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Referat
Geowissenschaften

Universität Bayreuth

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Universität Bayreuth

Lehrstuhl für Bevölkerungs- und Sozialgeographie


Unterseminar „Stadt und Gesellschaft“

Referat

„Aspekte neuer Urbanität“

Leitung: Dr.

Bearbeitung:

Lehramt Realschule Erdkunde/Wirtschaft

5. Fachsemester

Gliederung

1. Einleitung

2. Historischer Rückblick

2.1 Industrialisierung

2.2 Stadtauflösende Faktoren

2.3 Paradoxa von Globalisierung Digitalisierung und Entgrenzung

3. HafenCity Hamburg – Idealbild neuer Urbanität

4. Fazit

5. Literaturverzeichnis


1.Einleitung

2. Historischer Rückblick

Der Rückblick in die Zeit der Industrialisierung ist deshalb notwendig, da „neue Urbanität“, also die Entstehung/Planung von Mischgebieten, ein Resultat der weiteren Entwicklung der typisch industriellen Stadttypen darstellt.

2.1 Industriealisierung

Zur Zeit der Industrialisierung war der Verstädterungsprozess vor allem durch die Entstehung großer Industriestandorte geprägt. Seit den 11.Jh wurden die Städte zu spezialisierten Zentren des sekundären und tertiären Sektors. Der sekundäre Sektor umfasst die Sachgüterproduktion, welche in der Industrie, dem Baugewerbe und dem produzierenden Handwerk betrieben wird.

Als tertiärer Sektor bezeichnet man den Bereich der Dienstleistungen. Die daraus resultierende polyzentrische und differenzierte Struktur erwies sich als ökonomisch und politisch überaus Vorteilhaft. Dadurch wurde die Herausbildung vielfältiger Formen der Selbstorganisation ermöglicht, welche eine wesentliche Basis für die Vitalität der europäischen Stadt wurde. Dieser primär ökonomisch geprägte Urbanisierungsprozess setzte in Europa erst am Ende des 18. Jahrhunderts ein.

Der Übergang von der traditionellen zur modernen Stadt vollzog sich in Deutschland erst zu Beginn der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts.[1]

Durch die Industrialisierung, und die daraus folgende Verstädterung, vollzog sich in Europa eine nie dagewesene Umschichtung der Bevölkerung zu Gunsten der Städte. Durch die Ansiedlung neuer Fabriken und Gewerbe wuchsen die Städte nach außen, wobei die Arbeiter in Arbeitervierteln in der Nähe der Stadtzentren untergebracht waren.

Je weiter sich die Industrialisierung entwickelte, desto mehr Arbeiter wurden benötigt. Das große Angebot an Arbeitsplätzen führte zu einer Zuwanderung aus dem Umland und der damit verbundenen Entstehung großer Mietskasernen. Die Qualität dieses Urbanisierungsprozesses kann im Nachhinein als absolut schlecht angesehen werden. Durch die Industrialisierung wurde die unwürdigste städtische Umwelt geschaffen, welche man bis dahin gekannt hatte.[2] Es gab eine strickte Trennung zwischen Wohnen und Arbeiten.

Städtische Mischgebiete waren nicht vorhanden. Da in der Zeit der Industrialisierung immer bessere und neue Transportmittel und Verkehrsnetze entstanden, kam es zu einer Auflösung der traditionellen Bindung zwischen Boden und Arbeit. Da die Transportmittel jedoch noch langsam, unbequem und wenig entwickelt waren, ballte sich die Bevölkerung in riesigen Städten.

Der Siegeszug der industriellen Verstädterung schuf gleichzeitig die Voraussetzung für Transformation und Selbstauflösung der Industrie. Das Ende der Industrialisierung beginnt mit der Tertiarisierung. Da sich die Produktionskräfte sehr schnell entwickelten und der Lebensstandard anstieg, setzte sich eine Tendenz der Tertiarisierung und Deindustrialisierung durch.

Die Industriegesellschaften entwickelten sich immer mehr zu Dienstleistungsgesellschaften. Besonders Wichtig für die Entwicklung der Stadt waren neu entstandene Verkehrs-, Versorgungs- und Kommunikationsnetzwerke. Die alten Netzwerke, die alle Vorteile auf den Stadtkern konzentrierten, wurden in kurzer Zeit durch die neuen Netzwerke ersetzt. Durch diesen Prozess verteilten sich die Standortvorteile auf eine ganze Region, und waren nicht mehr an den Stadtkern gebunden.

Besondere Bedeutung hatte dabei die Massenautomobilisierung und die Schaffung eines gut ausgebauten Straßennetzes.[3]


2.2 Stadtauflösende Faktoren

Für die Transformation der industriellen Stadt sind vor allem die Faktoren Globalisierung, Digitalisierung und Entgrenzung verantwortlich.[4]

a) Durch die Verfügbarkeit immer besserer, weltweiter Kommunikations- und Informationssysteme, die hohe Mobilität von Mensch, Waren, Geld und Kapital werden sich traditionelle Standortbindungen auflösen. Im Zuge dieser Globalisierung der Produktion sind Arbeits- und Lebensverhältnisse nicht mehr an ihre lokalen und regionalen Bezüge gebunden.

b) Als Digitalisierung bezeichnet man die Potenziale und Konsequenzen der neuen Informationstechnologien. Durch diese Technologien (vor allem Internet) wird es ermöglicht Produktionssysteme zu Flexibilisieren und Massenmärkte zu Individualisieren. Durch dieses Technische Potential ist die These vom „Tod der Entfernung“[5] entstanden.

Diese These begründet sich darauf, dass Informationen überall abgerufen werden können und somit der Standort seine ökonomische Bedeutung verliert.

c) Der dritte Transformationsfaktor der industriellen Stadt ist die Entgrenzung. Damit bezeichnet man einen Wandel der Unternehmensstrukturen, der Arbeitsorganisation und dem Verhältnis zwischen Arbeits- und Lebenswelt. Auf der Ebene der Unternehmen bedeutet das einen Prozess der Dezentralisierung großer, hierarchisch strukturierter Unternehmen.

Arbeitsverhältnisse werden zunehmend in atypischen Formen, wie z.B. befristete Verträge und Teilzeitarbeit, organisiert, wodurch es immer schwieriger wird, das Typische oder Normale zu bestimmen. Aus der Auflösung und Wandlung der Unternehmens- und Betriebsstrukturen und des Erosion des Normalarbeitsverhältnisses resultiert eine Vielzahl von Beschäftigungsformen und Lebenslagen.

Parallel dazu verflüssigen sich zunehmend die Grenzen zwischen Arbeits- und Lebenswelt, was zu neuen Formen der Arbeits- und Lebensorganisation führt.[6]

Durch die Transformation der Stadt steht dieses Modell unter immer größeren Anpassungsdruck. Arbeitsverhältnisse werden häufiger in neuartigen und von der Norm abweichenden Vertragsformen, wie zum Beispiel befristete Verträge, Werkverträge oder Teilzeitarbeit, organisiert.

Wenn man die Tendenzen der Globalisierung und Digitalisierung in Wechselbeziehung mit den damit verbundenen Entgrenzungsprozessen betrachtet, dann könnte man zur Auffassung kommen, daß sich die traditionellen städtischen Strukturen auflösen. Dies ist in mancher Hinsicht richtig, aber nicht auf alle Zweige der Industrie anwendbar.

Die Kräfte und Entwicklungsprozesse der Transformation wirken nicht eingleisig in eine zentrifugale Richtung, sondern msind gleihzeitig mit einer neuen Form der Rückbettung und Aufwertung urbaner Arbeits- und Lebenszusammenhänge verbunden.

Die Globalisierung führt nicht zu einer allgemeinen Verflüssigung von Produktions- und Lebensformen. Die neuen Ökonomien der Wissensgesellschaft, d.h. die Wissens- und Kulturproduktion, sind an städtische Einbindung und an Mischgebiete, also die Verknüpfung von Leben und Arbeit, gebunden. Geographische, kulturelle und institutionelle Nähe führt zu privilegiertem Zugang, engeren Beziehungen, stärkeren Anreizen und weitern Produktivitäts- und Innovationsvorteilen.

Auch die Digitalisierung löst die ökonomische Bedeutung eines Standorts nicht zwingend auf. Je mehr Informationen durch digitale Dienste verfügbar sind, desto wichtiger wird es, diese auszuwerten. Man muss dabei zwischen Informationen und kontextgebundenem Wissen unterscheiden. Standardisierte Informationen, wie z.B. Aktienkurse, Rohstoffpreise, lassen sich von jedem Standort abrufen, interpretieren und verstehen.

Informationen dieser Art beseitigen also geographische Differenzen. Durch die neuen Ökonomien der Wissensgesellschaft gewinnt jedoch das kontextgebundene Wissen immer mehr an Bedeutung. Die Vermittlung von Wissen ist stark abhängig vom gemeinsamen kognitiven, kulturellen und sozialen Kontext. Da sich kontextgebundenes Wissen nicht kodifizieren lässt, sind die wichtigsten Formen der Wissensvermittlung persönliche Kontakte und zwischenbetriebliche Mobilität.

Die New Economy der Wissensgesellschaft benötigt, im Gegensatz zur Normalbeschäftigung der industriellen Stadt, flexible, projektorientierte Organisationsstrukturen und zeitlich, örtlich flexible Arbeitsarrangements. Das führt zu völlig neuen Anforderungen an die Organisation der Arbeitswelt. Für die Wissensgesellschaft kommt es also nicht zu einer Auflösung räumlicher Bindung durch Entgrenzungsprozesse, sondern zu einer erhöhten Abhängigkeit von spezifisch räumlicher und städtischer Bindungen.

Die räumliche Konzentration wirkt dabei wie ein „Zufallsgenerator“ für Kontakte, Informationen und Gelegenheiten, die für diese Wirtschaft von elementarer Bedeutung sind. Den Betrieben wird die Möglichkeit eröffnet, Risiken besser einzuschätzen und flexibel zu reagieren.[8]

In der neuen urbanen Arbeitsgesellschaft wird die traditionelle Trennung von Wohnen, Arbeiten und Freizeit aufgehoben. Kennzeichnend für diesen neuen Beschäftigungstypus ist die enge Integration von beruflichem, sozialem und persönlichem Leben. Da die Arbeit an solchen Projekten in Kooperation mit anderen Spezialisten sehr zeitaufwendig und intensiv erfolgt, ist die räumliche Bindung des Wohnraumes an die Arbeit von großer Bedeutung.

Dabei bildet sich in der Regel ein gut verdienendes kreatives Milieu heraus, welches auf ein dichtes stadträumlich konzentriertes Netzwerk von Dienstleistern angewiesen ist.


3. HafenCity Hamburg – Idealbild neuer Urbanität

Zur Bemessung der erfolgreichen Umsetzung werden die Kriterien Vielfalt, Komplexität und Lebendigkeit herangezogen. Aufgrund der Dichte der Bevölkerung kommt es zwangsweise zu sozialen Kontakten der Bewohner. Durch die Nutzungsmischung, d.h. Wohnen und Arbeitsplatz finden sich im gleichen Umfeld, wird für ein Miteinander unterschiedlicher sozialer Gruppen gesorgt. Man versucht eine soziale Mischung zu erreichen, die zwar das individuelle Lebensumfeld inspiriert, aber keine negativen Einstellungen bei der Bevölkerung wecken soll.

Der öffentliche Raum spielt dabei eine große Rolle, da sich das soziale Leben in ihm abspielt. Soziale Kontakte, sowie der Austausch verschiedener Interessengemeinschaften, soll in diesen Räumen ermöglicht werden. Durch die alltägliche Nutzungsmöglichkeit der öffentlichen Räume wird das urbane Flair geschaffen. Da man in der HafenCity vorrangig versucht, ein gut verdienendes kreatives Milieu anzusiedeln, ist es wichtig solche öffentliche Plätze zu schaffen.[9]

Besonderen Wert legt man dabei auf gehobene städtische Wohnformen, für die in Hamburg sonst nur ein begrenztes Flächenpotential zur Verfügung steht.[11]

Die Arbeitsplätze in der HafenCity konzentrieren sich, bis auf ein kleines gewerbliches Gebiet, fast ausschließlich auf den vielfältigen Sektor der Dienstleistungen. Man will sich dabei nicht nur an Unternehmen orientieren, die die lokale Geschäftsstruktur geprägt haben, sondern auch ein Umfeld für die Wachstumsbedarfe der Unternehmen aus dem Finanzdienstleistungs- und Beratungssektor und der Medienbranche bieten.

Clusterbildung soll also nicht im Mittelpunkt des räumlichen Konzepts stehen. Durch die besonderen Qualitäten des Ortes sollen dabei wachsende Unternehmen angezogen und gebunden werden, die in ihrem Marktsegment zu den europa- oder weltweiten Marktführern gehören. Die Niederlassungen von Unternehmen wie SAP oder China Shipping bestätigen die erfolgreiche Umsetzung des hohen Qualitätsanspruches.

Dem öffentlichen Raum kommt dabei eine besondere Bedeutung für die Akzeptanz als Wohnort und hochwertiger Arbeitsort zu. Das liegt vor allem an der dichten Bebauung der Hamburger Innenstadt und fehlenden privaten Außenräumen, die auch durch die großzügigen persönlichen Räume nicht ausgeglichen werden können. Dabei stellen die Hafenflächen eine besondere Herausforderung.

Durch die Umgestaltung der Uferbereiche werden qualitativ hochwertige, öffentlich zugängliche Plätze geschaffen. Darunter fallen z.B. Pontonflächen in den Hafenbecken. Diese können unter anderem als Liegeflächen, für Cafes oder Anlegestellen für Museumsschiffe genutzt werden, und ermöglichen ein abwechslungsreiches, interessantes Umfeld. Dieses Konzept ist europaweit einzigartig.

Diese Gebäude werden teilweise mit den alten Bausubstanzen kombiniert und verbinden somit traditionelle Gebäude mit neuer Architektur.[12]


4. Fazit

Durch die Entwicklung der Wissensgesellschaft bildet sich eine völlig neue Organisation der Arbeits- und Lebensverhältnisse.

Normalbetriebe mit Wachstums- und Modernisierungsstrategien, die auf Massenproduktionsvorteile ausgerichtet sind, sind nicht auf eine Einbettung in funktionsgemischte Räume angewiesen. Sie bevorzugen die Vorteile spezialisierter Gewerbegebiete oder suchen nach Expansions- und Entwicklungsfeldern im städtischen Umland. Die Arbeitsorganisation entspricht weitgehend dem Normalarbeitsverhältnis, d.h. unbefristete, arbeits- und sozialrechtlich abgesicherte Vollzeibeschäftigung von großbetrieblich organisierten Angestellten.


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