Der Text „Auf neuen Wegen…?“ von Volker Frederking
befasst sich mit der Notwendigkeit und Umsetzung einer medienintegrativen
Deutschdidaktik. Im Gegensatz zu manchen provokanten Prognosen wird hier klar
differenziert zwischen einem Ersatz und einer Erweiterung der „alten“ Medien
durch neue.
Es geht nicht um ein konträres Verhältnis sondern um
ein komplementäres, also um eine Erweiterung der traditionellen durch die
neuen Medien. Dennoch lässt sich in diesem Zusammenhang von einer Art
Paradigmenwechsel sprechen, gerade in Bezug auf den Deutschunterricht.
Der mediale Wandel bringt Möglichkeiten sowie
Probleme für den Deutschunterricht und die Deutschdidaktik mit sich. Von dem
Wandel betroffen und relevant für den Fachbereich Deutsch sind vor allem der
mediale Wandel von Sprache und Literatur sowie der Aspekt einer veränderten
Kindheit und Jugend im Zeichen der Medialisierung.
Im Bereich der Sprache tun sich durch das Medium des
Internets neue Formen der Kommunikation auf. Asynchrone schriftliche
Kommunikation wird durch die Email ermöglicht und hat vor allem bei
Jugendlichen fast vollständig den traditionellen Brief verdrängt. Als noch
spannender könnte man aufgrund der größeren Neuartigkeit die synchrone
Kommunikation im Chat oder bei einer Videokonkurrenz einstufen. Die neue Form
der Oraliteralität, also der Schwankung zwischen Oralität und Literalität hat
eine Erweiterung der menschlichen Sprachnutzung und –gestaltung zur Folge, die
im Deutschunterricht nicht weiter außer Acht gelassen werden darf. Vielmehr
sollte die Bewusstmachung, Reflexion und Verarbeitung des medial bedingten
sprachlichen Wandels erreicht werden indem die Spezifika der internetgestützten
asynchronen und synchronen Kommunikation erprobt, analysiert und diskutiert
werden.
Ähnlich sollte auch mit dem medialen Wandel der
Literatur umgegangen werden. Die neuen Arten von Literatur in den neuen Medien
soll genutzt, analysiert, interpretiert, diskutiert und auch selbst produziert
werden um den Schülern den Wandel bewusst zu machen und sie in der Reflexion
und Verarbeitung der neuen Literatur zu schulen.
Neben den fachlichen Gegenständen haben sich auch
die SchülerInnen im Zeichen der Medialisierung verändert.
Der fachspezifische Zusammenhang zwischen
Identitätsorientierung, Medialisierung und Medienintegration sollte dabei nicht
außer Acht gelassen werden. Durch das Fernsehen wird beispielsweise die
Trennung zwischen der Erwachsenenwelt und der Kinderwelt aufgehoben, indem Kinder
z.B. sehr früh mit Sex und Gewalt konfrontiert werden. Außerdem formt das
Internet die eigene Identität mit und bietet die Möglichkeit sie ständig neu zu
erfinden. Neben den Möglichkeiten die sich daraus ergeben können Probleme mit
der tatsächlichen Identitätsfindung im realen Leben entstehen. Dadurch das der
mediale Wandel relativ schnell voranschreitet kann es auch zu einer Art Riss
zwischen Erwachsenen und Kindern kommen, da heutige Jugendliche im Gegensatz zu
den Erwachsenen schon in jungen Jahren stark durch die neuen Medien gesprägt
werden.Ziel einer Mediendidaktik im Deutschunterricht wäre eine Bewusstmachung
der medialisierten Lebenswirklichkeit und der Aufbau einer selbstbestimmten,
reflektierten und manipulationsresistenten Medienrezeption.
Ein weiteres mit der Identitätsorientierung
zusammenhängendes Problem sind die medialen Symbolisierungsformen. Die heutigen
Medienprodukte sind voll von symbolisch angereicherten Bildmotiven, die die
Erfahrungswelt der Kinder beeinflussen. In der Schule sollen die Kinder auf den
beeinflussenden Charakter dieser Symbolik aufmerksam gemacht werden und ein
kritischer Umgang damit gelernt werden. Es soll erreicht werden, dass die
Schüler die neuen Medien nicht nur nutzen können sondern auch deren Inhalte
kritisch hinterfragen und den Einfluss auf die eigenen Einstellungen und
Identität reflektieren können. Dies soll unter anderem durch eine Erweiterung
des Konzepts der ästhetischen Bildung gefördert werden.
Insgesamt wird im Text deutlich, dass die neuen
Medien den traditionellen Deutschunterricht nicht ersetzen werden sondern ihn
bereichern sollen. Ziel ist die Etablierung einer Mediendidaktik die
gleichwertig neben der Sprach-und der Literaturdidaktik bestehen soll.