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Interpretation
Deutsch

Sickingen-Gymnasium Landstuhl

15 Punkte (Oberstufenpunkte) = 1+, Herr Achim Jung, 2019

Daniel Seger ©
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ID# 83500







Kursarbeit Halbjahr 11/2 Korrektur

Im gegebenen Auszug aus Lessings Tragödie „Nathan der Weise“ geht es um den Tempelherrn, der beim Patriarchen Rat zu seinem Verhalten gegenüber Nathan, einem Juden, und seiner adoptierten Tochter Recha, eine Christin, sucht.

Er sucht ihn auf, nachdem er zuvor bei Daja, der Gesellschafterin und Erzieherin Rechas war, und sie ihm offenbart hatte, dass Recha nur adoptiert wurde. Deshalb erklärt er nun dem Patriarchen, ohne Namen, sondern nur Religionszugehörigkeiten zu nennen, wie Nathan und Recha zusammengefunden haben.

Dieser ist über das Handeln von Nathan empört und möchte ihn mit dem Tod bestrafen. Der Tempelherr versucht zurückhaltend, Einwände einzubringen, jedoch entgegnet ihm der Patriarch beharrlich und verurteilt Nathans Handeln. Als der Tempelherr genug gehört hatte, verlässt er ihn und offenbart, dass er zu Saladin geladen sei.

Daraufhin weicht der Patriarch zurück und spielt die Problematik herunter.

Der Tempelherr und der Patriarch argumentieren jeweils sehr verschieden.

Der Patriarch bezieht sich in nahezu allen Argumenten, die er verwendet, darauf, wie der strenge und intolerante Christ es sehen würde. Seine erste Reaktion auf die Problematik ist, dass er Nathans Handeln als „Frevel“ (Z. 33) und „Lastertat“ (Z. 34) beschreibt. Er versucht mittels als verwerflich zu konnotierenden Worten aus der christlichen Theologie wie „Apostasie“ (Z. 40) zu zeigen, dass es richtig ist, den Juden (Nathan)mit dem Härtesten, dem Tod, zu bestrafen.

Ein weiteres Mittel, dass er zum Zweck seiner Argumente ausspielt, ist sein Redeanteil: er hat während des wirklichen gegenseitigen Argumentierens (Z. 31 – 76) mehr Anteil an der Rede als der Tempelherr, so dass er seine Überzeugung mehr ausführen und als die richtige darstellen kann.

Ein beispielhaftes Argument seinerseits findet man, als er versucht, Nathans Handeln als Gewalt an Kindern darzustellen und mit Formulierungen wie „Armes Christen Kind“ (Z. 44) Empörung zu erwecken. Auf der anderen Seite beschreibt er in anderen Argumenten nichts inhaltlich, sondern äußert lediglich leere Aufforderungen wie beispielsweise „Tut nichts, der Jude wird verbrannt!“ (Z. 62).

Der Tempelherr argumentiert eher zurückhaltend und möchte z.B. Mitleid erwecken, indem er hervorhebt, dass der Jude das Kind womöglich um schlimmeres Leiden gebracht hatte (Z. 50 – 51). Häufig jedoch belässt er es bei kurzen unvollständigen Fragen oder Ausrufen, also Ellipsen, wie zum Beispiel „So?“ (Z. 42) oder „…und was als dann?“ (Z. 30).

Nur selten entgegnet er dem Patriarchen ausführlich, so dass man vermuten kann, dass er großen Respekt, oder sogar Furcht habe, ihn zu verärgern, sich dann aber trotzdem manchmal nicht zurückhalten kann. Wenn er dann jedoch dem Patriarchen erwidert, dann mit aushebelndem, weisem und aufgeklärtem Gedankengut.

So zeigt er den Patriarchen, dass auch im Judentum beziehungsweise bei Nathan Vernunft gelehrt (Z. 64-68).

Wie bereits angedeutet, nutzen die beiden Gesprächsteilnehmer sprachliche Stilmittel, beispielsweise eine Aufzählung, um eine gewisse Eindringlichkeit zu bewirken. Er nennt zuerst „den Scheiterhaufen…“ (Z. 40) und direkt danach „den Holzstoß“ (Z. 41), um zu zeigen, dass er den Juden wirklich mit dem Tod bestrafen möchte.

Ein anderes sprachliches Mittel sind seine rhetorischen Fragen. Beispielsweise nutzt er diese, um direkt seine eigene Meinung im Anschluss daran zu äußern. Seine Empörung mit der rhetorischen Frage „denn ist nicht alles, was man Kindern tut, Gewalt?“ (Z. 46). Allerdings hat diese Frage zusätzlich die Funktion, die Kirche in einem guten Licht dastehen zu lassen.

Letztlich verwendet der Patriarch aber auch eine Klimax, um durch die steigende an Ordnung von „verbrannt“ auf „dreimal verbrannt“ (Z. 70 – 72). seine Überzeugung noch mehr zu vermitteln.

Bei allem Respekt vor jeder existierenden, oder sogar sich gegenseitig verachtenden Religionen der Welt; egal wer behauptet der eine Gott wäre ihrer, eines sollte man beachten, mein Patriarch. Eine Parabel, die Ringparabel, liefert Ihnen die Aufklärung, die sie benötigen, um zu verstehen, worum es eigentlich geht.

Bekommen drei Söhne von ihrem Vater alle einen identischen Ring, obwohl es nur einen gibt, der die Wirkung, dass Gott und die Menschen einen lieben, hat, dann lässt sich dies auch über uns sagen. Die Idee ist die gleiche! Unser Vater, unser Gott, liebt uns alle gleich und wir sind dazu geschaffen tolerant zu sein.

Eine Attitüde zu Toleranz gegenüber anderen Religionen wird nicht angeboren. Es ist die Erziehung, welche dafür sorgt, aufgeklärt oder eben nicht aufgeklärt zu handeln. Nathan ist ein weiser Mann und hat den Begriff religiöse Toleranz, Weisheit und Aufklärung verinnerlicht.

Er lehrt Recha, bringt ihr bei, ihren eigenen Verstand zu gebrauchen und ihre Unmündigkeit zu verlieren. Ihr Argument, das Judentum, sei kein Glaube (Z. 72) oder ehrlos ist damit widerlegt, denn Erziehung und Aufklärung kann überall erfolgen und ist nicht an das Christentum gebunden.

Erweitern Sie Ihr Blickfeld und hören Sie auf, ihre eigene Religion herauszustellen und denken Sie an den Ring Parabel!


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