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Seminararbeit
Politik

Gymnasium Brandenburg

14 Punkte, 2015

Steffen H. ©
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ID# 50542







Marie-Curie-Gymnasium

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Anderer Leistungsnachweis

Kl. 11 2014/15

Welche Gefahren birgt Wirtschaftsspionage für Deutschland und welche
Handlungsempfehlungen können hieraus für Politik und Wirtschaft abgeleitet werden?


Fach: Politische Bildung


Name, Vorname:

,

Klasse:

11/5

Betreuende Fachkraft:

Herr Wegner

Ausgabedatum:

06.04.2015

Abgabedatum:

01.06.2015

________ _________

(Unterschrift der Schülerin/des Schülers) (Unterschrift der Fachkraft)

Inhalt



  1. Einleitung – Erläuterung des Vorhabens

Der Juni des Jahres 2013 und die damit verbundene Veröffentlichung von geheimen Dokumenten über die NSA (National Security Agency) machten viele Bundesbürger stutzig, denn nun kam an das Tageslicht, was jahrelang geheim gehalten wurde. Das systematische Sammeln der Daten von Privatpersonen, Unternehmen und sogar der Kanzlerin brachten die kaum erwarteten Ausmaße des so genannten NSA-Skandals an die Öffentlichkeit.

Die Terrorprävention des US-Geheimdienstes kannte keine Grenzen und auch vor der deutschen Wirtschaft wurde kein Halt gemacht.

Das Wort Wirtschaftsspionage fällt nun immer öfter in den Nachrichten, und nicht selten im Zusammenhang mit dem NSA-Skandal. Dass Wirtschaftsspionage jedoch kein ausschließliches Phänomen der Gegenwart ist, wird in dieser Arbeit thematisiert. Dabei wird explizit auf die Unterschiede zwischen der Wirtschaftsspionage in der Vergangenheit und der Gegenwart eingegangen und deren Gründe werden genannt.

Fortführend werden die aktuellen Herausforderungen im Bereich der Wirtschaftsspionage in Deutschland ein Bestandteil meiner Arbeit sein, die zu den Aspekten der Auswirkungen, des Schutzes und der Handlungsempfehlungen führen werden. Die mit der Wirtschaftsspionage leicht zu verwechselnde Industriespionage wird in der Arbeit aufgrund des limitierten zeitlichen Rahmens nicht vertieft.

Die Themenwahl ist durch mein persönliches Interesse an der Wirtschaft und vor allem an geheimen wirtschaftlichen Vorgängen geprägt. Von Wirtschaftsspionage habe ich öfter in den Nachrichten gehört und besitze eine gewisse Vorstellung was sich dahinter verbirgt, jedoch habe ich keine tiefgreifenden Kenntnisse und bin der Auffassung, dass dies auf viele Bundesbürgern zutrifft.

Ich erhoffe mir von dieser Arbeit, dass ich einen tieferen Einblick in die Materie erlange, ebenso wie ein gewisses Verständnis entwickle, mit dem ich die Handlungen von „Täter“, „Opfer“, Wirtschaft und Regierung besser nachvollziehen kann.


  1. Vergleich Wirtschaftsspionage früher und heute

Vorab ist der Begriff Wirtschaftsspionage zu definieren, da dieser deutlich von dem der Industriespionage zu differenzieren ist. „Wirtschaftsspionage ist die staatlich gelenkte oder gestützte, von fremden Nachrichtendiensten ausgehende Ausforschung im Zielbereich der Wirtschaft.“1 Bei der Industriespionage handelt es sich hingegen um den Prozess des Aneignens von geheim gehaltenen Informationen durch Konkurrenzunternehmen.2 Im Volksmund wird diese Form der Spionage daher auch Konkurrenzspionage oder Konkurrenzausspähung genannt.

Aufgrund inkonsequenter Differenzierung der Begriffe in den Medien resultiert oftmals die falsche Annahme, dass zwischen Wirtschafts-und Industriespionage kein Unterschied bestünde. Des Weiteren wird die Trennung dadurch erschwert, dass Wirtschaftsspionage von Geheimdiensten, wie beispielsweise der NSA durchgeführt wird und dies abseits der Öffentlichkeit geschieht.

Es ist daher schwer nachzuweisen durch welche Methoden und mit welchen staatlichen Institutionen beispielsweise ein amerikanisches Unternehmen seine Wettbewerbsvorteile erlangt. Vereinfacht gesagt handelt es sich also um Wirtschaftsspionage sobald staatliche Institutionen an der illegalen Informationsgewinnung beteiligt sind. Sind hingegen nur Unternehmen beteiligt, ist die Rede von Industriespionage.

Unsere heutige Wirtschaft ist durch digitale Daten bestimmt. Ob als Dokument auf dem die Investitionspläne festgehalten sind, als Powerpoint durch die bei einer Präsentation neue Kunden beworben werden sollen oder als vertrauliche E-Mail in der Skizzen und Entwürfe von neuen Bauplänen enthalten sind. Eine Wirtschaft ohne diesen digitalen Datenfluss ist schlichtweg undenkbar.

Digitale Daten bieten enorme Vorteile gegenüber der konventionellen Bürokratie, wie eine größere Transparenz und Platzersparnis. Der Datenaustausch kann über E-Mail schneller abgewickelt werden und es bestehen Möglichkeiten der zusätzlichen Verschlüsselung durch Sicherheitssoftware wie zum Beispiel „GPG 4 win“.3 Dieses Programm funktioniert wie ein Briefumschlag, der den Zugang zu Informationen erschwert und eine E-Mail nicht ungeschützt wie eine Postkarte kursieren lässt, sondern wie einen Brief.

Jedoch stehen solchen Programmen völlig neue Sicherheitslücken gegenüber, welche nur schwer zu schließen sind. So kann es zu direkten Angriffen über das Internet kommen. Ein unachtsamer Mitarbeiter öffnet eine E-Mail und das gesamte Firmennetzwerk ist mit einer Schadsoftware infiziert. Das Firmennetzwerk kann auch durch das direkte Einschleusen von Viren angegriffen werden.

Beispielsweise wird ein mit Schadsoftware bestückter USB-Stick in einen Computer des Unternehmens gesteckt. Auf einer Auslandsreise kann der Firmenlaptop schlichtweg gestohlen werden. Die Möglichkeiten der Einsicht in fremde Daten sind nahezu unbegrenzt und auch in deutschen Unternehmen keineswegs realitätsfern (siehe Anhang Abb. 1).

An diesem Punkt stellt sich jedoch die Frage, wie die Wirtschaft vor diesem digitalen Zeitalter aussah und ob die Wirtschaftsspionage schon immer einen solchen Stellenwert hatte wie heute. Ein Blick in die Antike lässt an das Seidenmonopol Chinas und die 10.000 Kilometer lange „Seidenstraße“ zurück erinnern. Die von Kaiserin Justinian entsandten Mönche reisten nach Asien, um das Geheimnis der Seidenproduktion zu stehlen und letztendlich dafür zu sorgen, dass dem römischen Reich ein wirtschaftlicher Vorteil eingebracht wurde.4 Dieser wohl älteste Fall von staatlicher Spionage im Bereich der Wirtschaft zeigt gut, wie das Ziel der Wirtschaftsspionage immer gleich bleibt.

Anstatt der Mönche in der Antike, sind im heutigen Zeitalter IT-Spezialisten der nationalen Geheimdienste der ausführende Arm des Staates. Die Methoden der Wirtschaftsspionage haben sich dem technischen Fortschritt entsprechend angepasst. Angefangen von der Spionagetechnik, wie Wanzen, über das Abhören der Telekommunikationstechnik, bis hin zu in den Computersystemen eingeschleuste Schadprogramme oder Viren.

Vor dem digitalen Zeitalter waren die Methoden der wirtschaftlichen Spionage oftmals aufwendiger. Es wurden andere Strategien angewandt und beispielsweise Spione eingeschleust, um Baupläne zu stehlen. So auch im Fall von Eberhard Hoesch. Dieser soll 1823 Informationen zur neusten Technik aus einem britischen Stahlwerk gestohlen haben.5 Der deutsche Fabrikant kehrte mit den hochbrisanten Informationen zurück und verschaffte sich, sowie der gesamten deutschen Stahlindustrie einen immensen Wettbewerbsvorteil gegenüber der britischen Stahlindustrie.

Eberhard Hoesch stellt mit diesem Diebstahl ein äußerst typisches Beispiel für Wirtschafts- beziehungsweise Industriespionage dar. Dieser Fall der Spionage kann nicht direkt der Industrie- oder Wirtschaftsspionage zugeordnet werden, da keine genauen Unterlagen existieren, ob er im Auftrag des Staates handelte. Die Problematik mangelnder Beweisdokumente besteht nicht nur in diesem historischen Fallbeispiel.

Auch in der Gegenwart sind Fälle von Wirtschaftsspionage nur schwer nachweisbar. Grund hierfür ist, dass die Wirtschaftsspionage rechtswidrig ist und dementsprechende Vorsichtsmaßnahmen seitens der Akteure getroffen werden.

„Unter Spionage wird das Beschaffen und Erlangen unbekannter Informationen oder geschützten Wissens verstanden.“6 Diese Definition trifft auf die Prozesse der Gegenwart und der Vergangenheit zu. Demnach handelt es sich sowohl früher als auch heute um Spionage. Spionagetätigkeiten von Agenten waren damals sehr risikobehaftet, da die Spione im Fall einer Enttarnung hohe Strafen zu erwarten hatten.

Es gibt wahrscheinlich kaum noch Spione im klassischen Sinne, die sich heimlich in ein Unternehmen schleichen und dort Dokumente entwenden. Wie bereits erwähnt sind die ausführenden Werkzeuge der Wirtschaftsspionage heutzutage eher anonyme Hacker, die einem geringeren Risiko der Strafverfolgung ausgesetzt sind. Beispielsweise ist die Zurückverfolgung von asiatischen Hackerangriffen aus dem Internet auf das Netzwerk eines deutschen Unternehmens weitaus schwieriger nachzuvollziehen, als eine Reinigungskraft dabei zu überführen, wie sie Firmendokumente entwendet. Über das Internet können diese Angriffe problemlos verwischt werden.


  1. Aktuelle Herausforderungen

    1. Fallbeispiel Ferrostaal

In der globalen Wirtschaft stehen deutsche Unternehmen tagtäglich mit der ausländischen Konkurrenz im Kampf um neue Aufträge. So auch der deutsche Industriedienstleister Ferrostaal. Ferrostaal ist ein weltweit tätiges Unternehmen und bietet technologie-, hersteller- und lieferantenunabhängige Industriedienstleistungen an.7 Dieses Unternehmen mit Sitz in Essen wurde unbemerkt ausspioniert. 2003 hatte sich Ferrostaal in Nigeria für einen Großauftrag für Funküberwachungssysteme beworben.

Der damals größte Konkurrent war ein amerikanisches Unternehmen, jedoch favorisierte die nigerianische Regierung Ferrostaal. Der Fall nahm allerdings eine Kehrtwende als sich die US-Botschaft einschaltete. Im Geheimen besorgten sich die Amerikaner detaillierte Auftragsinformationen, welche von einem Botschaftsmitarbeiter nach Washington zur US-Regierung gesendet wurde.

Es wurden hochbrisante Informationen, wie das Preisvolumen des Auftrages von 352.041 Millionen US-Dollar, die derzeit geplante Kredithöhe von 24.302.822, die Zinssätze von 5,1-7 Prozent und die Laufzeit von 5 Jahren in Erfahrung gebracht.8 Selbst einen Brief des Ferrostaal-Managers an die nigerianische Regierung und als geheim eingestufte Dokumente wurden ausgespäht.

Das amerikanische Unternehmen konnte das Angebot von Ferrostaal aufgrund des Besitzes der Daten knapp unterbieten und wurde somit attraktiver für die nigerianische Regierung. Resultat war die Vergabe des Millionenauftrages an das amerikanische Konkurrenzunternehmen und ein dementsprechend hoher Verlust für das deutsche Unternehmen.

An diesem Beispiel ist besonders gut zu erkennen, wie die Weiterleitung von wenigen, aber dafür hochsensiblen Daten einen erheblichen finanziellen Schaden für das betroffene Unternehmen verursachen kann.

  1. Auswirkungen von Wirtschaftsspionage auf die Wirtschaft

„Die deutsche Wirtschaft ist allgemein in einer guten Verfassung.“, so das Bundesinnenministerium für Energie und Wirtschaft in ihrer Pressemitteilung zur wirtschaftlichen Lage Deutschlands im März 2015.10 Nicht zuletzt ist diese gute Verfassung der deutschen Wirtschaft darauf zurückzuführen, dass Deutschland führend im Bereich Forschung und Entwicklung ist.

Laut Angaben des Statistischen Bundesamtes betrugen die Forschungsausgaben 2012 im deutschen Wirtschaftsraum 78,1 Milliarden Euro,11 (entsprechend 2,7% des Bruttoinlandprodukts von 2014)12. Der Ertrag von diesen immens hohen Ausgaben für die zukünftigen technischen Fortschritte könnte noch weitaus größer sein, gesetzt den Fall es käme nicht zu so flächendeckenden Wissensabwanderungen in das Ausland.

„50 Milliarden Euro“13, das ist der geschätzte jährliche Schaden durch Wirtschaftsspionage nach Angaben des Bundesministers. Der Ingenieursverband spricht sogar von „100 Milliarden Euro Schaden“14. Diese sehr unterschiedlichen Angaben verdeutlichen abermals, wie hoch die Dunkelziffer der Wirtschaftsspionage ist und wie schwer sie zu ermitteln ist, oder wie sehr diese Gefahr von der deutschen Regierung herunter gespielt wird.

Der finanzielle Schaden der Unternehmen entsteht vor allem, weil sie nicht mehr konkurrenzfähig sind.16 Besonders Unternehmen, die sich in der Onlinebranche betätigen, sind betroffen. Es reicht mitunter eine gezielte und lang ausgeführte DDoS-Attacke (Verteilter Angriff auf einen Computer, um ihn nicht mehr erreichbar zu machen17) aus, um das Geschäftsmodell und damit das Unternehmen kollabieren zu lassen.18 Die Auswirkungen eines solchen Falles sind besonders schwerwiegend.

Es wurde viel Geld von Seiten der Unternehmen Deutschlands in die Forschung und Entwicklung investiert, in der Hoffnung neue Produkte auf den Markt bringen zu können und somit marktführend zu werden. Im Fall der Wirtschaftsspionage zahlt sich diese Innovationstätigkeit nicht aus, weil die Konkurrenz Informationen von dem entsprechenden ansässigen Geheimdienst des Landes erhält und somit Entwicklungskosten spart.

Durch diese geringeren Kosten kann das ausländische Unternehmen den Preis für das Endprodukt unterbieten, womit das ausgespähte Unternehmen nicht mehr konkurrenzfähig ist. Mögliche Folgen für das Unternehmen sind die Einstellung von Produktionszweigen oder die Schließung von ganzen Werken. Im schlimmsten Fall kommt es zur Insolvenz des Unternehmens.19 Jede dieser Folgen zieht in der Regel einen Verlust von Arbeitsplätzen und eine geringere Produktion mit sich, was zu Folgen für die Volkswirtschaft führt.

Die wirtschaftlichen Folgen für ein Unternehmen und deren Ausmaße sind oft davon bestimmt, wie schnell ein ungewollter Datenabfluss bemerkt wird. Oftmals bleibt die Spionage unbemerkt und wird erst mit Markteintritt von Produkten der Konkurrenz oder durch Zufall bemerkt. Aufgrund der modernen Technik ist das unbemerkte Entwenden von sensiblen Daten keine Ausnahme mehr, sondern beschreibt eher die Regel.

Logischerweise liegt eines der Ziele der Wirtschaftsspionage in der geheimen Datenbeschaffung.21 Wird der Diebstahl des wertvollen Know-hows frühzeitig erkannt, so können die Folgen minimiert werden und die Chancen der Rückverfolgung sind weitaus höher. Im besten Fall kann die Wirtschaftsspionage sogar bewiesen werden und es kommt zur Strafverfolgung (siehe Kapitel 3.3).

Werden die Auswirkungen auf politischer Ebene betrachtet, so sind insbesondere die Handlungen von deutscher Politik und den Verfassungsschutzämtern interessant. Die Verfassungsschutzämter beobachten von sich aus die Aktivität fremder, als feindlich eingestufter Nachrichtendienste in Deutschland. Im Bereich der Wirtschaftsspionage sind das hauptsächlich China und Russland.22 Dies ist jedoch der erste, kritisch zu betrachtende Punkt, da die Spionage bei weitem nicht nur von China und Russland ausgeht.

Folgende Frage stellt sich in diesem Zusammenhang: kann aufgrund von diversen Verknüpfungen zwischen den USA und Deutschland automatisch eine Beobachtung des US-amerikanischen Geheimdienstes ausgeschlossen werden? Seit 2013 ist bekannt, dass die USA systematisch in Deutschland spionierte.24 Die Enthüllungen des ehemaligen NSA Mitarbeiters, Edward Snowden, waren keine Überraschung, schon lange zuvor wurde Spionage auch im Bereich Wirtschaft vermutet.

Ein gutes Beispiel hierfür ist in der jüngsten Vergangenheit zu finden: In den 90-er Jahren soll die NSA Informationen über eine neu entwickelte Technologie des deutschen Windkraft-Unternehmens Enercon an einen Konkurrenten aus den USA weitergegeben haben. Wenige Wochen später meldete das amerikanische Unternehmen ein entsprechendes Patent an. Die Folgen für Enercon waren von einem finanziellen Schaden geprägt, denn Enercon durfte die Produkte nicht mehr in die USA exportieren.

Der jahrelange Patentstreit endete in einem außergerichtlichen Vergleich.25

Marktfoscher wie Internetanbieter erwarten weiterhin ein enormes Wachstum der digitalen Welt: bis 2018 soll sich eine Vervierundsechszigfachung des Datenverkehrs im weltweiten Internet im Vergleich zu 2005 vollziehen.27 Das weist in die Zukunft, denn mit steigendem digitalen Datenverkehr wird auch die Wirtschaftsspionage an Wichtigkeit gewinnen und somit werden auch die Folgen der Wirtschaftsspionagen andere Dimensionen erreichen.

    1. Möglichkeiten des Schutzes gegen die Wirtschaftsspionage

Wird von einem mittelständischen Unternehmen ausgegangen, welches den Informationsabfluss in Form von Wirtschaftsspionage verhindern will, so ist es nicht nur wichtig von wem die Spionage ausgeht, sondern auch wer helfen kann und ob sich der Schutz wirtschaftlich gesehen überhaupt lohnt. Wer ist eigentlich in einem solchen Fall zuständig und verfügt über das notwendige Fachwissen und ausreichend Erfahrung? Gibt es Institutionen oder private Firmen mit den notwendigen personellen Ressourcen und den Befugnissen, um bei einem solchen Hinweis oder Verdacht innerhalb eines Unternehmens Hilfe zu leisten?

Das Bundesamt für Verfassungsschutz steht an oberster Stelle, darunter die 16 Landesämter für Verfassungsschutz jeweils auf Länderebene. Zusammengefasst kann man diese Institutionen auch den Inlandsnachrichtendienst nennen. Zu seinen Aufgaben gehören unter anderem die Spionageabwehr sowie der Geheim- und Sabotageschutz.28 Gesetze die diesbezüglich seitens des Staates existieren sind beispielsweise das „Gesetz zur Kontrolle und Transparenz im Unternehmensbereich“, das „Transparenz-und Publizitätsgesetz“ oder die „Basel-II-Richtlinien“.

Vereinfacht gesagt, sollen diese Gesetze als Schutzmaßnahmen für Unternehmen dienen und eine Gesetzesgrundlage für die Strafverfolgung der Wirtschaftsspionage darstellen.29 Der erste Schritt für das Unternehmen bestünde also darin, sich an die Verfassungsschutzbehörden zu wenden und deren Ermittlungen in Zusammenarbeit mit der Bundespolizei abzuwarten.

Eine viel größere Frage, die sich bei vertiefender Betrachtung der Thematik offenbart ist: Aus welchem Grund melden die wenigsten Unternehmen diese Fälle der nachweislichen oder vermuteten Wirtschaftsspionage? So würden nach Angaben des VDMA (Verband Deutscher Maschinen- und Anlagenbau) gerade einmal 5% der befragten Unternehmen einen Verdacht der Wirtschaftsspionage den Sicherheitsbehörden melden.30 Eine Antwort ist schnell gefunden: Die Unternehmen sind sich schlichtweg nicht sicher, ob sie mit den Behörden den richtigen Ansprechpartner vor sich haben.

Ein solcher Ansprechpartner ist beispielsweise die Wirtschaftsdetektei mit Sitz in Berlin. Hierbei handelt es sich um einen Ansprechpartner, der mit dem Fall der Wirtschaftsspionage so umgeht, wie es sich das Unternehmen wünscht: diskret und ohne jeglichen Imageschaden.31

Spezialisten, wie in der Wirtschaftsdetektei sind jedoch nicht nur für die Aufklärung solcher Fälle zuständig, sondern auch für Abwehr-und Präventionsmaßnahmen. Wenn man den Gesichtspunkt des Schutzes von deutschen Unternehmen genauer betrachtet, sollte Prävention das oberste Ziel sein. Denn nach Heinz Fromm (Präsident des Bundesamtes für Verfassungsschutz) ist „Prävention durch Information [ist] die Basis für einen erfolgreichen Know-how-Schutz.“32 Auf das mittelständische Unternehmen übertragen, würde das also bedeuten, dass der Wirtschaftsspionage vorgebeugt, oder sie realistisch betrachtet, erschwert wird.

Denn wie bereits Eingangs in Kapitel 2 im Vergleich zwischen der Wirtschaft früher und heute erläutert, werden sich mit neuen Technologien beziehungsweise technologischem Fortschritt fortwährend neue Sicherheitslücken öffnen.

Dass diese Rechnung in der Regel sehr zahlengetrieben und von Formeln dominiert ist, ist offensichtlich. Ebenso liegt auf der Hand, dass es sich bei diesen mathematischen Betrachtungsweisen im besten Fall um realitätsnahe Ergebnisse handelt. Hierzu ein ganz simples Beispiel für die Bewertung von Risiken – losgelöst vom Spionagethema – das Dilemma eines Tankstellenbesitzers: Aus der amtlichen Polizeistatistik weiß er, dass das Risiko eines Überfalls auf eine Tankstelle bei 10 Prozent liegt und der durchschnittliche Schaden eines solchen Überfalls 10.000 Euro beträgt.

Logische Schlussfolgerung ist demnach, dass er für ein Schutzsystem maximal 1000 pro Jahr ausgeben darf – wenn man erwarten kann, dass diese Maßnahme das Überfallrisiko auf null senkt. Würde diese Maßnahme das Risiko nur um die Hälfte, auf 50 Prozent senken, so dürfte die Sicherheitsanlage nicht mehr als 500 Euro pro Jahr kosten. Dieses bereits stark vereinfachte Beispiel verdeutlicht die Problematik der Kalkulation, denn wurde keineswegs die verlorene Zeit, der verringerte Umsatz, der erhöhte Krankenstand bei den traumatisierten Mitarbeitern und so weiter berücksichtigt.


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