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Exposé
Geschichte / Historik

Universität, Schule

Ruhr-Universität Bochum - RUB

Note, Lehrer, Jahr

2,bla,2014

Autor / Copyright
Dominik Z. ©
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Format: pdf
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sternsternsternsternstern_0.2
ID# 38225







I. Einleitung


Die vorliegende Seminararbeit soll ein Lernarrangement für außerschulische Lernorte im Geschichtsunterricht am Beispiel des Zeppelinfeldes in Nürnberg anbieten.

Zunächst soll geklärt werden aus welchen Gründen es sinnvoll sein kann, den Lernort Schule zu verlassen und stattdessen den Geschichtsunterricht an einem außerschulischem Lernort durchzuführen. An dieser Stelle sollen auch die Chancen, die außerschulisches Lernen bietet, geklärt werden.

Im weiteren Verlauf wird das Zeppelinfeld als wichtiger Ort innerhalb des gesamten Reichsparteitagsgeländes der NSDAP vorgestellt. Mit diesem Hintergrundwissen werden Fragestellungen und Möglichkeiten des historischen Lernens auf dem Zeppelinfeld entworfen, die von den Schülerinnen und Schülern im Rahmen eines Besuchs bearbeitet, beantwortet, gedeutet und bewertet werden sollen.

Im Anschluss wird anhand des Kernlehrplans überprüft, ob außerschulische Lernorte im Lehrplan verankert sind und welche Kompetenzen, die für den Geschichtsunterricht relevant sind, am Lernort Zeppelinfeld, im Hinblick auf das vorgestellte Lernarrangement, gefördert werden können.

Abschließend soll abwägend geklärt werden, ob das Zeppelinfeld ein geeigneter Lernort für den Geschichtsunterricht ist sowie mögliche auftretende organisatorische Schwierigkeiten berücksichtigt werden.


II. Was sind außerschulische historische Lernorte?



Die Diskussion um Lernen außerhalb der Schule hat Bernd Hey in den 70er und 80er Jahren in Gang gebracht, indem er seine Vorstellungen zur Lösung von historisch-politischen Fragestellungen im Geschichtsunterricht durch Exkursionen mit möglichst vielen Gegenständen darstellte. Hey fasste an dieser Stelle noch Lernorte zusammen, die sich später in den 90er Jahren noch als besonders zu behandelnde Lernorte erweisen würden.

Hierzu zählen institutionalisierte Lernorte wie Museen und Archive, in denen Zeugnisse der Zeit gesammelt und/oder exponiert werden. Diese Lernorte unterscheiden sich folglich von nicht didaktisierten Lernorten wie den konkreten Ort an sich, der ein Schlachtfeld oder eine Burgruine sein kann. Solche Lernorte sind "immobil"1 und haben ihren eigenen "historischen Sinn- und Funktionszusammenhang."2

Ulrich Mayer stellt fest, dass es eine Fülle von historischen Lernorten aus unterschiedlichen Zeiten in so ziemlich jeder Region gebe. Die entscheidenden Kriterien nach Mayer seien: Orte an denen besondere Ereignisse stattgefunden haben, Orte an denen Menschen durch ihr Agieren Bauwerke entstehen haben lassen, Orte, die für bestimmte Regionen von historischer Bedeutung waren/sind sowie Orte an denen Geschichte geschehen ist, aber keine Zeugnisse mehr davon direkt zu sehen sind.3

Eine zusammengefasste Definition, was historische Lernorte sind, liefert der Sammelband von Kurt Messmer und Anderen: Lernorte außerhalb der Schule seien grundsätzlich Orte, an denen nicht nur Schüler etwas lernen können. Charakteristisch für diese Orte sei die direkte Konfrontation mit dem Lerngegenstand vor Ort. Dabei finde der Prozess des Lernens dann statt, wenn eine Kompetenzerweiterung erzielt werde.

Originale Begegnungen vor Ort böten sich an, wenn der Lerngegenstand in seiner Umgebung unberührt vorliege. Museen hingegen böten eine künstliche Umgebung, die sich dennoch als außerschulische Lernorte anbieten. Demnach wird an dieser Stelle von sehr stark didaktisierten Lernorten und weniger stark didaktisierten Lernorten unterschieden. Lehrpfade und Lernlabore seien extra für Schüler konzipiert, eine Altstadt oder ein Bachlauf hingegen seien wenig bis g.....[Volltext lesen]

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Das Zeppelinfeld in Nürnberg war Teil des Reichsparteitaggeländes der NSDAP. Schon vor 1933 hielten die Nationalsozialisten ihre Parteitage seit 1927 in Nürnberg ab. Im Jahr 1934 hat Albert Speer den Auftrag bekommen das Gesamtgelände zu planen. Dazu zählte neben dem Zeppelinfeld, der Kongressbau, das Deutsche Station, die Luitpoldarena, das Märzfeld sowie die Große Straße zu dem Gelände, das um den Dutzendteich herum errichtet wurde.

Nach dem Ausbruch des Zeiten Weltkrieges wurden die Baumaßnahmen größtenteils zurückgefahren. Das Zeppelinfeld wurde hingegen bis 1937 fertiggestellt. Seit 1933 wurden die Reichsparteitage auch auf dem Zeppelinfeld abgehalten. Auf dem Feld hatten bis zu 200.000 Menschen Platz. Die Tribünen und Wallanlagen sowie die Haupttribüne sind hier noch nicht mit eingerechnet.11 Mit dem Bau des Reichsparteitagsgeländes verschwand in Nürnberg der Tiergarten ein Naherholungsgebiet sowie große Sportflächen.12

IV.2 Nationalsozialistische Propaganda auf dem Zeppelinfeld



Die aufwendigen Reichsparteitage sind für die Nationalsozialisten ein wichtiges Ereignis ihrer Selbstdarstellung und Propaganda. Daher entstehen zwischen 1933 und 1938 auf dem Zeppelinfeld viele Foto- und Filmaufnahmen, die durch die Propagandamaschinerie des NS-Regimes in Schulbüchern, Filmen und Zeitungen verbreitet wurde. Die Parteitage dauerten in der Regel eine ganze Woche.

In dieser Zeit wurden zahlreiche Aufmärsche, Fackelzüge, militärische Darbietungen sowie sonstige Choreographien mit großen Menschenmassen durchgeführt.13

Die Größe des gesamte Geländes wurde von Albert Speer so konzipiert, dass sie für die NSDAP zum Ausdruck ihres Weltherrschaftsanspruchs wurde. Besonders deutlich wird dieser Größenwahn in der Vorstellung, dass das Deutsche Station nach Vollendung 400.000 Zuschauer hätte fassen sollen. Es wurde jedoch nicht fertiggestellt. Damit wäre dieses Stadion noch im Jahr 2014 mit Abstand das Stadion mit den meisten Zuschauerplätzen.14

Das Zeppelinfeld hat eine klare architektonische Hierachie. Auf die Haupttriüne sind die drei Walltribünenanlagen mit insgesamt 34 Fahnenmasten, die eine Höhe von 6 Meter hatten, ausgerichtet. Die Türme selbst sind von innen weniger stark wahrnehmbar, jedoch erweisen sie sich, von außen betrachtet, ein starkes Gliederungselement. Die Wallanlagen sollen für Menschen im Innenraum Schutz nach außen suggerieren.

Die Haupttribüne misst 370 Meter und sind ist gegenüber den Walltribünen erhöht gelegen. Ihr wird ein altarähnlicher Charakter zugeschrieben, der durch Flügelbauten, die mit Hakenkreuzreliefs bestückt sind, unterstützt wird. Speer hat sich in seiner Konzeption wohl am Pergamonaltar orientiert.15

Zusätzlich befinden sich ursprünglich zwei große Flammenschalen auf der Haupttribüne sowie ein vergoldetes Hakenkreuz in der Mitte. Im Zentrum der Haupttribüne steht die Rednerkanzel Hitlers, die mit kleineren Fahnenmasten umgeben ist. Aus jeder Position innerhalb des Zeppelinfeldes muss zu dieser Rednerkanzel aufgeschaut werden. Bei Aufmärschen mussten die Menschen auf die Kanzel zu laufen und Hitler die Treue schwören.

Mit diesem Ritual ordnete man sich Hitler unter wurde damit Teil der Volksgemeinschaft.16 Männer des Reichsarbeitsdientes marschierten auf und präsentierten sich dem Führer. In Paraden trugen junge Männer Baumstämme und verkörpern damit die männliche Kraft. Frauen führen Tänze auf und präsentierten sich in der von den Nationalsozialisten gewünschten Rolle der Frau .....

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Was sollen nun Schülerinnen und Schüler bei einer Besichtigung des Zeppelinfeldes lernen? Damit die anfängliche Motivation, die durch die außerschulische Umgebung, bei Schülern nicht durch Langeweile abnimmt, die durch möglicherweise schlechte Führungen entsteht, muss zunächst im Unterricht die Besichtigung vorbereitet werden. Dazu können Bild- und Filmaufnahmen herangezogen werden.

Auf dem Zeppelinfeld können die Schüler die Punkte, von den die Bilder aufgenommen wurden aufsuchen und Vermutungen anstellen, warum das jeweilige Foto aus dieser Perspektive aufgenommen wurde, welche Absicht und Wirkung damit durch Veröffentlichung in Zeitungen erzielt werden sollte. Es soll also ein selbstständiger Rundgang über das Zeppelinfeld stattfinden, der dazu dienen soll, dass die Schüler selbst auf Spurensuche gehen und somit ihre kognitiven Fähigkeiten sowie durch das Erleben der erhaltenen Bauwerke ihre affektiven Kompetenzen gefördert werden.

Insbesondere das Wahrnehmen der Größe des Bauwerkes kann nur am Ort selbst geschehen, wozu kein Medienmaterial in der Intensität wohl in der Lage wäre.

Grundsätzlich sollen die Schülerinnen und Schüler den Größenwahn des Nationalsozialismus und die dahinter steckende Propaganda am Lernort Zeppelinfeld nachempfinden. Das kann geschehen, indem die Schüler die Haupttribüne beschreiben, aus welchen Einzelteilen diese besteht und welche Absicht in der Architektur zu erkennen ist. Auch wenn die Tribüne nicht mehr so existiert, wie sie oben beschrieben wurde, sollen die Schüler jedoch erkennen, dass die Rednerkanzel das zentrale Element der Haupttibüne ist.

Aus diesem Grund sollen mehrere Perspektivwechsel vorgenommen werden, um zu überprüfen, ob sich daran etwas ändert, wenn der Blickwinkel ein anderer ist. Welche Funktion hatten die Zuschauerwälle? Wie wirkt der Ort von der Tribüne aus betrachtet und wie wiederum von unten? Welches Verhältnis bestand zwischen den Teilnehmern und dem Parteiapparat und wie ist dieser im Zeppelinfeld architektonisch verankert?

Welche Funktion hatten die großen Feuerschalen, die sich rechts und links an der Haupttribüne befunden haben? Auch wenn diese heute nicht mehr dort sind, haben die Schüler Fotos gesehen und können sich vor Ort die Feuerschalen dazudenken und überlegen, wie diese großen Feuer wohl bei Dunkelheit auf die Menschen gewirkt haben müssen, die auf diesem riesigen Gelände alle zusammenstanden.

Im Anschluss daran sei der Lichtdom genannt, den die Schüler auch nicht direkt erleben können, jedoch kann die individuelle Vorstellungskraft am außerschulischen Lernort möglicherweise besser aktiviert werden als es nur schwarzweiße Bildaufnahmen im Klassenraum könnten. Welche Gefühle sollen wohl bei den Teilnehmern der Reichsparteitage mit diesen Flammen- und Lichtinszenierungen durch die NS-Propaganda ausgelöst und bestärkt werden, könnten Überlegungen sein, die Schüle.....

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Im Kapitel 3.2.3 "Lern- und Arbeitsorganisation im Fach"23 des Lehrplans für das Fach Geschichte ist der Besuch von außerschulischen Lernorten innerhalb eines Projektes im fächerübergreifenden Lernen vorgeschlagen. Dabei sei die Lebenswelt der Schülerinnen und Schüler angesprochen, es führe dazu, dass andere Quellen Einzug in den Unterricht erhalten, die am Lernort Schule sonst nicht möglich seien. "Emotionale, sinnliche und ästhetische Handlungsfelder"24 seien für die Schülerinnen und Schüler am außerschulischen Lernort greifbarer.

Dabei wird darauf hingewiesen, dass eine Vor- und Nachbereitung dringend erforderlich sei, damit die Schüler nicht nur Vergangenheit kennenlernen. Es sollen darüber hinaus Prozesse der Rekonstruktion und des Erinnerns beim Schüler aktiviert werden. Das Vorwissen soll durch Material vor Ort und durch Pädagogen des jeweiligen Lernortes sowie der Lehrkraft unterstützt werden, damit sich der Erkenntnisprozess erfolgreich entwickeln könne.25

Auf der Ebene der Sachkompetenz sollen die Schülerinnen und Schüler ihre Fähigkeiten bezüglich der "Narrationen anderer und [der] Angebote der Geschichtskultur [ .] analysieren."26 Auf dem Zeppelinfeld werden die Schülerinnen und Schüler zwangsläufig mit Beschilderungen, Erläuterungen oder Darstellungen konfrontiert. Hier soll es darum gehen, diese in Kombination mit dem Vorwissen zu hinterfragen und zu deuten.

Die Methodenkompetenz erfordert neben dem Beschaffen und Analysieren von Darstellungen auch einen kritischen Umgang sowie eine adäquate eigene Präsentation der Ergebnisse.27 Am außerschulischen Lernort würde diese Kompetenz ebenfalls angeregt und gefördert, wenn die Schüler über den Rundgang selbständig Erarbeitungen vornehmen, die sie spätestens in der Nachbereitung präsentieren sollen.

Wenn die Schülerinnen und Schüler hinsichtlich der NS-Propaganda Informationen auf dem Zeppelinfeld gesammelt haben, sollen sie ihre Urteilskompetenz schulen, indem sie hinsichtlich des Zeitfaktors Werturteile fällen sowie mit triftigen Argumenten belegen.28

Hinsichtlich der Nutzung des Zeppelinfeldes in Vergangenheit und Gegenwart sollen Schülerinnen und Schüler ihre Handlungskompetenz schulen, indem sie lernen ihre Deutungen sowie die Re- und Dekonstruktionen für ihre „lebensweltliche Anwendung und historische Orientierung zu nutzen.“29


VII. Fazit


Abschließend lässt sich feststellen, dass das Zeppelinfeld als authentischer aber auch vordidaktisierter Lernort für das außerschulische Lernen im Geschichtsunterricht geeignet ist. Natürlich ist die Stadt Nürnberg nicht besonders einfach und schnell aus einigen Regionen Deutschlands zu erreichen und eignet sich daher nicht für einen kurzen Besuch. Daher würde es sich anbieten neben dem Zeppelinfeld auch die oben genannten weiteren Orte des ehemaligen Reichsparteitagsgelände im Rahmen eine Klassenfahrt zu besuchen.

Selbstverständlich würde sich die Vorbereitungszeit dadurch verlängern. Der Nationalsozialismus ist auch ein nicht gerade wenig behandeltes Thema in der Schule, nicht nur im Geschichtsunterricht. Daher könnte es sein, dass die Motivation der Schülerinnen und Schüler sinken könnte, wenn sie erfahren, dass sie sich nun vier bis fünf Tage mit der NS-Zeit während der Klassenfahr.....

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Richtlinien und Lehrpläne für die Sekundarstufe II – Gymnasium/Gesamtschule in Nordrhein-Westfalen: Geschichte, hrsg. Vom Ministerium für Schule und Weiterbildung, Wissenschaft und Forschung des Landes Nordrhein-Westfalen, Düsseldorf 1999.


Kernlehrplan für das Gymnasium – Sekundarstufe I (G8) in Nordrhein-Westfalen, Geschichte, hrsg. vom Ministerium für Schule und Weiterbildung, Wissenschaft und Forschung des Landes Nordrhein-Westfalen, Düsseldorf 2007.


Zeppelinfeld: Parteitag Grossdeutschland. 79 Bilddokumente vom Reichsparteitag zu Nürnberg 1938, Prof. Heinrich Hoffmann (Hrsg.), Geleitwort Dr. Dietrich, Reichspressechef, Berlin 1938.

1 Mayer, Ulrich: Historische Orte als Lernorte. In: Mayer, Ulrich/Pandel, Hans –

Jürgen/Schneider, Gerhard (Hrsg.): Handbuch Methoden des Geschichtsunterricht., Schwalbach/Ts.: Wochenschau Verlag 2011, S.390 (Im Folgenden zitiert als: "Mayer: Historische Lernorte").

2 Ebd., S.390.

3 Ebd., S.390.

4 Messmer, Kurt u.a. (Hrsg.): Ausserschulische Lernorte – Positionen aus Geographie, Geschichte und Naturwissenschaften, Band 1, Berlin und Zürich 2011, S.7 (Im Folgenden zitiert als: "Ausserschulische Lernorte").

5 Kuchler, Christian: Historische Orte im Geschichtsunterricht, Schwalbach/Ts. 2012. S.32 (Im Folgenden zitiert als: "Kuchler: Orte im Gegeschichtsunterricht").

6 Ebd., S.34.

7 Mayer: Historische Lernorte, S.393.

8 Rüsen, Jörn: zitiert über: Kuchler: Orte im Gegeschichtsunterricht, S.35.

9 Kuchler: Orte im Geges.....

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