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Soziologie

Universität, Schule

Universität des Saarlandes Saarbrücken - UdS

Note, Lehrer, Jahr

2016/2017

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Leon A. ©
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Aufgabe Sozialisation

Der Begriff des Kapitals ist in Bourdieus Gesellschaftstheorie maßgeblich. In welchen Erscheinungsformen präsentiert sich das Kapital bei Bourdieu? Wie werden die Kapitalien weitergegeben und erworben?

1. Erscheinungsformen des Kapitals

1.1 Ökonomische Kapital

"Es ist nur möglich, der Struktur und dem Funktionieren der gesellschaftlichen Welt gerecht zu werden, wenn man den Begriff des Kapitals in allen seinen Erscheinungsformen einführt[ .]" (vgl. SB Sozialisation eine Einführung, S. 48)

Das ökonomische Kapital ist "[ .]direkt in Geld konvertierbar[ .]". (vgl. SB Sozialisation eine Einführung, S. 49) 

Man spricht also allgemein von Geld und Besitz. (Das Soziologiebuch, S. 78)

"[ .]haben auch scheinbar unverkäufliche Dinge ihren Preis. Sie lassen sich nur schwer in Geld umsetzen [ .]" (vgl. SB Sozialisation eine Einführung , S. 49).

Das ökonomische Kapital hat Einfluss auf die anderen Kapitalsorten kulturelles Kapital und soziales Kapital. Hier sind Verstärkungen und Konvertierungen möglich. (vgl. SB Sozialisation eine Einführung , S. 49) 

"Die anderen Kapitalarten können mit Hilfe von ökonomischem Kapital erworben werden[ .]" (SB, S. 58)

Bourdieu spricht hier von Transformationsarbeit, klar ist allerdings das durch ökonomisches Kapital auch direkt Güter und Dienstleistungen erworben werden können. Die Reproduktion erfolgt, im Rahmen von Transformation, über den Rückgriff auf andere Kapitalarten (z.B. Erben oder Erwirtschaftung unter Zuhilfenahme der anderen Kapitalarten) (SB, S. 58)

1.2 Kulturelles Kapital

Bourdieu unterscheidet drei Arten von Kulturkapital. Das inkorporierte Kulturkapital, das objektivierte und das institutionelle Kulturkapital.

1.2.1 inkorporiertes Kapital

Das inkorporierte Kulturkapital meint nach Bourdieu zu Deutsch "Bildung“, also eine Akkumulation von Kultur in korporiertem Zustand.(vgl. SB Sozialisation eine Einführung S. 50, Originaltext aus Pierre Bourdieu (2005): Die verborgenen Mechanismen der Macht, S 49-79)

Dieses Kapital setzt einen Verinnerlichung Prozess voraus, der Zeit erfordert. Man muss sich selbst "bilden", man bezahlt also vorrangig mit seiner Person, muss also etwas investieren. Das Delegationsprinzip ist demnach ausgeschlossen.(vgl. SB Sozialisation eine Einführung S. 50 f., Originaltext aus Pierre Bourdieu (2005): Die verborgenen Mechanismen der Macht, S 49-79)

Es ist direkt an den Träger, also an die Person gebunden und kann weder erkauft noch eingetauscht oder verschenkt werden. Es ist also körpergebunden. Diese Art von Kapital hinterlässt mehr oder wenige sichtbare Spuren z.B. in der Art der Sprechweise einer Person.(vgl. SB Sozialisation eine Einführung S. 50 f., Originaltext aus Pierre Bourdieu (2005): Die verborgenen Mechanismen der Macht, S 49-79)

Dennoch spricht Bourdieu von einer Art sozialen Vererbung. Gesagt wird damit, dass die Primarfamilie als erste Bezugspersonen, zumeist die Eltern, das Kind bei diesen Verinnerlichungsprozess unterstützen. Dies passiert meist jedoch im Verborgenen und wird kaum wahrgenommen. Je nachdem wie viel inkorporiertes Kapital die einzelnen Familienmitglieder bereits selbst besitzen, kann die Kindheit zu einer Zeit der Akkumulation werden.

Am Beispiel Schule kann dies so z.B. ein positiver Wert in Form eines Vorsprunges sein, genauso jedoch auch ein negativer Wert in Form von doppelt verlorener Zeit. Nämlich die Zeit ohne Akkumulation und die Zeit, die benötigt wird, um das wieder aufzuholen.

Darüber hinaus ist natürlich auch von Bedeutung über welchen anderen Arten von Kapital die Familie verfügt.

Beispielsweise spielen objektiviertes Kapital in Form von Zugang zu Büchern, aber auch soziales Kapital in Form von einem Beziehungsnetzwerk hierbei eine Rolle. Diese werden jedoch im weiteren Verlauf erklärt.(vgl. SB Sozialisation eine Einführung S. 51 f., Originaltext aus Pierre Bourdieu (2005): Die verborgenen Mechanismen der Macht, S 49-79)

1.2.2 objektiviertes Kapital

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Das objektivierte Kulturkapital meint nach Bourdieu grob gesagt Kulturgüter, also Kunstwerke, Bücher etc.

Diese können zunächst materiell erworben werden und sind somit an ökonomisches Kapital gebunden.

Um aus dieser Form des Kapitals jedoch einen Profit zu erzielen ist es notwendig, dass man über genügend inkorporiertes Kulturkapital besitzt, welches auch eine symbolische Aneignung ermöglicht. Erst dadurch ist man in der Lage, das Kulturgut zu gebrauchen oder zu genießen. Ich kann zwar eine Maschine durch Geld erwerben, sie ist jedoch erst von Nutzen, wenn ich weiß, wie ich sie gebrauche.(vgl. SB Sozialisation eine Einführung S. 52 f., Originaltext aus Pierre Bourdieu (2005): Die verborgenen Mechanismen der Macht, S 49-79)

Die Reproduktion von objektiviertem Kulturkapital erfolgt rein materiell durch Weitergabe oder Vererbung (z.B. der Gemälde, Instrumente, Maschinen). Nicht übertragbar allerdings ist die eigentliche Aneignung. Sie erfolgt durch die Verfügung über kulturelle Fähigkeiten, die den Gebrauch erst ermöglichen. Materielle Aneignung von kulturellen Gütern setzt also ökonomisches Kapital voraus; symbolische Aneignung inkorporiertes Kulturkapital.

Symbol. Aneignung kann auch durch Dienstbarmachung erfolgen (vgl. SB S. 52).


1.2.3 institutionalisiertes Kapital


Das institutionalisierte Kulturkapitel meint den Besitz oder Erwerb von Titeln und Zeugnissen.

Ihre Erlangung ist an den Besitz von inkorporiertem Zustand gebunden und ermöglicht dem Besitzer einen rechtlichen garantierten dauerhaften Wert.

Es entsteht eine institutionalisierte Macht, die dazu veranlasst etwas anzuerkennen, wo doch möglicherweise ein anderer sogar über genauso viel oder bessere Kompetenzen verfügt.

Der Titel soll dir eine direkte Konvertierbarkeit in ökonomisches Kapital garantieren und unterliegt somit einer gewissen Tauschlogik.

Institutionalisiertes Kulturkapital kann nicht direkt übertragen werden. Der Titel (im Sinne von Abschlüssen und Zertifikaten) ist das Produkt der Umwandlung von ökonomischem in kulturelles Kapital; er ist unauflöslich mit dem Geldwert verbunden, für den er
auf dem Arbeitsmarkt getauscht werden kann (vgl. SB S.  54).


1.3 Soziales Kapital 

Das soziale Kapital äußert sich in Form von sozialen Netzwerken, Zugehörigkeiten, "Connections", " Vitamin B", sozialen Beziehungen. Es fungiert als gegenseitiges Kennen und Anerkennen, man ist einer bestimmten Gruppe zugehörig. Innerhalb dieser Gruppe kommt es zu Tauschbeziehungen. Eine unaufhörliche Beziehungsarbeit ist in Form von Zeit und Geld ist von Nöten um im Gegenzug später aus den sozialen Beziehungen einen Vorteil schlagen zu können .Der Umfang des Sozialkapitals des Einzelnen richtet sich nach dem Umfang seines Netzes von Beziehungen u. des (ökonomischen, kulturellen oder symbolischen) Kapitals, dass die zu ihm in Beziehung Stehenden besitzen.

Somit hängt die Reproduktion von sozialem Kapital von der Reproduktion der anderen Kapitalsorten ab. (vgl. SB Sozialisation eine Einführung S. 55).

1.4 Symbolisches Kapital:

Dem symbolischen Kapital dient zur Verstärkung der drei Kapitalformen ökonomisches, kulturelles und soziales Kapital. Es äußert sich in äußert sich in Form von gesellschaftlicher Anerkennung, Wertschätzung, Status und Ehre, die dem sozialen Akteur aufgrund seines Besitzes innerhalb der Kapitalformen entgegengebracht werden (vgl. Studienheft 33040 S. 150).


Der Begriff des Kapitals ist in Bourdieus Gesellschaftstheorie maßgeblich. In welchen Erscheinungsformen präsentiert sich das Kapital bei Bourdieu? Wie werden die Kapitalien weitergegeben und erworben?

Antwort:

Kapitalsorten nach Pierre Bourdieu

Pierre Bourdieu (1930- 2002), französischer Soziologe, befasste sich mit der Frage, wie sich innerhalb einer Gesellschaft der soziale Unterschied reproduziert. In dieser Gesellschaft leben Menschen, die sich unterscheiden zwischen Herkunft, Bildungsniveau und dem Kapitalbesitz. Nach Bourdieu entstehen hieraus soziale Klassen und soziale Milieus im sozialen Raum.

Die verschiedenen Milieus unterscheiden sich in ihrem Interesse, in der Art der Lebensführung, des Geschmacks, der Gangart etc. Dadurch entsteht der milieuspezifische Habitus, das Verbindungsstück zwischen der Position und dem Handeln der Akteure. (Bourdieu, Die feinen Unterschiede) Der Habitus ist bei Bourdieu ein System von Denk,- Wahrnehmungs- und Handlungsmustern als dauerhafte Disposition, die einen Sinn für die eigene soziale Stellung beinhaltet und ist somit abhängig von den zur Verfügung stehenden Kapitalien.

Bourdieu beschreibt dabei drei Kapitalarten, die sich in verschiedenen Ausprägungen und in Gruppen wiederfinden.

„Kapital ist akkumulierte Arbeit, entweder in Form von Material oder in verinnerlichter, "inkorporierter" Form."(Dr. Popp, U. u.a. (2016): Sozialisation - Eine Einführung. S. 47) / Bourdieu, Pierre (2005): Ökonomisches Kapital - Kulturelles Kapital - Soziales Kapital. In: Bourdieu, Pierre: Die verborgenen Mechanismen der Macht. Schriften zur Politik & Kultur, Hamburg, S.49-79. Zitiert nach: Dr.

Popp, U. u.a. (2016): Sozialisation - Eine Einführung. S. 47)


Das ökonomische Kapital ist in Geld konvertierbar. Es dient der Institutionalisierung in Form von Eigentumsrecht. Es kann unendlich angehäuft, wie auch minimiert werden. Es wird über Generation weitergegeben und somit vererbt. Ökonomisches Kapital ist nach Bourdieu ein Mittel zur Macht. Wer viel ökonomisches Kapital besitzt, gehört zur herrschenden Oberschicht im sozialen Raum.

Ein entscheidendes Merkmal hier sind die Abgrenzungsmechanismen, die Distinktionen gegenüber anderen sozialen Gruppen und deren Lebensstilen, die gewollt hergestellt werden. Das ökonomische Kapital kann in verschleierter Form auftreten, etwa durch die Anschaffung von objektiviertem Kulturkapital, wie Büchern, Bildern, Musikinstrumenten oder Nachhilfeunterricht.

Dieses kann wiederum zu inkorporiertem Kulturkapital führen. Wer die Werte kennt, kann dies auch nutzen. Das führt zu institutionalisiertem Kulturkapital, indem man leichter zu Bildungsabschlüssen und Titeln gelangt. (vgl. Dr. Popp, U. u.a. (2016): Sozialisation - Eine Einführung. S. 70)


Wobei das inkorporierte Kulturkapital grundsätzlich körpergebunden ist und eine Verinnerlichung (Inkorporation) voraussetzt, die durch einen Verinnerlichungsprozess Zeit kostet, welche vom Investor persönlich investiert werden muss. (Vgl. Bourdieu, P. (2005):  S.50) „Somit ist das inkorporierte Kapital fester Bestandteil der Person und gehört zum Habitus dieser, „aus „Haben" ist „Sein" geworden"(ebd., S. ? ). Daraus ergibt sich für Bourdieu, dass es nicht vererbt, geschenkt oder durch Kauf und Tausch kurzfristig weiter gegeben werden kann. (Vgl. ebd., S.51) Unabhängig von der Gesellschaft, sozialer Klasse, sowie Epoche kann sich das Inkorporierte Kulturkapital unbewusst vollziehen.

Die Umstände, unter welchen dieses Kulturkapital verkörpert wird, sind immer prägend für Selbiges. Das wird zum Beispiel in der Sprechweise oder Religion einer Klasse deutlich (ebd.). Es kann gesamtgesellschaftlich akkumuliert werden, da es nicht über die Aufnahme des Einzelnen hinaus erworben wird. So vergeht es, wenn der Investor stirbt. Weil das inkorporierte Kapital nicht in dem Sinne fassbar, wie das ökonomische ist, wird es zu einem eher symbolischen Kapital.

Bourdieu erklärt an einem Beispiel welcher Wert hinter dieser „symbolischen Logik" stecken kann. „Wer über eine bestimmte Kulturkompetenz verfügt, z.B. über die Fähigkeit des Lesens in einer Welt von Analphabeten, gewinnt aufgrund seiner Position . einen Seltenheitswert, aus dem sich Extraprofite ziehen lassen". (Ebd., S. 51f.) Die Bedingungen der Übertragung des Kapitals sind mit ausschlaggebend, da unterschiedliches Kulturkapital in der Familie zu Unterschieden in der Zeit des Übertragens und damit zu Unterschieden der Fähigkeiten führt.

Daraus ergibt sich, „dass ein Individuum die Zeit für die Akkumulation von kulturellem Kapital nur so lange ausdehnen kann, wie ihm seine Familie ( .) Zeit garantieren kann".(Ebd., S. 52)

Denn erst wenn das entsprechende Know-How bzw. die kulturellen Fähigkeiten vorhanden sind, kann man ein bestimmtes Objekt verstehen und verwenden, wodurch das Objekt seinen Wer erhält. Das objektivierte Kapital ist in der Kunst, Wissenschaft, Forschung oder auch in der Industrie vorhanden. Es kann eingesetzt werden vom Handelnden um je nach Beherrschung Profite  (ggf. ökonomisches Kapital) zu erlangen.

Es kann weitergegeben und erworben werden und durch mehr Zeit auch reifen und sich entwickeln. Somit geht das objektivierte Kapital in den eigenen Besitz über. Durch den Erwerb von ökonomischen Kapital (Kauf, Schenkung oder Vererbung) ist es übertagbar in Form von Schriften, Bildern, Denkmälern oder Maschinen. Das Wissen zur Nutzung einer Maschine, oder die „richtige" Sichtweise auf ein Gemälde dagegen kann nicht mit Geld erworben werden.

Dazu ist wieder der Erwerb von inkorporiertem kulturellem Kapital nötig, oder es müssen Dienste von Inhabern des benötigten kulturellen Kapitals in Anspruch genommen werden. (Vgl. ebd., S. 52f.)

Das dritte der Kulturkapitalien ist das institutionalisierte Kulturkapital. Titel, Zertifikate, Abschlüsse bezeugen der Außenwelt die kulturelle Kompetenz ihres Besitzers. Das Kapital zeigt sich somit nachweisbar und rechtlich garantiert (im Unterschied zum inkorporierten Kulturkapital), und insofern relativ unabhängig von dem jeweiligen kulturellen Kapital und der Person des Trägers zu diesem Zeitpunkt. (Vgl. ebd., S. 53)

Pierre Bourdieu beleuchtet die hier durchscheinenden Mechanismen der Macht mit folgenden Worten: " .welche schöpferische Magie sich mit dieser institutionalisierten Macht verbindet, der Macht, Menschen zu veranlassen, etwas zu sehen und zu glauben oder mit einem Wort, etwas anzuerkennen."(Ebd., S. 54). Eindrücklich wirken dabei sowohl die Tragweite, als auch die Verwobenheit dieser Kapitalform, da mit Bourdieus Zitat eine präzise Überleitung zu Anerkennung einerseits  und Konvertierbarkeit andererseits geschaffen wird.

„Durch die Bestimmung des Geldwertes, der für den Erwerb eines bestimmten schulischen Titels erforderlich ist, lässt sich sogar ein " Wechselkurs" ermitteln, der die Konvertibilität zwischen kulturellem und ökonomischem Kapital garantiert." (Ebd., S. 54)

Fachweiterbildungen, Hochschulabschlüsse etc. suggerieren Kompetenzen und können - in einem allgemeinen Konsens- für Ansehen und Prestigegewinn des Trägers sorgen (symbolische Macht), respektive zu materiellen Bereicherungen und Karriereaufstiegen. Dies bedeutet multiple Prozesse der Umwandlung, und die Möglichkeit von Akkumulation oder Verlust anderer Kapitalformen wie ökonomisches oder symbolisches Kapital, je nach gesellschaftlichem, wirtschaftlichem oder politischem Bedarf und Seltenheitswert.


„Das [der Gruppe zugrundeliegende P.W.] Beziehungsnetz ist das Produkt individueller oder kollektiver Investitionsstrategien, die bewusst oder unbewusst auf die Schaffung und Erhaltung von Sozialbeziehungen gerichtet sind, die früher oder später einen unmittelbaren Nutzen versprechen."(Ebd.,  S.55)

Durch den ständigen Austausch innerhalb der Gruppe, der auf der gegenseitigen Anerkennung basiert (vgl. ebd., S. 56), erlangt der Einzelne sowohl „materiellen" als auch „symbolischen" Profit (vgl. ebd., S.55), der jedoch eng mit der Aufrechterhaltung der Gruppe („unaufhörliche Beziehungsarbeit" ebd., S. 56) und ihrem Ansehen sowie ihrer Größe („Multiplikator Effekt auf das tatsächlich verfügbare Kapital" ebd., S. 55) verknüpft ist.

„Der Umfang des Sozialkapitals, das der einzelne besitzt, hängt demnach sowohl von der Ausdehnung des Netzes von Beziehungen ab, die er tatsächlich mobilisieren kann, als auch von dem Umfang des (ökonomischen, kulturellen oder symbolischen) Kapitals, das diejenigen besitzen, mit denen er in Beziehung steht" (ebd.,  S.55) und auf das er somit bei Bedarf zurückgreifen kann (vgl. ebd.,  S.70).

Durch das Erreichen eines gewissen Status und damit verbunden eines großen Sozialkapitals lassen sich mehr „Gelegenheitsbekanntschaften in dauernde Beziehungen (umwandeln)"(ebd.,  S.56), was zu einer Steigerung des Sozialkapitals führt.

Zur Verwaltung des sozialen Kapitals benötigen Gruppen delegierte Repräsentanten „denn je größer die Gruppe und je machtloser ihre Mitglieder, desto mehr werden Delegation und Repräsentation zur Voraussetzung für die Konzentration des Sozialkapitals - unter anderem deshalb, weil es auf diese Weise für eine Vielzahl von unterschiedlichen und verstreuten Individuen möglich wird, „wie ein Mann zu handeln", und weil sich so auch die Folgen der Endlichkeit des menschlichen Lebens und der körperlichen Gebundenheit an Raum und Zeit überwinden lassen"(ebd., S. 57).

Literaturverzeichnis:

Dr. Popp, Ulrike u.a. (2016): Sozialisation - Eine Einführung. Studienbrief der FernUni Hagen. Hagen.

Bourdieu, Pierre (2005): Ökonomisches Kapital - Kulturelles Kapital - Soziales Kapital. In: Bourdieu, Pierre: Die verborgenen Mechanismen der Macht. Schriften zur Politik & Kultur, Hamburg, S.49-79. Zitiert nach: Dr. Popp, U. u.a. (2016): Sozialisation - Eine Einführung



Der Begriff des Kapitals ist in Bourdieus Gesellschaftstheorie
maßgeblich.

In welchen Erscheinungsformen präsentiert sich das
Kapital bei Bourdieu?

Wie werden die Kapitalien weitergegeben und
erworben?


Drei verschiedene Kapitalsorten

Bourdieu unterscheidet typenmäßig oder kategorial ökonomisches,
soziales und kulturelles Kapital. Wobei das kulturelle Kapital in
drei weiteren Untersorten - d.h. in inkorporiertem, objektiviertem
und institutionalisiertem Zustand - existieren kann. 

Diese Existenz- oder Erscheinungsformen
von Kapital lassen sich nach dem Aspekt
ihrer Entstehung und ihrer Verwendung analysieren. Damit sind
auch Erwerb und Weitergabe von
Kapital hier unmittelbar zu Thema gemacht worden.

Im Folgenden handelt es sich also um den Versuch, auf die Frage
nach Erscheinungsform, Entstehung und Verwendung von Kapital in der
Gesellschaft eine erste Antwort zu geben, so wie die Frage es -
anscheinend - fordert oder zumindest nahelegt.


I. ökonomisches Kapital

Wenn von ökonomischem Kapital gesprochen wird, so setzt dies
historisch die Entstehung eine Gesellschaft mit ausdifferenzierter
Tauschwirtschaft und Marktwirtshaft voraus. Subsistenzwirtschaften
mit Haushaltsökonomien sind nicht betroffen. Die weiteren
spezifischen historischen Voraussetzungen müssen später im
Einzelnen evtl. nochmals geklärt werden.

Institutionalisiert meint in diesem
Fall, das Besitz, Nutzung und Verfügung von Waren- zeitlich, sachlich und
sozial hochgeneralisiert rechtlich gesichert sind und diesen rechtlichen
Sicherungsmaßnahmen gesellschaftliche Beachtung  „geschenkt" wird
-, bis sich der Rechtsstatus der „Ware" wieder ändert. Für die
Nicht-Beachtung müssen ebenfalls spezifische institutionelle
Angebote vorhanden sein: Gericht, Gefängnisse, Schiedsrichter-Rollen
etc.

Beispiele für Waren sind: Immobilien, Aktien, Scheren,
Goldfische, Arbeitskräfte, Kredite, Maschinen, Industrieanlagen,
Patente etc.

(SB,
S.49)

Dies bedeutet: Auch
das Arbeitseinkommen ist
eine Form vom ökonomischen Kapital - zumindest aus der Theorieperspektive Bourdieus.

[Zitat: Denn:
Das Geheimnis von Kapital ist akkumulierte Arbeit.]

Erworben
wird ökonomisches Kapital also - ursprünglich: ( daher spricht Marx auch von ursprünglicher Akkumulation) - durch die - Akkumulation von -  Arbeit. Es kann aber auch - sobald historisch entstanden und gesellschaftlich fest etabliert -  durch die Rechtsinstitutionen Erbe oder Schenkung erworben - und weitergeben - werden.



II. Kulturelles Kapital

Inkorporiertes kulturelles Kapital

Ist grundsätzlich körpergebunden und setzt einen
Verinnerlichungsprozess voraus. Es besteht
aus Eigenschaften, Kenntnissen und Fähigkeiten, die nicht angeboren
sind, sondern im Rahmen der frühkindlichen „Sozialisationsarbeit"
erworben wurden. Darauf legt Bourdieu besonderen Wert.

„Sozialisationsarbeit" hinterlässt mehr oder minder
dauerhafte Spuren, die zu einem festen Bestandteil des Habitus werden können.
Die Zeit zum Erwerb eines Habitus muss persönlich investiert
werden. Daher ist die Möglichkeit des Erwerbes
unter anderem davon abhängig, über wieviel Zeit ein Mensch
verfügt und somit indirekt von seiner Verfügung über
ökonomisches Kapital. "Das Delegationsprinzip ist hier ausgeschlossen" (SB, S. 50)

Da aber ökonomisches Kapital in den kulturellen Zusammenhängen der Gesellschaft nicht isoliert auftritt, sondern stets sozial eingebettet ist, kommt es nicht nur auf die ökonomische Ausstattung an, sondern auf die Konstellation von ökonomischen, kulturellem und sozialem Kapital. Wichtig ist, das die sozialen Zeitverhältnisse von Erziehung und Sozialisation in der Familie, stark davon geprägt sind, wie das Verhältnis von Arbeitszeit und Erziehungszeit konkret aussieht und welche materiellen und idealen Ressourcen verfügbar sind oder aktiviert werden können.


Die Übertragung vollzieht sich vor allem durch „soziale Vererbung" d.h.
innerhalb der Familie sowie auf dem Wege einer weitgehend
unbewussten, automatischen Weitergabe von Eigenschaften,
Kenntnissen und Fähigkeiten im alltäglichen Zusammenleben.

(SB,
S.49), (H.-K. Koller, Grundbegriffe, Theorien und Methoden der
Erziehungswissenschaft, 7. Auflage, 2014, S. 142-143)


Objektiviertes kulturelles Kapital

Ist in Objekten vergegenständlichte akkumulierte Arbeit, die auch
materiell - mehr oder minder dauerhaft qua Tausch (Geld) oder
Schenkung/Nutzungsrecht etc. - übertragen werden kann.
Beispiele sind: Bücher, Kunstwerke. Voraussetzung für die
materielle Aneignung - also den Erwerb
-ist ökonomisches Kapital („Geld") oder Sozial Kapital
(„Gabe bereit schäften im Sozialen Beziehungsnetz") und ihr Besitz
ist leicht übertragbar.

Für
die symbolische Aneignung sind Kenntnisse und Fähigkeiten
erforderlich, die in „inkorporierter Form" vorliegen müssen.

(SB,
S.52/53), (H.-K. Koller, Grundbegriffe, Theorien und Methoden
der Erziehungswissenschaft, 7. Auflage, 2014, S. 144)



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