Jedermann!“
wandeln sich in „Biedermann!“
Schließlich verkündet er, er sei Knechtlings Geist. Für einen
Moment herrscht bei den Biedermanns Betroffenheit. Als ferne Sirenen
zu hören sind, ist Biedermann erleichtert, dass es nicht bei ihm
brennt, bis Eisenring ernst erklärt „Das
machen wir meistens so. Wir holen die Feuerwehr in ein billiges
Außenviertel, und später, wenn’s wirklich losgeht, ist ihnen der
Rückweg versperrt“. (S. 78)
Mit wachsender Verzweiflung hält Biedermann an der
Überzeugung fest, seine beiden Gäste seien doch keine Brandstifter,
sondern seine Freunde. Als Zeichen seines Vertrauens steckt er ihnen
sogar heimlich die Streichhölzer zu, woraufhin Schmitz und Eisenring
abgehen. Dr. phil. tritt auf und verliest eine Erklärung, in der er
sich von den Verbrechen der Brandstifter distanziert, die nicht wie
er die Welt verändern wollen. Dann geht Biedermanns Haus in Flammen
auf, und es explodieren mehrere Gasometer.
NACHSPIEL
Max Frisch schrieb zusätzlich ein Nachspiel „Herr
Biedermann kommt in den Himmel“, um den Leser aufzuklären, dass
das Stück nicht vor den Kommunisten warnen soll, wie 1958 bei der
Uraufführung in Zürich angenommen wurde.
Herr und Frau Biedermann finden sich in der Hölle
wieder. Sie treffen dort auf Schmitz als Beelzebub (Dämon der
christlichen Mythologie) und Eisenring als Teufel. Eisenring kehrt
gerade vom Himmel zurück, da er dort bei einem Verhandlungsprozess
war. Er ist empört, dass im Himmel die wirklichen Verbrecher
begnadigt werden. Daraufhin möchte Eisenring, dass der Chor das
Höllenfeuer löschen soll, damit nicht noch irgendein armer Sünder
in die Hölle kommt. Beelzebub (Sepp) und der Teufel (Willi)
besteigen ihre rostigen Fahrräder und kehren auf die Erde zurück,
um die wahren Übeltäter zu bestrafen. Die Hölle wird geschlossen
und das Höllenfeuer gelöscht. Herr und Frau Biedermann sind
gerettet und über der wiedererstandenen Stadt -"schöner denn
je ... aus Trümmern und Asche"- geht die Sonne auf.
PERSONEN
Gottlieb Biedermann
Biedermann ist ein älterer Herr mit einem grauen Bart.
Er ist mit seiner Frau Babette verheiratet. Er hat eine Firma, die
ein Haarwasser das sogenannte „Hormoflor“ für Männer herstellt.
Dieses Haarwasser, welches die Haare wachsen lassen soll,
funktioniert nicht einmal und Biedermann sieht es lediglich als eine
kaufmännische Leistung (S.21). Biedermann lebt in einem großen Haus
und hat sogar eine Dienerin. Er trinkt gerne guten Wein und raucht
Zigaretten. Als Geschäftsmann ist er rücksichtslos und interessiert
sich nicht um die Besorgnisse seiner Angestellten (treibt Knechtling
in den Selbstmord- brutal, aggressiv). Der Charakter ist vor allem
durch seine Naivität gekennzeichnet, da er optimistisch ist und das
Gute in den Brandstiftern sehen möchte. Er versucht die Augen vor
der Realität zu verschließen und möchte nicht wahrhaben, dass zwei
Brandstifter unter seinem Dach leben. Die offene Art der Brandstifter
zeigt außerdem, dass Biedermann einen bescheidenen intellektuellen
Horizont verfügt und sehr leichtgläubig ist (S.45). Biedermann
ändert auch des häufigeren seine Meinung wie beispielsweise beim
Abendessen (unsicher).
Babette
Sie ist die Ehefrau von Biedermann. Babette ordnet sich
Biedermann unter und akzeptiert seine Entscheidung. Sie ist außerdem
genauso wie Biedermann sehr schmeichlerisch zu den Brandstiftern und
zu ängstlich, um etwas gegen diese zu unternehmen.
Die Brandstifter
Josef Schmitz
Josef ist ein großer, starker Mann mit Tätowierungen.
Er ist eine ehemaliger Ringer und Sohn eines Köhlers, womit er seine
schlechten Manieren erklärt.
Willi Eisenring
Willi Eisenring gibt sich als
vornehmer Herr, der einen Frack
trägt, gehört aber auch zu den Brandstiftern. Er war früher einmal
Kellner, was wohl den Hintergrund seines vornehmen Auftretens
erklärt. Wie Herr Schmitz ist jedoch auch er mittlerweile
arbeitslos. Eisenring war bereits im Gefängnis, wo er Herrn Schmitz,
den er schon aus seiner Schulzeit kannte, wiedergesehen hat. Die
Dialoge zwischen Schmitz und Eisenring sind wie Gespräche zwischen
Vater und Sohn. Die Brandstifter haben des Öfteren verschiedene
Meinungen, doch sie verfolgen dasselbe Ziel. Eisenring
charakterisiert sich in den Dialogen als der Klügere heraus und
versucht Herrn Biedermann zu gefallen, indem er einen beruhigenden
Einfluss auf Herrn Biedermann hat.
Dr.phil.
Er ist ein Akademiker aus gutem Haus.
Dr. Philo distanziert sich vom Geschehen. Er sieht sich selbst als
„Weltverbesserer“ und hat gesellschaftskritische Gründe für das
Brandstiften, im Gegenteil zu Schmitz und Eisenring, die gerne Häuser
anzünden.
Chor
Der Chor setzt sich aus
Feuerwehrmännern zusammen und stellt somit den Gegenspieler zu den
Brandstiftern dar. Sie wittern die Gefahr und sprechen einmal sogar
Biedermann direkt an, um ihn zu mahnen. Die Warnung wird von
Biedermann mit den Worten, er sei ein freier Bürger, ignoriert
(S.37.). Formal orientiert sich Max Frisch am antiken Chor. Die
Feuerwehrmänner sind unterteilt in einen Chor und einen
Chorführer. Sie sprechen im Versmaß (S.1.).
INTERPRETATION
Biedermann steht für die unheilvolle Fähigkeit des
Menschen, eine erkennbar drohende Gefahr auszublenden und so dem
Untergang mit offenen Augen entgegenzugehen. Der Fabrikant lernt
nichts aus seinen Beobachtungen, sondern verdrängt stattdessen aus
Liebenswürdigkeit und Trägheit seine Einsichten. Max Frisch selbst
meinte es gehe „um die Darstellung eines
durchschnittlichen Bürgers, der ein etwas schlechtes Gewissen hat
und der ein gutes haben möchte, ohne irgendetwas zu verändern zu
möchten".
Max Frisch orientiert sich an Berthold Brecht, der auch
einige Lehrstücke geschrieben hat. Durch die Beifügung ,,ohne
Lehre" weist er aber darauf hin, dass die betroffenen Personen
in seinem Stück nichts aus der Situation gelernt haben.
Meiner Meinung nach ähnelt die ganze Geschichte
Hitlers Plan. Die Brandstifter stehen dabei für Hitler und
Biedermann und die anderen Leute, deren Haus auch abbrennen musste,
stehen für das Deutsche Volk allgemein. Die Brandstifter erzählen
Gottlieb Biedermann frei heraus, was sie mit seinem Haus und der
ganzen Stadt vorhaben. Sie erläutern Biedermann ihren Plan bis ins
kleinste Detail. In seiner Feigheit und scheinbar auch Naivität
fasst er alles als einen Scherz auf. Auch Hitlers Vorhaben waren dem
Deutschen Volk bekannt. Adolf Hitler hat ebenfalls von vornherein in
seinem Buch mehr als deutlich nicht nur seinen Antisemitismus und
seine Pläne bezüglich der „nicht-arischen Rasse" gepredigt,
sondern auch anderer finstere Vorhaben mehr als verdeutlicht. In
beiden Fällen bemerkt man den Fehler erst, als es bereits zu spät
ist.
Der Untertitel Lehrstück ohne Lehre verweist die
Lehre, dass das Böse keinesfalls unabwendbares Schicksal ist, was
jeder erkennt. Doch in den Augen Frischs hat es für die Menschheit,
wie für Biedermann, keine Lehre. Denn jeder ist wie Biedermann, er
erkennt das Böse, will diese Erkenntnis nicht wahrhaben und wird
immer wieder falsch handeln.
Biedermann und Jedermann
Als Herr Schmitz beim Abendessen seine Rufe „Jedermann“
in „Biedermann“ umwandelt ist sofort klar, dass es sich um eine
Parodie der Szene aus Hugo von Hofmannsthals Stück „Jedermann“
handelt, in der der Tod mit dem Protagonisten, eben Jedermann, bei
einer Feier Kontakt aufnimmt, um ihm sein nahes Ende anzukündigen.
Auf der anderen Seite kann man dies auch so sehen, dass
Biedermann für uns alle- eben für jedermann- steht. Und zwar, dass
wir mit offenen Augen durch die Welt gehen sollen, nicht wegschauen
sollen, uns selbst nichts vormachen sollen und sich der Wirklichkeit
stellen.
SPRACHE
UND STIL
Eisenring und
Schmitz sprechen in der Umgangssprache, sie haben eine „verdorbene“
Sprache
Anna, Babette
und Biedermann sprechen ein schönes Hochdeutsch
Dr. phil.
Spricht in langen Schachtelsätzen
Ansonsten
kurze Sätze (Ausnahme Dr. Phil)
Leicht zu
lesen
BEZUG
IN DIE GEGENWART
"Man kann die Moral dieses Lehrstücks ohne
Lehre auf die jüngste Vergangenheit anlegen. Man kann bedeuten: Wir
wussten ja, dass Hitler Krieg, Vorherrschaft, Brand und Ausrottung
meinte. Er hat's ja deutlich genug gesagt. Trotzdem hat man's nicht
recht geglaubt: Biedermann als Mitläufer. Oder man kann (und soll
wohl) an die Brandstifter denken, die mit dem neuen großen Feuer,
mit der Teufelsbombe kokeln. Wir dulden es. Wir sehen es mit an und
finden viele Gründe, es zu tun. Aber die Lunte ist gelegt. Wehe!
Oder man kann an die demokratische Duldsamkeit denken, mit der
extreme Brandstifter biedermännisch von uns ausgehalten werden,
ganz rechts und ganz links. [ ... ] Aus Gründen der öffentlichen
Gemütlichkeit schieben wir die Regungen einer besseren Einsicht
einfach weg: Ist ja alles nicht so schlimm ..."
(Friedrich Luft, zitiert von Hellmut Karasek, "Biedermann und
die Brandstifter", in: Über Max Frisch, S. 145 f.)
Das Theaterstück kann man gut auf die heutige Zeit
transferieren:
Atomreaktoren
IS- Anhänger: Attentat in Kopenhagen oder die
Terroranschläge in Frankreich auf die Redaktion der
Satirezeitschrift: Charlie Hebdo
Griechenland
Indem Max Frisch von einem
„Lehrstück ohne Lehre“ spricht, weist er daraufhin, dass er
sich in Inhalt und Form von Bertolt Brecht hat beeinflussen lassen;
jedoch nicht mehr daran glaubt, dass aus dem Gesehenen wirklich eine
Lehre gezogen werden wird. Die Dinge wiederholen sich auch in Zukunft
genau so, wie sie hier dargestellt werden: Jede Zeit hat ihre
Biedermänner! (Z.b. Machtstreben: Napoleon Machtvergrößerung-
Einnahme Europas, Adolf Hitler, Putin)