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Seminararbeit
Linguistik

Universität Potsdam

2016

Louise F. ©
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sternsternsternsternstern
ID# 61794







Auftreten sprachlicher Phänomene am Beispiel ‚Zählen‘

T. ,



AM1 Phonologie der Intonation, WiSe15, Genzel, S. & Kügler, F.,

Universität Potsdam

20.03.2016








Inhaltsverzeichnis

1. Einleitung . 1

2. Sprachliche Phänomene, Definitionen und Beispiele . 1

3. Experiment 4

  • Methode . 4

  • Ergebnisse 4

4. Zusammenfassung . 8

5. Quellen 9

Abbildungsverzeichnis

Abb. 1. Bezugsbereich . 2

Abb. 2. Downstep Beispiel . 3

Abb. 3. Countdown, männl. Sprecher (9) 5

Abb. 4. Countdown, weibl. Sprecherin (9) 5

Abb. 5. Schäf. zählen, männl. Sprecher (9) . 5

Abb. 6. Schäf. zählen, weibl. Sprecherin (9) . 5

Abb. 7. Schäf. zählen, männl. Sprecher (1 – 5) 6

Abb. 8. Schäf. zählen, weibl. Sprecherinnen (1 – 5) 6

Abb. 9. Countdown, männl. Sprecher (5 – 0) . 7

Abb. 10. Countdown, weibl. Sprecherinnen (5 – 0) 7

Einleitung

Dieses Papier beschäftigt sich mit der Frage, welche sprachlichen Phänomene beim Auf- und Abwärtszählen auftreten und wie diese zu erkennen und begründen sind. Um spezielle Phänomene wie Deklination, Downstep, Upstep und finale Absenkung analysieren zu können, wird der Leser zu Beginn des Papiers mit Hilfe von Hintergrundwissen aus Fachliteratur an das Thema herangeführt.

Dadurch soll ein umfangreicher Überblick und ein tieferes Verständnis für das Thema ermöglicht werden. Danach folgt ein Experiment, bei dem das zuvor gelernte, angewendet werden soll. Das Ziel ist es, dass der Leser durch die theoretische Einleitung eine praktische Vorstellung davon erhält, wie man solche Phänomene erkennen und analysieren kann.

Sprachliche Phänomene, Definitionen und Beispiele

Für die Analyse einer sprachlichen Äußerung gibt es verschiedene Dinge, die beachtet werden müssen. Dieses Paper beschäftigt sich ausschließlich mit deutschen Äußerungen. Deutsch gehört zu den Intonationssprachen, ebenso wie z. B. Englisch, Niederländisch, Russisch, Serbisch, Spanisch, Französisch und Italienisch. Die Intonationskontur einer solchen Äußerung lässt sich phonologisch durch eine Folge abstrakter Töne darstellen.

„Die Töne, aus denen Intonationskonturen bestehen, heißen intonatorische Töne. In autosegmental-metrischen Ansätzen bilden sie die kleinsten diskreten Einheiten, die die sprachlich relevanten Eigenschaften einer Intonationskontur festlegen und einen Effekt auf die Äußerungsbedeutung haben.“ (J. Peters, 2014: 3) Im Vergleich dazu weisen Tonsprachen, wie sie z. B. in Ost- und Südostasien und Afrika gesprochen werden, neben den intonatorischen Tönen auch lexikalische Töne auf, welche an bestimmte Wörter oder Morpheme gebunden sind und zur Unterscheidung zwischen verschiedenen Wortformen beitragen.

Im Deutschen wird eine binäre Tonqualität angenommen und somit zwischen zwei intonatorischen Tönen unterschieden: Hochtöne und Tieftöne. Erstere werden mit dem Buchstaben H (engl. ‚high‘) und letztere mit dem Buchstaben L (engl. ‚low‘) bezeichnet. Aufgrund der strukturellen Position dieser Hoch- und Tieftöne innerhalb einer Intonationsphrase lassen sich vier Typen unterscheiden.

Akzent-, Begleit-, Grenztöne und Phrasentöne. Akzenttöne sind „an das Auftreten von Akzentsilben gebunden“ (J. Peters, 2014: 29). Ein Stern am Buchstaben symbolisiert diese Töne (H*, L*). „Begleittöne sind Töne, die immer nur zusammen mit einem Akzentton auftreten ( .) Akzenttöne bilden zusammen mit ihren Begleittönen Tonhöhenakzente (engl. ‚pitch accents‘)“ (J. Peters, 2014: 29).

Durch die Grenztöne wird die Tonbewegung auf der ersten bzw. letzten Silbe der Intonationsphrase angegeben. Bezeichnet werden sie mit einem Prozentzeichen, wobei ein vorausgehendes (%H, %L) für einen initialen und ein nachgesetztes (H%, L%) für einen finalen Grenzton steht. Phrasentöne oder Phrasenakzente werden nur für einige Sprachen und Dialekte angenommen. J. Peters (2014:30) erklärt, dass ihr Auftreten ebenfalls an das Vorhandensein einer Phrasengrenze gebunden ist.

Sie werden aber für gewöhnlich nicht an deren Grenzen realisiert.

Es ist durch die Natur bedingt, dass sich Sprecher untereinander unterscheiden und auch dass ein Sprecher die gleiche Intonationskontur unterschiedlich produziert, d. h. das phonetische Signal ist variabel. Es gibt Unterschiede zwischen Sprechern und innerhalb von Sprechern. So haben z. B. männliche und weibliche Sprecher unterschiedliche Tonhöhen, aber auch die Realisierung der gleichen Intonationskontur unterscheidet sich geringfügig innerhalb beider Sprecher in der Wiederholung.

Trotzdem wird diese Variation nicht als funktional wahrgenommen, sondern der Hörer ist im Stande aus allen Variationen die gleichen phonologischen Kategorien zu abstrahieren. Daraus ergibt sich die Frage, wie man von diesen Unterschieden in der Realisierung, also den individuellen Tonhöhenverläufen, zur abstrakten phonologischen Repräsentation gelangt und umgekehrt.

Um diese Frage zu beantworten gibt es die phonetischen Implementierungsregeln, welche die abstrakten Tonhöhenstufen, wie z. B. L*H, H*L, in eine phonetische Repräsentation übersetzen. Diese Implementierungsregeln sind sprachspezifisch. Außerdem müssen sie auch den Äußerungskontext mit einbeziehen und zwei Formen der Variation berücksichtigen: zum einen Variationen im Zeitbereich (Stw.

Alinierung) und zum anderen Variationen im Frequenzbereich, d. h. also eine unterschiedliche Skalierung der phonetischen Repräsentation. Dabei stellt sich die Frage, inwiefern man diese Variationen im Frequenzbereich beschreiben kann. Zum einen gibt es den Aspekt der Tonqualität, also hoch bis tief (und evtl. Downstep) und zum anderen den tonalen Bezugsbereich, d. h. ein Tiefton wird niedriger realisiert als sein benachbarter Hochton (LH), bzw. der Bezugsbereich der Akzente zueinander – so können bspw. zwei prenukleare Akzente (L*HL*H) in einer Downstep-Relation zueinander stehen, wobei der zweite Akzent niedriger realisiert werden kann, als der erste.

Abb. 1. Bezugsbereich (J. Peters, 2014: 39)


In Abb. 1. stehen die äußeren durchgezogenen Linien für den Stimmumfang. „Das ist der Frequenzbereich, der individuellen Sprechern für die Gestaltung stimmlicher Äußerungen zur Verfügung steht.“ (
J. Peters, 2014: 38) oder anders formuliert, ist es der Bereich, in dem der Sprecher alle seine Äußerungen tätigen kann. Er ist abhängig von der Anatomie des Sprechers und deshalb individuell verschieden.

So ist bspw. der Stimmumfang einer weiblichen Sprecherin höher gelagert, als der eines männlichen Sprechers. Es wird aber trotzdem davon ausgegangen, dass der Hörer eine abstrakte Darstellung des Stimmumfangs des Sprechers aufbauen muss um eine bestimmte Variation im Signal perzipieren zu können. Das bedeutet, der Hörer muss zunächst Informationen über den Stimmumfang des Sprechers ermitteln um Intonation wahrnehmen zu können.

Die größeren gestrichelten Linien in Abb. 1. symbolisieren das sog. stimmliche Register. „Das ist ein Bereich innerhalb des Stimmumfangs, in dem die Tonhöhe bei weitgehend gleichartigem Schwingungsverhalten der Stimmlippen variiert werden kann.“ (J. Peters, 2014: 38). Das bedeutet, ein Sprecher kann die gleiche Intonation produzieren, egal ob er seine Kopfstimme (‚falsetto‘), sein normale Bruststimmenregister (‚modal voice‘) oder seine Knarrstimme (‚creaky voice‘) verwendet.

Besonders relevant für dieses Papier sind jedoch die Bereiche, die nun folgen. Das tonale Register ist der „Tonhöhenbereich, der für eine Äußerung oder eine Äußerungssequenz genutzt wird. ( .) [Und] der tonale Bezugsbereich ist der aktuell genutzte Bereich innerhalb des gewählten tonalen Registers.“ (J. Peters, 2014: 38). Im Gegensatz zum tonalen Register, das während einer Äußerung konstant bleibt, kann der tonale Bezugsbereich innerhalb des tonalen Registers verengt oder erweitert und nach oben oder unten verschoben werden und hängt dadurch auch im gewissen Maße mit der Grenztonspezifizierung zusammen.

Eine weitere wichtige Rolle hierfür spielen die tonalen Dissimilationsprozesse. Denn die Tonhöhe wird ebenfalls beeinflusst von der Tonqualität des benachbarten Tones. Im Papier Féry & Kügler (2008) über die Skalierung von Akzenten wird gezeigt, dass wenn ein Hochton einem Tiefton vorangeht, gibt es einen sog. Dissimilationsprozess, d. h. der Hochton wird höher realisiert, als wenn er nicht von einem Tiefton gefolgt wird.

In Abb. 1. ist deutlich zu erkennen, dass der zweite Akzent tiefer realisiert wird als der erste. Dadurch erklärt sich, dass der Tonhöhenumfang innerhalb der Äußerung abnimmt. Doch es stellt sich die Frage, ob es sich hierbei um einen Downstep handelt oder ob es doch ein anderes Phänomen darstellt. Die Antwort auf diese Frage wird im Folgenden durch die Beschreibung der drei Phänomene Deklination, Downstep und finale Absenkung hergeleitet.

Deklination ist ein Abwärtstrend innerhalb einer Äußerung, wobei die Dachlinie schneller absinkt als die Grundlinie, d. h. die Hochtöne sind tiefer skaliert in Bezug zum vorangehenden Hochton als die Tieftöne. Das bedeutet also auch, dass im Allgemeinen späte Gipfel und Täler niedriger realisiert werden, als frühe (s. Abb. 1.) Das Phänomen des akzentuellen Downsteps sieht im Effekt ähnlich aus, ist aber die stufenweise Verengung des tonalen Bezugsbereichs und ist nicht von der Zeit abhängig.

Truckenbrodt (2002: 80) in Abb. 2. aufgeführt.

Abb. 2. Downstep Beispiel (H. Truckenbrodt, 2002: 80)

In diesem Beispiel setzt der erste Hochton den tonalen Bezugsbereich der Äußerung fest und der zweite Hochton wird in Relation zum ersten Hochton tiefer skaliert. Dadurch verengt sich der tonale Bezugsbereich und die nachfolgenden Hochtöne werden nicht höher realisiert als der zweite ‚downgestepte‘ Hochton.

Neben dem akzentuellen Downstep, wie er in Abb. 2. dargestellt ist, gibt es auch den phrasalen Downstep, welcher „die Herabstufung einer prosodischen Phrase [bezeichnet].“ (J. Peters, 2014: 40), d. h. hierbei handelt es sich um die stufenweise Absenkung einer Äußerung in Bezug zu einer vorangegangen. Es gelten jedoch die gleichen Eigenschaften, wie die des akzentuellen Downsteps.

„Die Herabstufung eines Akzents ist normalerweise mit einer Verengung des tonalen Bezugsbereichs verbunden und mit einem geringeren Tonhöhenumfang des anschließenden Tonhöhenverlaufs. Das gleiche gilt für herabgestufte Phrasen, wenn diese nicht-final innerhalb einer Äußerung auftreten.“ (J. Peters, 2014: 41).

Es handelt sich in Abb. 1. also nicht um einen akzentuellen oder phrasalen Downstep, sondern um einen Abwärtstrend (engl. Downtrend), der sich auf die drei oben beschriebenen Phänomene zurückführen lässt. „Ein Abwärtstrend kann sich über mehrere Intonationsphrasen hinweg fortsetzen, aber auch mithilfe des ( .) Upsteps unterbrochen werden. Upstep ist eine Heraufstufung von Tönen.

Es handelt sich wie bei Downstep um eine Modifikation von Tönen relativ zu vorhergehenden Tönen.“ (J. Peters, 2014: 41)

Experiment

Methode

Um ein besseres Gefühl für die oben beschriebenen sprachlichen Phänomene zu bekommen, wurden für dieses Papier 20 Sprachaufnahmen von 10 Deutsch-Muttersprachlern aufgenommen und analysiert. Bei den Sprechern handelt es sich um Studenten der Freien Universität Berlin zwischen 20 – 30 Jahren, von denen 5 weiblichen und 5 männlichen Geschlechts sind. Von jedem Sprecher gibt es zwei Aufnahmen.

Sie wurden gebeten beim Auf- bzw. Abwärtszählen, deutlich und natürlich zu sprechen. Sie wurden nicht weiter in das Thema eingeführt. Es gab zwei Aufgaben: zum einen sollten sie einen Countdown von der Zahl 10 abwärts aufsagen und des Weiteren wurden sie gebeten Schäfchen von 1 bis 10 zu zählen.
D
ie Idee dabei war, dass sich die verschiedenen Zahlen innerhalb eines Zählprozesses in Bezug auf die Intonation voneinander unterscheiden sollten, aber auch, dass sich Unterschiede derselben Zahlen je nach Zählweise und Sprechergruppe (männlich, weiblich) finden lassen sollten.

Die Grundidee, die hinter Phänomenen wie Upstep und Downstep steckt, ist, dass etwas relational zu etwas anderem sein muss. Man kann die Akzente also nur in Bezug zueinander hören. Deshalb werden zusätzlich besonders die Akzente der Äußerungen betrachtet. Gibt es fallende und/oder steigende Akzente? So werden beim Schäfchen zählen primär steigende Akzente erwartet, weil man davonausgehen muss, dass die Sprecher beim Schäfchen zählen im Allgemeinen weiterzählen möchten.

Und dann sind die Hochtöne tendenziell diejenigen, die herabgestuft werden. Generell gilt es Gemeinsamkeiten und Unterschiede der beiden Zählweisen und der Sprechergruppen herauszufinden und zu erklären.

Ergebnisse

Die gesammelten Daten wurden für die Auswertung mit Hilfe von ‚Praat: doing phonetics by computer‘ (P. Boersma & D. Weenink, 2011: Version 5.4.08) bearbeitet. Dafür wurde die Intonationskontur jeder einzelnen Zahl in einer Grafik für jede Sprechergruppe und Zählweise zusammengefasst – z. B. für die Zahl 7 gibt es vier Grafiken: männliche Sprecher und Countdown, männliche Sprecher und Schäfchen zählen, weibliche Sprecher und Countdown, weibliche Sprecher und Schäfchen zählen.

Zusätzlich wurden bei diesen Grafiken die Sprecher durch unterschiedliche Farben markiert.

Auf der Hand liegt, dass sich die Äußerungen der männlichen und weiblichen Sprecher in Bezug auf ihre Tonhöhe stark unterscheiden. Der Stimmumfang einer weiblichen Sprecherin ist höher gelagert als der eines männlichen Sprechers. Männer sprechen normalerweise in einem Frequenzbereich zwischen 75 und 300 Hz und Frauen zwischen 100 und 500 Hz. Dieses Phänomen ist hauptsächlich anatomisch bedingt.

Männer sprechen generell tiefer als Frauen, weil ihr Kehlkopf sich in der Pubertät senkt (Stimmbruch) und weil ihre Stimmlippen länger sind als die von Frauen. Allerdings gibt es auch soziolinguistische Gründe, die dieses Phänomen unterstreichen. Denn tendenziell sprechen Männer tiefer und Frauen höher als sie es anatomisch bedingt müssten. Der einfachste Grund dafür ist, dass sich die Sprecher so deutlich einer Gruppe (Geschlecht) zugehörig zeigen möchten.

Trotz dieses Unterschieds sind die Sprecher beider Gruppen im Stande die gleiche Intonationskontur zu produzieren und der Hörer ist bei beiden Gruppen in der Lage im gleichen Maße phonologische Kategorien zu abstrahieren. Das spricht auch für die Gemeinsamkeit, dass es bei der Analyse der Daten keine großen Abweichungen zwischen männlichen und weiblichen Sprechern gab, sondern dass es sich nur um Feinheiten handelt.

Abb. 3. Countdown, männl. Sprecher (9) Abb. 4. Countdown, weibl. Sprecherin (9)

Abb. 5. Schäf. zählen, männl. Sprecher (9) Abb. 6. Schäf. zählen, weibl. Sprecherin (9)


Eine gewisse Variation der Intonationskonturen ist, wie bereits zu Beginn des Papiers beschrieben wurde, natürlich und stellt keinen signifikanten Unterschied dar. Geht man nun aber von der Einzelbetrachtung weg und vergleicht alle Zahlen miteinander, stechen doch ein paar Unterschiede hervor. Es wurde bereits vermutet, dass beim Schäfchen zählen tendenziell eher steigende Akzente produziert werden, da man davon ausgehen muss, dass die Sprecher beim Schäfchen zählen im Allgemeinen weiterzählen möchten.

Diese Vermutung hat sich bestätigt und im Gegenzug konnte auch eine Tendenz abfallender Akzente bei der Countdown-Zählweise festgestellt werden. Allerdings traten diese Effekte nur in besonders abgeschwächter Form auf und wurde nicht bei allen Sprechern oder Zahlen festgestellt. Das Prinzip des Weiterzählens, wie es für das Schäfchen zählen angenommen wurde, hängt zusammen mit dem bereits erklärten Phänomen der Deklination bzw. mit der finalen Absenkung.

Und so haben beide Zählweisen von jedem Sprecher diese Eigenschaft gemein, denn in allen Daten ist die letzte Zahl (0 oder 10) geprägt durch einen besonders starken Abfall am Ende der Intonationskontur.

Abb. 7. Schäf. zählen, männl. Sprecher (1 – 5)

Abb. 8. Schäf. zählen, weibl. Sprecherinnen (1 – 5)

Abb. 7. und 8. zeigen die Intonationskonturen der männlichen und weiblichen Sprecher/innen von 1 – 5 bei der Zählweise Schäfchen zählen. Daraus lässt sich ein weiterer Unterschied ableiten, denn es ist zu sehen, dass bei dieser Zählweise die männlichen Sprecher eher dazu tendieren einen steigenden Akzent zu produzieren als die weiblichen Sprecherinnen. Der Grund für einen steigenden Akzent beim Schäfchen zählen wurde bereits erläutert.

Aus dieser Erklärung folgt die Begründung für die relativ gleichbleibende Intonationskontur in Abb. 8., dass in diesem Falle die Zählweise mit einem erwarteten Ende von den Sprecherinnen produziert wurde, d. h. die Sprecherinnen haben zehn Schafe gezählt, ohne danach ein elftes zu erwarten.


Abb. 10. Countdown, weibl. Sprecherinnen (5 – 0)

Abb. 9. und 10. zeigen jeweils die Zahlenreihe von 5 – 0 bei der Zählweise Countdown. Sie unterscheiden sich in der Hinsicht, dass die Intonationskonturen der männlichen Sprecher einen frühen Gipfel und danach einen flachen Abfall aufweisen und sich die Intonationskonturen der weiblichen Sprecherinnen im Vergleich dazu tendenziell eher durch einen späten Gipfel und einen steilen Abfall kennzeichnen.

Späte Gipfel sind im Allgemeinen prominenter und vermitteln oft neue und unerwartete Informationen. Dies steht jedoch im Widerspruch zu dem erwarteten Ende eines Countdowns. Daher vermute ich, dass es sich in diesem Fall um Unsicherheit der Sprecherinnen handelt, sodass die Zahlen tendenziell eher in die Richtung einer Frage produziert wurden.

Abschließend werden im Folgenden die Daten in Bezug auf das Auftreten der sprachlichen Phänomene Downstep und Upstep betrachtet, die bereits zu Beginn genauer erläutert wurden. Laut dieser Erklärungen und der Eigenschaften eines Countdowns, lag die Vermutung nahe, dass bei dieser Zählweise ein stetiger Abwärtstrend und eine Downstep-Relation der Zahlen untereinander auftreten sollten.

Beide Sprechergruppen hatten dies gemein und die Abstufungen waren auffällig gleich gelagert, denn auch die weiblichen Sprecherinnen weisen zu Beginn der Zahlenreihe, kurz nach der Hälfte und zum Schluss eine Abstufung in ihrer Intonationskontur auf. Es gibt also Zahlenpaare bzw. –reihen, die auf einer Ebene produziert wurden, dann eine Downstep-Relation folgte und erneut einige Zahlen auf einer minimal tiefer gelagerten Ebene folgten, d. h. die Daten zeigen einen leichten stufenweisen Abwärtstrend und Downstep-Relationen einiger Zahlen in bestimmten Bereichen und bestätigen somit die anfängliche Vermutung.

Was sich jedoch auch noch vermuten lässt ist, da die Abstufung bei beiden Sprechergruppen ähnlich gelagert war, dass dies in Zusammenhang steht mit der Atmung. Beim Schäfchen zählen konnten keine sprachlichen Phänomene gefunden werden. Hier wurden die Zahlenreihen durchgängig auf einer Ebene produziert. Dadurch wird deutlich, dass wenn eine Downstep-Relation auftritt, dass die Akzente, die dabei realisiert werden, im Vergleich zur restlichen Äußerung deutlich abgestuft werden und die Akzente, die nicht herabgestuft sind, werden auf der gleichen Ebene realisiert.



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