Bahnwärter Thiel
Hausarbeit Novellen
Zentraler Konflikt
Der
zentrale Konflikt im Buch besteht darin, dass Bahnwärter Thiels zweite Frau
Lene den Sohn aus der ersten Ehe von Thiel, Tobias, misshandelt. Diese
Abneigung von Lene gegenüber Tobias entsteht dadurch, dass Vaters erste Liebe
zu Minna, welche im Wochenbett verstirbt, wieder entbrennt und dieser nach
einiger Zeit schon fast in einer Fantasiewelt mit ihr lebt. Als dann Lene ein
gemeinsames Kind mit Thiel gebärt, schlägt ihre anfängliche neutrale
Freundschaft in unverkennbare Abneigung gegen Tobias um. Eine schlimme Zeit für
Tobias beginnt, wovon Thiel selbst aber lange nichts erfährt. Nach meiner
Analyse ist die Bindung von Thiel an Tobias sehr gross, da Tobias das Einzige
ist, was ihm von seiner früheren Frau Minna geblieben ist. Deshalb verstärkt
sich seine Wut noch mehr, als er erfährt wie Tobias misshandelt wird.
Thiel hat
nur so schnell geheiratet, weil er jemand brauchte, der sich um Tobias kümmert,
der den Haushalt führt und seine sexuellen Bedürfnisse befriedigt. Da Thiel
noch sehr an seiner ersten Frau hängt und nicht weiss, ob er Lene lieben oder
hassen soll, hat er einen inneren Konflikt. Um jedoch Konflikte mit Lene,
welche eine herrschsüchtige Gemütsart und eine Streitsucht hat, zu vermeiden,
ordnet er sich ihr unter und nimmt dafür sogar die Misshandlung des eigenen
Sohnes Tobias in Kauf. Durch diese persönliche Einstellung von Thiel den
Konflikt zu vermeiden, leidet nun der Sohn stark unter Lene welche ihn oft
beschimpft.
Schuld
An den
Misshandlungen selbst sind Thiel und Lene schuld. Da Lene sich nicht damit
abfinden kann, dass Thiel sie nur zweckmässig braucht und geistig noch sehr mit
Minna verbunden ist, misshandelt sie den Jungen. Ich denke, wenn Thiel
eingegriffen hätte, hätte das Ausmass der Zankereien sicherlich auf ein Minimum
reduziert werden können, weshalb ich auch Thiel als mitschuldig betrachte.
Die Schuld
am Tod von Tobias trägt hauptsächlich Lene. Ich stütze mich dabei auf die
Aussage von Bahnwärter Thiel ab, denn er hat Lene nachgerufen, sie solle den
Jungen vom Gleise fern halten, was Lene jedoch nur mit einem Achselzucken
erwiderte. Die Vermutung, dass sie den Jungen aus den Augen gelassen hat, liegt
nahe, da sie ja Tobias nicht leiden konnte. Als Lene das Ausmass der
angerichteten Katastrophe bewusst wird, redet sie sich ein, unschuldig zu sein.
Einen kleinen Teil der Schuld trifft Tobias selbst. Wäre er nicht zu nahe, an
beziehungsweise auf die Bahngleise gegangen, hätte sich die ganze Geschichte
nicht zugetragen. Doch aus Erfahrung weiss man ja, dass Kinder Gefahren nicht
einschätzen können. Deshalb kann man ihm wirklich nur einen sehr kleinen Teil
der Schuld zuweisen. Bahnwärter Thiel trifft nach meiner Analyse keine Schuld
wegen des toten Tobias.
Erst im
weiteren Verlauf der Handlung wird Thiel schuldig. Als Folge seines Wahns
löscht er seine ganze Familie aus, weil er keinen Ausweg mehr sieht. Dies
könnte auch daran liegen, dass Thiel den Konflikten immer ausgewichen ist und
er wenn nötig nachgegeben hat. Da Thiel des öfteren mit seiner gestorbenen Frau
kommuniziert, mit welcher er auch abmachte, die Familie mit dem Küchenbeil zu
töten, kann man sagen, dass Thiel eine Art Totenkult ausführt. Deshalb könnte
man bei einem richterlichen Schuldspruch bei Thiel mit mildernden Umständen
rechnen, da er eine Neigung zum Wahnsinn hat.