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Auswirkungen von Macht auf das Ãœberleben in Extremsituationen:

Ein Vergleich der Titanic und Lusitania Schiffskatastrophen.

Kölner Zeitschrift für Soziologie und Sozialpsychologie


Rezension

Die Autoren des Artikels ermitteln mittels eines Experimentes von maritimen Unfällen, was über Leben und Tod entscheidet. Anhand der Schiffsuntergänge der Titanic (1912) und dem der Lusitania (1915) zeigen sie, von welchen Faktoren (physische Kraft, finanzielle Macht oder soziale Normen) das Überleben in lebensbedrohenden Situationen abhängig ist.

Ergebnis dieser Analyse ist, dass es primär von der Zeitspanne, in dem sich das Unglück ereignet abhängig ist, welche dieser Faktoren ausschlaggebend wirken. Beim Untergang der Lusitania, der 18 Minuten andauerte überwog physische Kraft, die die Überlebenswahrscheinlichkeit erheblich steigerte.

Beim Untergang der Titanic, der zwei Stunden und 40 Minuten dauerte, spielten finanzielle Macht und sozialer Status eine große Rolle.

Insofern spricht manches dafür, ethische und soziale Normen ebenso wie finanzielle Macht Zeit benötigen, um sich durchzusetzen. Anderseits verlieren Ethos und Macht an Bedeutung gegenüber physischer Stärke, wenn nur ein kurzer Überlebenszeitraum besteht. (S.250)


Daten und Methode

Die Auswahl der Betroffenen des quasi-natürliche Experimentes erfolgte unabhängig, alle Beteiligen waren gleichermaßen von der Katastrophe betroffen. Somit lassen sich beide Schiffsunglücke unter ähnlichen Rahmenbedingungen untersuchen. Bei beiden Unglücken lagen die Überlebenschancen bei ca. 30% und der Altersdurchschnitt zwischen 30 und 32 Jahren.


Hypothesen

Nach der Analyse wird von folgenden Hypothesen ausgegangen:

1.    Erwachsene zwischen 16 und 35 Jahren haben eine höhere Ãœberlebenschance als Kinder und Jugendliche (<16 Jahren) sowie ältere Personen (>35 Jahren).

2.    Passagiere der 1.Klasse haben eine höhere Ãœberlebenswahrscheinlichkeit als 2.Klasse-Passagiere. Diese haben wiederum eine höhere Ãœberlebenschance als Passagiere der 3.Klasse.

3.    Frauen und Kinder haben eine höhere Ãœberlebenschance als Männer.


Ergebnisse

Im Fall von Lusitania bestätigte sich die erste Hypothese, dass physische Durchsetzungskraft über das Überleben entscheidet. Die zweite und dritte Hypothese wird verworfen, weil Passagiere der 3.Klasse eine höhere Überlebenschance hatten und auch kein bedeutender Unterschied zwischen den Geschlechtern herrschte.

Die Hypothese zwei und drei wird am Beispiel der Titanic dadurch unterstützt, dass eine 53,3% höhere Überlebenschance bei Frauen auftrat und Passagiere aus 1.Klasse eine bessere Überlebenswahrscheinlichkeit als Passagiere der 3.Klasse hatten. Die erste Hypothese wird verworfen, weil Frauen, Kinder und Ältere (50+) zuerst in die Rettungsboote gebracht wurden.

Die Handlungen der Reisenden sind in beiden Fällen nicht zu vergleichen, da man keine exakt gleichen Bedingungen annehmen kann. Die Forschungsfrage wird zwar untersucht, kann aber anhand der Ergebnisse nicht detailliert beantwortet werden. Stattdessen haben die Autoren mit ihrem Artikel einen Grund geliefert, weitere Forschungen beziehungsweise Analysen diesbezüglich zu erarbeiten, was sich aufgrund der anscheinend schwierigen Vergleichbarkeit als schwierig erweisen würde.

Des Weiteren schlägt der Text noch vor den Wirtschafts- oder Politikbereich in unerwarteten Extremsituationen auf die menschlichen Reaktionen zu untersuchen. Es gibt kaum empirischen Daten und Untersuchungen zum Verhalten von Menschen, die kurz vor einem finanziellen Absturz sind, der ihre gesamte wirtschaftliche und gesellschaftliche Existenz bedroht.


Für mich steht eine finanzielle Extremposition in keinem Zusammenhang mit einer lebensbedrohlichen Situation, da man auch in finanziellen Engpässen überleben kann. Die Arbeit könnte bei der Verhaltensforschung einen guten Beitrag leisten. Dieser Text ist interessant zu lesen und zeigt das unterschiedliche Verhalten der Passagiere, ist jedoch wissenschaftlich schwer zu verallgemeinern.

Grund für diese Kritik sind die Differenzen der Zeitspanne, also keine optimalen Vergleichsmöglichkeiten und die Tatsache, dass auf der Titanic der Kapitän das Verhalten der Menschen bestimmte.



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