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Fachbereichsarbeit
Volkswirtschaftslehre

Gymnasium Letmathe

2017, 12 Punkte

Tobias S. ©
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ID# 65047







Auswirkungen von sportlichen Großveranstaltungen am Beispiel von der Fussball-Weltmeisterschaft 2014 in Sao Paulo Brasilien


1. – Einleitung

Am 12. Juni 2016 begann in Sao Paulo die 20. Fussball-Weltmeisterschaft. Eine Veranstaltung von solcher ökonomischen Größe, dass man es, neben den Olympischen Spielen, als größtes Sportereignis der Welt bezeichnen kann. Alle vier Jahre findet eine sogenannte ,,WM“ statt, für einen Fussball-Fan wie mich, eine Veranstaltung von großer Bedeutung, auf Grund des aufeinander Treffens der besten Fussball-Nationen

Doch wieso eine wissenschaftliche Arbeit im Fach der Sozialwissenschaften?

Bei der Weltmeisterschaft 2014 stand nicht nur der Sport im Vordergrund. Eher die Kritik an der FIFA und an dem Organisationsland Brasilien. Einerseits da kurz vor Beginn der Spiele die Vorkehrungen noch nicht vollständig getroffen waren und andererseits die Ausbeutung eines großen Teils der Gesellschaft, und das nur für die Austragung eines solchen Sportevents

Ich habe dieses Thema gewählt auf Grund der Fragestellung nach den Möglichkeiten für ein Austragungsland eines solchen Ereignisses. Kann eine WM die zukünftige Wirtschaft beeinflussen?

Viele Brasilianer sahen die Weltmeisterschaft im Vorfeld als eine Art ,,Misswirtschaft“, ist das in der genaueren Betrachtung gerechtfertigt oder sind die wirtschaftlichen Hoffnungen, welche an Veranstaltungen wie diese gestellt sind zu erfüllen? Dies ist das Thema meiner folgenden Facharbeit.


2. Definition

2.1 - Wirtschaftliche Geschichte und Ökonomische Perspektiven

2.1.1 - Makroökonomische Probleme

Brasilien gilt heutzutage als Flächen- und Bevölkerungsmäßig fünftgrößtes Land der Erde. Im Bereich der Wirtschaftsleistung liegt das Land derzeit bei ca. 1.730 Mrd. US-Dollar und liegt dabei vor Großbritannien und hinter Frankreich an neunter Stelle im weltweiten Vergleich. Herunter gerechnet auf die Produktion von Waren und Dienstleistungen, welche im letzten Jahr erbracht wurden, ergibt dies ein Pro-Kopf-Einkommen von ungefähr 8.670 US-Dollar.

Ein massiver Unterschied zu westlichen Volkswirtschaften wie Deutschland mit einem BIP von 37.100 US-Dollar. [ CITATION Seb17 \l 1031 ].

Grundlage für die heutige politische und finanzielle Situation stellt die durchaus interessante Geschichte des Staates in vielen Belangen da. Geprägt ist diese durch eine Militärdiktatur, unter dem Regime von Humberto Castelo Branco, die bis 1993 vorherrschte. Ein Volksreferendum machte das Land zu einer präsidialen Demokratie, bei der der Präsident jedoch weitreichende Möglichkeiten in allen Bereichen der Gewaltenteilung hat.

Seither gab es lediglich vier Präsidenten (Cardoso, Lula, Rousseff und seit September 2016 Michel Temer). Übergehend von der politischen, zur wirtschaftlichen Geschichte des Landes ist die Instabilität hervorzuheben. Angeführt von einer 14 Jahre anhaltenden Inflation zwischen Anfang der 80er bis Mitte der 90er-Jahre. Höhepunkt dieser Zeit war 1990 eine jährliche Teuerungsrate von 30.377%! Grund dafür war zu der Zeit die Staatsfinanzierung für sämtliche Projekt, die keineswegs durch die Darmaligen Steuereinnahmen gedeckt werden konnte.

Der Ausweg aus diesem Tief kam erst 1994 durch den Währungswechsel, vom ‘Cruzeiro‘ zum neuen brasilianischen ‘Real‘, welcher bis heute die Landeswährung darstellt, dennoch blieb der Staatshaushalt defizitär. Also kam es mit der Zeit zu einer Überbewertung des Geldes und der Export des Landes brach ein dieser besteht größtenteils aus Rohstoffen und Konsumgütern.

Internationaler Marktführer ist das Land seit jeher beim Export von Zucker, Kaffee und Fleisch sowie bei Soja. Die ebenfalls angesprochenen Rohstoffe wie Eisenerz (heute 16% des ges. Exports) und Rohöl (heute 11%) sind ebenfalls essenziell für die Wirtschaft. [ CITATION Wol14 \l 1031 ].

2.1.2 – Neustrukturierung des Landes

Die turbulente politische und wirtschaftliche Geschichte erzeugte in der Gesellschaft ein starkes Stabilitätsdenken. Ohne Zinsaufwendungen soll seitdem versucht werden den Staatshaushalt zu regulieren und die Staatsschuldenquote zu reduzieren. Dies funktioniert auch sehr gut, da bis 2014 diese Quote auf bis zu 69% minimiert werden konnte. Hauptproblem des Landes ist aber immer noch das soziale Ungleichgewicht.

Die Zahl der Arbeitslosen ist zu hoch um wirtschaftliche Erfolge zu erzielen Dies spiegelt auch der ,,Gini-Koeffizient‘‘ wieder, ein Maß für die Gleichmäßigkeit der Einkommensverteilung in einer Volkswirtschaft. Je geringer der Wert ist, desto gleichmäßiger ist die Vermögensverteilung in einem Land. Lag der Wert 1999 noch bei 60.4, so ist er bis 2012 auf bis zu 51,9 gefallen.

Um dies möglich zu machen investiert der Staat seit Beginn des Förderprogramms 2002 mehrere Milliarden Real für Infrastruktur (Wohnraum, Bildung, Gesundheit) und konnte somit bis heute 40 Millionen Menschen aus der Armut helfen was bei einer Gesamteinwohnerzahl von 206 Millionen Menschen eine beachtliche Summe ist. Kernschritte des Programms waren dabei die Einführung des Mindestlohns, beidem heutzutage monatlich 727 Real gezahlt werden.

Außerdem war der Ausbau des Rentensystems, welches aufgrund der hohen Leistungen schädigend für die Wirtschaftsleistung des Landes war. [ CITATION Wol14 \l 1031 ].

2.1.3 – Wirtschaftsboom des neuen Jahrtausends

Der Fortschritt seit dem neuen Jahrhundert musste jedoch auch finanziert werden. Verantwortlich dafür waren besonders zwei Aspekte, einerseits der weltweite Export der Rohstoffvorkommen und die Stärkung der Massenkaufkraft. Die Tiefsee-Öl- und Eisenerzvorkommen halfen dem Land, dank der zunehmenden Globalisierung zu einem ,,Exportriesen‘‘ zu werden. Durch diese Fortschritte wuchs die Wirtschaftsleistung Brasiliens 2010 um 7,5%, so stark wie in 25 Jahren nicht mehr.

Demnach war es möglich, Strukturdefizite in Form von der Abhängigkeit von Rohstoffpreisen und der zu geringen Investitionstätigkeit, zu überdecken. Um diesen Fortschritt langfristig zu halten ist es nun nötig die Infrastruktur des Landes zu verbessern. 20% des Straßennetzes besteht aus nicht befestigten Straßen, was dafür sorgt, das die Transportkosten für alle Teilnehmer am Wirtschaftsgeschehen höher sind, als notwendig [ CITATION Seb17 \l 1031 ].

2.1.4 – Möglichkeiten für Zukunft der Wirtschaft

Wirtschaftlich gesehen gilt das Land also seit dem neuen Jahrhundert zu den großen aufstrebenden Volkswirtschaften. Neben Russland, Indien, Südafrika und China ist es eines der sogenannten BRIC-Länder, also Länder mit einer hohen wirtschaftlichen Expertise, gemessen an der jährlichen Zuwachsrate der Wirtschaft von 5-10% (Vgl. EU 2%). Diese großen Vorhersagen sind besonders auf 4 Faktoren zurückzuführen.

1. Junge Bevölkerung: 48 Millionen Brasilianer sind unter 14 Jahren. Das Durchschnittsalter liegt bei 30,3 Jahren, im Vergleich zu Deutschland mit 45,7 Jahren, also keine Belastung durch den demographischen Wandel.

3. Ressourcen: Die enorme Anzahl an natürlichen Ressourcen ermöglicht auch langfristig eine Etablierung im weltweiten Markt

4. Industrialisierungsgrad: für ein Schwellenland verfügt Brasilien über einen hohen Grad an Technik und Fortschritt im Industriesektor [ CITATION Wol14 \l 1031 ].

Um diese guten Voraussetzungen auch nutzen zu können ist es nun an der Politik, Investitionen zu tätigen. Schul- und Gesundheitssystem gilt weiterhin als rückständig, also müssen z.B. Universitäten verbessert werden um den Fachkräftemangel zu kompensieren. Außerdem muss der Staatseinfluss auf die Wirtschaft in gewisser Weise gebremst werden. Aufgrund sehr hoher Belastungen wie Steuern, Abgaben und Lohnnebenkosten sind so hoch, ist Investitionsbereitschaft gebremst, und das Land nur auf Platz 53 der wettbewerbsfähigsten Länder laut Weltbank .

  • Schlussfolgernd ist also zu sagen, dass Brasilien auf dem richtigen Weg ist eine der nächsten großen Volkswirtschaften zu werden. Dennoch hat das Land großen Nachholbedarf im sozialen Sektor und in der Qualität der Institutionen, sichtbar in Ranglisten wie dem ,,Human Development Index‘‘(Platz 85) und dem ,,Doing-Business-Indikator‘‘(Platz 130). Die Fußball-Weltmeisterschaft hatte also die Möglichkeit diesen Boom des 21. Jahrhunderts aufzugreifen, um Brasilien einen langfristigen Erfolg in sozialer und wirtschaftlicher Hinsicht zu verschaffen, damit die vorherrschenden Probleme beseitigt werden könnten [ CITATION Aur14 \l 1031 ].

2.2 - Die FIFA und die Fußball-Weltmeisterschaft

Am 20.10.2007 erhielt Brasilien vom Exekutiv-Komitee der FIFA (Federation Internationale de Football Association) den Zuschlag für die Fußball-Weltmeisterschaft 2014 in ihrem Land. Ein Event voller Licht und Schatten. Durch die zunehmende Globalisierung war Brasilien vor, während und nach der WM ein toller Schauplatz. Millionen von Leuten reisten in das Land, und sitzten vor dem Fernseher.

Heutzutage laut Einschaltquoten, neben den Olympischen Spielen das größte Sportevent der Welt. Allein das Finale zwischen Deutschland und Argentinien schauten sich in Deutschland 32,54 Millionen Menschen an, und die ARD hatte damit einen Marktanteil von 87,6% Weltweit lagen die Quoten bei über 1,5 Milliarden Zuschauern [ CITATION Ste14 \l 1031 ].

2.2.1 – FIFA: mehr als nur Sport

Ausrichter dieses Events ist die FIFA. Offiziell ein gemeinnütziger Verein, dessen Intention und Tätigkeitsfeld sich in den letzten Jahren stark entwickelt hat. Monopolist für Sportliche Veranstaltungen, welches den Großteil ihrer Milliardenumsätze durch Lizensierung und Markenrechte macht. Dabei jedoch durch den Sitz in Zürich steuerfrei agieren können. Eine Institution dessen Image in den letzten Jahren stark gelitten hat, einerseits durch die Korruptionsvorwürfe zu Zeiten des Ehemaligen Präsidenten Sepp Blatter und andererseits der rein kapitalistischen Art und Weise der Vergabe.

Diese haben dadurch mehr Möglichkeiten die genauen Auflagen der FIFA in ihrer Gesellschaft durchzusetzen, was bei einer intakten Demokratie nicht so einfach möglich ist [ CITATION FIF15 \l 1031 ][ CITATION Deu15 \l 1031 ].


3. Bedeutung einer Weltmeisterschaft

3.1 – Wirtschaftliche Effekte

Volkswirtschaften versprechen sich durch ein solches Großereignis einen jahrelangen Aufschwung der Wirtschaft. Dies liegt vor allem daran, dass sich die Größenordnung in der wir uns heute bewegen stark verändert hat. Die Kosten für ein solches Sportereignis sind so hoch, das es kein reiner Konsum mehr ist sondern als Investition gesehen wird, um eine möglichst hohe Rendite zu erzielen.

Um diese Investments auch sinnvoll zu tätigen, müssen die Länder im Vorfeld Kosten-Nutzen-Vergleiche anstellen um zu sehen, all dies gerechtfertigt ist.



kurzfristig

langfristig

Nutzen

tangibel

  • Einkommens- und Beschäftigungseffekte

  • Tourismus



  • Fiskalische Effekte

  • Sportinfrastruktur


intangibel

  • Internationalität

  • Extern: Bekanntheit und Image



  • Feel good

  • Intern: Motivation und Identifikation




  • Standortattraktivität

Kosten

tangibel

  • Planung und Durchführung

  • Instandhaltungskosten



  • Infrastrukturmaßnahmen

  • Rückbaumaßnahmen



  • Sicherheit



intangibel

  • Ãœberfüllung

  • Opportunitätskosten



  • Lärm

  • Flächennutzung

Quelle: Vöpel (2010)

In einem solchen Kosten-Nutzen-Vergleich wägt man diese Faktoren gegeneinander ab. Rücksicht wird darauf genommen, wie tangibel sie sind (konkret). Ebenfalls wird die Dauer betrachtet. Nutzt oder kostet einen der Faktor nur kurzfristig oder sind die Folgen langanhaltend? Die zuvor erwähnte Rendite ist sehr schwer zu messen, jedoch kann man diesen Nutzen in zwei Schwerpunkte zusammenfassen. Ein Punkt ist die Vorbereitung zu einem solchen Event.

Stadien müssen errichtet werden, Infrastruktur verbessert und viele weitere Tätigkeiten getan werden. All diese Aufgaben sorgen für Arbeitsplätze. Arbeitsplätze die das Land so dringend braucht, damit die große Anzahl an Arbeitslosen abnimmt. Damit der Staat diese Arbeitnehmer einstellen kann, engagiert er Unternehmen, hauptsächlich aus dem eigenen Land, wodurch fiskalische Effekte auftreten.

Der andere Punkt ist der emotionale Aspekt. In dem Land entsteht ein gewisser ,,Feel good‘‘ Faktor, welcher für die Gesellschaft nach der harten sozialen und wirtschaftlichen Vergangenheit einen deutlichen Lichtblick darstellt. Die Euphorie einer solchen Veranstaltung lockt auch Touristen ins Land und generell steigt die Internationalität, sowie die Bekanntheit und das Image des Landes, da jede Volkswirtschaft in dieser Zeit versucht, sich selbst von einer fehlerfreien Seite zu präsentieren.

Damit die Rendite so groß wie möglich ist, die Kosten möglichst minimiert werden. Kurzfristige Kosten stellen den Staat erst einmal auf eine große Herausforderung. Planungs- und Durchführungskosten machen dabei den Hauptanteil der Investitionen aus, also z.B. den Bau von Sportanlagen. Jedoch hat das Land auch extrem hohen Nachholbedarf in der Infrastruktur, zu wenige Flughäfen, schlecht ausgebaute Straßen oder staatliche Institutionen die nicht auf dem Stand sein sollten, auf welchem die Gäste aus aller Welt sind.

Langfristig sind viele dieser Investitionen sehr kritisch zu betrachten, Bauten, finanziert durch Steuergelder in Milliardenhöhe hatten nach der Weltmeisterschaft oft keine große Verwendung mehr und so waren die Kosten zur Instandhaltung, sowie zum Rückbau immens.

Auf der Seite der intangiblen, langfristigen Kosten sind diese als Opportunitätskosten zusammen zu fassen, also Erlöse welche der Volkswirtschaft entgehen. Dazu gehören auch die Gelder der Flächennutzung, welche unter anderen Bedingungen für andere, vielleicht sinnvollere Investments genutzt werden können.

Egal wie genau diese Prognosen zu der Rentabilität im Vorfeld ist, langfristig ist immer ungewiss, wie sinnvoll das Ausrichten einer solchen WM sein kann [ CITATION PAC14 \l 1031 ].



Das Risiko für ein Land eine Weltmeisterschaft auszutragen ist erheblich. Kosten könnten den Nutzen übersteigen und dies könnte der Startschuss einer jahrelangen Rezession sein. Jedoch wagen immer mehr Länder den Schritt, da einige Austragungsländer der letzten 10 Jahre erhebliche Erfolge in Belangen der Wirtschaft erzielt haben. Für uns am einprägsamsten war da wohl die Fußball-Weltmeisterschaft 2006 in Deutschland.

Laut Experten eine der sportlich und organisatorisch besten Veranstaltungen, die es je gab. Heute, elf Jahre danach, lassen sich ziemlich genaue Schlüsse, über den Nutzen einer solchen Investition ziehen. 1,4 Milliarden Euro für Stadion arbeiten, und 2 Milliarden Euro für Infrastruktur rund um die Stadien sind die beiden Hauptinvestitionen, welche der Staat über Jahre hinweg versuchen musste auszugleichen [ CITATION Deu08 \l 1031 ].

Innerhalb der nächsten zwei Jahre hat es das Land geschafft, die Schulden zu begleichen und einen Reingewinn von 900 Millionen Euro zu erzielen. Diese positive Entwicklung hat das Land größtenteils am Fußball, sowie technologisch nahen Wirtschaftsbranchen zu verdanken. so z.B. den Sportartikelherstellern, welche riesige Gewinne zu der Zeit erzielen konnten. Allgemein ist zu sagen, dass 2006 die Weltmeisterschaft 0,4% - Punkte an der Jahreswachstumsrate ausgemacht hat.

Deutschland hatte international immer recht sehr schlechten Ruf, gesehen an Mentalität und Charakter. In diesem Jahr präsentierte sich Deutschland jedoch in einer Art und Weise, durch die Vorurteile und Intoleranz minimiert wurde und dadurch auch die Attraktivität im weltweiten Handel erhöht wurde.

Seitdem genießt Deutschland eine Expansion, ebenfalls hervorgerufen durch die ,,Agenda 2010‘‘.


Weitere positive Beispiele der letzten Jahre sind z.B.:

  • Griechenland: Austragungsort der Olympischen Spiele 2004, sorgte zusammen mit dem Eintritt in die EU für einen rasanten Anstieg der Wirtschaft, die die gesellschaftlichen und sozialen Missstände schnell beheben konnte. Jetzt jedoch, während der globalen Finanzkrise schlimmer dasteht als irgendwer sonst, wofür die Olympischen Spiele kein Grund sein können, da die Rendite darmals extrem hoch war.

  • China: Veranstalter der Olympischen Spiele 2008, die den schon zuvor anherrschenden Boom der Wirtschaft nur weiter stärkte. Durch die Spiele wurden Diskrepanzen zwischen Kulturen beseitigt und neue kommerziell wichtige Märkte ergriffen.


Es gibt also durchaus die Möglichkeit langfristig tangible und intagible Erfolge zu erzielen, um die gesamte Volkswirtschaft auf einen positiven Weg zu bringen. Ob dies auch in Brasilien der Fall ist, ist erst durch eine genauere Betrachtung möglich [ CITATION Wol14 \l 1031 ].


4. – Rentabilität der Weltmeisterschaft

4.1 – Ausgaben der Weltmeisterschaft

4.1.1 – Einschätzungen im Vorfeld

,,Brot statt Spiele‘‘ war vor der Weltmeisterschaft das Hauptargument der Demonstranten. Grund waren die unfassbaren Ausgaben Brasiliens, die in der Gesellschaft für Unruhen sorgten. Umfragen zufolge hatten daher nur 26,1% der Bevölkerung, der Veranstaltung bedingungslos zugestimmt. 75,8% empfinden das Ereignis als unnötig und 80,2% missbilligten die unfassbar hohen Ausgaben.

Grund dafür, dass Brasilien trotzdem Austragungsort sein kann, ist die falsche Prognose der Kosten. Im Jahre 2007 legten Organisationskomitee und Zentralbank die Kosten auf ca. 6 Milliarden US-Dollar fest, eine Zahl, die vom heutigen Standpunkt aus, unfassbar unrealistisch war. Drei Jahre später musste der Staat neue Vorhersagen offenlegen, und kamen durch das Sportministerium auf einen Gesamtwert aller Kosten von ca. 20 Milliarden Real, also ziemlich genau das Doppelte der Prognose von 2007 [ CITATION Spo12 \l 1031 ].

Endgültige, wirtschaftlich genaue Gesamtkosten sind in der sogenannten ,,Kostenmatrix‘‘ wiedergegeben. Einem staatlichen Dokument, welches die Gesamtkosten, aufgeteilt in einzelne Bestandteile darstellt.

Die Kostenmatrix unterteilt an oberster Stelle die einzelnen Finanzierungsquellen, Hauptquelle ist der Staat, welcher alleine 14 Milliarden Real, für die Weltmeisterschaft investierte. Eine Investition, die geteilt ist. Einerseits die rein finanzielle Investition der Regierung und die Finanzierung durch die Regierung, also die Funktion des States als Kreditgeber an Unternehmen, die dann die Vorhaben der Ausschreibungsnormen in die Tat umsetzten.

Zweiter großer Investor waren die lokalen Regierungen der einzelnen Städte und Bundesländer, da die Weltmeisterschaft nicht auf einen festen Standpunkt im Land fixiert war, sondern verteilt auf mehrere Schauplätze im gesamten Land. An dritter Stelle stand die Investition von privaten Unternehmern, die sich durch den erwarteten Erfolg eine möglichst hohe Rendite erhofften.

Mit Einberechnung der Kosten für Steuervergünstigungen und Bauvorhaben rund um das Stadion kommt man auf einen Gesamtwert von 9,5 Milliarden Real. Die die ursprüngliche Prognose von Staat und FIFA um 380% übersteigt. Zweit höchster Kapitalbedarf lag bei der Erweiterung der urbanen Mobilität, um langfristig das massive Verkehrsproblem zu mindern Auch das eine Investition, welche für die gesamte Gesellschaft in der langfristigen Zukunft positive Auswirkungen hätte.

Da jedoch die Kostenerwartung in späteren Prognosen korrigiert werden musste, wurde das Bauvorhaben von 53 auf 32 Bauten minimiert, da schlichtweg kein Geld für weiteren Kapitaleinsatz zur Verfügung stand. Einzige Investition, bei der der private Sektor eingegriffen hat, war der Bau von Flughäfen. Die Eigeninitiative kommt hierbei jedoch größtenteils aus dem eigenen Profit, welche nun aus besseren Exportmöglichkeiten und Handelsverträgen möglich war [ CITATION PAC14 \l 1031 ].

Insgesamt kommt man auf einen Gesamtwert der aufgeführten Investitionen auf ca. 25 Milliarden Real, wobei es Faktoren wie die bezahlten Helfer gibt, welche in der Matrix nicht auftauchen. Prognosen zu Folge kostet die WM also zusammen ca. 34 Milliarden Real, umgerechnet ca. 11 Milliarden EURO. Demnach die mit Abstand teuerste Weltmeisterschaft aller Zeiten, weit vor Japan und Korea (2002) mit 4.7 Milliarden EURO.

4.2 – Einnahmen der Weltmeisterschaft

4.2.1 – Große Gewinner

Nicht Deutschland, der sportliche Sieger, sondern die FIFA. dieser ,,gemeinnützige Verein“ ist der große Gewinner der Weltmeisterschaft 2014. Bei einem finanziellen Einsatz von lediglich 2,2 Milliarden US-Dollar, erwirtschaftete die FIFA einen Umsatz von 4,8 Milliarden und somit einen Reingewinn von 2,6 Milliarden US-Dollar. Ein Betrag, welcher auf Grund des Standortes in der Schweiz, laut Richtlinien, nicht versteuert werden musste.

Rechtfertigen tut die FIFA es mit der Aussage, der vollständigen Aufnahme der Betriebskosten, also im Fazit eine komplett gerechte Verteilung des Geldes [ CITATION FIF15 \l 1031 ].

4.2.2 – Große Verlierer

Für Brasilien hat die WM einen extrem geringen Impuls erbracht. Offiziell dotiert ist der Umsatz nach jetzigem Stand mit 2,7 Milliarden US-Dollar, ein Wert, welcher mit den Ausgaben in keinster Weise mithalten kann. Von dem Betrag kommt der meiste Teil aus Steuern, welcher durch die hohe Anzahl an Touristen im folgenden Zeitraum entstand. 110 Millionen, dieser Summe kommen ebenfalls von der FIFA, als Nachhaltigkeitsfonds, als solidarische Geste, für zukünftige Projekte.

Heute, 2017, ist von diesen Erwartungen nicht viel zu spüren. Nach einem Null-Wachstum (0.1%) im Jahr 2014, sank das BIP 2015 um 3.8% und 2016 um weitere 3.2%. Auch der Arbeitsmarkt hat gelitten, 2014 lag die Arbeitslosenrate noch bei 8,6% und bis 2016 ist sie auf bis zu 12% gestiegen. Verantwortlich dafür sei laut Experten der sekundäre Sektor, die Industrie, welche den Markt nicht sättigen kann und es nicht zu einem erfolgreichen Außenhandel kommen kann.

Alles Faktoren, die den Prognosen zufolge niemals hätten auftreten dürfen, da die Wirtschaft durch die Aufmerksamkeit einen regelrechten Boom durchleben sollte [ CITATION Seb17 \l 1031 ] [ CITATION PAC14 \l 1031 ].

4.3 – Heutige Nutzung der Investitionen

,,Weiße Elefanten“, das ist der Name einer Investition, welche 32% der 25 Milliarden Real der Kostenmatrix ausmachte. Gemeint sind damit die Stadien, insgesamt zwölf, welche nach ihrer Funktion als Austragungsort, heute fast vollkommen ausgedient haben. Beispielsweise das Stadion in Brasilia, in welchem vier Spiele stattfanden geschieht heute so gut wie nichts mehr. 1,4 Milliarden Real betrug alleine der Preis für den Bau des Stadions, heute, 2,5 Jahre später sind in der architektonischen Meisterleistung fast keine Veranstaltungen mehr zu sehen.


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