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Beobachtungsprotokoll

Thema: Das Zusammenleben in einer Wohngemeinschaft


Da die Mietpreise in München immer weiter ansteigen, werden Wohngemeinschaften in München immer beliebter. Das Zusammenleben auf meist engstem Raum ist für viele eine neue Erfahrung und stellt sich anfangs als sehr ungewöhnlich dar. Ich teile meine Wohnung mittlerweile auch mit einem Student.

In zwei Monaten Wohngemeinschaft lernt man einiges dazu. Man muss tolerant sein, sich eingrenzen, Regeln definieren und vor allem Ordnung einhalten. Jede Situation in einer Wohngemeinschaft könnte man soziologisch hinterfragen.

Fast jeden Tag gegen Mittag beginnt die gleiche Diskussion, die Diskussion darüber was gekocht wird, wer kocht, und vor allem, wer den Abwasch tätigt. Hier wird der Begriff der sozialen Rolle stark verdeutlicht. Die zeichnet sich durch eine reziproke Verhaltungserwartung aus, und genau darum geht es im Zusammenleben mit seinem Mitbewohner.

Das Verhalten des Einen ist stark abhängig von dem des Anderen. Im Prinzip würde man davon ausgehen, dass man sich abwechselt. Das klappt allerdings nicht immer wie gewünscht. Deshalb versuchen viele Wohngemeinschaften eine Koch-und Abwaschplan zu erstellen. Anhand eines solchen wird klar wie vorinterpretiert unser Alltag eigentlich ist.

Wir sehen es als selbstverständlich an, dass nicht einer die ganze Arbeit erledigt, sondern dass man sich die Lasten aufteilt oder sich abwechselt. Dies trifft auch auf moderne Partnerschaften zu. Man fragt nicht immer nach ob man einem zu Hilfe gehen kann, sondern man tut es von selbst, weil die Menschen versuchen solidarisch zu sein.

Wenn jeder im Alltag nur auf sich achten würde und sich stets egoistisch verhalten würde, wäre die Welt unerträglich. Unser Verhalten ist stark abhängig von unseren Erfahrungen und den Bedingungen der Situation. Man muss beispielsweise tolerant sein wenn einer den Abwasch nicht sofort tätigt sondern wegen Zeitmangels bis zum folgenden Tag abwartet.


Der Reflexionsbedarf wird immer geringer. Während man sich anfangs noch missversteht und es Abstimmungsprobleme gibt, werden im Lauf der Zeit die Handlungen immer mehr zur Selbstverständlichkeit und wir tun dies und jenes ohne weiter drüber nachzudenken. Diese Verhaltensmuster ändern sich erst dann wieder, wenn sich auch die Lebenswelt verändert.

Beispielsweise ein neuer Mitbewohner verlangt neue Handlungen und man muss sein Verhalten neu anpassen. Unser Verhalten ist allerdings stark abhängig vom Verhalten der Anderen.

Wenn man sich das Zusammenleben in einer Wohngemeinschaft noch einmal näher anschaut kann man daran sehr gut den Begriff der doppelten Kontingenz erklären. In einer sozialen Begegnung wie zum Beispiel dem Zusammenleben mit seinem Mitbewohner kann man sich nie sicher sein wie der Andere auf eine gewisse Handlung oder ein gewisses Verhalten reagieren wird.

Man kann es nur anhand von Erfahrungen erahnen. Viele verschiedene Handlungen wären möglich, allerdings gibt es auch viele verschiedene mögliche Reaktionen. Eine Begegnung oder eine Unterhaltung ist also eine Situation mit ungewissem Ausgang. Jedes Individuum muss also zwischen den Alternativen wählen.

Die doppelte Kontingenz wird eindeutiger. Man stellt fest, dass Konflikte nur durch Kommunikation gelöst werden können. Verhalten kann nur dann angepasst werden, wenn klar wird wie der Gegenüber reagiert.

Das Leben in einer Wohngemeinschaft ist ein sozialer Lebensraum in dem man viele verschiedene soziale Aspekte genauer anschauen kann. Handlungen, Reaktionen und Rollen gehören hier zum Alltag und müssen gemeinsam agieren um eine funktionierende Wohngemeinschaft zu ermöglichen.


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