Geographisches Institut der
Rheinischen Friedrich-Wilhelms-Universität Bonn
Schriftliche Ausarbeitung zum Thema
„gravitative Massenbewegungen“
-
Unterseminar A: Physische Geographie im SS 2006
-
Dozent: Prof. Dr. J. Herget
-
Protokollant:
Bonn,
den 3.7.2006
Inhaltsverzeichnis:
1. Definition von gravitativen Massenbewegungen
2. Auslösende Faktoren (Trigger)
3. Faktoren, die gravitative Massenbewegungen
beeinflussen
4. Berechnung der Hangstabilität durch das Coulomb‘sche
Gesetz
5. Verschiedene Formen von gravitativen Massenbewegungen
6. gravitative Massenbewegungen in konsolidiertem
Material
7. gravitative Massenbewegungen in unkonsolidiertem
Material
8. Der Flimser Bergsturz
9. Komplexe gravitative Massenbewegungen
10.
Vorsorge und Schadensbegrenzung
11.
Quellen
1. Def. gravitativer
Massenbewegungen
Gravitative
Massenbewegungen sind hangabwärts gerichtete Gleit-, Fließ- oder
Sturzbewegungen großer Massen von Material unter dem Einfluss und als Folge der
Einwirkung der Schwerkraft Dies bedeutet, dass die treibenden Kräfte die
haltenden Kräfte übertroffen haben. Bei diesen Prozessen wirkt also kein
transportmedium wie z.B. Wasser, Wind oder Eis (mittelbar), sondern die
Schwerkraft wirkt unmittelbar.
2. Auslösende Faktoren (Trigger)
Auslöser
solcher Ereignisse können z.B. Erbeben, Verwitterungsprozesse, starker
Niederschlag oder andere geologische Ereignisse sein
Dabei
kann die Geschwindigkeit der Bewegung stark variieren.
Massenbewegungen
haben einen prägenden Einfluss auf das Festland und im speziellen auf bergige
Landschaften. Durch Ablagerungen im Tal in Form von Zungen oder Schuttkegeln
wird die Abtragungsgröße solcher Massenbewegungen deutlich Jene Ablagerungen
können zum Beispiel einen Staueffekt im Tal hervorrufen, wenn ein Wasserlauf sich
in jenem befindet.
3. Faktoren, die gravitative Massenbewegungen beeinflussen
Die
Steilheit und Instabilität des Hanges ist ein wesentlicher Faktor der die
verschiedenen Bewegungsarten maßgeblich steuert, wie z.B. Stürzen, Gleiten oder
Fließen. Dabei ist die Stabilität der Hänge primär abhängig von der
Verwitterung und der Gesteinsauflockerung
Schieferton
verwittern zum Beispiel sehr leicht und zerbrechen meist in kleinere Fragmente,
diese bilden dann eine dünne Decke aus unkonsolidierten Schuttmaterial. Dieser
Schuttberg bildet sich nach einer gewissen Zeit zu einem instabilen Hang aus
Und wird somit anfällig für gravitative Massenbewegungen.
Kalksteine
und harte, verfestigte Sandsteine zerbrechen in aridem Klima in große Blöcke Es
bildet sich ein natürlicher Böschungswinkel der sich dann zu einem instabilen
Hang weiter entwickeln kann.
Wenn
eine Kombination aus Sandsteinen und Schiefertonhorizonten auftreten ergeben
sich deutlich Treppungen (z.B.Grand Canyon)
Aufgrund
der geringern Resistents rutschen die Schiefertone unterhalb der
Sandsteinschichten ab, dadurch verringert sich die Stabilität der Sandsteinschichten,
welche dann auch hinab stürzen in den Abgrund.
Standfestigkeit
eines Hanges wird im speziellen durch die Lagerungsform der Schichtung beeinflusst.
Das
Hangmaterial tritt in verschiedenen Formen auf und kann kleinräumig stark
variieren. Man unterteilt teilt das Hangmaterial in zwei verschieden Kategorien.
Da wäre das unkonsolidierte Material, das bei lockerem Sand einen natürlichen
Böschungswinkel oder Schüttungswinkel von 35° aufweist.
Der
natürlichen Böschungswinkels wir durch Größe und Form der Teilchen sowie
vorhandene Feuchtigkeitsmenge zwischen den Teilchen beeinflusst. Je größer und
eckiger die Bestandteile von lockerem Material sind desto stabiler ist der
Hang.
Hänge
die überwiegend aus konsolidiertem, trockenem Material bestehen, können
wesentlich steiler und unregelmäßiger sein, als Hänge welche aus unkonsolidiertem
Material bestehen. Dies ist durch die Anziehungskraft zwischen zwei Komponenten
eines festen Materials, die eng beieinander liegen erklärbar. Dies wird als Kohäsion
bezeichnet. Somit setzt sich der Widerstand den der Boden gegen die Bewegung
entgegesetzt aus der Kohäsion, der Zementation und dem Pflanzenbewuchs
zusammen. Dies wird auch als innere Reibung bezeichnet.
Durch
das Eindringen von Wasser in den Untergrund wird die innere Reibung verringert
und Materialien können sich leichter gegeneinander verschieben. Im Extremfall
kann der Druck des Porenwassers so groß sein, dass sich die Teilchen
voneinander trennen und das Volumen der Masse vergrößert wird. Häufig tritt
dieses Phänomen bei quellfähigen Gesteinen wie Ton, toniger Schluff und Mergel
auf, diese werden nämlich häufig von Haarrissen durchzogen. Aufgrund von
Bränden oder Rodungen können solche Situationen künstlich herbeigeführt werden
da das Wurzelsystem, welches die Böden zusammenhält, langfristig zerstört wird.
Diese zähflüssige Masse kann sich nun leicht hangabwärts in Bewegung setzten.
Daraufhin bildet sich wieder ein stabiler Böschungswinkel aus. Doch Wasser kann
auch einen stabilisierenden Effekt haben So hat zum Beispiel feuchter Sand
einen größeren natürlichen Schüttungswinkel als trockener Sand. Dies wird dann
als negativer Porenwasserdruck bezeichnet. Wenn jedoch eine gewissen Menge an
Wasser in den Porenräumen überschritten wird, dann hat dies einen gegenteiligen
Effekt. Die Folge ist, das der Wasser gesättigte Sand sich ähnlich einer
Flüssigkeit verhält, da die Kornreibung verringert wird. Dieses Phänomen wird
als positiver Porenwasserdruck bezeichnet.
4.Berechnung der Hangstabilität durch das Coulomb‘sche Gesetz
Eine
Hangstabilität ist gewährleistet wenn alle Kräfte die auf die einzelnen
Bodenpartikel wirken, im Gleichgewicht stehen. Da wäre zunächst einmal die Gewichtskraft
eines Partikels, die immer senkrecht in Richtung Erdmittelpunkt wirkt.
Auflagernde Partikel üben Auflagerungskräfte auf die darunter liegenden
Partikel aus. Dazu kommt der Strömungsdruck von Wasser oder Luft, der meist
seitlich hangparallel auf die Partikel einwirkt Schließlich sind Kohäsions-
und Adhäsionskräfte zwischen benachbarten Bodenteilchen wichtig. Jene
Kräfte sind abhängig von den physikalischen und chemischen Eigenschaften der
Teilchen und ihrer Umgebung.
Gegen
diese Kräfte wirken jene Kräfte die hangparallel abwärts wirken und als Scherspannung
zusammengefasst werden.
Coulomb‘sche
Gesetz
rf
= c + (Q – u) tan φ
c=
Kohäsion (N/cm²)
φ=
Winkel der inneren Reibung, entspricht dem natürlichen
Böschungswinkel eines Materials (Vorraussetzung Material ist kohäsionslos und
unverdichtet
Q=
Druckspannung (Normalspannung) durch überlagerndes Material und Bodenwasser
(N/cm²)
u=
Porenwasserdruck (bei Wassersättigung positiv, im wassergesättigten Material
negativ) (N/cm²)
5.Verschiedene
Formen von gravitativen Massenbewegungen
5.1Sturzdenudation
Die
Sturzdenudation tritt häufig an steilen Felswänden auf. Dabei werden die
Felsteilchen
durch Verwitterungsprozesse gelöst und stürzen dann
als
Grus, Steine oder Blöcke an den Fuß der Wand. An diesem Ort bildet sich dann
eine Sturzhalde (Schutthalde)
Es
bildet sich eine markante Sortierung nach Korngrößen aus, dabei
befinden
sich die groben Blöcke am Fuße der Schutthalde und die kleineren
Steine
findet man am Beginn der Schutthalde
Steinschlagrinnen
kennzeichnen den geballten Wandabtrag zwischen Abtragungsbereich und
Akkumulationsbereich
Die
im Akkumulationsgebiet entstandene Sturzhalden findet man häufig in Form von
Sturzkegeln vor. Falls der Haldenhang nicht durch Abtragende Prozesse
verkleinert wird ersetzt im Endstadium der Schutthang die Wand.
Der
Steinschlag stellt einen sehr schnellen Prozess da, der ohne einen hohen
Wassergehalt benötigt. Der Auslösende Faktor für einen Steinschlag sind meist
Verwitterungsprozesse wie z.B. die Insolationsverwitterung oder die
Frostsprengung. Bergstürze sind Massenbewegungen in großer Form. Dies
setzt eine tief in das Untergrundgestein hineinreichende Schwächezone voraus.
Die Unterscheidung zwischen Abrißnische und dem
Akkumulationsgebiet
ist äußerst signifikant. Die Bergsturztrümmer weisen eine charakteristische
Unordnung auf, die durch eine unregelmäßige Oberfläche gekennzeichnet ist und
manchmal hausgroße Gesteinsblöcke vorzuweisen hat. Solch eine Landschaftsform
wird dann als Tomlandschaft bezeichnet. Die Trigger sind z.B. Erdbeben
sowie Durchfeuchtung von Schwächezonen und Gleitfläche. Bergstürze kommen nur
im Hochgebirge vor. So kam es in den Alpen zu einer Viezlzahl von Bergstürzen
nach dem Abschmelzen der großen Talgletscher im Pleistozän. Daraus entstanden
einige
Seen durch das Aufstauen von Bächen und Flüssen.
Versatzdenudation
Einen
sehr langsamen Abtragungsvorgang stellt die Versatzdenudation dar.
Sie
entsteht durch Expansion und Kontraktion des auf dem Hang
befindlichen
Materials. Eine Volumenvergrößerung kann durch Wasseraufnahme quellfähiger Tone
(z.B. Montmorillonite) oder durch Bodengefrieren zustand kommen. Die daraus
hervorgehende Wirkung ist das anheben der Bodenoberfläche.
Durch
die Wasser Abgabe der Tone bzw. das Abtauen des Bodens, nimmt das Material sein
Ursprüngliches Volumen an. Aufgrund der Schwerekraft bewegen sich die
Bodenpartikel nun Hang abwärts. Die zurückgelegte Entfernung solcher Bewegungen
wird durch die Hangneigung, die Volumenvergrößerung und die Häufigkeit der
Expansions- bzw. Kontraktionszyklen bestimmt
An
der Oberfläche ist jene Bewegungsform am ausgeprägtesten vorhanden.
Ein
Beispiel für eine Versatzdenudation isi z.B. das Bodenkriechen, das die
langsamstes Form jener Bewegungsart darstellt. Als Indikator dient hier der so
genante Säbelwuchs den die versetzten Pflanzen aufzuweisen haben.
Denudation durch Rutschen und Gleiten
Diese
Form der gravitativen Massenbewegung kann sowohl sehr schnell als auch sehr
langsam stattfinden. Die bewegt Masse gelangt auf einer Gleitfläche als
kompakte Einheit hangabwärts. Als Gleitfläche dient eine wasserundurchlässige
Schicht z.B. aus Tonen.Dabei bleiben die Lagerungsverhältnisse innerhalb der
Rutschmasse beständig Dabei wird der Scherwiederstand so weit herabgesetzt, so
dass die Scherspannung einen kritischen Wert übertrifft. Hierbei unterscheidet
man zwei Rutschungstypen. Die Translationsrutschung findet auf einer
präformierten Gleitfläche statt. Bei der Rotationsrutschung findet die
Rutschung auf einem homogen pülatisch verformbaren Material statt, ohne dass
eine vorgegebene Gleitfläche vorhanden ist. Es kommt zur Bildung einer konkav
gekrümmten zylindrischen Gleitfläche. Nach einer Denudation durch Rutschen oder
Gleiten weisen Bäume eine gegen den Hang geneigte Haltung auf.
Fließung
Eine
Fließung tritt auf wenn feines Material vollständig wassergesättigt ist. Das
bedeutet, dass die Kohäsion so stark herabgesetzt wird, dass das Material als
flüssige Suspension vorliegt Ein Beispiel für solch einen Vorgang wäre z.B.
eine Mure-
6. gravitative Massenbewegungen in konsolidiertem
Material
Massenbewegungen
im konsolidierten Material treten meist auf höheren Regionen der Gebirge auf,
wo starke Verwitterung und mechanische Zerstörung vorherrschen.
Zunächst
einmal wäre da der Bergrutsch zu nennen. Hierbei gleiten Gesteine an den
Hängen hinab mit hoher Geschwindigkeit und als geschlossene Einheit auf
Schicht- oder Kluftflächen nach unten.
Steinlawinen
sind eher Ströme und bestehen aus
großen Mengen an Gesteinsmaterial, das durch rutschen und fallen in kleinere
Stücke zerbrochen ist und über 100 km/h schnell werden kann. Oftmals werden sie
durch Erdbeben ausgelöst und erreichen ein Volumina von bis zu 500 000m².
Zum
Schluss wäre da noch der Berg- oder Felssturz zu nennen.
7. gravitative Massenbewegungen in unkonsolidiertem
Material
Unkonsolidiertes
Material ist ein Gemisch aus Bodensubstrat, zerkleinertem Gesteinmaterial,
Bäumen, Sträuchern und Gebrauchsgegenstände wie z.B. Zäune oder Autos.
In
der Regel laufen Massenbewegungen in unkonsolidierten Material langsamer ab als
in konsolidierten Material. Die geringe Bewegungsgeschwindigkeit lässt sich
durch den geringen Hangneigungswinkel, bei dem sich jene Stoffe bereits in
Bewegung setzen erklären.
Bodenkriechen
ist die langsamste Massenbewegung von
Lockermaterial.Die Bewegungsgeschwindigkeit beträgt ca. 1-10 mm pro Jahr und
wird durch die Komponenten Bodenart, Klima, Steilheit des Hanges und
Vegetationsdichte beeinflusst. Bei jener Bewegungsart wird die Schuttdecke sehr
langsam Deformiert, dabei gleiten die oberen Schichten des Schuttmaterials
schneller herab als die unteren Lagen.
Bei
den Massenbewegungen Bodenfließen und Schuttström befinden sich
die unkonsolidierten Materialien in einem mehr oder weniger flüssigen Zustand.
Dabei werden Geschwindigkeiten bis zu mehreren km/h erreicht, dies ist durch
einen geringen Widerstand erklärbar. Die Hauptbestandteil des Bodenfließens
sind feinkörnige Materialien. Dagegen befinden sich in Schuttströmen ein
größerer Teil an gröberen Materialien. Daher ist die hangabwärts gerichtete
Bewegung des Schuttstroms in der Regel deutlich schneller als die des
Bodenfließen. Dabei können bis zu 100 km/h erreicht werden.
Schlammströme sind eine fließende Masse bestehend aus einem Gemisch
von Schlamm, Bodensubstrat, Gesteinsmaterial und Wasser. Aufgrund der hohen
Menge an Wasser die Schlammströme mit sich führen bewegen sie sich schneller
als das Bodenfließen oder Schuttströme. Als grobe Richtlinie kann man hier etwa
mehrere Kilometer pro Stunde ansetzen. Am häufigsten treten sie in hügeligen
Gebieten auf nach seltenen aber anhaltenden Regenfällen. Daraufhin werden die
zuvor trockenen stabile Hänge in instabile feuchte Hänge verwandelt, die nun
nur noch einen geringen Impuls benötigen um die wassergesättigte Lockermasse in
Bewegung zu setzen.
Dabei
können große Täler mit nassen Schuttmassen übergossen werden.
Schuttlawinen
oder Mure stellen die
schnellsten Massenbewegungen von unkonsolidierten Material dar. Sie entstehen
in der Regel auf niederschlagsreichen Gebirgsgegenden Die Faktoren Wassergehalt
und Hangneigung bestimmen die Geschwindigkeit der Schuttlawine bzw. der Mure,
diese kann bis zu 70 km/h und mehr betragen. Hänge Vulkanischer Aschenkegel
stellen einen Idealen Ort für Schlammströme und Schuttlawinen dar, vor allem
wenn die lockeren Ablagerungen mit Wasser gesättigt sind.
Eine
Rutschung bezeichnet ein langsames Abgleiten von unkonsolidierten Material,
welches das Geschlossene Einheit bewegt. Dieser Vorgang geschieht meist auf
einer Sohlfläche, die wie ein Löffel konkav nach oben offen ist Schneller
dagegen sind Schuttrutschungen da sie oftmals auf Schwächezonen, wie
z.B. wassergesättigten Tonschichten, entweder innerhalb der Schuttmasse oder
and der Basis des Schutts abgleiten. Dabei kann das Rutschen in ein Fließen
übergehen, wenn sich das Material hangabwärts durchmischt
8.
Der Flimser Bergsturz
Das
Hohlvolumen des Abbruchgebiets des Flimser Bergsturzes betrug 13km³ und stell
somit den größten Bergsturz der Alpen dar. Die Ablagerungsfläche war 51 km²
groß und es kam zu Akkumulationsmächtigkeiten von bis zu 800m.
Das
Abbruch Gebiet am Flimser Stein bestehet aus Kalk mit dazwischen geschalteten
Ton und Mergelschichten Der Zeitpunkt des Bergsturzes liegt gegen ende des
Pleistozäns. Das abschmelzen der Eismassen veränderte den Wasserhaushalt und
verursacht den gewaltigen Bergsturz.
Die
tomlandschaft von Domat und Ems zwischen dem Talabschnitt zwischen Chur und
Bonaduz ist gekennzeichnet durch mehrere auffallende Hügel, welche eine Höhe
von 10 bis 68 Meter betragen. Die sich aus dem ansonsten flachen Tal erhebenden
Hügel werden als Toma bezeichnet.
Die
Emser Tomahügel setzten sich bis auf eine Ausnahme aus Malmschutt zusammen, der
von der Calanda stammt. Dies legt die Vermutung nahe, dass es sich bei den Toma
um Überreste eines prähistorischen Bergsturzes handelt. Ursprünglich hatte das
Bergsturzmaterial das gesamte Tal bedeckt und den dort vorhanden Wasserlauf zum
Aufstauen gebracht. Das Wasser hat dann die Schuttbarriere langsam
durchschnitten und die abgelagerten Massen abgetrtagen. Ein Beleg hierfür ist
die geringe Masse der Toma im Vergleich zur großen Abbrißnische am Calanda.
Aber auch glaziale Prozesse waren formgeben, was die auflagernden Rheingletschermoräne
belegt. Anschließend an den Rückzug des Gletschers erfolgt die Aufschotterung
durch den Rhein. Dadurch wurde die ganze Talebene mit Kies überlagert und der
Fuß der Toma eingeschottert.
9. Komplexe gravitative Massenbewegungen
In
der Theorie sind die verschieden erwähnten Bewegungstypen klar von einander zu
trennen, doch sieht es in der Realität ganz anders aus. Denn in der Natur sind
verschiedene Bewegungstypen nicht klar voneinander zu trennen. So können z.B.
stürzende Material, rutschendes Material, reine Versatzdenudation oder auch
Solifluktion in ein Fließbewegung übergehen.
10.
Vorsorge und Schadensbegrenzung
Durch
das ständige Wachstum der Bevölkerung und der Entstehung immer neuer
Ballungsgebiete werden die Schäden von gravitativen Massenbewegungen immer
verheerender. Hinzu kommt eine anhaltende Landflucht.
Das
Arbeiten mit Flächennutzungsplänen und die damit verbundene Ausweisung von
gefährdeten Gebieten wäre eine Möglichkeit zur Schadensbegrenzung. Das
einhalten von Bau- und Qualitätsnormen muss natürlich überall gegen sein ist es
aber in der Praxis leider nicht. Ein weiterer wichtiger Schritt wäre eine
verstärkte Subventionierung der Forschungseinrichtungen, welches sich mit neuen
technischen Verfahren befassen wie z.B. Dränagensysteme. Des weitern müsste die
Landbewirtschaftung verstärkt kontrollierte werden, den ein nicht zu
vernachlässigender Anteil an gravitativen Massenbewegungen geht unter anderem
auf einen anthropogenen Einfluss zurück
Zu
letzt müsste man bessere Aufklärungskampagnen zum richtigen verhalten bei
Naturkatastrophen einführen und Warnungen noch früher als bisher übermitteln.
11.
Quellen
- Veder, C. (1979): Rutschungen und ihre Sanierung.
(Springer-Verlag) Wien, New York.
- Schmanke, V. (1999): Untersuchung zur Hanggefährdung
im Bonner Raum. Eine Bewertung mit Hilfe unterschiedlicher Modellansätze
(Rheinische Friedrich-Willhelms-Universität Bonn) Bonn.
- Bunza, G. (1992): Forschungsbericht des deutschen
Alpenvereins. Instabile Hangflanken und ihre Bedeutung für die Wildbachkunde
(Deutscher Alpenverein e. V.) München
- Grunert, J. (1991): Geomorphologische Prozeßforschung
und Landschaftsökologie im Bonner Raum. Arbeiten zur Rheinischen Landeskunde
Heft 60, Bonn.
Auslösende Faktoren von Massenbewegungen
Unwetter,
Erdbeben oder zunehmende Versteilung des Hangs
Bsp
Bodenverflüssigung= durch heftige Bodenerschütterungen wurden die
wassergesättigten sandigen Schichten in den Tonen in einen flüssigen Zustand
gebracht. Dadurch wurden enorme Blöcke aus Ton und Slit losgelöst und glitten
mit den verflüssigten Sedimenten Hangabwärts.
Klassifikation von Massenbewegungen
Grobe
Bezeichnung Erd-, Hang-, Bergrutsch
1.
Art des Materials
-
Festgestein oder locker Schutt
2.
Geschwindigkeit der Bewegung
-
wenige Zentimeter pro Jahr und vielen Kilometer pro Stunde
3.
Art der Bewegung
-
z.B rutschen = Großteils des Materials bewegt sich mehr oder weniger als
geschlossen Einheit
-
z.B. fließend = Material bewegt sich als wäre es flüssig
Da
die meisten Massenbewegungen nicht klar einer Bewegungsart zugeordnet werden
können, werden sie nach den dominierenden Mechanismen klassifiziert. Dabei wird
die Art der Bewegung meist aus dem abgelagerten Schuttmaterial rekonstruiert
Erosion des durch Massenbewegung verfrachteten Materials
Material
von Schutthalden sowie von Schutt der Rutschungen, Schuttströme und
Steinlawinen ist leicht erodierbar. Wenn das Material dann am unteren
Hangbereich angelangt ist wird es von fluvialensystem weiter verfrachtet.
Massenbewegungen im Marinen Bereich
Der
Meeresboden ist von Massenbewegungen nicht ausgenommen, doch trotzdem kann
niemand eine submarine Rutschung bezeugen. Doch die vorhandenen Rutschmassen
bezeugen die vorangegangenen Massenbewegungen. In den letzten 450 000 Jahren
glitt beispielsweise am Mittelatlantischen Rücken eine Masse von 4 mall 5 km
ab. Dieses Ereignis kann durch tektonische Vorgänge und Hydrothermal-Metamorphose
erklärt werden. Der dabei entstandene Schuttfächer hatte ein Volumen von 20
Milliarden m³.
Natürliche Ursachen von Rutschungen
Die
Folgen von Rutschungen können z.B. zu einer Dammbildung in einem Flusstal und
zur Aufstauung eines Sees führen. Aufgrund der Permeabilität der Rutschmasse
wird der Damm nach kurzer Zeit durchbrochen und es kommt zur Bildung einer
Sturzflut.
Plattentektonische Position
Konvergierende
Plattengrenzen
Ozean-Kontinent=
hohe
steile Gebirgshänge + häufige Vulkanausbrüche, geförderte Asche bietet ideale
Vorraussetzungen für Schlammströme + Gesteinsdeformation + viele Erdbeben
Kontinent-Kontinent=
ähnlich
ohne Vulkanismus
divergierende
Plattengrenzen=
vor
allem an steilen Hängen der kontinentalen Grabenstruktur
Plattengrenzen
an Transformstörungen=
Massenbewegungen unter der Vorraussetzungen, dass steile Hänge und Erdbeben
weit verbreitet sind
Gesteinsbewegungen=
Bergstürze, Bergrutsche und Steinlawinen
Unverfestigtes
Material (Kriechen und Fließen) =
Bodenkriechen,
Rutschung, Schuttrutschung, Schuttlawine, Bodenfließen, Schlammstromm,
Schuttstrom
Idealtyp einer Rutschung
Die
entstandenen Formungen durch Rutschungen, werden schon nach wenigen Jahrzehnten
durch Nachbrüche, Erosion und besonders durch Bewuchs überprägt. Daher sind
viele ehemaligen Rutschungen für das ungeschulte Auge nicht sichtbar. Das
Verhältnis von Breite zu Länge beträgt in der Regel 1:3.
Der
ursprüngliche Hang ist nun durch das Abrißgebiet gekennzeichnet. Dieses
besteht aus der Abrißwand, Einzelschollen, Längsspalten und Zugrissen. Darauf
folgt die Bewegungszone, die durch seitliche Abrisse, Querrisse und
wallartige Preßfugen gekennzeichnet ist. An Hand dieser Bestandteile lässt sich
die Bewegungsrichtung genau determinieren.
Hinweise
auf Sekundärrutschungen geben kleinere Abrisse, Aufwölbungen, abflusslose
Senken mit Naßstellen sowie Wassertümpel im mittleren Rutschungsbereich sowie
in der Rutschungszunge.
Das
Akkumulationsgebiet ist durch eine unruhige Oberfläche und eine lokale starke
Vernässung gekennzeichnet. In Abhängigkeit vom Wassergehalt der Rutschmassen
entsteht ein aufgeschobener, walzenartiger überschobener oder zungenförmige
Rutschungsfuß.
Vegetationsbild und Hydrologie der Rutschhänge
Ein
Indikator für ehemalige Rutschungen sind feuchtigkeitsliebende Pflanzen wie
z.B. Binsen oder Schachtelhalm in Verbindung mit einem unebenen Gelände. Im
unteren Teil der Rutschungshänge findet sich ein hoher Anteil an Todholz und
ein jüngerer Bewuchs von Erlen und Weiden.
1)
Felssturz am 22.11.2000; Wartturm
westlich der Bastei im Elbsandsteingebirge
2)
3)
Lawine
4)
5)
Schuttstr�me,
eine der h�ufigsten
Arten von Massenbewegungen in den bayerischen Alpen, sind durch eine flie�ende Bewegung
vonLockermassen gekennzeichnet. Die meist sehr feinkornreichen
(tonig-schluffigen) Schuttmassen beginnen infolge einer Erh�hung des
Wassergehaltes des Materials zu flie�en.
Oft entwickeln sich Schuttstr�me
aus kleineren Rutschungen. Die Schuttmassen folgen weitgehend Rinnen oder
Furchen am Hang, so dass ein langgezogenes, schmales Band entsteht. Im Verh�ltnis zur
geringen Breite weisen Schuttstr�me
oft einen unerwartet gro�en
Tiefgang auf.
Die Geschwindigkeit von Schuttstr�men
kann von nur wenigen Zentimetern pro Jahr bis zu Zehnermetern pro Tag reichen.
Bei langsamer Bewegung werden z.T. auch Stra�en
und Wege hangabw�rts
verschoben, was oft nur an den Deformationen entlang der messerscharfen
randlichen Scherfl�chen
zu erkennen ist.
6
7www4.ncsu.edu/.../e/elleitho/www/courses.htm
8web.umr.edu/~rogersda/landslide_hazards/
9virtual.yosemite.cc.ca.us/ghayes/1982.htm
Tab. 2: Grundtypen
und Anbruchsformen der Massenbewegungen in den Alpen (n. JAKOB
(1990, S.10))
|
Bewegungsvorgang
|
Festgestein
|
Lockergestein
|
Fallen, Stürzen
|
Steinschlag
Felssturz
Bergsturz
Nischenanbruch
|
Lockergesteinsabsturz
Plattenanbruch
|
Gleiten
|
|
|
rotationsförmig
|
Felsgleitung ohne vorgezeichnete Gleitfläche
Nischenanbruch
|
Rotationsrutschung in Lockergesteinen
Muschelanbruch
|
translationsförmig
|
Felsgleitung mit vorgezeichneter Gleitfläche
Nischenanbruch
|
Translationsrutschung in Lockergesteinen
Blattanbruch
|
Fließen
|
|
|
schnell
|
|
Schuttstromfließen
|
sehr schnell
|
|
Mure
Rinnenanbruch
|
Kriechen
|
Talzuschub
|
Lockergesteinskriechen
|
|
10
11