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Atemwegserkrankungen beim Schwein

1.782 / ~6 sternsternsternsternstern_0.5 Lucia B. . 2010
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Agrarwissenschaften

Universität Kassel

2008/2009

Lucia B. ©
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sternsternsternsternstern_0.5
ID# 2203







Nutztierwissenschaften Schweine & Geflügel WS 2008/09


Ausarbeitung zum Referat


Atemwegserkrankungen

-ein Überblick-


Erkrankungen und deren Vorsorge


Gliederung


1. Bedeutung der Atemwegserkrankungen


2. Überblick Atemwegserkrankungen

2.2. Virusinfektionen

2.2.1. Schweineinfluenza

2.2.2. Infektion mit respiratorischen Coronavirus (PRCV)

2.2.3. Chronisch Rezidivierende Pneumonie + PRRS-Virus

2.2.4. Einschlusskörper-Rhinitis (PCMV)

2.3. Bakterielle Infektionen

2.3.1. Rhinitis atrophicans, progressiv und nicht-progressiv

2.3.2. Actinobacillus-Pleuropneumonie

2.3.3. Enzootische Pneumonie

2.4. Parasitäre Erkrankungen

2.5. Fütterungsbedingte Erkrankungen


3. Fazit


1. Bedeutung der Atemwegserkrankungen

Mit zunehmender Spezialisierung und Ausweitung der Nutztierhaltung –hier der Schweinehaltung, nahmen die Atemwegserkrankungen zu (Zimmermann, Plonait, 1997). Sie sind sogar zu einem der Hauptprobleme der Schweinhaltung geworden (Prange, 2004).

Die Ursachen sind direkt mit dem

Stallklima

-erhöhter Gehalt an Ammoniak (NH3) durch ständige Nähe zu der Jauche -> NH3 hemmt die Zilien- und damit eine Abwehrfunktion der Atemwege (Zimmermann, Plonait, 1997)

-erhöhter Gehalt an CO2 aus Atmung und Gärung

-erhöhter Gehalt an Schwefelwasserstoff (H2S) bei der Güllebearbeitung freigesetzt (Zimmermann, Plonait, 1997)

-Temperaturschwankungen Tag/Nacht, besonders im Winter (Prange, 1997)

-niedrige (Ferkel) oder hohe (ältere Mast- oder Zuchttiere) Temperaturen (Plonait, 1997)

-Zugluft, bei schlechten Belüftungssystemen; Optimalbereich 0,1-0,2 m/s (Plonait, 1997)

-niedrige Luftfeuchte durch Heizungen; unter 50% problematisch (Prange, 2004)

korreliert.


Die Ausbreitung ist durch hohe Tierdichte in bestimmten Regionen und den Austausch von Tieren von Aufzucht- zu Mastbetrieben schwer einzuschränken. Die Übertragung erfolgt meist nicht nur durch Kontakt, sondern auch durch Aerosole über z. T. weite Strecken; bei erhöhter Lage des Betriebes verringert sich die Gefahr einer Ansteckung im Gegensatz zu tieferen, feuchten Gebieten (Zimmermann, Plonait 1997).

Schnell kann der ganze Bestand infiziert sein und die Behandlung oder die bei schweren Infektionen nötige komplette Merzung führen zu erheblichen wirtschaftlichen Verlusten und noch vielmehr zu gesundheitlichen Einschränkungen und Qualen bei den Tieren.


Eine Atemwegserkrankung ist meist vielschichtig und komplex: der einfache Erreger ebnet den Weg für noch schwerwiegendere Sekundärinfektionen (Zimmermann, Plonait 1997). Hier muss die Aujeszkysche Krankheit erwähnt werden. Diese meldungspflichtige Tierseuche, ausgelöst durch Herpes-Viren, kann auf viele andere Tierarten übergehen.

Es kommt zu Unruhe, Dispnoe, Lähmungserscheinungen, Zuckungen und schließlich zum Tode. Da der Virus oronasal übertragen wird, erhöhen Schwächen in den Atemwegen das Risiko der Ansteckung.


Schon die Reizungen im Stall (s.o.) wie die Schadgasbelastung führen zu Symptomen wie Husten, erhöhter Sekretion aus Nase, Veränderung der Atemfrequenz und des –geräusches (pfeifen, rasseln) und Entlastung des Brustkorbes durch den Hundesitz. So stört 50ppm Ammoniak die Funktion der Zilien, die eigentlich Partikel wie Erreger aus den Luftwegen hinausbefördern sollen (Zimmermann, Plonait, 1997).

Der Brüllhusten ist in strohlosen Schweinebetrieben mit Zwangslüftung weit verbreitet, jedoch keine genau definierte Krankheit. Durch Schadgase wird der Atemapparat gereizt, was zu lautem „brüllenden“ Husten führt. Hält dieser länger an, entzünden sich leicht die Schleimhäute und schwellen an, was den Hustenreiz noch verstärkt.

Dann kann es schnell zu Sekundärinfektionen mit Fieber, Rippenfellentzündung und Tod kommen. Medikamentös behandelt werden können nur die Sekundärinfektionen, die Ursache muss durch grundlegende Verbesserung des Stallklimas erfolgen (Eich, Schmidt, 2000).


2. Überblick Atemwegserkrankungen

Hier möchte ich einen kleinen Überblick über häufige und/oder schwerwiegende Erkrankungen der Atemwege geben.


2.1. Virusinfektionen

2.1.1. Schweineinfluenza

Die Schweineinfluenza wird durch das Influenza-A-Virus verursacht. Dieses Virus hat zwei verschiedene Antigenvarianten, H und N, auf seiner Hülle und lässt sich dadurch klassifizieren.

Das Virus ähnelt dem menschlichen Influenza-Erreger, dieser kann auch auf Schweine übergehen. Schweine können außerdem auch auf Geflügel übertragen und sind so der Mittelpunkt der Interspeziesübertragung von Influenza.

Die Infektion verläuft oft über latent infizierte Tiere und häuft sich im Winter.

Die Übertragung erfolgt durch Kontakt und durch Aerosole,. die Aufnahme oronasal. Innerhalb von 24 bis 48 Stunden treten Erscheinungen wie hohes Fieber (bis 42°C), Inappetenz (Appetitlosigkeit), Husten und Dyspnoe (erschwertes Atmen) plötzlich auf. Ältere Schweine zeigen die Symptome stärker.

Infizierte, tragende Sauen bringen eher schwächere Tiere zur Welt, es kommt auch zu Aborten. Es stecken sich fast immer 100% des Besatzes an.

Die Erscheinungen lassen nach 3 Tagen nach, nach 6 Tagen erfolgt die Genesung. Es kommt auch hier oft zu Sekundärinfektionen und die Erreger werden bis zu 3 Monate lang von den Schweinen ausgeschieden.

Es kann außerdem bei älteren Mastschweinen und Sauen die Fiebersenkung mittels Antipyretika herbeigeführt und mit Kortikosteroiden Entzündungen behandelt werden (Zimmermann, Plonait, 1997; Eich, Schmidt, 2000)

2.2.2. Infektion mit respiratorischen Coronavirus (PRCV)

Das porcine respiratorische Coronavirus trat zum ersten Mal 1986 auf. Es ist eine Mutation des enteralen Coronavirus. Die Infektion führt eine schwache Entzündung der Lungenspitzenlappen herbei, verläuft aber meist subklinisch. Dementsprechend gibt es auch keine Behandlungsmethoden und dadurch ist eine Infektion für den Betrieb von geringer wirtschaftlicher Bedeutung, sie kann aber leicht als Wegbereiter für andere Infektionen fungieren (Eich, Schmidt, 2000).


2.2.3. Chronisch Rezidivierende Pneumonie + PRRS-Virus

Atemwegserkrankungen treten häufig zusammen mit dem PRRS-Virus auf (Prange, 2004). In diesem Fall verringern sich dann die Aborte und die Pneumonien mehren sich (Zimmermann, Plonait, 1997). Das PRRS-Virus schwächt die Lungenmakrophagen und die Zilienfunktion und so die Erregerabwehr.

Es scheint an Pneumonie-Fällen beteiligt zu sein, wenn nach Antibiotika-Gabe die Symptome nach kurzer Besserung zurückkehren, geschwollene Augenlider und –ausfluss und hochgradige Veränderungen der Lunge auftreten. Nach 3 bis 5 Wochen genesen die Tiere plötzlich. Bei gutem Hygienemanagement treten PRRS-Pneumoniefälle selten auf, behandelt werden die bakteriellen Faktorenkrankheiten, jedoch über die gesamte Länge der Infektion.


2.2.4. Einschlusskörper-Rhinitis (PCMV)

Die Einschlusskörper-Rhinitis wird durch Zytomegalie-Viren übertragen, welche die Drüsenzellen der Nasenschleimhaut und die Lungenmakrophagen angreifen. Die Viren treten in vielen Betrieben auf. Die Nasenschleimhäute schwellen an, es kommt zur vermehrten Nasenausfluss und zur Appetitlosigkeit.

Ungeborene oder junge Ferkel sterben meist. Abgesehen davon ist die Erkrankung aber wirtschaftlich unbedeutend, da schnell Immunität auftritt. Es gilt aber als Differentialdiagnose auf Rhinitis atropicans.


2.3. bakterielle Infektionen

2.3.1. Rhinitis atrophicans, progressiv und nicht-progressiv

Die Rhinitis atrophincans ist auch als „Schnüffelkrankheit“ bekannt, zu erst in Deutschland 1830 beschrieben. Die Krankheit wird von toxinbildenden Pasteurellen bei der progressiven Form und von Bordetellen bei der nicht-progressiven Form übertragen.

Hält die Infektion länger an, werden auch die angrenzenden Knochen angegriffen. Es kommt zum Knochenschwund und der Oberkiefer kann verbiegen.

Auch die Nasenmuscheln werden in Mitleidenschaft gezogen, was später am Schlachtkörper im Nasenquerschnitt bei schwacher Verlaufsform als Septumverbiegung und bei schwerer Verlaufsform als Nasenmuschelatrophie gut zu erkennen ist. Junge Tiere leiden stärker unter der Infektion als Masttiere.

Es zeigen sich Wachstumsstörungen durch die Toxine, schlechtere Futterverwertung und –aufnahme (durch die Verformung des Oberkiefers) und damit eine verlängerte Mastdauer.

Bestandsimmunität wird gegen die Bordetellen aufgebaut, aber nicht gegen die Pasteurellen.

Behandelt werden kann via Chemotherapie und Vakzination, aber vollständig eindämmen lässt sich der Erreger nicht. Bei schweren Fällen bleibt nur die Merzung und Neuaufbau des kompletten Bestandes (Zimmermann, Plonait, 1997; Eich, Schmidt, 2000).


2.3.2. Actinobacillus-Pleuropneumonie

Erreger ist Actinobacillus pleuropneumoniae, der in 13 verschiedenen Serotypen vorkommt und weit verbreitet ist (Eich, Schmidt, 2000). Die Ausbreitung erfolgt rasch. Wenn die Krankheit überstanden ist, ist das Tier immun.

Die Krankheit kann sehr unterschiedlich verlaufen:

Perakute Form: schnell hohes Fieber bis über 42°C, erschwerte Atmung mit veränderten Geräuschen, Futterverweigerung und Erbrechen und blutiger Nasenausfluss, auch blaurote Verfärbungen der Haut an Rüsselscheibe, Ohren und Bauch (Eich, Schmidt, 2000). Über Herz-Kreislaufschwäche kommt es innerhalb von 4 Stunden (Eich, Schmidt, 2000) bzw. 12 bis 24 Stunden (Zimmermann, Plonait, 1997) zum Tode.

Chronische Form: nur schwaches Fieber oder –schübe, Husten, Atembeschwerden nach Belastung, bei Ferkeln Kümmern und Anämie.

Subklinischer Verlauf: tritt nach kurzer akuter Phase auf Betrieben mit guten Umweltbedingungen auf. Verläuft latent.

Behandelt wird mit Penicillin/Tetracyclin, wobei es jedoch eine Schutzimpfung zur Vorbeuge gibt.


2.3.3. Enzootische Pneumonie

Die enzootische Pneumonie wird von Mycoplasma hypopneumoniae übertragen und ist auch unter dem Namen Ferkelgrippe bekannt. Die Krankheit wird von den Muttertieren über die Atmung übertragen, wobei jüngere Sauen mehr Erreger ausscheiden als Altsauen.

2 bis 3 Wochen nach Infizierung setzten Husten und leichtes Fieber ein, die Lunge entzündet sich, zuerst an den Spitzen. Die Schleimhaut der Bronchien schwillt an und verengt so zusammen mit kleinen Lymphknötchen die Bronchien. Die Entzündung kann auf das Lungen- und Brustfell übergehen und da später zu Vernarbungen führen.

Charakteristische Veränderungen der Lunge zeigen fast 50% aller Tiere beim Schlachter.

Behandelt werden kann mit mykoplasmenwirksamer Antibiotika.


2.4. Parasitäre Erkrankungen

Eine parasitäre Atemwegserkrankung ist der Befall mit Lungenwürmern. Die Übertragung kann nur über den Zwischenwirt Regenwurm erfolgen, die Krankheit ist also nur in der Freilandhaltung von Bedeutung. Der Zwischenwirt wird beim Wühlen der Schweine in der Erde mit aufgenommen. Über den Darm siedeln sich die Larven in den Bronchien an.

Blutungen und Entzündungen in Darm und Lunge und später Bronchitis können die Folge sein, wobei der subklinische, chronische Verlauf häufiger auftritt.


2.5. Fütterungsbedingte Erkrankungen

Zu einer fütterungsbedingte Atemwegserkrankung in Form eines Lungenödems kann eine Fumonisinvergiftung führen. Der Pilz Fusarium moniliforme kommt auf Maispflanzen vor und eine Woche nach Verfütterung kommt es zu Appetitlosigkeit und Leberschäden, bei hoher Dosis zur Bildung eines Lungenödems und damit zu Atemnot und Tod.

Die Erkrankung tritt selten und ist bis jetzt nur in Amerika aufgetreten.


3. Fazit

Wir haben in dem Modul „Nutztierwissenschaften Schweine & Geflügel“ erfahren, dass es auf den Betrieben viele hygienische Mängel gibt. Durch die Atemwegserkrankungen besteht für alle, auch für auf hygienischer Ebene gute Betriebe eine große Gefahr, vor allem durch die meist rasche Übertragung durch die Luft.

Damit werden die für Erreger natürlichen Barrieren wie Zilien und Schleimbeschichtung der Atemwege nicht eingeschränkt. Hier sollte auch die hemmende Wirkung von übernatürlichem Stress jeglicher Art (durch Transport, schlechte Haltungsbedingungen, Temperaturschwankungen usw.) beachtet werden.

Zusammen mit hygienischen Maßnahmen kann den Atemwegserkrankungen und deren Verbreitung relativ gut vorgebeugt werden.


Quellen:

Prange, H. 2004: Gesundheitsmanagement Schweinehaltung. Stuttgart: Verlag Eugen Ulmer

Plonait H., Bickhardt K. 2.Auflage 1997: Lehrbuch der Schweinekrankheiten. Berlin: Parey-Verlag

Eich, K.-O., Schmidt, U. 2000: Handbuch Schweinekrankheiten. Münster: Landwirtschaftsverlag GmbH


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