Exzerpt:
Grammatik und Textgestaltung
Schrodt, Richard (2010): Basiswissen
Grammatik. Von Nutzen und Notwendigkeit grammatischer Kenntnisse im
Schulunterricht mit besonderer Bercksichtigung des Gegenteils. In:
Ide. Informationen zur Deutschdidaktik 2/10, S. 22 32.
Gelesen und exzerpiert am 24. M舐z
2014
Inhaltliche Aspekte:
Begrndungsproblematik
der Schulgrammatik
Sprachliche
Basiselemente
Didaktische
Reduktionen
Bildungswissen
Basiswissen Grammatik: ein Fundament
ohne Geb舫de
(24/25)
Richard Schrodt
vergleicht das Basiswissen der Grammatik mit dem Fundament eines
Geb舫des.
Ein Fundament ohne Geb舫de
ist mehr oder weniger nutzlos, ein Geb舫de
ist andererseits auf das Fundament angewiesen. Diese abh舅gige
Wechselbeziehung besteht auch zwischen grammatischem Basiswissen und
anderen sprachlichen Aspekten.
“Die Begrndungsproblematik der
Schulgrammatik hat wenigstens eines eindeutig erwiesen: die
Unmlichkeit, das Fundament vom Geb舫de
her zu errichten.(S. 24)
Meiner
Meinung nach ist die Beherrschung von grammatikalischen
Grundstrukturen die Voraussetzung fr die Gestaltung und Rezeption von
sprachlichen ?u?erungen,
ich stimme also Schrodt vollauf zu. Die Metapher, welche der Autor
verwendet, beschreibt die Symbiose von Grundwissen und darauf
aufbauende Strukturen sehr treffend.
Was das Basiswissen Grammatik
enthalten muss (25/26)
Grundlage der Grammatik sind
гprachliche Universalien wie die Kategorien Тatzund Цort Weiters
z臧len
hierzu auch noch kleinere Elemente, wie Wortarten, Deklination und
Konjugation. Richard Schrodt bezieht sich hier auf Hans Glinz,
welcher die operationale Satzgliedanalyse ins Leben gerufen hat. Bei
dieser Analyse werden Satzglieder auf Grund ihrer grammatischen Form
und Funktion differenziert.
Ich bin der Meinung, dass solche
Analyseverfahren fr die Oberstufe durchaus sinnvoll sind. Da es sich
aber um eine komplexe Kategorisierung handelt, wrde ich dieses
Verfahren eher in den heren Klassen vorstellen und anwenden. Es
werden gewisse Voraussetzung nig sein, um die Analyse berhaupt
durchfhren zu knen (bekannte Problemfelder wie die Unterscheidung
Adjektiv und Adverb, pr臈ikative
Fgunen usw. mssten vorher gezielt behandelt werden.) Nichtsdestotrotz
lernen die Schler Satzglieder ad舍uat
zu analysieren. Auch eignet sich diese Analyse sowohl zur
individuellen Auseinandersetzung mit Satzgliedern, andererseits kann
man sie auch in eine Gruppenarbeit integrieren.
Was das Basiswissen Grammatik nicht
enthalten muss (26/27)
„Didaktisierung
bedeutet meist Verkrzung [...]. Doch Verkrzungen drfen nicht ins
Falsche mnden. Wir brauchen also so etwas wie eine Theorie
der sinnvollen Verkrzungen [...].(S.
26)
Im Unterricht kann man oft Bereiche
weglassen, ohne dass das Lernen bzw. Verstehen von grammatischen
Strukturen darunter leidet. Als Beispiel nennt Schrodt den
attributiven Genitiv. Sobald die grundlegende Funktion der
Attribution verstanden wird, meint Schrodt, kne man verschiedene
Beziehungen des Genitivs (zB explicativus, partitivus usw) weglassen.
Ich stimme hier dem Autor zu, dass
im Grammatikunterricht durchaus auf einige sprachliche Ph舅omene
verzichtet werden kann. Es z臧lt
nicht immer die Quantit舩,
also mlichst viele Strukturen und Wissen zu vermitteln, sondern
vielmehr sich auf die wichtigen Basiselemente zu konzentrieren, und
diese dafr verst舅dlich
und handlungsorientiert zu vermitteln. Es hat fr mich wenig Sinn,
grammatische Strukturen auswendig zu lernen, viel sinnvoller ist es,
sich auf die grundlegenden Aspekte zu konzentrieren und diese auch zu
verstehen. Auf diese Grundlage knen dann noch andere grammatische
Strukturen aufgebaut werden. Ich glaube auch, dass diese Мethodeauch
auf andere Bereiche des Deutschunterrichts zutrifft. Behandelt man
beispielsweise ein Gedicht, so ist es wichtig, dass Schler bei ihrer
Interpretation Zusammenh舅ge
mit den kulturhistorischen Aspekten erkennen, die Tiefe des Gedichtes
verstehen und sich auch ihren individuellen Gedanken im Bezug auf den
Text widmen. Doch leider wird im allt臠lichen
Deutschunterricht oft auf das Auswendiglernen von Stilmitteln zu viel
Wert gelegt. Natrlich sind Stilmittel wie Anaphern oder
Alliterationen zu erkennen, doch sich dieses Wissen anhand von
Хokabellernenanzueignen erscheint mir mehr als fraglich.
Sinnvolle und unsinnige Reduktionen
am Beispiel der Satzklammer (27 - 29)
Richard Schrodt betont in diesem
Abschnitt, dass manche Reduktionen durchaus fragwrdig sind. Als
Beispiel nennt er die Satzklammer, welche eine bekannte
Unterscheidung in Vorfeld-Mittelfeld-Nachfeld ermlicht Schrodt
meint, dass hier eine Verkrzung als falsch betrachtet werden soll, da
es sich um komplexe Stellungsregeln handelt, welche keine Reduktionen
erlauben. Weiters kritisiert der Autor ?bungen,
in welchen das Satzglied Subjekt
als
жer etwas tutbeschrieben wird, da es sich hierbei um eine
Verfestigung falschen grammtaischen Wissens handelt.
Das Subjekt ist keinesfalls immer
ein Agens, obwohl ich meiner eigenen Schulzeit wei゚,
das viele (wenn auch veraltete) Grammatikbcher dies implizieren.
Vom Bildungswert der Grammatik
(29/30)
In Bezug auf den Grammatikunterricht
knpft Schrodt an das Bildungswissen an. Laut Max Scheler, den Schrodt
hier angibt, dient Bildungswissen der Еrweckung geistiger
Perslichkeitskr臟te
Grunds舩zlich
wird davon ausgegangen, dass nicht die Sachgegenst舅de
als solche im Mittelpunkt stehen, sondern vielmehr kognitive Aspekte
und damit verbunden die Realisierung von Grundbausteinen und
Wirkungsweisen einer Sprache.
Meiner Meinung nach ist
Bildungswissen hier sehr gut definiert. Wenn man sich mit einer
Sprache besch臟tigt,
spielen persliche Zusammenh舅ge
durchaus eine Rolle. Heutzutage wird immer mehr versucht, Grammatik
funktionsbezogen zu behandeln. SchlerInnen sollen sich aktiv und
individuell mit grammatischen Ph舅omenen
auseinandersetzen, es soll ein Bezug zur Sprachwirklichkeit entstehen
und realit舩snahe
Kommunikation soll vermittelt werden. Wenn ich an meine eigene
Schulzeit zurck denke, so muss ich mit Bedauern feststellen, dass wir
an einem sehr дraditionellenGrammatikunterricht teilnahmen. Das
Auswendiglernen von Satzstrukturen ohne jeglichen perslichen oder
realen Bezug zur Wirklichkeit war blich.
Die Naturwissenschaften als Vorbild
(30/31)
„Die Grammatik einer Einzelsprache
ist ein hochkomplexes Gefge von Zeichenrelationen, deren Komplexit舩
es durchaus mit manchen
physikalischen Gesetzlichkeiten aufnehmen kann.(S. 30)
Ich kann dem Autor abermals nur
zustimmen, denn die Beherrschung grammatischer Strukturen ist fr
viele SchlerInnen eine gro゚e
Herausforderung.
Meiner Meinung nach, kann man aber
mit den richtigen Methoden und handlungsorientierten Zug舅gen
dieser Komplexit舩
entgegenwirken.
Wie bereits oben erw臧nt
ist nicht das Auswendiglernen von Satzstrukturen der Schlssel,
sondern die Visualisierung von satzgrammatischen Strukturen. Um dies
zu ermlichen bedarf es als Lehrer viel Vorbereitungszeit und
Investitionen, doch so bekommen die SchlerInnen einen wirklichen
Bezug zur Sprache. Ganz elementar sind kommunikative ワbungen,
in denen SchlerInnen sich aktiv mit einer Sprache bzw. deren
Grammatik auseinandersetzen knen. Paardialog, Karussellgespr臘h
oder Spiele, welche eine ad舍uate
Lernsituation schaffen, eignen sich meiner Meinung nach besonders
gut, um grammatische Strukturen zu ben. Natrlich wird man nicht
g舅zlich
auf einfhrende Theorie seitens der Lehrperson als Frontalvortrag
verzichten knen, doch das eigentliche Verst舅dnis
ergibt sich erst durch die Realisierung und Anwendung der Strukturen.
Didaktischer Anhang
Im
letzen Abschnitt verweist der Autor auf weitere Werke welche
Grammatikunterricht behandeln.
Das
behandelte Kapitel von Richard Schrodt gibt Anregungen bezglich
Methoden, Lehr- und Lernziele des Grammatikunterrichts.
Sprachdidaktische Grundfragen wie Цas muss man wissen?oder Цas muss
man lernen?werden behandelt. Gleichzeitig geht der Autor aber auch
ganz gezielt der Frage nach, worauf man verzichten kann. Dass
Grammatikunterricht essentiell ist, l舖st
sich meiner Meinung nach nicht beschreiten. Wichtig ist jedoch, wie
man die Lerninhalte als LehrerIn gestaltet.
Weiters
l舖st
sich feststellen, dass der Artikel fr angehende LehrerInnen durchaus
Resonanz findet, indem er zum Nachdenken anregt. Die praktische
Anwendung fr den Deutschunterricht muss seitens der LehrerInnen
jedoch selbst erdacht werden.
Mich
perslich hat der Text animiert, ber Grammatikunterricht und
Unterrichtsbeispiele nachzudenken und Lehr- und Lernziele zu sammeln.
Neben der Einsicht in Bau und Struktur einer Sprache soll auch
analytisches Denken und die F臧igkeit
zu kommunizieren
vermittelt
werden. Au゚erdem
soll das Sprachbewusstsein, zum Beispiel durch entdeckendes Forschen
von Texten, Analysieren und Kategorisieren sprachlicher Strukturen,
die Schler dazu fhren, selbst eine Grammatik zu entwickeln, welche
situationsorientiert, zum Beispiel auch im Literaturunterricht,
angewendet werden kann.