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Seminararbeit / Hausarbeit

Arthur Schnitz­ler: Fräulein Else - Ausführ­liche Analyse und Inter­pre­ta­tion

7.182 Wörter / ~23 Seiten sternsternsternsternstern_0.5 Autorin Elena Berben im Sep. 2010
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Arthur Schnitzler
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Dokumenttyp

Seminararbeit
Deutsch

Universität, Schule

Karl-Franzens-Universität Graz - KFU

Note, Lehrer, Jahr

2005

Autor / Copyright
Elena Berben ©
Metadaten
Preis 8.80
Format: pdf
Größe: 0.46 Mb
Ohne Kopierschutz
Bewertung
sternsternsternsternstern_0.5
ID# 2046







Inhalt: "Arthur Schnitz­lers Mono­lo­g­no­velle 'Fräu­lein Else' verbindet psycho­lo­gi­sche Charak­ter­studie mit gesell­schafts­kri­ti­scher Betrach­tung. Die Novelle beleuchtet die Konflikte und Lösungs­an­sätze der Prot­ago­nistin vor dem Hinter­grund der Wiener Gesell­schaft um 1900. Die Einflüsse von Schnitz­lers persön­li­chem Umfeld auf das Werk werden ebenso thema­ti­siert wie die lite­ra­ri­sche Bedeu­tung der Novelle. Die Ausein­an­der­set­zung mit Themen wie Mate­ria­lis­mus, fami­liärer Zusam­men­halt und gesell­schaft­li­chen Konven­tionen macht das Werk bis heute rele­vant."
#Schnitzler_Analyse#Literarische_Bedeutung#Monolognovelle_Einblick

Arthur Schnitzler: Fräulein Else

Inhalt

1. Einführung. 2

1. 1 Hintergrund. 3

1.2 Inhalt und Form 3

1.3 Schnitzler und Freud. 5

2. Der Konflikt 6

3. Individuelle Konfliktlösung. 7

3.1 Rebellion. 7

3.2 Halbschlafbilder 8

3.3 Narzissmus. 9
3.4 Resignation. 10
4. Gesellschaftskritische Momente. 11
4.1 Materialismus und Arroganz. 12
4.2. Das Prinzip der Versorgungs- oder Vernunftehe. 14
4.3 Mangelnder Zusammenhalt in der Familie. 15
4.4 Erdrückende Konventionen. 17

5. „Fazit“: Elses Widersprüchlichkeiten. 18

5.1 Bürgerliche Existenz vs. femme fatale. 19

5.2 Suizidgedanken vs. Lebensfreude. 20

5.3 Vater retten vs. Vater fallen lassen. 21

6. Der mehrdeutige Schluss der Novelle. 22

Verwendete Literatur 23


1. Einführung


„Ja ich glaube, im Grunde Ihres Wesens sind Sie ein psychologischer Tiefenforscher, so ehrlich unparteiisch und unerschrocken wie nur je einer war, […]“[1] 


Diese Worte erreichten Arthur Schnitzler am 14. Mai 1922 anlässlich seines  sechzigsten Geburtstags. Sie stammen von niemand geringerem als dem von ihm geschätzten und weithin berühmten Psychoanalytiker Sigmund Freud. Sie zeugen von einer Hochachtung und einem Respekt vor einem Mann der als promovierter Mediziner und praktizierender Arzt zwar unweigerlich präzise Kenntnisse vom Körper und der Psyche des Menschen haben musste, als Literat aber trotzdem erstaunlich tiefe Einblicke in die Psyche seiner Protagonisten gibt.

Schnitzlers Monolognovelle Fräulein Else besticht dadurch, dass sie sowohl  psychologische Charakterdarstellung als auch gesellschaftskritische Studie ist und dem Leser gleichzeitig die Konfliktlösung der jungen Heldin als auch Kritik an der Wiener Gesellschaft um die Jahrhundertwende präsentiert.     


1. 1 Hintergrund

Als Fräulein Else im Oktober 1924 zunächst in der Neuen Rundschau und dann als Buch veröffentlicht wird, ist Arthur Schnitzler bereits 62 Jahre alt. Zeitgenössische wie spätere Leser haben sich oft die Frage gestellt, wie es einem Mann im fortgeschrittenen Alter gelingen kann, so tief in das Seelenleben einer 19jährigen einzudringen.

Somit wurde und wird oft versucht, seine Biographie zu durchforsten um Personen und Fakten aufzuspüren welche ihn bei seiner Arbeit an Fräulein Else inspiriert und beeinflusst haben. Ein wichtiger Bezugspunkt dabei ist seine Familie: Schnitzlers einzige Tochter Lili leidet, verstärkt noch durch die Scheidung ihrer Eltern, unter Labilität und psychischen Verstimmungen und muss wegen ihres  Essverhaltens kurzzeitig in einem Sanatorium untergebracht werden.

Schnitzler selbst stellt als Diagnose eine leichte Form von hebephrener Schizophrenie und macht sich Sorgen. 1928, noch keine zwanzig Jahre alt, wird Lili sich das Leben nehmen. Für ihren Vater, der sich ohnehin Vorwürfe macht weil er weiß, dass die schwierige familiäre Lage seiner Tochter schwer zusetzt, ist das ein Schock. Ein weiteres Frauenschicksal welches Schnitzler beschäftigt ist das seiner Bekannten Else Singer.

Sie erzählt Schnitzler von ihrem Selbstmordversuch.[2] Darüber hinaus gibt es noch die Annahme, dass auch Stephi Bachrachs Suizid Schnitzler beeinflusst hat. Schnitzler, gefangen in seiner unglücklichen Ehe zu Olga, soll in die junge Stephi sehr verliebt gewesen sein. Fest steht, dass Else und Stephi Parallelen aufweisen: aufgewachsen in einer wohlhabenden Familie, plötzliche große Finanzsorgen des Vaters, Selbstmord in jungen Jahren durch Veronal.[3] 

Der Autor selbst scheint die Versuche seiner Mitmenschen, Gemeinsamkeiten zwischen Realität und Fiktion herzustellen, nicht gern gesehen zu haben. Er hielt dazu fest: „Selbstverständlich wird man Züge des ‚Fräulein Else’ bei manchen Wesen wieder finden, die man gekannt hat, und ich selbst könnte mehr als ein weibliches Geschöpf nennen, von dem ich für die Figur der ‚Else’ zum Teil bewußt, zum Teil unbewußt, Züge geborgt habe.“[4]


1.2 Inhalt und Form

Elses Vater, ein jüdischer Anwalt, droht der Bankrott und die Inhaftierung, da er Mündelgelder veruntreut hat. In einem Brief bitten er und seine Frau die in einem Ferienort weilende Tochter inständig um Hilfe. Sie möge den reichen Kunsthändler von Dorsday um dreißigtausend (später auf fünfzigtausend .....[Volltext lesen]

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Ein weiterer Punkt der die beiden trennt ist der, dass Traumsymbole bei Freud häufig erotische Deutungen erfahren, diesen Auslegungen steht Schnitzler kritisch gegenüber.[8]

An seine Tochter Lili schreibt er am 29.10.1927:  „Ich denke du hast eine neuere Ausgabe der Traumdeutung gelesen; - ich vor bald 30 Jahren die allererste; - damals hatt’ ich (und habe heute noch) manche Bedenken (womit ich Freuds Größe nicht anzuzweifeln gedenke. -)“[9] 

Freuds Begeisterung für die Gemeinsamkeiten zwischen ihm und dem Literaten spricht deutlich aus folgenden Zeilen eines Briefes an Schnitzler vom 14. Mai 1922.

    “[…] Ihr Ergriffensein von den Wahrheiten des Unbewußten, von der Triebnatur des Menschen, Ihre Zersetzung der kulturell-konventionellen Sicherheiten, das Haften Ihrer Gedanken an der Polarität von Lieben und Sterben, das alles berührte mich mit einer unglaublichen Vertrautheit.“ [10]


Schnitzler übernimmt nicht einfach Freuds Gedanken von einem Es, einem Ich und einem Über-Ich, er erweitert diese Theorie und spricht von Halbbewusstsein, Mittelbewusstsein und einem flukturierenden Zwischenland das zwischen bewusst Wahrgenommenem und allem Unbewussten läge.[11]


2. Der Konflikt

Die Probleme die in Fräulein Else behandelt werden sind die der Erpressung und des Zwangs. Elses Eltern nutzen das Abhängigkeitsverhältnis und die emotionale Bindung die zwischen ihnen und ihrer Tochter herrscht. Indem sie Else darlegen, dass der Vater sich aufgrund der erlittenen Schmach und aus Angst vor dem Gefängnis umbringen würde schaffen sie es, die junge Frau emotional zu erpressen.

Dass Dorsdays Angebot Else, die ja ständig in exhibitionistischen Phantasien schwelgt, in eine tiefe Krise stürzt verwundert zunächst. Er möchte sie eine Viertelstunde lang nackt betrachten können, entweder in seinem Hotelzimmer oder auf einer Lichtung im nahe gelegenen Wald.  Warum sträubt sich Else so sehr? Der Grund ist der, dass sie selbst bestimmt handeln will und sich eben in der Rolle der Kontrollierenden gefällt.  Dass sie in ihrer Phantasie nackt auf dem Balkon steht oder sich unbekleidet auf den Stufen vor ihrer Luxusvilla räkelt und jederzeit von fremden Männern betrachtet werden kann,  passt in dieses Bild der autonomen, unabhängigen Frau, die ihre Attraktivität und Erotik nach Belieben einsetzt.

Hierbei liegt die Entscheidung was sie zeigt bei ihr selbst. Der große Unterschied ist der, dass sie sich hier keinem Zwang ausgesetzt sieht.

Sie kann davon ausgehen, dass Dorsday ihr nicht zunahe käme wenn sie sich in sein Zimmer bzw. sich allein mit ihm in den Wald begäbe. Aber sie müsste sich gezwungenermaßen vor einem Mann ausziehen den sie verabscheut und in dem sie eine Bestie sieht. Dafür sprechen die negativen Tierbezüge wie „Esel“[12] oder seine „Kalbsaugen“.[13]

„Alle Bestien sind losgelassen“[14] ist ihr Ausruf als sie erkennt, dass Dorsday nach ihrem Zusammenbruch sich dem Krankenzimmer nähert. Sätze wie „[…] sympathisch ist er nicht. Schraubt sich künstlich hinauf.“[15] und „Widerlicher Kerl. Ich hasse ihn. Alle Menschen hasse ich. Muss es gerade Dorsday sein?“[16] illustrieren Elses Abscheu und Verachtung. 


3. Individuelle Konfliktlösung

3.1 Rebellion

Welche Möglichkeiten der Reaktion hat Else nun?  Sie nennt die Idee, sie zu Dorsday zu schicken, zunächst „[i]rrsinnig“[17] und ärgert sich, dass der Vater die Familie schon wieder in so große finanzielle Schwierigkeiten gebracht hat („Immer diese Geschichten! Seit sieben Jahren!“[18]). Daraufhin schweifen ihre Gedanken zunächst ab und sie denkt an den teuren Neujahrsempfang den ihre Eltern, obwohl in wirtschaftlich.....

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Aber nachdem sie tatsächlich mit Dorsday gesprochen hat und weiß, was dieser von ihr verlangt,  erlebt sie einen intensiven Tagtraum auf einer Bank am Waldesrand, in der Nähe des Hotels. Sie hat Visionen von der Verarmung ihrer Mutter und ihr selbst („Wir haben ja kein Geld. Keiner leiht uns was.“[25]) und vom Tod bzw. Selbstmord ihres Vaters:

   „Und wenn das Geld nicht kommt, so bringt er sich um. Natürlich bringt er sich um. Er wird sich doch nicht einsperren lassen. Untersuchungshaft, Verhandlung, Schwurgericht, Kerker, Sträflingsgewand. Nein, nein! Wenn der Haftbefehl kommt erschießt er sich oder hängt sich auf. Am Fensterkreuz wird er hängen.“[26]


Da sie ein Loch im Strumpf hat friert es sie am Fuß. Dieser äußere Sinnesreiz wird in ihrem Tagtraum zu einem bedeutungsvollen Traumsymbol umgewandelt: eine Schlange die sie beißt. Wollte man dieses Traumsymbol nach Freud deuten, so käme man auf einen eindeutig sexuellen Kontext. Eine mögliche Interpretation wäre dann die, dass Else Angst hat vor den Forderungen, die Dorsday an ihren Körper stellt.

Hat Else, die noch Jungfrau ist, also Angst vor der Verführung durch die Schlange?  Elses Tagträume und Halbschlafbilder dürfen nicht verwechselt werden mit den Träumen eines fest Schlafenden. Es sind „Hypnagoge, zum Traum führende, aber in dessen Symbolwelten noch nicht angelangte Bilder […]“[27] 

Else will ein Leben in dem sie frei entscheiden kann, eben auch was ihren Körper angeht. Dafür spricht das Bild von den beiden jungen Menschen im Kahn die sie, nackt auf ihrem Balkon, vom See aus betrachten können, denn diese Vorstellung bereitet Else größten Genuss: „Ich war wie berauscht. Mit beiden Händen hab ich mich über die Hüften gestrichen und vor mir selber hab ich getan als wüßte ich nicht, daß man mich sieht.“[28] Auf der anderen Seite aber fürchtet sie ausgenutzt zu werden und ihre Reinheit zu verlieren.

In ihrem Tagtraum verleiht sie ihrem Zwiespalt Ausdruck mit dem Wunsch: „Aber ich verkaufe mich nicht. Ein Luder will ich sein, aber nicht eine Dirne.“[29] Sie weiß um die Ausweglosigkeit ihrer Situation und macht klar, dass sie ihre Rettung im Tod sieht. Im Laufe der Ereignisse erlebt Else Bilder von ihrer Entblößung, ihrem Selbstmord und ihren Liebhabern. Die Krise um die Erhöhung der Geldsumme verstärkt ihre Tendenz zum Erleben von Tagträumen in denen die gesellschaftlichen Konventionen doch bestehen bleiben und die allesamt um die Themen E.....

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In seiner 1914 publizierten Arbeit  Zur Einführung des Narzißmus bezeichnet Freud den Narzissmus als  „libidinöse[n] Strebungen […] die nicht auf Objekte, sondern aufs Ich gerichtet sind.“[37],  „eine[r] aufs Ich zentrierte[n] Libido“.[38]  


3.4 Resignation

Schließlich gibt es die Leseweise, dass Else mit Passivität und Resignation auf den Konflikt reagiert. Ihre Todesvisionen ziehen sich durch die Novelle und da sie begreift, dass es aus ihrer Situation keinen Ausweg gibt wird ihre Todessehnsucht nur größer. „Ich werde mich auch umbringen. Eine Schande dieses Leben.

Am besten wär’s, sich diesen Felsen hinunterzustürzen und aus wär’s.“[39]  Sie weiß, wie sehr ihr Leben vom schönen Schein geprägt ist. Ihr Urlaub ist nur möglich, da ihre Tante, die ihr ohnehin nicht emotional verbunden ist, großzügig Geld dafür gibt. Sie ist der Meinung, sich ohnehin nie verlieben zu können, als Tochter eines Betrügers keinen Ehemann zu finden und dass auf ihre Familie ohnehin kein Verlass ist.

Somit verlässt Else der Lebensmut und sie stellt sich eine ihrer Meinung nach ausreichende Menge Schlafmittel bereit. Elses Feststellung „Wenn man einmal so weit ist wie ich, dann ist alles ganz egal.“[40] braucht keine weiteren Erklärungen: am Ende angekommen gibt es für sie nicht die Option weiterzuleben wie bisher.


4. Gesellschaftskritische Momente

Schnitzler nutzt das Stilmittel der Ironie um sich in seiner 1900 erschienenen Novelle Lieutnant Gustl kritisch zum österreichischen Militär, speziell dem geltenden Duellzwang, und dem Ehrenkodex zu äußern. Eine Aussage wie „[…] ich weiß, dass ich satisfaktionsunfähig bin, darum muß ich mich totschießen.“[41] beweist, wie sehr Gustl sein eigenes Gewissen ausschaltet und nur darum bemüht ist seine Ehre als Mitglied des Militärs aufrecht zu erhalten.

Er definiert sich nicht als Individuum sondern als Soldat und Leutnant, dies bringt ihn dazu nach einer erlittenen Beleidigung den Entschluss .....

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Bei Schnitzlers Aphorismen über die menschliche Natur fällt auf, dass Begriffe wie Verantwortung und Pflichtbewusstsein eine ebenso große Wichtigkeit haben wie etwa Individualität und Selbst.  Er vertritt die Auffassung, dass ein Handeln zum Wohl der Gesellschaft dem Einzelnen Befriedigung und eine Art von Entfaltung bringen kann.

Seine Idealvorstellung vom Leben des Menschen geht dahin, dass jeder zwar aktiv werden kann für das Wohl der Allgemeinheit, dennoch aber seine Individualität behält. Jeder Mensch ist Teil einer Einheit, trotzdem aber seinem eigenen Gewissen verpflichtet. Dies ist in seinen Augen Lebenskunst.[45]

Diese Lebenskunst bedeute folgendes: „Die besonderen Gesetzte seines Wesens den allgemeinen der Natur, des Staates und der Gesellschaft unterzuordnen und sein ureigenes Selbst über ihnen allen zu behaupten zu wissen.“[46]

 

4.1 Materialismus und Arroganz

„Ich wär zu einem sorgenlosen Leben geboren. Es könnt so schön sein“[47] Diese Äußerung gehört zu Elses Hoffnung auf ein finanziell abgesichertes Leben in Wohlstand. Phantasien als Frau eines Gutsbesitzers reihen sich an Vorstellungen von einem Luxusleben in einer Villa am Meer oder in Amerika. Else spielt Tennis, hat Freude daran im Pelzmantel vor dem Spiegel zu flanieren und schwärmt von „köstlichen Seidenstrümpfen“[48] und „Nachthemden mit Spitzen“[49].

Sie genießt ihre Ferien in einem italienischen Berghotel und weiß doch seit Kindertagen, dass es immer wieder Probleme um die Finanzen der Eltern gab. Sie spöttelt, dass ihre wohlhabende Tante wohl fürchtet, dass sie es, als „arme Verwandte“[50], auf deren Sohn Fred abgesehen haben könnte.

Als sie über das Liebesleben ihres Bruders nachdenkt kommt sie zu dem Schluss, dass dieser sich zwar eventuell mit einer seiner Liebschaften verlobt haben könnte, wohl aber doch „zu gescheit“[51] sei, sich mit einem unbedarften Mädchen einzulassen. Elses Ansichten zeugen nicht nur von einer gewissen Oberflächlichkeit, sie sind auch Ausdruck vom am Luxus orientierten Konsumdenken ihrer Zeit geprägt.

Elses Überlegung, dass sie eventuell mehr als Sympathien für Fred empfände, wenn er eleganter wäre schließt mit der Feststellung   „Ich bin ja doch ein Snob“.[52] 

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Dorsday aber genießt es sich eines Vokabulars zu bedienen das an romantische Dichter erinnert, wenn er zu Else sagt, er wolle „eine Viertelstunde dastehen dürfen in Andacht vor Ihrer Schönheit.“[60] und “das Sternenlicht wird Sie herrlich kleiden[61]. Er verfällt dann sofort wieder in einen bestimmenden, überheblichen Ton wenn  er, Else hat ihn gerade angespuckt, anordnet: „Nach dem Diner werden Sie mir gütlichst ihre Entscheidung kundtun.“[62]


4.2. Das Prinzip der Versorgungs- oder Vernunftehe

Bevor man Schnitzlers Novelle in Bezug auf die Ehe untersucht bietet es sich an, Schnitzlers Eigenaussagen zu Beziehungen zu interpretieren. „Die Ehe ist die Schule der Einsamkeit. Aber man lernt nicht genug in ihr.“[63] Diese Feststellung verwundert, wenn man sich bewusst macht, dass Schnitzler dem Engagement für die Gemeinschaft und der uneigennützigen Hilfe für andere einen so hohen Stellenwert beimisst.

Obwohl er die Auffassung vertritt, dass der Einzelne nicht  erkannt wird wenn man ihn nicht in Beziehungen zu anderen sieht, bringt er gegen die Beziehung zwischen Frau und Mann viel Skepsis auf und schreibt: „Das Beste, was Liebende im Laufe der Zeit einander werden können, das ist: Surrogate ihrer Träume oder Symbole ihrer Sehnsucht.“[64]

Die Ursache für dieses Misstrauen könnte darin liegen, dass er der festen Überzeugung war, es gäbe unabänderliche Unterschiede in der weiblichen und männlichen Psyche bzw. zwischen der weiblichen und männlichen Auffassung der Natur.[65]

Dies illustriert folgendes Zitat: „Die Frauen sind zugleich naturgebundener und sozial bedingter als die Männer, dies ist der Widerspruch, in dem die Problematik der meisten Liebesbeziehungen begründet ist.“[66]

Mehrere Stellen deuten an, dass Else liebevolle Gefühle für ihren Cousin Paul hegt, dies aber nicht zugeben will. („Aber gut sieht er aus -  mit dem offenen Kragen und dem Bösen-Jungen-Gesicht.“[67] „Fred ist mir sympathisch, nicht mehr“[68]) Sie ist eifersüchtig auf Cissy, einer verheirateten Frau mit der Fred gern seine Zeit verbringt und stellt fest, „Daß sie was miteinander haben, Cousin Paul und Cissy Mohr, darauf schwör ich.

Nichts auf der Welt ist mir gleichgültiger“[69]. Sir resümiert: „Ich kann die Cissy nicht leiden.“[70] Nur manchmal erlaubt sie sich, in ihrem Interesse an Paul konkreter zu werden. Dann kränkt es sie fast, dass er sich ihr nicht so nähert .....

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Quellen & Links

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