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Interpretation
Literaturwissenschaft

Max Planck Gymnasium

13 Punkte, 11 Klasse

Albert B. ©
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ID# 34411







Auszug aus „Heinrich von Ofterdringen“

Der Traum des Protagonisten


Der Traum ist ein faszinierendes Phänomen. Zusammenhänge aus Erinnerungen der Realität werden hier teilweise reflektiert, dennoch ist alles recht mystisch, unklar und undefiniert. In der Traumwelt geschieht das Unberechenbare und man lässt sich von diesem leiten.

Genauso ergeht es dem Protagonisten in seinem Traum aus dem Auszug von „Heinrich von Ofterdringen“.


Der Auszug aus „Heinrich von Ofterdringen“ stellt den Traum eines Jungen dar. Hierbei wird klar, dass der Auszug in fünf Phasen unterteilt ist. (Z.1-23) Die erste Phase beginnt mit dem Anbruch der Nacht, wobei der Mond bereits scheint und es still ist.

Der Junge ist gedanklich noch in der realen Welt und kann an nichts anderes denken als „die blaue Blume“. Der Protagonist wurde von einem Fremden gedanklich bewegt, was veranlasst, dass er beginnt über sein Dasein, seine Sehnsüchte und Ziele, nachzudenken. Der Protagonist scheint verwirrt, von seinen, ihm zuvor unbekannten, Gedanken.

Der Knabe ist noch nicht bereit seine neuen innersten Gefühle in Ausdruck zu bringen. Somit befindet er sich in einer Schwellenlage zwischen Traum und Realität und gibt sich der Traumwelt hin.
Nun beginnt die zweite Phase, der Junge schläft ein und lässt sich von seinem Traum leiten.

Hier entdeckt er eine komplett andere Welt, welche ihm im Traum unendlich Möglichkeiten bietet. Er durchlebt unvorstellbare Abenteuer. Diese Träume wühlen seine Empfindungen auf. Doch während der Morgendämmerung „wurde es stiller in seiner Seele“(Z.32). Hiermit beginnt auch die dritte Phase, in welcher der Junge allein in seinem Traum durch die Natur wandert.

Es ist dunkel, doch je weiter er läuft, desto heller wird es, bis er schließlich an eine Höhle gelangt. In diese geht er hinein und trifft auf eine faszinierende Umgebung. Es entsteht ein Becken, in welches er anschließend hinein steigt um zu baden. Der Knabe verspürt intensive Empfindungen im Becken.

Er entdeckt neue Wahrnehmungen und gibt sich erotischen Fantasien hin. In diesem Rausch der Sinne, in dem er sich befindet, als er sich im „leuchtenden Strome“ des Quells treiben lässt, fällt der Junge in einen weiteren Traum. Die vierte Phase besteht aus der Reise zur „blauen Blume“.

Der Knabe befindet sich nun inmitten einer wunderlichen farbenfrohen Landschaft. Trotz der so herrlich Umgebung, ist er fixiert auf die „blaue Blume“, die ihn anscheinend anzieht. Der junge Mann nähert sich der Blume doch plötzlich wird der Traum unterbrochen, von seiner Mutter, welche ihn weckt.

Somit beginnt die fünfte Phase in welche er in der „elterlichen Stube“ aufwacht, welche die „Morgensonne vergoldet“.


Der Knabe erweitert seinen inneren Horizont durch irrationale Empfindungen. Durch das Vergleichen der ersten Phase und der letzten Phase, in denen er sich in der Realität befindet, ist feststellbar, dass er sein inneren Horizont nach dem Traum erweitert hat.

Bevor der Protagonist einschläft, wirkt er verunsichert (Z.3) „Der Jüngling lag unruhig auf seinem Lager, .“ und verwirrt (Z.11-18). Er versucht zuvor unbekannte Gefühle zu erkennen, die er allerdings nicht in Worte fassen kann, da ihm diese Empfindungen zu neu sind (Z.21-22).

Die Wirrnis des Knaben, wird auch noch durch die Benutzung des Konjunktivs(Z.8-22) bekräftigt, da durch diese Verbform nicht genau bewusst ist was dem Wahren entspricht. In seinem Traum erlebt er irrationale Empfindungen die ihn zu seiner Horizonterweiterung leiten.

Zuvor versuchte der Jüngling seinen inneren Horizont durch rationale Gedanken bezüglich dem Unbekannten zu erweitern, was ihm nicht gelang und somit fällt er in seinen Traum. In dieser Traumwelt erforscht er seine Gefühle nicht durch Worte, wie zuvor (Z.21-22), sondern durch die Gefühlsintensität seiner Sinne.

Dabei gibt er sich seiner Traumwelt, wobei die Landschaften in dieser Welt, wichtiger wirken als seine rationalen Erkenntnisse. Dies wird durch das Wortfeld der Natur, durch welche er wandert, offensichtlich (Z.33-37) „dunklen Wald; Felsenschlucht; Wiese; Berg; Klippe; Steine“.

Der Junge denkt wenig nach wohin er geht, er wandert unbedarft und beschreibt dabei die Landschaften, was bestätigt das er sich von der Umgebung seines Traumes leiten lässt. Auch die Höhle, in die sich der Knabe begibt, ist äußerst mystisch und geheimnisvoll, wie für die Romantik typisch.

Dort trifft er auf eine Quelle, die durch ein magisches Schauspiel entsteht. Diesen wunderbaren Erscheinungen ermöglichen den Jüngling seine Sinne bewusster wahrzunehmen. Seine Faszination wird durch ein hyperbolischen Sprachgebrauch bekräftigt (Z.40 ff.). Ebenfalls ein gegensätzlicher Vergleich (Z.41) „wie aus einem Springquell“ (Z.42) „unzählige Funken“ (Z.43) „entzündetes Gold“, weist auf die Irrationalität des Traumes hin.

Zudem wird in dieser Passage, mithilfe des Konjunktiv, nochmals die romantische Ironie angewandt (Z.48) „Es war, als durchdränge ihn ein geistiger Hauch“ (Z.50) „ als umflösse ihn .“.
„Berauscht von Entzücken und doch jedes Eindrucks bewusst“(Z.57), dies weist, auf eine Besinnung des Jünglings, in Harmonie mit seinen Empfindungen, hin.

Die „blaue Blume“ die er fixiert, symbolisiert in diesem Fall den Fluchtpunkt der Sehnsucht(Z.67-72). Der Knabe ist fasziniert von dieser Blume, welche sich auch auf magische Weise verwandelt(Z.69-72) und den Jüngling somit „verführt“. Es wird nicht präzisiert, was die Sehnsucht des Jungen genau ist, doch es ist offensichtlich, dass er nach einem bestimmten „Etwas“ Sehnsucht verspürt.

„ . er sich in der elterlichen Stube fand, die schon die Morgensonne vergoldet“, dies zeigt, dass seine innere Horizonterweiterung in seinem Traum, Auswirkungen auf die Realität hat. Diese Aussage wird durch den hyperbolischen Sprachstil „Morgensonne vergoldet“(Z.74) bekräftigt, da der Jüngling nun auch in der Realität seine Umgebung so hyperbolisch wie im Traum sieht.


Ein weiterer Hinweis auf die „Vermischung“ ist der, dass der Jüngling in der Höhle von Flüssigkeiten umgeben ist (Z.46) „Die Wände der Höhle waren mit dieser Flüssigkeit überzogen“. Flüssigkeiten sind allgemein ein Symbol der Vermischung, der Harmonie, sowie der Erotik.

Schon beim eintauchen seiner Hand in das Becken, verspürt der Knabe eine innere intensive Affektivität (Z.47-49), was die These bekräftigt. Somit steigt er in den Becken und der Geist des Jungen vermischt sich mit seinen Apperzeptionen (Z.50-58) „umflösse“ „überströmte“ „zu vermischen“ „ineinander flossen“ „verkörperten“ „hineinfloss“.

Die wörter dieses Wortfelds fließen ineinander zu einer Einheit, was letztendlich auch die Grundaussage des Abschnitts ist: Eins werden mit etwas größerem.„zarter Busen“(Z.54) „reizender Mädchen“(Z.55) „verkörpern“(Z.56), hieraus ist ein erotischer Aspekt deutbar, welcher für den Jüngling auch zuvor unbekannt ist, dies ist ein großer Schritt in seiner Entwicklung, ermöglicht durch seinen Traum.

Der Protagonist durchquert eine Bergschlucht und gelangt zu einer Wiese. Von dort aus dringt er in eine Höhle ein, in welche er ein Gefühlsrausch erlebt und dann wieder durch ein „Strom“ ausgespühlt wird. Der Knabe wird von seiner Mütter anschliessend geweckt. Diese Raumstruktur entspricht, der einer Geburt.

Eine Geburt deutet auf das „reifer werden“ hin. Somit wird sein Reifungsprozess in einer Reflexion seiner Geburt dargestellt. Der Traum ist also hierbei der Weg zur Selbstfindung.


Im Text „Die Symbolik des Traumes“ von Gotthilf Heinrich Schubert, wird der Traum als Sprache der Seele dargestellt, die uns auf eine andere Weise Informationen vermittelt. Dies stimmt mit dem Traum des Knaben überein, da es durch den Traum zur Selbstfindung des Jünglings kommt.

In der Traumwelt, sagen nach Schubert die Bilder mehr aus als wir in Worten formulieren können, und diese Träume führen zu schnelleren Erkenntnissen. Auch der Protagonist versucht zu Beginn seine „neuen“ Gefühle in Worte zu fassen und scheitert. Erst im Traum werden seine inneren Empfindungen reflektiert.

Bilder im Traum sind deutlich umfassender und haben einen hohen Grad an Mehrdeutigkeit, Wörter hingegen sind konkret und präzise. Somit muss man sich aus der Traumwelt die Dinge selbst deuten und Wörter haben eine Deutung an sich. Der Traum des Protagonisten entspricht also den Charakteristika eines Traumes nach Schubert.



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