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Interpretationen von Pflichtlektüren zum Abitur: Schülerwerke zu Effi Briest, Der Vorleser, Tschick, Nathan der Weise, Die Räuber, Kabale und Liebe, Wilhelm Tell, Das Parfum, Andorra
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Interpretation
Deutsch

Gesamtschule Köln

2012

Laura O. ©
2.00

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ID# 23843







Bernhard Schlink: Der Vorleser - Interpretation

Das Buch "Der Vorleser" , geschrieben von Bernhard Schlink, erschienen im Jahre 1995, handelt um die Geschichte des fünfzehnjährigen Michael Berg und der deutlich älteren Hanna Schmitz, die eine Liebesaffäre haben und sich nach Jahren im Gerichtssaal wiedertreffen.

Der damals minderjährige Michael Berg hat eine Affäre mit Hanna, die anfangs harmonisch verläuft und später mit Hannas plötzlichem Verschwinden endet. Nach vielen Jahren begegnet der Student, Michael seine Liebe im Gerichtssaal wieder.

Dort ist er wegen seinem Studium als Protokollant tätig und verfolgt die Verhandlung regelmäßig. In dem Prozess, geht es um die Aufseherinnen die im KZ-Lager in Ausschwitz tätig waren einer von ihnen ist Hanna Schmitz.

Hanna Schmitz war eine Aufseherin im KZ-Lager Ausschwitz. Dort wählte sie mit anderen Arbeiterinnen regelmäßig Menschen zur Hinrichtung aus. Dies war doch nicht der Hauptgrund der Verhandlung, sondern sie soll als Wärterin in einem jüdischen Lager während eines Feuers in einer Kirche, in der die Gefangenen sich befanden, die Türen nicht geöffnet haben.

Diese Tat führte dazu , dass die Menschen in der Kirche bis auf eine Mutter und Tochter verbrannt und gestorben sind. Hanna war nicht die einzige Aufseherin, die anwesend war, jedoch lastet ihr die größte Schuld. Dies liegt daran, dass sie im Lager nach Vorlieben entschieden hat, wer hingerichtet werden sollte.

Die Gefangenen die ihr vorgelesen haben wurden nicht sofort umgebracht. Außerdem ist Hanna die Hauptschuldige im Prozess, da sie aussagt und die ganze Schuld auf sich nimmt. Obwohl ihr bei Siemens eine bessere berufliche Stellung als Vorarbeiterin angeboten wurde , entscheidet sich Hanna für die Tätigkeit in dem Konzentrationslager Ausschwitz.

Aus dem Grund erscheint sie als eine überzeugte Nationalsozialistin.

Hanna Schmitz ist eine Analphabetin und versucht es um jeden Preis geheim zu halten. Aufgrund dieser Schwäche hat sie schon mehrere Beförderungen abgelehnt, da sie befürchtet in der Gesellschaft nicht akzeptiert zu werden.

Wenn man diese Aspekte berücksichtigt, erkennt man, dass Hanna nicht aufgrund ihr starkes Selbstbewusstseins die Stelle angenommen hat, sondern weil sie keine andere Möglichkeit sah.

Philosophisch gesehen kann man den Begriff "Schuld" in drei Aspekte unterteilen. Der erste Aspekt ist die Gebrechlichkeit und Abweichung vom guten Willen. Dies bedeutet, dass man bewusst handelt, aber dennoch die Fehlern nicht berücksichtigt.

Die zweite Begriffsbestimmung ist das unmoralische Motiv. Dies wiederum bedeutet, dass man aus Notwendigkeit handelt, d.h. das man aussichtslos ist und keine andere Lösung weißt. Der dritte Aspekt ist die Bösartigkeit. Man tut die um anderen Schaden zuzufügen.

Nun komme ich zu unserem Beispiel im Buch "Der Vorleser". Hanna Schmitz, die meines Erachtens es nicht aus Bösartigkeit oder aus Gebrechlichkeit tut, sondern um ihren eigenen Scham zu decken und setzt das Leben anderer aufs Spiel.

Durch ihr Verlangen nach Bildung, welches an ihr mangelt, handelt sie egoistisch. Dabei denkt sie nicht daran, dass sie anderen Menschen, damit verletzt. Dadurch wird verdeutlicht, dass sie nicht unschuldig ist, sondern im Gegenteil eine gewisse Schuld mit sich trägt.

Da man das Denken und das Handeln bei einer Tat voneinander trennen sollte , ist somit Hannas Entscheidung ins KZ zu gehen und dort als Aufseherin zu arbeiten eine Reaktion auf ihre Angst, ihr Analphabetismus preiszugeben. Hannas Scham über ihr Unvermögen ist größer als die Scham als Hauptschuldige verurteilt zu werden.

Ein anderer Aspekt ist die ungenaue Beschreibung ihres Handelns im KZ. Es fehlen jegliche Informationen, ob Hanna ihre Aufgaben mit sadistischem Verhalten ausübte oder eher nur Anweisungen und Befehlen folgte.

Meiner Meinung nach trägt Hanna die Schuld an dem Verbrechen, denn sie könnte z.B eine andere Stelle annehmen, da viele Männer zu dieser Zeit als Soldaten in den Krieg zogen und es somit viele freie Arbeitsplätze gab. Jedoch sollte man Hanna von den anderen Aufseherinnen differenzieren, da sie meiner Überzeugung nach nicht aus politischen Gründen oder aus Hass die Menschen zu ihren Hinrichtungen geschickt hat, sondern eher um ihre Disposition als Analphabetin zu decken.

Am Anfang der Verhandlungen gab sich Hanna sehr naiv, ehrlich und ein sichtlich gegenüber der Ereignisse und ihrer Taten, andererseits wirkte sie bei der Verkündung ihrer Haftsprache sehr verletzt. Hannas Schuld besteht also nicht nur in der Ausübung als KZ-Aufseherin, sondern auch in ihrer Uneinsichtigkeit während des Prozesses.

Erst als Hanna während den Verhandlungen lesen und schreiben lernt, scheint sie ihre Schuld zu verstehen und einzugestehen.

Aus meiner Sicht ist ein Mensch erst dann schuldfähig, wenn sie ihrer Tat bewusst ist und moralisch wie auch psychisch in der Lage ist frei zu Denken und zu Handeln. Hanna konnte sich ihre Entscheidungen ohne jeglichen Einfluss frei aussuchen und ist deshalb in meinen Augen vollkommen schuldig.




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