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Interpretation
Deutsch

Technische Universität Braunschweig

2009, F. Fellner

Hermann F. ©
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Technische Universität Carolo-Wilhelmina zu Braunschweig
Institut für Germanistik: Abteilung: Deutsche Literatur


Ausarbeitung zum Referat „Prinz Friedrich von Homburg“

Inhaltsverzeichnis

1. Einleitung

2. Vorbetrachtung: von Traum zu Traum

2.1 Räumliche Strukturierung

2.2 Figurenkonstellationen

2.2.1 Hohenzollern

2.2.2 Der Kurfürst und seine Familie
2.2.3 Homburg
2.2.4 Kottwitz und Homburg
2.2.5 Resümee
3. Identität als Integrationsversuch
3.1 Homburg als Sohn
3.1.1 Der Identitätsverlust: Homburgs Verurteilung

3.1.2 Homburgs Lösungsversuche

3.2 Homburg als anerkannter Staatsbürger

3.2.1 Kalkuliertes Risiko?

3.2.2 Homburg vs. Kurfürst?

4. Schlussbetrachtung

Literaturverzeichnis 


1. Einleitung

„Nein sagt! Ist es ein Traum?
Ein Traum, was sonst?“1.)

Dieser kurze Dialog im letzten Akt des letzten Auftritts zwischen Homburg und Kottwitz wird in der Kleist-Forschung als Sinnbild für eine Ebene des Dramas angesehen, welche über die politische und im engeren Sinne historische Lesart hinausgeht.Die Anfangsszene und die dazu respondierende Schlussszene, aus der der obige Dialog stammt, bilden eine in sich geschlossene Einheit, welche Kleist hier versucht hat als Traum und Wirklichkeit darzustellen.2.)

Diese Ebene, in Verbindung mit den beiden anderen aufgezählten Lesarten Politik und Historie, versucht ein Bild des Prinzen zu entwerfen, welches  sein Handeln und das des Kurfürsten erklärbar macht. Denn in den entscheidenden Szenen des Stückes (z.B. der „Todesfurchtszene“ im 3. Akt/5. Auftritt) läuft der Entscheidungsprozess stumm ab und der Leser muss für seine interpretatorischen Zwecke  Entscheidungen treffen, für die der Text keine Handhabe bietet.3.) Dabei spielt die Vermengung von Traum und Wirklichkeit des Prinzen, die sich später zu einer Identitätskrise ausweitet und in der sogenannten Todesfurchtszene gipfelt (Vgl.

III. Akt fünfter Auftritt), eine besondere Rolle.  Dies versuche ich nun in meiner Ausarbeitung etwas näher zu beleuchten. Dabei spielt vor allem die Raum- und Figurenkonstellation eine Rolle, welche in Kapitel zwei aufgearbeitet werden soll. Des Weiteren versuche ich in Kapitel 3 darzustellen, in wie fern Kleist versucht hat, die beiden Hauptfiguren, Homburg und den Kurfürsten, einzeln und in ihrer Beziehung zueinander darzustellen.

Abschließend fasse ich das vorher Aufgeführte in einer Schlussbetrachtung noch einmal zusammen und beziehe mich dabei auf weitere Werke Kleists.


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1.) V. 1856-1857

12) Vgl. Jochen Schmidt: Heinrich von Kleist- Die Dramen und Erzählungen in ihrer Epoche, Darmstadt 2003, S. 175.

3.) Vgl. Ingo Breuer (Hrsg.): Kleist Handbuch – Leben-Werk-Wirkung, Stuttgart 2009, S. 81.


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2. Vorbetrachtung: Von Traum zu Traum

Wie schon erwähnt, verlaufen in Kleist Schauspiel alle wichtigen Entscheidungen stumm ab. So sind die Motive, die z.B. Homburg dazu veranlassen, nach Erhalt des kurfürstlichen Briefes den Tod anzuerkennen völlig unklar (Vgl. IV Akt, vierter Auftritt).  Denn kurz zuvor, im Gespräch mit der Kurfürstin, quälte ihn noch die Todesangst (Vgl.

III Akt, fünfter Auftritt).  Dem globalen Aufbau folgend fällt zunächst dessen Rahmung durch zwei Szenen, die sich personell als auch den Ort betreffend entsprechen, auf. Diese Konstellation legt es zum einen nahe nachzufragen, inwieweit Schluss- und Anfangsszene voneinander abweichen. Zum anderen kann hinterfragt werden, ob Homburg sein (Traum-)Ziel wirklich erreicht hat oder der Kurfürst es geschafft hat, aus dem Träumer Homburg einen in die preußische Gesellschaft integrierten Homburg zu formen. 4.)                 


2.1 Räumliche Strukturierung

In welcher (literarischen) Welt wird die Figur des Prinzen durch Kleist angesiedelt? Pointiert herausgearbeitet, findet sich im Text die Entgegensetzung von kurfürstlicher Familie und dem Prinzen von Homburg. Dies äußert sich z.B. in der räumlichen Situationsstrukturierung. Hier findet eine Semantisierung des Raumes statt, welche eine theaterähnliche Szenerie impliziert.5.)  Diese wird dargestellt durch die Hofgesellschaft oben auf der Rampe und der Prinz unten „halb wachend, halb schlafend, unter einer Eiche einen Kranz sich windend“ (Vgl.

Regieanweisung – I Akt, erste Auftritt). Mittels dieser Situationsbeschreibung wird, noch bevor das erste Wort gesprochen ist, ein Machtverhältnis skizziert: Schloss, Rampe und erhöhte Position fungieren als Zeichen der Überlegenheit. Des Prinzen Geisteszustand wie auch seine Situierung unterhalb der offiziellen Szene verweisen auf die unterschiedlichen Realitätsebenen.6.) Eine solche Einordnung muss umso erstaunlicher erscheinen, da sich Homburg de facto als Adoptivsohn des Kurfürsten- und damit der Familie zugehörig- .....

Unter Hinzuziehung des Kontextes wird eher die Interpretation als Aussage gestützt: „Seltsam beim Himmel! Doch, was gilts (…).“10.)

Die Argumentation bewegt sich gerade davon weg, nach weiteren Anhaltspunkten zu fragen – wie das Konzessive doch belegt. Welche Funktion kann nun dieser offenkundigen sprachlichen Kontamination zugeschrieben werden? Eine Variante wäre die Deutung als Fehlleistung; als Überlagerung zweier Aussageintentionen.

Die Ebene des Gewussten interferiert mit der Ebene des Nicht-Wissen-Dürfens: Öffentlich zuzugeben, vom Zustand des Prinzen zu wissen, käme einem Schuldbekenntnis gleich – daher die Frageintention. Gleichzeitig besitzt er Kenntnis von dem, was er vorgibt, nicht zu wissen – daher die abweichende syntaktische Struktur. Aufschlussreich ist ebenfalls die Wortwahl. Der Kurfürst spricht nicht von „dem Prinzen“,sondern nennt ihn einen „jungen Toren“. Natürlich stilisiert er sich selbst damit (implizit) als gerade nicht jungen und nicht törichten, sondern überlegenen Staatsmann.

Akzentuiert wird der Widerspruch, die Entgegensetzung und Abgrenzung. Dass dem Kurfürsten ein Bewusstsein seiner Schuld zu Eigen ist, zeigt sich außerdem in der ausdrücklichen Aufforderung an Hohenzollern, die Gartenszene vor Homburg geheim zu halten (Vgl. V. 81-84). Dieser Schritt wäre überflüssig, gälte der Scherz nicht auch im Wertesystem des Kurfürsten als verächtlich.

Des Kurfürstens Schlussworte im ersten Akt, ersten Auftritt, die den Spuk des nächtlichen Schlafwandelns beschließen, weisen zudem in die gleiche Richtung. Er schickt den Prinzen zurück ins Nichts (Vgl. V. 74). Impliziert wird zugleich, das sich der Ausgangspunkt des Prinzen ebenfalls im Nichts befindet: Ein Zurückkehren setzt immer wieder logisch einen Bezugspunkt in der Erinnerung

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   9.) V. 55

10.) V. 54

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voraus. Wenn der Kurfürst hier so offenkundig auf diesen vormaligen Zustand Homburgs referiert, gesteht er nicht nur ein, dass es diesen Zustand überhaupt gegeben hat, sondern auch, dass er davon weiß.

Es ist zudem aufschlussreich, dass Homburg zu keinem Zeitpunkt etwas von dem tatsächlichen Ablauf der Eingangsszene erfährt. Hohenzollern gibt zwar eine ausführliche Erklärung zugunsten Homburgs, allerdings findet diese in dessen Abwesenheit statt (Vgl.

V. 1632 – 1732 – Regieanweisung). Homburg weiß weder in der Eingangsszene, dass er das Objekt eines allzu neugierigen Spiels geworden ist, noch wird er über seine Begnadigung informiert. Beides ist aus Sicht Homburgs in der Sphäre des Traumhaften angesiedelt.  Symbolisch gekennzeichnet wird diese Verwandtschaft z.B.  durch die Blumenmetapher. So korrespondieren mit dem – im märkischen Sand bezeichnenderweise unbekannten – Lorbeer der Eingangsszene die Levkojen und Nelken des Schlusses (Vgl.

V. 47 und V. 1840-1845). Sie fungieren gleichermaßen als Zeichen für die Andersartigkeit dessen, der sie in seine Betrachtungen einbezieht: Homburg.11.) Nur dem Rezipienten, der den vergleichenden Blick auf die Ereignisse haben kann, ist somit zugänglich, dass das harmonisch gekennzeichnete Schlussszenario nichts als ein Traum sein muss, wie auch Kottwitz bemerkt (Vgl.

V. 1857). Ein als mündig akzeptierter Staatsbürger ist Homburg zu keinem Zeitpunkt geworden, was der These widerspricht, der Kurfürst wäre die überlegene Figur im Stück.12.) Das gemeinsam gesprochene und Gemeinsamkeit stiftende „In Staub mit allen Feinden Brandenburgs!“13.) – ohnehin eine Definition, die eines äußereren Feindes bedarf und eher auf ewig andauernden Kampf zielt – wird aus dieser Perspektive noch brüchiger.

Lediglich der Kurfürstin und der Prinzessin von Oranien kommt es zu, auf den kranken Geisteszustand Homburgs hinzuweisen (Vgl. V. 32). Sie sind es auch, die das Schauspiel beim Namen nennen und sich gegen den Eingriff in Homburgs Persönlichkeitsrecht aussprechen: „Man soll ihm helfen, dünkt mich, / Nicht den Moment verbringen, sein zu spotten!“14.)

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15.) V. 56-57

16.) V. 54-55

17) V. 39

18.) V. 65

19.) V. 67

20.) V. 68

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Das Traumbild scheint Homburg so erstrebenswert, dass er ihm mit „ausgestreckten Armen“21.) nachjagt. Reflexionen über die eigene Person finden sich für Homburg erst ab Mitte des vierten Auftrittes (I. Akt). Als ihm jedoch bewusst wird, dass er „im Mondschein (…) wieder umgewandelt“22.) ist, bezieht er sein Versagen zuerst auf den Kurfürsten und dessen Befehl (vgl. V. 138).

Auch zwischen Homburg und Hohenzollern existiert kein wie auch immer geartetes Vertrauensverhältnis: Der Prinz erfindet eine Erklärung für sein Verhalten (Vgl. V. 117 ff.); Hohenzollern betrachtet die Begebenheit lediglich als Anlass besonderen Amüsements: „Nun bin ich auf die Fabel nur begierig, / Die er ersinnen wird, mir zu erklären, / Warum er hier sich schlafen hat gelegt.“23.)                                                                                     Hervorzuheben ist des Weiteren, welche Inhalte der Prinz vom nächtlichen Geschehen berichtet und welcher stilistischen Mittel er sich dabei bedient.

Zuerst ist herauszustellen, dass die Ereignisse der Eingangsszene – neben der Wiederholung am Ende – gleich dreifach im Text aufgegriffen werden. Neben die eigentliche Szene reiht sich Homburgs Erzählung (Vgl. V. 140 ff.) und Hohenzollerns (deduzierende) Argumentation (Vgl. V. 1623 ff.). Wovon Homburg spricht, nennt er einen „sonderbaren Traum.“24.) Er fasst also das Erlebte auch im Zustand der Bewusstheit als etwas Phantastisches.

Homburg deutet den Traum als ein göttliches Zeichen. Um wie viel verwirrender muss es ihm daher erscheinen, dass er den Handschuh, den er Natalie im Halbschlaf abnimmt, nun tatsächlich in der Hand hält (Vgl. V. 189)? Als er diesen Zusammenhang bemerkt(Homburgs erste Interpretation setzt den Handschuh des Traumes mit dem Realen noch nicht in eins; vgl. V. 188-191), ist er „verwirrt“25.), „wie vom Blitz getroffen“26.) und geht, da er sich in seiner Version bestätigt fühlt, mit „triumphierenden Schritten wieder in den Kreis der Offiziere zurück.“27.) .....

Gesonderte Beachtung sei auch der Rolle von Kottwitz gewidmet. Dieser erweist sich in einer für Homburg doppelbödigen Welt als vertrauenswürdig (Vgl. V. 406). Er tritt nicht nur im V. Akt als Wortführer derer auf, die den Kurfürsten dazu überreden wollen, den Prinzen zu begnadigen – wobei dem Obristen mit 39 Versen der mit Abstand längste ununterbrochene Redebeitrag des gesamten Stückes zuerkannt wird (Vgl.

V. 1570 -1608). Vielmehr kommt ihm auch in der Schlussszene eine besondere Funktion zu, weil er es ist, der die letzte Frage des Prinzen „Nein, sagt! Ist es ein Traum?“32.) beantwortet: „Ein Traum, was sonst?“33.)  

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28.) Vgl. Herman Reske: Traum und Wirklichkeit im Werk Heinrich von Kleists. Stuttgart 1969, S. 91 f.

29.) V. 359

30.) V. 55

31.) V. 32

32.) V.1856

33.) V. 1857


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Damit spricht er die letzten, freilich rätselhaften Worte des Stücks, in denen es nicht  nur um Krieg und die Vernichtung eines äußeren Feindes geht. Kottwitz´ erster Auftritt in dem Stück im II. Akt stellt ihn als einen Menschen dar, der einerseits das irdische Leben und die Natur liebt (Vgl. V. 384-387), aber andererseits dem Alter Tribut zollen muss (Vgl.

V. 373). Insofern kann der Oberst als Kontrast- und Komplementärfigur zu Homburg, dem jugendlichen Helden, gesehen werden. Damit befindet sich Kottwitz ähnlich wie Homburg in einer Krise seiner Identität, wie seine Aussage, dass „sich Leib und Seele kämpfend trennten“34.) , die sowohl auf ihn persönlich bezogen als auch allgemeingültig verstanden werden kann, einen solchen Konflikt anspricht.

Kottwitz wirkt dabei wie ein alt gewordener Prinz von Homburg, der seine Wünsche aufgegeben hat und gelernt hat zu gehorchen.35.)


2.2.....

Er, der dem ihm vorgeschriebenen Integrationsweg gefolgt ist, erstaunt sich sogar darüber, dass es eines zusätzlichen Wortes bedarf, das ohnehin Offensichtliche anzusprechen: „Mußt du von mir dies hören? / -Hier legt ich den Beweis zu Füßen dir.“39.) Noch im unumstößlichen Glauben, er nähere sich dem erinnerten Traumbild der Eingangsszene an („O Cäsar Divus! / Die Leiter setz ich an, an deinen Stern!“40.)), war Homburg mit der Kurfürstin nach Berlin aufgebrochen.

Jetzt, im Zustand des Widerspruchs, in einem Zustand, der Realität und Traumbild – und damit Gefordertes und Gewolltes – nicht mehr in Einklang zu bringen vermag, und in einer Situation, die kein auf Integration zielendes Verhaltensmodell zur Verfügung stellt, sieht sich Homburg außerstande, zwischen beiden Polen zu vermitteln: „Träum ich? Wach ich? Leb ich? Bin ich bei Sinnen?“41.).

Er verliert damit die Möglichkeit, seine Identität aufrecht zu erhalten: „ Helft Freunde, helft! Ich bin verrückt.“42.)

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37.) V. 361-363

38.) V. 75-77

39.) V. 748-749

40.) V. 713-714

41.) V. 765

42) V. 772

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3.1.1 Der Identitätsverlust: Homburgs Verurteilung

Um zu veranschaulichen, inwieweit Staatspolitisches tatsächlich den Hintergrund für Homburgs Verurteilung bildet, sei der Schuldspruch genauer analysiert:

„Wer immer auch die Reuterei geführt,

Am Tag der Schlacht, und, eh der Obrist Henning

Des Feindes Brücken hat zerstören können,

Damit ist aufgebrochen, eigenmächtig,

Zur Flucht, bevor ich Order gab, ihn zwingend,

Der ist des Todes schuldig, das erklär ich,

Und vor das Kriegsgericht bestell ich ihn.

- Der Prinz von Homburg hat sie nicht geführt?“43.)

Was hier im Tone staatsrechtlicher Notwendigkeit (Kriegsgericht) seitens des Kurfürsten formuliert wird, verdient gesonderte Aufmerksamkeit. Sicherlich ist es unbestreitbar, dass die Schuldigsprechung Homburgs, folgt man der zeitlichen Sequenzierung der sprachlichen Oberflächenstruktur, als eine bloße Folge aus staatlichen Regulativen erscheint, die rein zufällig nur den Prinzen betrifft: Strukturiert ist die Aussage als logischer Schluss.

Eine allgemeine Regel (Todesstrafe bei Verstoß gegen die Order) korrespondiert mit einem spezifischen Einzelfall. Durch den Eintritt des Einzelfalles wird nunmehr die Anwendung der Schlussfolgerung, die Anwendung der Regel, unausweichlich.Insofern erzwingen die logischen Inferenzregeln  die Ausübung des Staatsrechts. Allerdings, dies ist hervorzuheben, die Position des Handelnden wird bei Formulierung des Schuldspruches vorer.....

Dass dem Kurfürsten außerdem der Gedanke an den Prinzen nicht völlig abwegig erscheint, wird mit Vers 722 offenbar („Der Prinz von Homburg hat sie nicht geführt?“). Auch wenn die negierte Formulierung gerade andeuten will, Homburg sei vom Schuldschluss ausgeschlossen, so präsupponiert sie zwangsläufig – unter Hinzuziehung des Relevanzkriteriums -, dass gerade er im Verdacht steht, der Verantwortliche zu sein.

Gestützt wird diese Interpretation des Weiteren durch das Nachfragen des Kurfürsten („Wer sagt mir das?“49.)), als ihm versichert wird, Homburg könne es nicht gewesen sein.

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45.) V. 1

46.) V. 3

47.) V. 324-325

48.) V. 348-350

49.) V. 723

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Hinzuweisen ist außerdem auf die Polarisierung, die seitens des Kurfürsten getroffen wird. Es steht sich nicht nur individuelles und gemeinschaftliches Recht gegenüber; beide Bereiche entsprechen den jeweiligen Machtpositionen. Seinen Ausdruck findet dies u. a. in der Entgegensetzung von Homburgs eigenmächtigem Handeln, so der Vorwurf des Kurfürsten, und der Personalisierung des Rechtsspruches (bevor ich Order gab; das erklär ich; bestell ich ihn, Vgl.

S. 13 dieses Textes). Erst im zweiten Teil des Dialogs abstrahiert der Text vom konkreten Einzelnen auf das Allgemeine: „Der Sieg ist glänzend dieses Tages, / (…) Doch wär er zehnmal größer, das entschuldigt / Den nicht, durch den der Zufall mir ihn geschenkt: Mehr Schlachten noch, als die, hab ich zu kämpfen, / Und will, daß dem Gesetz Gehorsam sei.“50.)


3.1.2 Homburgs Lösungsversuche

Homburgs Versuche, sich aus dieser Zerrissenheit zu befreien, lassen sich als zum einen brüske Abwehr und zum anderen übersteigerte Hinwendung zum gewohnten Verhaltens-modell beschreiben. Identität mit sich selbst bedeutet für Homburg die Harmonisierung eigenen Bestrebens mit den Erfordernissen des Staates.

Die Schlacht bei Fehrbellin bot dafür die Gelegenheit: Einerseits war diese Schlacht durch den Befehl des Kurfürsten legitimiert, andererseits ließ sich auch der individuelle Anspruch auf Anerkennung, Ruhm und letztlich Integration mit ihr realisieren. Homburg allerdings, der durch die gesonderte Order des Kurfürsten zum vorläufigen Nichts-Tun .....


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