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Interpretation
Deutsch

Universität Wien

keine, keine, 2017

Sofie H. ©
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ID# 68108







Aus dem Leben eines Taugenichts, Joseph von Eichendorff - Interpretation

„Aus dem Leben eines Taugenichts“ ist eine Novelle von Joseph von Eichendorff (1788-1857) welche 1826 veröffentlich wurde. Sie handelt von einem jungen Mann, der reisend durch die Welt zieht immer in Gedanken an eine vermeintlich unmögliche Liebschaft zu einer Gräfin.

Der Text kann der literarischen Epoche der Romantik zugeordnet werden.


Ein junger Müllersohn wird von seinem Vater als Taugenichts beschimpft und in die weite Welt geschickt. Nur mit seiner Violine und etwas Geld im Gepäck macht er sich freudig auf die Reise. Er trifft auf dem Weg zwei hübsche Damen welche ihn mitnehmen. Sein erster Stopp führt ihn in ein Schloss nahe Wien, wo er zuerst Gärtner und bald darauf Zolleinnehmer wird.

Er verliebt sich in einer der jungen Damen, die er für eine Gräfin hält und welche sich seiner Liebesbemühungen immer wieder entzieht. Er missinterpretiert einen jungen Mann den er an ihrer Seite sieht als ihr Ehemann und setzt seine Reise fluchtartig fort. Auf dem Weg lernt er zwei Maler, Leonhard und Guido kennen mit welchen er nach Italien reist.

Eines Morgens sind die zwei verschwunden und er führt die Reise alleine fort. Zuerst lebt er eine Zeit lang gemächlich in einem Schloss, bis er einen Brief von der Gräfin erhält, die ihn auffordert nach Wien zurück zu kehren. Was er nicht weiß, ist dass der Brief nicht an ihn, sondern an die Grafentochter Flora adressiert ist.

So flieht er abermals. Er kommt nach Rom, wo ihn die Zufälle abermals auf die Fährte seiner schönen Geliebten locken. Diese führen ihn wieder nach Wien. Zurück im Schloss stellt sich heraus, dass vieles nicht so ist wie es scheint. Unter anderem sind die zwei Maler, die er auf der Reise kennenlernte ein Graf und seine Geliebte, welche sich auf der Flucht befanden.

Daher gab sich Flora als Guido aus. Dies ist auch der Grund weshalb sie ihn auf der Reise alleine ließen, um die Fährte der Verfolger auf ihn zu lenken. Die Hofleute gingen dadurch ebenfalls von ihm als Flora aus. Und auch seine liebe Gräfin ist ebenso gar keine Gräfin sondern eine Waise, die der Portier als Kind an den Hof brachte.

Auch den vermeintlichen Ehemann hat es nie gegeben. Da sie nun nicht mehr der Stand voneinander trennt steht der Liebe des Taugenichts und seiner Angebeteten nichts im Wege. Als Hochzeitsgeschenk bekommen sie ein kleines Schloss von Leonhard geschenkt, der nun ebenfalls seine Flora ehiraten darf.

Zuletzt spricht der Taugenichts wieder von einer Italienreise, diesmal jedoch mit seiner Gräfin, dem Portier und anderen lieben Leuten, die er auf seiner Reise kennlernte.


Der Taugenichts ist der Protagonist der Geschichte. Alle anderen Figuren sind Nebenfiguren, welche einmal mehr, einmal weniger in den Mittelpunkt rücken. In der Geschichte wird sein wahrer Name nicht genannt und so charakterisiert ihn der titelgebende Name Taugenichts am Besten.

Diesen erhält er am Anfang der Geschichte von seinem Vater und nimmt ihn auch bereitwillig an („Nun, […] wenn ich ein Taugenichts bin, so ist‘s gut, so will ich in die Welt gehen und mein Glück machen“).

Der Taugenichts wird als faul, romantisch, genügsam, einsam, rumtreiberhaft und närrisch beschrieben (Zitat). Und bietet damit das direkte Gegenteil zu den Philistern welche arbeitstüchtig, rational und bürgerlich sind. Sein Vater und auch der Portier, dem er im Schloss begegnet sind klassische Beispiele dafür. () Die Gefährten, die er auf der Reise trifft sind und auch seine Gitarre spielende Gräfin sind wiederum klassische Romantiker ( .).Die Beziehung zu ihr ist erst einseitig, distanziert und beobachtend ( .), stellt sich jedoch am Ende des Buches als einstimmig romantisch heraus.


Die Geschichte wird aus der Ich Perspektive des Taugenichts erzählt. Es überwiegt, daher auch die Innensicht sowie Erzählerrede. Der Leser empfindet dadurch eine gewisse Nähe zu den Ereignissen und weiß nie mehr als der erlebende Protagonist. Die erzählte Zeit beträgt ungefähr ein Jahr. () Eichendorff lockert den Text immer wieder mit Gedichten auf, welche als Lieder in die Handlung integriert werden.

Neben Deutsch wird ab und zu die lateinische Sprache als intellektuelle Sprache verwendet (), auch um die Unwissenheit des Taugenichts aufzuzeigen ()

Eichendorf schreibt in zahlreichen Hypotaxen, verwendet viele Adjektive, Tier- und Pflanzenbeschreibungen () das Majestäts-Plural („Er weiß ja recht hübsche Lieder singen.“ S.6/Z.26; „Wohin wandert Er denn schon so früh am Morgen?“ S.6/Z.29)Abkürzungen für Orte („Nach W.“ S.6/Z.30; „…nach B….“ S.36/Z.1) Sprichwörter („…eine blinde Henne fin’t manschmal auch ein Korn, wer zuletzt lacht, lacht am besten, unverhofft kommt oft,…“ S.10/Z.14f)Metaphern („…das Herz wollt mir zerspringen.“ S.14/Z.15; „Ach könnt ich nur für euch ins Feuer springen“ S.18/Z.7) und Verkleinerungen („…ihr schwermütig gesenktes Köpfchen…“ S.21/Z.8; „In dem Körbchen…“ S.21/Z.10; „Sie tunkte ihr Schnäbelchen…“ S.32/Z.19).


Ansonsten wirkt die Novelle wie ein Märchen. Der Taugenichts, als Antiheld und Glückspilz der in die Welt zieht, lustige Gesellen trifft, nie wirklich aktiv entscheidet, herumwandert und sich von dem Leben treiben lässt. Trotzdem aber fällt ihm wie von Zauberhand alles zu.

Abschließend gibt es ein Happy End in dem seine Liebe erwidert, gleich Doppelhochzeit gefeiert und ihm und seiner Braut ein Schlösslein samt Weingärten geschenkt wird.


Eichendorff stellt die zwei gegensätzlichen Gruppen der Romantiker und Philister gegenüber. Beide sind typisch für die Romantik, wobei der Ausdruck Philister eher abwertend gemeint ist. Der titelgebende Name Taugenichts ist eigentlich ein ebenfalls ein Schimpfwort, welches der Taugenichts jedoch durch seine Annahme und damit seine Zustimmung entkräftet.

Im Buch kommt immer wieder die Zerrissenheit des Taugenichts zwischen diesen beiden Welten zum Vorschein. Er sinniert einige Male darüber nach sesshaft und tüchtig zu werden, entscheidet sich aber meist nicht aktiv dagegen, sondern wird vom Leben in eine andere Richtung gelenkt.

Man sieht aber auch, dass er weder Talent zu so einem Leben hätte, wenn er die Kartoffeln im Garten des Zolleinnehmers rausreißen lässt und stattdessen Blumen einpflanzt und wie er sich Unwohl fühlt in dem Schloss in Italien, wo er zwar alles hat, aber auch vor Langeweile fast umkommt.

Es scheint als würde Eichendorff ein Hoch auf die Romantiker aussprechen, wenn er am Ende des Buches seinem Titelhelden, der nichts tut und kaum was kann alles erdenkliche und noch viel mehr schenk.

Wenn er einmal Freund mit dem Portier ist um ihn im nächsten Moment zu verachten und indem er freudig die Reise aus der Mühle seines Vaters antritt, um sich kurz darauf nach ihr zu sehnen ().


Die einfließende Lyrik im Text führt zu einer Poetisierung der Welt, die mit der Wirklichkeit nicht so viel zu tun hat. Wie die Themenfelder Natur, Liebe, Reisen, Wandern sind typische Merkmale der Romantik sind. Auffällig sind auch die poetisch beschriebenen Landschaftsdarstellungen, welche wiederum typisch für die Romantik sind.



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