Der Autor Berthold Brecht Friedrich
Dürrenmatt Rainer Kipphardt
Bertold
Brecht wurde am 10. Februar 1898 in Augsburg geboren. Sein Literaturstudium –
nebenbei studierte er noch Naturwissenschaften und Medizin – wurde durch den
ersten Weltkrieg unterbrochen, eine Zeit, die ihn zum erbitterten Kriegsgegner
machte.
In diesem Jahr schrieb er sein erstes Drama "Baal", das 1922 an den
Münchner Kammerspielen, wo Brecht als Dramaturg wirkte, uraufgeführt wurde und
seinen Ruf als Dramatiker begründete. 1924-26 war Brecht Dramaturg bei Max
Reinhardt in Berlin 1927 wurde "Mann ist Mann" urauf-geführt und
seine erste Gedicht-sammlung "Hauspostille" herausgegeben. 1928
gelang ihm mit der von Kurt Weill vertonten "Dreigroschenoper" ein Welterfolg.
1933 nach der Machtübernahme von Adolf Hitler begann Brechts Weg ins Exil.
Seine Stücke waren verboten worden und 1935 wurde ihm auch die
Staatsbürgerschaft entzogen. So begann Brechts lange Reise mit vielen Stationen
über Prag und Paris nach Dänemark, dann über Schweden nach Finnland und
schließlich im Jahre 1941 über Moskau und Wladiwostok in die USA, wo er sich
mit seiner Frau, der Schauspielerin Helene Weigel, in Kalifornien niederließ.
In den Jahren des entstanden seine wichtigsten Werke, wie so großartige Dramen
wie "Mutter Courage und ihre Kinder". "Der kaukasische
Kreidekreis" oder "Das Leben des Galilei" Das war das einzige
Stück, das in den USA aufgeführt. Brecht verließ die Vereinigten Staaten im
Jahre 1947 und zog nach Ost-Berlin, wo er mit seiner Frau 1949 das "Berliner
Ensemble" gründete, das zu einer der wichtigsten Experimentierbühnen
Europas wurde. Im "Berliner Ensemble" kamen dann endlich die
"Mutter Courage" und andere Brecht-Stücke zur Aufführung. Brecht
starb am 14. August 1956 in Berlin. Friedrich Dürrenmatt wurde 1921 in
Bern geboren. Nach dem Gymnasium studierte er Theologie, Philosophie und
Germanistik. Ursprünglich wollte Dürrenmatt Maler werden, er illustrierte
später auch manche seiner Stücke und verfasste zum Teil auch ganze
Bühnenbilder. Schon während seines Studium schrieb er seine ersten Erzählungen.
Dürrenmatts erstes Stück „Es steht geschrieben“ wurde 1946 veröffentlicht.
Zahlreiche weitere Stücke folgten. 1947 heiratete er die Schauspielerin Lotti
Geißler. 1950 wurde sein erster Kriminalroman „Der Richter und sein Henker“,
der als Fortsetzungsroman in der Zeitschrift „Der schweizer Beobachter“
erschien, ein großer Erfolg. Einen weiteren weltweiten Erfolgt erzielte er 1956
mit der Uraufführung seiner Komödie „Der Besuch der alten Dame“. Das Theaterstück
„Die Physiker“ wurde in der Theatersaison 1962/63 das erfolgreichste Stück. Ab
1966 begann er fremde und eigene Stücke für das Theater zu bearbeiten, so wie
Goethes "Urfaust". Er bevorzugte als Dramatiker die Form der
Tragikomödie verbunden mit Elementen der Satire und des schwarzen Humors.
Friedrich Dürrenmatt starb 1991 in der Schweiz.
Heinar
Kipphardt wurde am 8. März 1922 Schlesien geboren. Nach seinem Medizinstudium
arbeitete er zunächst als Facharzt für Psychiatrie. Nebenher besucht er
Vorlesungen über Philosophie und Theaterwissenschaften. Noch als Arzt
veröffentlichte er seine ersten Gedichte unter dem Titel "Es ist noch
nicht zu Ende". Von 1951 bis 1959 war er Chefdramaturg am Deutschen Theater
Berlin, kündigte den Vertrag nach Ausein-andersetzungen um den Spielplan aber
auf. Kurz vor dem Bau der Berliner Mauer übersiedelte Kipphardt 1959 in die
Bundes-republik, war kurze Zeit Dramaturg am Schauspielhaus in Düsseldorf und
ließ sich 1960 in München nieder; wo er als freier Schriftsteller lebte bzw. 3
Jahre Chefdramaturg der Münchner Kammerspiele war.
Er starb 1982 in München.
Er
schrieb zahlreiche Erzählungen wie z.B. "Fremd stirbt ein junger
Bruder" und
"Späte
Erkenntnis", Theaterstücke wie die das Lustspiel "Die Stühle des
Herrn Szmil" die Komödie "Die Nacht, in der der Chef geschlachtet
wurde.“
1964
war dann die Premiere des Fernseh-Dokumentarspiels "In der Sache J. Robert
Oppenheimer". Das Stück wird auch als Bühnenfassung in West- und
Ost-Deutschland ein Erfolg.
Das Stück Das
Leben des Galileo Die
Physiker In der Sache J.
Robert Oppenheimer
Inhalt Dieses Schauspiel
erzählt die Geschichte des Astronomen und Mathematikers Galileo Galilei.
Galilei
lehrt
1609 in Padua als Universitätsprofessor das Ptolemäische Weltbild – die Erde
ist das Zentrum des Universums -, welches von der Kirche anerkannt wird.
Außerdem konstruiert er in dieser Zeit sein Fernrohr. Als Hofmathematiker in
Florenz beobachtet Galilei durch sein Fernrohr, dass die Mondoberfläche uneben
ist und ebenso wenig selbst leuchtet wie die der Erde. Außerdem entdeckt er die
vier Jupitermonde, die er die "mediceischen Gestirne" nennt. Eines
Tages fällt ihm auf, dass einer dieser vier kleinen "Sterne". Er kann
sich die Beobachtung nur dadurch erklären, dass der Jupiter die Sicht
verstellt, der "Stern" sich also hinter dem Planeten befindet. Das
widerspricht jedoch dem Ptolemäische Weltbild und befürwortet das Weltbild des
Kopernikus.
Die
Kirche lädt Galilei nach Rom ein, wo der Chefastronom des Vatikans die
Berechnungen Galileis überprüft - und nach einigen Stunden deren Richtigkeit
anerkennt. Die Theologen und Inquisitoren aber bezeichnen die Lehre von
Kopernikus als "töricht, absurd und ketzerisch im Glauben".
Am
Tag, als sich Galileis Tochter Virginia verloben will, schwört Galilei unter
Druck auf das Weltbild des Ptolemäus. Acht Jahre lang hält sich Galilei an das
kirchliche Verbot. Als dann aber der Mathematiker Urban VIII. Papst wurde,
schöpft Galilei neue Hoffnung und beginnt unverzüglich, sich mit den
Sonnenflecken zu beschäftigen, um zu beweisen, dass sich die Erde um die Sonne
dreht. Seine Tochter verliert dadurch allerdings ihren Bräutigam, da der sich
weigert, das Kind eines "Ketzers" zu heiraten.
Mit
Einverständnis der Kirche erscheint 1632 Galileis "Dialog über die beiden
hauptsächlichen Weltsysteme", doch als der Papst merkt, dass die
Öffentlichkeit das Buch als überzeugende Beweisführung für Kopernikus auffasst,
lässt er Galilei verhaften. Schon als Galilei die Folterinstrumente gezeigt
werden, schwört er nochmals alles ab. Bis zu seinem Tod lebt Galilei als
Gefangener der Inquisition in einem Landhaus außerhalb von Florenz. Einer
seiner ehemaligen Schüler besucht ihn dort. Galilei erzählt ihm,. Dass seine
Bewacher ihn zwar nicht am Schreiben hindern, aber ihm jede Seite sofort
wegnehmen. Heimlich habe er jedoch eine Kopie seines Hauptwerkes „Discorsi“
angefertigt, die sein Freund nun über die Grenze schmuggeln solle. Der meint
begeistert, sein ehemaliger Lehrer habe doch nicht aus Feigheit widerrufen,
sondern um dieses wichtige Werk vollenden zu können. Aber Galilei gesteht: „Ich
habe widerrufen, weil ich den körperlichen Schmerz fürchtete.“ „Die
Physiker“ sind eigentlich ein Kriminalstück. Die Geschichte spielt
in einem Privatsanatorium in der Schweiz der sechziger Jahre. Im älteren Teil
des Sanatoriums wohnen nur mehr 3 Männer, die zufälligerweise alle Physiker
sind.In
diesem Sanatorium, das eigentlich eine Irrenanstalt ist, wurde eine Krankenschwester
erwürgt. Der Täter war ein Irrer, der Physiker Ernesti, der sich für Einstein
hält. Doch dieser Mord, dieser Vorfall wie man es im Sanatorium sagen muss, war
nicht der erste dieser Art. Erst 2 Monate zuvor hatte ein anderer der drei
Bewohner, Georg Beutler, der sich selbst für Newton hält, ebenfalls eine
Krankenschwester erwürgt.
Die Polizei hat hier nicht viel zu sagen, da die Männer ja krank sind. Aufgrund
des zweiten Mordes gibt der Polizeiinspektor der Leiterin der Anstalt, Fräulein
Dr. Mathilde von Zahnd den Rat, starke Männer an Stelle der Krankenschwestern
als Pfleger einzusetzen.
Kurz nachdem der Inspektor
gegangen ist, kommt Frau Rose, die sich vom 3. Physiker, Herrn Möbius, der
vorgibt, König Salomo sei ihm erschienen, hatte scheiden lassen mit ihrem neuen
Mann und ihren drei Kindern. Sie wollen sich verabschieden, weil sie auswandern
wollen. Möbius fragt seine 3 Söhne nach ihren Berufsvorstellungen. Und als
einer von ihnen sagt, er wolle Physiker werden, beginnt Möbius den Irren zu
spielen und wirft seine Familie hinaus. Einige Zeit später kommt die Krankenschwester
Monika, die Möbius ihre Liebe gesteht und ihm erklärt, sie beide könnten aus
dem Irrenhaus wegziehen. Daraufhin erdrosselt
Möbius die Krankenschwester.
Nun kommen riesige Pfleger, die Türen werden versperrt und die Fenster
vergittert.
Beim Mittagessen gesteht Newton den beiden anderen Physikern, dass er
eigentlich Kilton, der Begründer der Entsprechungslehre, ist und er Möbius für
einen Geheimdienst ausspionieren wollte. Daraufhin gibt Einstein zu, dass auch
er nicht verrückt ist. Er heiße Eisler, sei der Entdecker des Eisler-Effektes,
und arbeite ebenfalls für einen Geheimdienst.
Zuletzt gibt auch Möbius zu, dass er nicht verrückt ist. Er sei aber hinter das
Geheimnis der Schwerkraft gekommen und er fürchte, dass seine Entdeckung für
die Menschheit verheerende Folgen hätte.
Aus diesem Grund ist er in das Irrenhaus geflüchtet.
Sie reden darüber, dass sie als Physiker zu forschen hätten, wie die Ergebnisse
aber verwendet werden, liege nicht in ihrer Verantwortung.
Möbius gibt bekannt, dass er seine Manuskripte verbrannt hätte, weil er die
Menschheit nicht für reif halte.
Da erscheint die Fräulein Dr. von Zahnd und die Physiker müssen erkennen, dass
ihre wahre Identität längst bekannt ist. Fräulein Dr. von Zahnd hat alle
Manuskripte von Möbius fotokopiert und will alle Ent-deckungen im Auftrag
Salomos, der auch ihr erscheint, zur Weltherrschaft ausnutzen. Es zeigt sich,
dass die Irrenärztin selbst geisteskrank ist. Die Physiker selbst sind durch
die Morde als gefährliche Geistes-kranke im Irrenhaus eingeschlossen. Eine
Lösung aus dem Dilemma weiß auch Dürrenmatt nicht.
Im Dokumentarstück
„In der Sache J. Robert Oppenheimer" gibt Heinar Kipphardt ein
Anhörungsverfahren wahrheitsgetreu wieder, das am 12. April 1954 gegen den
Atomphysiker Oppenheimer eingeleitet wird. Dort soll geklärt werden, ob sich
der Physiker, nachdem das Atombomben-projekt abgeschlossen wurde, bei einem
weiteren Projekt des amerikanischen Militärs - dem Bau der Wasserstoffbombe -
loyal und zuverlässig verhalten hat oder nicht. Das Verhör findet in einem
gesicherten Raum im Gebäude der Atomenergiekommission in Washington statt. Der
Sicherheitsausschuss besteht aus drei Männern: Gordeon Gray, einem
Zeitungsverleger und ehemaligen Staatssekretär im Kriegsministerium, Ward V.
Evans, einem Chemieprofessor und Thomas A. Morgan, dem Generaldirektor der
Atomausrüstungs-Company. Oppen-heimer sagt aus, dass der Abwurf der Atombombe
eine politische Entscheidung gewesen und er nicht selber entschieden habe, ob
und wo sie abgeworfen werden sollte. Trotz seiner moralischen Skrupel habe er
engagiert an der Entwicklung der Atombombe gearbeitet, was später jedoch bei
der Wasserstoffbombe ganz anders gewesen sei. Im weiteren Verlauf des
Verfahrens werden Oppenheimers kommunistische Beziehungen erläutert, die
offensichtlich eine große Rolle in der Frage der Sicherheitsgarantie spielen.
Oppenheimer gibt auch zu, dass er während er an einem Geheimprojekt arbeitete,
zeitweise Sympathien für die kommunistische Politik gehabt, was für die
Mitglieder des Sicherheitsausschusses natürlich nicht tragbar ist. Der Zeuge
Lansdale, ein ehemaliger Geheimdienst-offizier, ist der Ansicht, dass
Oppenheimer ein Kommunist sei, er ihm jedoch zu damaliger Zeit durchaus die
Sicherheits-garantie zugesprochen hätte, weil er von Oppenheimers Arbeit
überzeugt gewesen sei. Im zweiten Teil des Stückes erfährt man, dass die
Öffentlichkeit über dieses Verfahren informiert wurde, obwohl dies dringendst
vermieden werden sollte. Zu diesem Zeitpunkt soll erörtert werden, ob die Loyalität
gegenüber einer Regierung und einem solchen Kriegsprojekt mit der Loyalität
gegenüber der Menschheit vereinbart werden kann. Oppenheimer ist im Zweifel.
Einerseits musste er sein Bestes für die Regierung geben, andererseits wusste
er um die Folgen, die durch die Entwicklung oder durch den Einsatz einer
H-Bombe entstehen könnten. Er war nur mehr bereit, beratend mitzuarbeiten.
Edward Tellers, der Leiter des Wasserstoff-Bomben-Projekts anschließende
Aussage belastet Oppenheimer schwer. Auch Griggs, Chefwissenschaftler der Air
Force, trägt sehr viel zur negativen Darstellung Oppenheimers Arbeit dar. Erst
der nächste Zeuge, der Physiker Rabi, ein Freund Oppenheimers versucht,
eventuelle Irrtümer zugunsten seines Freundes richtigzustellen, und sagt aus, dass
auch er nicht an Oppenheimers Loyalität zweifle. Nach einer Verfahrensdauer von
mehr als einem Monat ergehet das Urteil. Mit zwei zu einer Stimme wird
beschlossen, dass Oppenheimer die Sicherheitsgarantie nicht wiedererteilt
werden kann, da ihm grundsätzliche, charakterliche Mängel nachzuweisen seien.
Im Schlusswort, das übrigens vom Autor frei erfunden und eingefügt wurde,
kündigt Oppenheimer selber seinen Rücktritt als Atomwissen-schafter in
Kriegsprojekten an. Er ist sich keiner Schuld bewusst, sondern sieht sich
"als Opfer einer bestimmten politischen Konstellation".
Der
historische Hintergrund
Die
geozentrische Idee beruht auf Aristoteles und Ptolemäus. Sie nahmen an, dass
die Erde der Mittelpunkt des Universums sei und dass sich alle Planeten in Kreisen
um die Sonne bewegen.
Kopernikus
gab den geozentrischen Standpunkt auf. Seine wichtigsten Thesen sind:
- Die Erde dreht sich täglich um die eigene Achse, die tägliche Bewegung der
Gestirne ist also nur scheinbar.
- Die Sonne ist ruhend und das Zentrum des Universums und die Erde umkreist
sie.
- Die Erde ist nur ein Planet unter vielen, die die Sonne umkreisen, und
hat keine Sonderstellung im Universum.
Kopernikus
löste so den Konflikt zwischen Kirche und Naturwissenschaft aus. Vor Kopernikus
wurde unter Naturwissenschaft die Erklärung von Naturphänomenen durch Studium
und Auslegung der Bibel verstanden. Die Bibel wurde noch nicht metaphorisch
gedeutet, sondern man hielt sich recht genau an ihren Wortlaut. Berechnungen
und Messungen waren als Methoden der Wahrheitsfindung von der Kirche nicht
akzeptiert. Die Kirche behielt diese Auffassung der Naturwissenschaft noch
lange bei, während die Naturwissenschaftler selbst sich ganz anderer Methoden
bedienten. Durch diese Ablehnung naturwissenschaftlicher Grundprinzipien war
ein Konflikt zwischen Naturwissenschaftlern und Kirche vorprogrammiert. Galilei
war der erste, der die These Kopernikus´ auch gegen den Widerstand der Kirche
behauptete.
Erst 1992 –
350 Jahre nach Galileis Tod wurde er offiziell von der Kirche rehabilitiert.
Papst Johannes Paul II. stellt fest, Galilei sei Unrecht geschehen, als ihn die
Inquisition im Jahre 1633 unter Folterdrohung zwang, dem koperni-kanischen
Weltbild abzuschwören. Der Papst gesteht den Richtern der Inquisition aber zu,
sie hätten „guten Gewissens" gehandelt." Die Geschichte des
Physiker Möbius ist nicht erfunden, sondern steht für Albert Einstein, der mit
seinen Erkenntnissen den Grundstein für den Bau einer Atombombe lieferte.
Nachdem Einstein die Gefährlichkeit seiner Erfindung erkannte, konnte er deren
Herstellung nicht verhindern. Im Juli 1939 erfuhr Einstein über die
kriegstechnischen Möglichkeiten, die sich aus der Uranspaltung mit
Kettenreaktion und Massendefekt – der Formel E = m.c² - ergeben könnte. Kurz darauf
unterzeichnete er einen Brief an Präsident Roosevelt, in dem darauf hingewiesen
wird, dass die Kernspaltung des Elements Uran zu einer wichtigen Energiequelle
und insbesondere zur Herstellung neuer Bomben von höchster Detonationsgewalt
nutzbar gemacht werden könne. Außerdem berichtete er über die Anstrengungen
deutscher Wissenschaftler auf diesem Gebiet .Die Unterzeichnung des Briefes an
Roosevelt war Einsteins einziger, wenn auch womöglich wichtiger Beitrag zur
Entwicklung der Atombombe. An den wissenschaftlichen Arbeiten wurde er nicht
mehr beteiligt, z.T. weil er sich inzwischen mit seinen vergeblichen Versuchen
zur Formulierung einer einheitlichen Feldtheorie und seiner Ablehnung der
Quantentheorie isoliert hatte, z.T. weil er als Kommunistenfreund als politisch
unzuverlässig galt.
1936 vereinbarten
Japan und das Deutsche Reich ein Abkommen zur Abwehr der Kommunistischen
Internationale. Dieses Abkommen richtete sich insbesondere gegen die UdSSR. Die
Mitgliedsstaaten vereinbarten Neutralität im Falle eines Krieges. Italien,
Ungarn, Spanien, Rumänien u.a. Staaten schlossen sich diesem Pakt an. Als
Gegeninitiative verbündeten sich die USA, Großbritanien und die UdSSR zur
Anti-Hitler-Koalition mit dem Ziel, das faschistische Naziregime zu überwinden.
Seit 1941 arbeiteten in den USA Wissenschaftler an der Herstellung einer Bombe,
die freiwerdende Kernbindungsenergie zur Zerstörung benutzen sollte. In
Deutschland war 1938 Otto Hahn die Atomspaltung erstmalig gelungen, und nun
glaubten die Wissenschaftler in den USA, unter denen sich Emigranten aus den
europäischen Diktaturen befanden, sie ständen im Wettlauf mit Deutschland. Das
traf jedoch nicht zu und die erst nach der Niederlage Deutschlands
einsatzbereite Bombe wurde gegen Japan eingesetzt. Der Krieg in Europa war im
Mai 1945 vorbei, der Krieg gegen Japan ging vier Monate später mit weltweitem
Schrecken zu Ende. Am 6. August 1945 zündeten die Amerikaner über Hiroshima die
erste Atombombe, die mit einer riesigen Druck- und Feuerwelle den Stadtkern vernichtete
und das umliegende Gebiet radioaktiv verseuchte. Von 320.000 Einwohnern starben
200.000, unzählige wurden schwer verletzt .Als noch eine zweite Atombombe auf
Nagasaki fiel, die 130.000 Tote forderte, kapitulierte Japan bedingungslos.
Der Vergleich In seinem Lehrstück
befasst sich Brecht mit der Verantwortung der Wissenschaft gegenüber der
Menschheit. Galilei ist sicher der erste moderne Physiker, der sich gegen die
Kirche stellt. Das Kernproblem ist, ob die Wissenschaftler die Verantwortung
für die sozialen und politischen Folgen ihrer Erfindungen übernehmen müssen
oder ob das durch eine Art hypokratischen Eid, den die Ärzte ablegen müssen,
also einen Eid, dass auch Wissenschaftler ihr Wissen einzig zum Wohl der
Menschheit anwenden dürften, sichergestellt werden könnte. Brecht stellt den
Naturwissenschaftler als Träumer, der den hypokratischen Eid einführen will,
für eine bessere Welt hin. Das Stück Dürrenmatts wird als als eine „absurde
Komödie“ bezeichnet. Es wird das Problem der Auswirkungen von
Erkenntnissen in der Physik auf die Menschheit behandelt. Vor allem die
Erfindung der Atombombe gaben den Anstoß für dieses Werk. In erster Linie geht
es Dürrenmatt um die Verantwortlichkeit der Wissenschaftler für die
Konsequenzen ihrer Forschungen, aber im Weiteren auch um die Frage, wer diese
Verantwortung tragen soll, wenn die Wissenschaftler es nicht tun. Es wird aufgezeigt,
dass niemand nach freiem Willen handeln kann, sondern sich dem Willen anderer
unterwerfen muss. Es scheint, dass es für Dürrenmatt keinen Unterschied
zwischen den Menschen in der UdSSR und den USA gibt. So stellt er auch seine
Agenten im Buch dar. Und beide politischen Systeme benutzen die Wissenschaft
nur als Diener um ihre Macht zu erweitern. Der Physiker Möbius entdeckt eine Formel, die
alle Probleme der Physik löst. Er erkennt, welche Macht in dieser Formel steckt
und opfert sein Leben als freier Mensch, nur um die Menschheit vor dem
Untergang zu bewahren. Am Ende erkennt er, dass alles umsonst war: "Was
einmal gedacht wurde, kann nicht mehr zurückgenommen werden " Bei
Dürrenmatt ist der Naturwissenschaftler Gefangener der Geschäftsleute und der
Politiker. Klipphardt
zeigt in seinem Dokumentarstück auf, wie sich Wissenschaftler für ihre
Erkenntnisse bzw. Erfindungen verantwortlich fühlen. Auf der einen Seite steht
Oppenheimer, der sich darüber Gedanken macht, was mit seinen Erforschungen
angerichtet werden könnte und auf der anderen Seite sein Nachfolger Teller, der
sagt, „dass Entdeckungen weder gut noch böse sind, weder moralisch noch
unmoralisch, sondern nur tatsächlich“.
Bei
Oppenheimer ist der Naturwissen-schaftler nicht mehr als einzelner wichtig,
sondern nur in einer Organisation von Forschern. Dabei steht er aber im
Konflikt zwischen der Loyalität gegenüber dem Staat oder gegenüber der
Menschheit.
Trotz
der unterschiedlichen Formen behandeln alle drei Physiker-Stücke das gleiche
Kernproblem, die Verantwortung der Wissenschaftler gegenüber der Menschheit.
Der Vorschlag Brecht´s, einen hypokratischen Eid für alle Naturwissenschaftler
einzuführen, bringt keine Lösung. Doch auch Oppenheimers Lösung, der Rückzug
auf die "reine Forschung", ist keine Lösung. Die Verantwortung des
Wissenschaftlers endet nicht bei seinen Forschungsergebnissen; sie erstreckt
sich auch auf den Bereich der praktischen Anwendung. Er hat jedoch nicht die
Macht einen Missbrauch zu verhindern. Selbst die groteske Lösung Dürrenmatts,
die freiwillige Einschließung ins Irrenhaus, war dazu nicht in der Lage.