<
>
Download

Fachbereichsarbeit
Deutsch

Pädagogische Hochschule Zürich

2008

Anita D. ©
5.30

0.22 Mb
sternsternsternsternstern_0.25
ID# 20686







PHZH: Leistungsnachweis DE 470

Aufbaumodul Linguistik: Grammatik, Wortschatz, Sprachwandel

_______________

Frühjahrssemester 2008

Starke und schwache Verben im Neuhochdeutschen

Abgabedatum: 28.4.2008

Sitzungstermin: 08.5.2008

1.                Einleitung

Die Sprache lebt von verschiedenen Verben, denn nur mit ihnen können wir klar und verständlich ausdrücken, was wir gerade tun, wollen, müssen oder sollen. Jedoch blieb auch die deutsche Sprache nicht verschont von der Regelvielfalt.

So muss der Anfänger der deutschen Sprache klar zwischen zwei Konjugationsklassen unterscheiden: die unregelmässige Konjugation und die regelmässige Konjugation. Dementsprechend existieren unregelmässige (starke) Verben und regelmässige (schwache) Verben, die man anhand von verschiedenen Kriterien den beiden Kategorien zuordnen kann.

2.                Die Bildung der Verbformen

Ein vollausgeführter Satz im Deutschen enthält normalerweise ein nach Person, Numerus, Tempus, und Modus bestimmtes Verb (Finitum):

Vera sucht das Buch.

Sucht ist nur eine der Formen, die das Verb suchen annehmen kann und die sich mit Hilfe von folgenden Kategorien nach ihrer Gestalt und Bedeutung ordnen lassen:

- Tempus (Zeit)---> Präsens, Präteritum. Futur I, Perfekt, Plusquamperfekt, Futur II

- Genus verbi (Handlungsform)---> Aktiv, Passiv

- Modus (Aussageweise)---> Indikativ, Konjunktiv I, Konjunktiv II, Imperativ

- Person---> 1., 2., 3. Person

- Numerus (Zahl)---> Singular, Plural

Die finiten Verbformen sind personengebunden und konjugiert. Es gibt jedoch nicht nur finite Formen des Verbs, sondern noch fünf infinite Formen:

Infinitiv Präsens (sagen)

 Infinitiv Futur (sagen werden)

 Infinitiv Perfekt (gesagt haben)

 Partizip Präsens (sagend)

 Partizip Perfekt (gesagt)

Verben lassen sich zwei grossen Konjugationsklassen zuordnen:

Ø  Regelmässige Konjugation (Schwache Verben)

Ø  Unregelmässige Konjugation (Starke Verben)

vgl. DUDEN (1998:112-113)

3.                Die regelmässige Konjugation

            Formenbildung

            Durch die Kürzung des Infinitivs um seine Endung –(e)n erhält man den Wortstamm:

            fahren:            fahr-

            wohnen:          wohn-

            häkeln:            häkel-

            klappern:         klapper-

            Endungen

      Auf ein regelmässiges Verb wie lieben treten verschiedene Endungen, in diesem Beispiel 13 Endungen:

Numerus

Person

Präsens

Präteritum



Indikativ

Konjunktiv I

Indikativ

Konjunktiv II


1

-e

-e

-(e)t-e

Singular

2

-(e)st

-est

-(e)t-est


3

-(e)t

-e

-(e)t-e


1

-en

-en

-(e)t-en

Plural

2

-(e)t

-et

-(e)t-et


3

-en

-en

-(e)t-en

                    Abb. 1: vgl. DUDEN (1998:117)

           

Die Endungen der infiniten Formen sind:

            Infinitiv:         -(e)n

            1. Partizip:     -(e)nd

            2. Partizip:     -(e)t


Die 13 Endungen verteilen sich auf 29 Formen, daher müssen logischerweise einige gleich lauten. Betrachten wir das Verb lieben einmal näher. Die Präteritumsform liebte ist sowohl im Indikativ (ich liebte ihn sehr), als auch im Konjunktiv II (Ich liebte jetzt ein Eis) gleich.

Im Präsens sind die 1. Person Indikativ (ich liebe ihn) und die 1. Person Konjunktiv I (er sagte, ich liebe einen anderen) identisch. Wenn wir zusätzlich noch die 1. und 3. Person Plural im Indikativ (wir lieben ihn/sie lieben ihn) und Konjunktiv (er sagte, wir lieben einen anderen/ er sagte, sie lieben einen anderen) vergleichen, so merken wir schnell, dass auch diese Formen alle gleich sind.

Der Begriff für das Phänomen, dass sich verschiedene Fomen hinsichtlich  ihrer Gestalt nicht unterscheiden nennt man Formenzusammenfall. vgl. DUDEN (1998:116-117)

4.                Die gemischte Konjugation

Es gibt jedoch auch einige Gruppen unter den regelmässigen Verben, die Besonderheiten aufweisen. Sogar unter den regelmässigen Verben gibt es ein paar, die ihren Stammvokal verändern, z.B. brennen – brannte – gebrannt  Dabei handelt es sich aber trotzdem nicht um unregelmässige Verben, da die zwei typischen Merkmale “Bildung des Präteritums mit t-Suffix” und “Bildung des Partizip II mit t- oder et-Suffixs voll zutreffen.

Einige Schulgrammatiken haben den Begriff „gemischte Konjugation“ für diese Art von Verben ausgewählt.


5.                Die unregelmässige Konjugation

Die Hauptgruppe der unregelmässigen Verben stellen die Verben mit Ablaut (“starke Verben”) dar. Das kennzeichnende Merkmal ist der Wechsel des Stammvokals. “Unter dem Stammvokal eines Verbs versteht man den tontragenden Vokal des Stammes, also [a:] in fahren, [o:] in wohnen, [Ä:] in häkeln und [a] in klappern.” vgl. Eisenberg (1998:116)

“Die Klasse der ablautenden Verben ist heute nicht mehr produktiv. Ihre Zahl nimmt sogar ab, indem viele “starke” Verben entweder schon “schwach” konjugiert oder weniger bzw. gar nicht mehr gebraucht werden und dadurch aussterben. Neue Verben aber werden stets regelmässig (“schwach”) konjugiert. Eisenberg (1998:122)


Numerus

Person

Präsens

Präteritum



Indikativ

Konjunktiv I

Indikativ        Konjunktiv II


1

-e

-e

-

-e

Singular

2

-(e)st

-est

-(e)st

(e)st


3

-(e)t

-e

-

-e


1

-en

-en

-en

-en

Plural

2

-(e)t

-et

-(e)t

-(e)t


3

-en

-en

-en

-en

Abb. 2: vgl DUDEN (1998:123)

Die Endungen der infiniten Formen sind:

1. Partizip:   -end

2. Partizip:   -en (+ Ablaut)

Imperativendung: -e bzw. – (e)t

            Der Umlaut

         Das Verb tragen z.B. enthält einen umlautfähigen Vokal im Stamm, folglich tritt der Umlaut in der 2. und 3. Person Sing. Präs. Ind. und in allen Formen des Konjunktivs II (Präteritum) auf. An der erstgenannten Stelle ändert sich der Vokal des Präsensstamms (ich trage-du trägst-sie trägt), im Konjunktiv II der Vokal des Präteritumsstamms (ich sang-ich sänge) und ausnahmsweise auch der Vokal des Partizips II (gescholten-ich schölte) vgl. DUDEN (1998:123)

Numerus

Person

Präsens

Präteritum



Indikativ

Konjunktiv I

Indikativ        Konjunktiv II


1

tr-a-ge

-e

trug

tr-ä-ge

Singular

2

tr-ä-gst

-est

trugst

tr-ä-g(e)st


3

tr-ä-gt

-e

trug

tr-ä-ge


1

tr-a-gen

-en

trugen

tr-ä-gen

Plural

2

tr-a-gt

-et

trugt

tr-ä-g(e)t


3

tr-a-gen

-en

trugen

tr-ä-gen

                Abb. 3


6.                Unterscheidung: Regelmässige vs. Unregelmässige Konjugation


                     Stammformen:


Jedes Verb hat 3 Stammformen. Wenn wir eine Fremdsprache lernen, müssen wir auch die drei Stammformen der unregelmässigen Verben auswendig lernen (see, saw, seen) So kann man auch anhand der drei Stammformen im Deutschen, (z.B. sehe, sah, gesehen) die Kategoriezuordnung vornehmen, die im Falle des Verbs sehen eindeutig unregelmässig wäre


Bei der Bildung des Präteritums und des 2. Partizips bestehen Unterschiede bezüglich der beiden Konjugationsgruppen, denn bei der unregelmässigen Konjugation sind die 1. und 3. Person Sing. Indikativ Präteritum endungslos. (Abb.2/Abb.4) Des Weiteren sind die präteritalen Endungen nicht durch t erweitert ( Abb.1/Abb.4) und das 2. Partizip endet nicht auf –t sondern auf –en. (Abb.4) “Unregelmässige Verben ändern ihren Stammvokal in gesetzmässiger Weise in den drei Stammformen Infinitiv – Präteritum – Partizip II (Ablaut—siehe 5.1) vgl. DUDEN (1998:123) sowie Helbig & Buscha (1994:36)

Präsens

Präteritum

2. Partizip

regelmässig

ich liebe

er liebt

ich lieb-t-e

er lieb-t-e

ge-lieb-t

unregelmässig

ich singe

er singt

ich sang

er sang

gesungen

Abb. 4: vgl. DUDEN (1998:124)


            Der Ablaut

         Der regelmässige Wechsel des Stammvokals zwischen dem Präsens- Präteritum- und Perfektstamm nennt man Ablaut.

            (ich) singe---- ich) sang---- (ich habe) gesungen

         Insgesamt enthält die deutsche Sprache 170 ablautende Verben, welche sich auf 39 Ablautreihen verteilen. Alle Präsensformen, der Imperativ, das Partitip I und der Infinitiv werden von der ersten Stammform abgeleitet. Von der 2. Stammform werden die Präteritumsformen abgeleitet und die 3. Stammform ist das Partizip II.

Vgl. DUDEN (1998:124-125)

Ablautreihe                          Beispiel                                                                 zugehörige Verben


  1. ei – i - i                           reite – ritt – geritten                                             23
  2. i – a – u                          binde – band – gebunden                                  19
  3. ei – i – i                          bleibe – blieb – geblieben                                   16
  4. i – o – u                          fliesse – floss – geflossen                                   11
  5. i – o – u                          biege – bog – gebogen                                        11
  6. e – a – o                         berge – barg – geborgen                                     9
  7. e – o – o                         dresche – drosch – gedroschen                         7
  8. i – a – o                          spinne – spann – gesponnen                             6
  9. a – u – a                        fahre – fuhr – gefahren                                      6
  10. e – a – e                         gebe – gab – geben                                              6
  11. e – a – o                         spreche – sprach – gesprochen                         5
  12. e – a – e                         messe – mass – gemessen                                  5
  13. e – o – o                         hebe – hob – gehoben                                        5
  14. a – u – a                        schaffe – schuf – geschaffen                            4
  15. a – i – a                          blase – blies – geblasen                                      4
  16. a – i – a                          falle – fiel – gefallen                                           3
  17. e – a – o                         stehle – stahl -. Gestohlen                                  3
  18. ä – o – o                        gäre – gor – gegoren                                            3
  19. ü – o – o                        lüge – log – gelogen                                             3
  20. i – o – o                          glimme – glomm – geglommen                        2
  21. au – i – au                     laufe – lief – gelaufen                                         2
  22. au – o – o                      sauge . sog – gesogen                                          2
  23. a – i – a                          fange – fing – gefangen                                     2
  24. i – a – e                          sitze – sass – gesessen                                         1
  25. i – u – u                          schinde – schund – geschunden                       1
  26. i – a – e                          bitte – bat – gebeten                                           1
  27. i – a – e                          liege – lag – gelegen                                             1
  28. a – o – o                        schalle – scholl – (erschollen)                            1
  29. e – u – o                         werde – wurde – geworden                                1
  30. e – a – o                         nehme – nahm – genommen                            1
  31. o – a – o                        komme – kam – gekommen                             1
  32. o – i – o                          stosse . stiess . gestossen                                     1
  33. u – i – u                          rufe – rief – gerufen                                            1
  34. ä – i – a                          hänge . hing . gehangen                                      1
  35. ä – a – o                        gebäre, gebar, geboren                                        1
  36. ö – o – o                        erlösche . erlosch . erloschen                              1
  37. ö – o – o                        schwöre – schwor – geschworen                       1
  38. au – o – o                      saufe . soff – gesoffen                                        1
  39. ei – i – ei                        heisse – hiess – geheissen                                   1



            Hinweise zur Einteilung in die beiden Kategorien

Es gibt ein paar wenige Hinweise, die uns die Einteilung in regelmässig und unregelmässig vereinfachen:

            Regelmässig sind Verben, die

·                           Vor der Infinitivendung ein –ier, -el, -er, -ig oder- lich haben (marschieren, lächeln, beteuern, kündigen, verniedlichen)

·                           Bereits in ihrer Grundform einen umgelauteten Vokal haben (lösen, hüten, säugen, vergällen).

Ausnahmen: erlöschen, gebären, lügen, schwören, betrügen, verlöschen, erwägen


Unregelmässig sind Verben, die

·                           Keinen Umlaut im Infinitiv, aber in der 2. und 3. Person Präsens einen Umlaut haben

Vgl. Helbig & Buscha (1994:38)

7.                 Die Modalverben

Modale Hilfsverben (dürfen, können, mögen, müssen, sollen, wissen, wollen) sind etwas besonders, da ihr Präsens ursprünglich ein Präteritum war.

         Ich darf  -  wir dürfen                                             ich muss  -  wir müssen

         Ich kann  -  wir können                                            ich weiss  -  wir wissen

         Ich mag  -  wir mögen                                              ich will  -  wir wollen

2.      In der 1. und 3. Person Sing.Präs. sind diese Verben endungslos.


         Ich /er darf, ich / er kann, ich / er mag


3.      Das Präteritum unterscheidet sich nicht von den anderen regelmässigen Verben, ausser dass bei dürfen, können, mögen, müssen der Umlaut rückgängig gemacht wird und bei wissen der Stammvokal wechselt.

         Ich durfte, konnte, mochte, musste, wusste

               ü-u    ö-o       ö-o       ü-u       i-u

vgl. Helbig & Buscha (1994:34-35)

8.                 Bibliographie


-DUDEN. Grammatik der deutschen Gegenwartssprache (1998). Band 4. Bearb. v. Eisenberg Peter et. al. Mannheim, S. 112-118, 122-125, 130

-Helbig, Gerhard/Buscha, Joachim (1994): Deutsche Grammatik: ein Handbuch für den Ausländerunterricht. Leipzig, S. 27, 33, 35-40


| | | | |
Tausche dein Hausarbeiten