Arnica montana – Die Betrachtung als Heil- und
Nutzpflanze
Arncia montana ist eine mehrjährig, krautige Pflanze, die im
ersten Jahr eine bodenständige Blattrosette ausbildet. Im zweiten Jahr wächst
die Blüte an einem rötlich behaarten Blütenstängel empor. Die Blätter sind länglich
verkehrt eiförmig und ebenfalls behaart. Neben der Blattrosette findet man
meistens noch ein bis zwei gegenständig Blätter am Stängel.
Die Pflanze erreicht eine durchschnittliche Höhe von 20-60cm
zur Blütezeit (Mai – August
Die Blüte stellt einen Blütenkorb dar, bei dem peripher
Zungenblüten (meist weiblich) und zentral Röhrenblüten (zwittrig) zu finden
sind. Eine Symmetrie lässt sich nicht feststellen, eher wirken die Hochblätter
zerzaust.
Arnica montana ist eine sehr bodenanspruchsvolle Pflanze,
die bevorzugt auf sandig, humushaltigen Böden, bis in eine Höhe von 2800m
innerhalb Europas, vorkommt. Man findet sie häufig in kleinen Rudeln
zusammenstehend. In Deutschland sowie in anderen europäischen Ländern, steht
sie unter Naturschutz.
Arnica montana findet in der Geschichte im 14. Jahrhundert
ihre ersten Anwendungen. Sie wurde bei Verletzungen und Lähmungen verwendet. Später
taucht sie unter anderem in Goethes medizinischen Anwendung (1823) auf, der die
Blüte und deren Wirkstoffe, in Form von Tee bei Herzkrämpfen zu sich nahm.
Nach 1945 geriet die Pflanze immer mehr in Vergessenheit,
aufgrund ihrer Intoxizitätszuständen bei falscher Anwendung.
Die Inhaltsstoffe wurden erst im späten 20. Jahrhundert
analysiert und nach und nach, auf medizinische Relevanz überprüft. Dieser
Vorgang dauert bis heute an. Insgesamt geht man von 24 medizinisch Relevanten
Stoffen aus. Dazu gehören u.a. Helenalin (Sesquiterpenlactone), Thymol
(Terpen), Inulin (Polysaccharid) und Astralgin (Flavonol).
Helenalin zeigt in der Anwendung eine anthelminthische,
antibiotische sowie eine aggregationshemmende Wirkung. Jedoch wirkt es auch
allergisierend und toxisch.
Thymol weißt im Körper, gleich wie Inulin, entzündungshemmende
Eigenschaften auf. Astralgin wirkt immunstimmulierend.
Studien in Bereichen der Sport- und Zahnmedizin sowie der
Chirurgie und Orthopädie überprüfen den Wirkungsgrad von Arnica montana. Diese
Studien sind schwierig zu beurteilen, da die Rahmenbedingungen variieren. Manch
Studie bestätigt den positiven Einfluss auf postoperative Komplikationen oder
verkündet einen Nachweis der Abschwellung beim Einsatz von potenzierter Arnica
montana (Kulmbach-Studien), andere stellen überhaupt keine Wirkung fest.
Belegt ist aber, dass die innere und intravenöse Applikation
zu Toxizitätszuständen führen kann. Die Folgen von zu hohen Potenzierungen sind
Blutdruckssteigerung, Übelkeit, Erbrechen, allergische Schocks bis hin zum
Herzstillstand.
Arnica montana findet heute Anwendung in Phytotherapie, Homöopathie
sowie in der Kosmetikindustrie. Die Verwendungszwecke beschränken sich hauptsächlich
auf äußere Anwendungen wie Verstauchungen, Blutergüsse,
rheumatische Muskel- und Gelenkbeschwerden aber auch Zahnfleischserkrankungen.
Man findet die Pflanze in Form von
Arnika-Tinkturen, Arnika-Salben aber auch als Zusatzstoffe für gewöhnliche
Gesichtscremes und Zahnpasten.
Die Exportländer, die den Bedarf an Arnica montana von
Deutschland (50t Trockengewicht) decken, sind Rumänien, Spanien, Serbien,
Italien, Kroatien und die Schweiz.
Der Bedarf beschränkt sich auf die Blüten der Pflanze, in
der sich die meisten Inhaltsstoffe befinden.
Geerntet wird die Pflanze in Form von mehr oder weniger
kontrollierten Wildsammlungen, da sich die Kultivierung als erstaunlich schwierig
darstellt.
Ein Kilo getrockneter Blüten entspricht einem Gewicht von
ca. fünf bis sechs Kilo frisch gepflückten Pflanzen.
Der Preis von einem Kilo getrockneter Blüten beläuft sich
auf ca. 70 Euro.
In Deutschland sind ca. 1762 Produkte erweblich die Arnica
montana beinhalten, wovon 107 verschreibungspflichtige Medikamente
sind.
Aufgrund des sich steigernden Bedarf, wird Arnica montana
immer mehr zum gefragten Rohstoff.
Die Kultivierung erweist sich aber, wie bereits erwähnt, als
außerordentlich schwierig.
Arnica montana verschwindet in den letzten Jahrzehnten immer
mehr aus unserem Landschaftsbild.
Die zunehmende Intensivierung von Wiesen beeinflusst die
Bestandsdichte sehr stark.
Einmaliges Stickstoffdüngen einer Wiese wirkt so toxisch auf
die Pflanze, dass diese die Wiese für Jahrzehnte nicht mehr besiedeln kann.
Die Pflanze muss daher in immer höhere Gebiete abwandern, in
denen extensive Weidewirtschaft betrieben wird.
Dies lässt sich aber nicht nur in Deutschland, sondern auch
in anderen europäischen Ländern beobachten.
Der Versuch anderer Arnica Arten zu kultivieren gelingt
zwar, wird aber aufgrund der abweichenden Inhaltsstoffzusammensetzung von
Produkterzeugern weitgehend abgelehnt.
So entstehen also Nachhaltigkeitsprojekte von großen Arnica montana
Abnehmern, um den fortwährenden Import zu sichern, sowie die Arbeitsbedingungen
für Pflücker zu verbessern.
Extensive Weidewirtschaft, Verhinderung von Verbuschung
sowie neue Züchtungen sind hier Schlagworte der Projektführung.
Im Jahr 2001 wurde Arnica zur Arzneipflanze des Jahres gewählt.