Arthur
Schnitzler’s Reigen.........
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als
szenische Lesung. Ein interessantes Experiment, welches ich mit KollegInnen aus
dem Schauspiel-Ensemble der „Künstler – Verein im Wienerwald“ nun bereits zum
zweiten Mal inszeniere.
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Ist
in dieser Form der Darbietung eine mehrfache Herausforderung: zunächst an die
Mitwirkenden, die neben dem originalen Text in der Hand oder am Tischchen vor
Mikros gleichzeitig gestisch und mimisch vermitteln müssen. Außerdem können
unter Bedachtnahme auf einen möglichst fließenden Ablauf Requisiten und/oder
Dekorationen nur per Andeutung umgestaltet werden. Und Drittens soll durch
ebenfalls nur andeutungsweise Kostümierung wenigstens der, von Schnitzler
absolut so gewollten Epoche Rechnung getragen werden.
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Ich
lehnte es ab, jedwede „Zeitlosigkeit“ (die ja tatsächlich ihre Berechtigung
hätte) anzudeuten oder gar in das Heute versetzt zu inszenieren.
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Meine
Darstellerinnen und Darsteller wechseln in jedem Dialog, gleich bleiben nur
jene/r aus der vorangegangenen Episode. Somit bringt dieser Darstellerwechsel Abwechslung
in der Optik und damit auch weitere Spannungsmomente.
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Der
erwähnte sparsame Requisiten- und Dekorationsaufwand lässt genau soviel Zeit,
dass auch der oder die in die nächste Szene wechselnde DarstellerIn auch
Kleidungsstücke oder Teile davon wechseln kann, was auf offener Bühne
geschieht, um auch den notwendigen Zeit- und Locationsprung zu charakterisieren
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Während
dieser Umgestaltungen werden die Figuren und Orte der nächstfolgenden Szene
kurz erläutert. Aus dem Off.
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Ein
wesentliches Gestaltungsmoment ist meine Auffassung, dass man die eigentliche
Vereinigung, die in jedem Dialog das Ziel ist, weder bildlich noch verbal
setzt, sondern genau an jenen Textstellen die Paare „einfrieren“, stumm
verharren und eine etwa 20 Sekunden laufende Melodie (auch aus dem Off)
erklingt.
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Die
Variante, diese kurze und an den bewussten Textstellen immer gleichbleibende
Melodie vor Ort live zu instrumentieren (Flöte, e-Sound, Stehgeiger etc., unter
Umständen sogar mit wechselnden Instrumenten) habe ich ins Auge gefasst.
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Das
wäre nämlich eine zusätzliche Attraktion zu jenem festen Bestandteil unserer
Inszenierung, der aus einem Meister-Tanzpaar besteht, das zu Anfang und zu Ende
der Vorstellung durch den Saal zur berühmten Melodie von Oscar Strauß, dem
„Reigenwalzer“ tanzt.
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Diese
Einleitung mit Orchestermusik und dem Tanzpaar, die Zwischenmelodie und das
Ausgleiten der Vorstellung mit Reigenwalzer und Tanzpaar bieten darüber hinaus
eine wesentliche Auflockerung einer Lesung, nota bene die Texte mit wechselnden
DarstellerInnen allein schon die Steifheit sonstiger Lesungen mit zwei, maximal
drei Protagonisten verhindert.
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Zugegeben,
der technische und personelle Aufwand „nur“ für eine Lesung ist relativ hoch.
Im Vorfeld sind Studioaufnahmen, Einleuchten, Kostümproben erforderlich und
Proben nach Paaren getrennt erleichtern nicht gerade die Zeiteinteilung.
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Was
den Text selbst betrifft, halte ich mich absolut genau an das Original der
Schnitzler’schen
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Fassung.
Der Bühnenfassung. Dies geht schon aus der Verwendung der Schnitzler’schen
Regieanweisungen hervor, soweit diese in (m)einer szenischen Lesung umsetzbar
sind.
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Der
Versuch, irgendwelche Modernismen, ja Modernisierungen mit diesem Stück
vorzunehmen, muss – das glaube ich fest – daran scheitern, dass damit der
begleitende Untertitel (Ein Sittenbild.....Jahrhundertwende..) usw. ad absurdum
geführt würde. Sicherlich hat das Sujet auch im 21. Jahrhundert seine
Gültigkeit, wenngleich die äußeren Umstände und die Verhältnisse wie „Junger
Herr und Dienstmädchen“ heut zu Tage weniger anzufinden sind, jenes von „Graf
und Dirne“ sich vielleicht auf die High Society und manche Royals beziehen
könnte. Das aber würde wiederum völlig geänderte Locations und Dialoge
erfordern und eben kein Schnitzler mehr sein.
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Mehrere
Bühnenfassungen wurden bereits im deutschen Raum vorgestellt, der berüchtigte
Film aus den Vierzigern hätte heute wahrscheinlich nicht den Sensationseffekt
genau so wie die erste filmische Darstellung einer Nackten (Hildegard Knef)
heute niemand mehr stören würde.
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Das
nehme ich als Begründung für das „Einfrieren“ der DarstellerInnen in meiner
Leseinszenierung.